Ich nicht weiß-mein Vater,wir und die Demenz
Unter Tränen gelacht
Ich war gespannt auf dieses Hörbuch, da ich Jahre zuvor auch schon Demenz in der eigenen Familie erleben konnte.
Frau Tietjen erzählt ohne zu beschönigen, die guten und die schlechten Erlebnisse mit ihrem ...
Ich war gespannt auf dieses Hörbuch, da ich Jahre zuvor auch schon Demenz in der eigenen Familie erleben konnte.
Frau Tietjen erzählt ohne zu beschönigen, die guten und die schlechten Erlebnisse mit ihrem zunehmend dementen Vater in seinen letzten zweieinhalb Jahren. Man mag Borchard Schniewind sofort. Er ist ein sehr netter gebildeter Mann, der als Architekt tätig war. Freundlich bleibt er bis zu letzt. Man kann noch richtig dazu lernen. Diese Gedichte, die er liebend gerne rezidiert, konnte ich auch mal. Ob ich das heute noch könnte? Es wwerden sehr schön die Anfangsschwierigkeiten erklärt, die man eigentlich noch gar nicht richtig wahr haben will. Auch das Problem ausländische Haushaltshilfe kommt vor. In Herrn Schniewinds Fall sind es zwei Lettinnen, deren "Deutsch" er übernimmt. "Ich nicht weiß" zieht sich durch die ganze Zeit und wirkt irgendwie drollig. Auch sonst ist er ein sehr lustiger Kerl geblieben. In Anlehung an seinen Beruf, sagt er gerne Reißbrett-Scheißbrett und grinst in sich hinein. Bald geht das aber auch nicht mehr mit den Lettinnen und Frau Tietjen und ihre Schwester sehen sich gezwungen, sich nach einem Seniorenheim umzuschauen. In Hamburg landet der Herr Schniewind schließlich in einem sehr netten Heim. Bettina besucht ihn jeden Tag und man erfährt so manches über Heime, gute und schlechte Pfleger. Im Heim geht es lustig zu, es wird viel gefeiert.
Irgendwann dreht das Schicksal den Spieß um und es geht nicht mehr so gut. Bettina und ihr Vater machen eine Odysse durch die Krankenhäuser, da er immer wieder an Lungenentzündungen leidet. Eines Tages stehen sie vor der Frage nochmal Leben
verlängern mit Antibiotika oder einfach nur ein Schmerzmittel.
Alles in Allem sehr sehr beeindruckend wie Frau Tietjen ihre Schwierigkeiten und die der Familie beschreibt, vom ersten Schlag "Diagnose Demenz" bis zuletzt. Als Laie erfährt man einiges, was im Umgang mit Dementen besser vermieden wird oder auch, was immens wichtig ist. Man kriegt ansatzweise ein Gefühl für die Arbeitslast des Pflegepersonals.Gut fand ich auch, daß sich in Herrn Schniewinds Heim mit den Dementen immer beschäftigt wurde.
Ich denke aber auch, daßein gutes Pflegeheim immer auch vom Geld abhängig ist. In jeder Hinsicht, ob es jetzt die Bezahlung des Personals angeht oder auch wie teuer die Pflegeplätze sind. Die wirklich guten können sich denke ich nur wenige Leute leisten. Das Gros muß froh sein, wenn es überhaupt unterkommt.