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Veröffentlicht am 17.04.2025

Gastfreundschaft

Lyneham
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Mit seiner Familie kommt der zwölfjährige Henry Meadows auf dem erdähnlichen Planeten Perm an. Auf der Erde konnten die Menschen nicht mehr überleben. Nur die Privilegierten konnten die Reise antreten. ...

Mit seiner Familie kommt der zwölfjährige Henry Meadows auf dem erdähnlichen Planeten Perm an. Auf der Erde konnten die Menschen nicht mehr überleben. Nur die Privilegierten konnten die Reise antreten. Die Ankunft auf Perm gestaltet sich etwas holprig und die Landung erfolgte auf nicht genau am angepeilten Zielort. Zum Glück schaffen es Henry, sein Vater, seine Geschwister Chester und Loy ins Biom. Die Atmosphäre ihrer neuen Heimat ist nicht perfekt für die Gesundheit. Zum Glück können sich dekontaminieren lassen. Und doch merken die Neuankömmlinge schnell, dass auf Perm einiges anders läuft als erwartet.

Die Menschheit hat es also geschafft, den Planeten Erde für Menschen unbewohnbar zu machen. Dabei schien die Erderwärmung überwunden. Etwas lief jedoch schief gelaufen. Zum Glück stand das Konzept der Bilome schon. Leider war Henrys Mutter nicht mit dem selben Raumschiff unterwegs als der Rest der Familie. Besonders Loy, die jüngste der Geschwister, hatte gehofft ihre Mutter bei der Ankunft in die Arme zu schließen. Loy beginnt mit der Suche. Henry hat noch viel mit seiner Dekontamination zu tun und Chester ist irgendwie mit dem Kopf in den Wolken. Die seltenen Begegnungen mit Noah Rayser, der das Ganze entwickelt hat, lassen ein ungutes Gefühl zurück.

Die Menschheit zeigt hier, wie sie es geschafft hat, die Erde kaputt zu machen. Und wie immer sind es die Begüterten und Privilegierten, die die Flucht antreten können. Auf dem neuen Planeten soll alles besser laufen. Also Henry und seine Freunde ankommen, gibt es schon erste Risse in der Fassade. Und es gibt wieder einen, der das Sagen hat. In Rückblenden erfährt man wie die Geschichte auf Perm verlaufen ist. Zwei Handlungsstränge, die quasi aufeinander zu laufen. Und man erlebt mit, wie die Menschen es schaffen, auch ihre neue Heimat negativ zu beeinflussen. Rücksicht auf andere wird nicht genommen. Das Vergehen der einheimischen Natur wir zum Wohle der Menschen in Kauf genommen. Und es wirkt, als würden sie wieder nur Müll hinterlassen. Berichtet wird das Meiste von Henry, der mit seiner Kinderklugheit einiges an Schärfe nimmt. Mit seinem Roman hält der Autor einem einen Spiegel vor, in dem man nicht unbedingt gut wegkommt. Eine düstere und überraschende Dystopie. Gerade die Düsternis findet sich auch in der Gestaltung des Umschlags wieder.

Veröffentlicht am 13.04.2025

Digger

Shadowman
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Michael Digson, genannt Digger, arbeitet als Forensiker. Doch nun ist seine Lage mal wieder nicht so toll. Seine Kollegin bei der Polizei Camohas Miss Stanislaus hat in Notwehr, auch um ihm das Fell zu ...

Michael Digson, genannt Digger, arbeitet als Forensiker. Doch nun ist seine Lage mal wieder nicht so toll. Seine Kollegin bei der Polizei Camohas Miss Stanislaus hat in Notwehr, auch um ihm das Fell zu retten, jemanden erschossen. Und nun wird sie verdächtigt, den Typen ermordet zu haben. Es soll eine Untersuchung stattfinden und Miss Stanislaus muss den Polizeidienst möglicherweise verlassen. Gleichzeitig scheint sich auf der Insel ein Drogenkrieg zu entwickeln. Digger hat also alle Hände voll zu tun. Allerdings weiß er nicht, wem er vertrauen kann. Durch seine gewiefte Art findet er mitunter Dinge schneller heraus und mit seinen Fähigkeiten kann er für manche Kollegen durchaus zur Gefahr werden.

Im zweiten Band um Michael (Digger) Digson und Miss Stanislaus, die auf einer Insel der kleinen Antillen ermitteln. Obwohl man es meinen könnte, geht es auf diesem Inselparadies nicht so paradiesisch zu. Digger und seine Kollegen gehören zu einer Einheit, die quasi undercover arbeitet. Ihr Chef hat sie mehr oder weniger von der Straße aufgelesen. Ihre Vergangenheit macht sie zu besonderen Polizisten. Das passt ihren Kollegen nicht so gut in den Kram. So müssen Digger und Miss Stanislaus nicht nur gegen das Verbrechen kämpfen, sondern auch gegen Gefahren, die ihnen von innen drohen.

Wieder findet man sich bei dem Setting dieses Kriminalromans auf den kleinen Antillen wieder. Das ist ein spannendes Setting, allerdings bei weitem nicht so lieblich wie bei Death in Paradise. Hier geht es viel um korrupte Bullen, die häufig nur ihren eigenen Vorteil sehen. Da sind Digger und seine Kollegen eine löbliche Ausnahme. Und das bedingt geradezu, dass sie bedroht werden. In diesem Zweiten Fall der beiden Protagonisten wird dieser Rahmenhandlung etwas zu viel Raum gegeben. Dadurch entsteht die Gefahr, dass man den Fall aus den Augen verliert. Dieser hat seine spannenden Momente und ist sehr geschickt zusammengestrickt. Die Zusammenarbeit von Digger und Miss Stanislaus ist wirklich toll, obwohl beide mit ihren inneren Problemen zu kämpfen haben.

Veröffentlicht am 11.04.2025

Das Japanische Rätsel

Invictum
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Seit einem Unfall ist Mike Brink mit einer Inselbegabung gesegnet, wenn man das so sagen will. Nicht in jedem Moment ist er darüber glücklich. Er hat ein fotografisches Gedächtnis und er kann jedes Rätsel ...

Seit einem Unfall ist Mike Brink mit einer Inselbegabung gesegnet, wenn man das so sagen will. Nicht in jedem Moment ist er darüber glücklich. Er hat ein fotografisches Gedächtnis und er kann jedes Rätsel lösen. Doch manchmal ist das Lösen von Rätseln wie ein Zwang und es reibt Mike auf. Als die Japanische Herrscherfamilie bittet, die Drachenrätselbox zu entschlüsseln. Mike kann nicht widerstehen, denn an der Lösung hängt das Schicksal der Kaiserlichen Familie. Doch scheint die Mission zunächst nicht unter einem guten Stern zu stehen. Ein enger Vertrauter Brinks stirbt und seine gute Freundin Rachel darf nicht mit ihm im herrschaftlichen Privatjet nach Japan fliegen.

In diesem zweiten Teil der Thriller um den genialen Rätsellöser Mike Brink. Diesmal verschlägt es ihn nach Japan, für viele ein unbekanntes Land. Auf Rachels Hilfe muss er zunächst verzichten. Das aktuelle Rätsel kann nur im Jahr des Drachen gelöst werden und auch das nur zu einer bestimmten Zeit. Mike ist nicht der Erste, der es versucht. Seine Vorgänger sind irgendwie verschwunden, wie Recherchen ergeben wahrscheinlich tot. Doch durch die Nachforschungen bieten auch den Anfang einer Lösung, einen Hinweis, wie Mike das Rätsel überleben könnte. Allerdings taucht dann auch ein alter Widersacher auf.

In diesem Roman geht es um ein spannendes Rätsel und auch um die Geschichte der Japanischen Herrscherfamilie. Allerdings tritt das Rätsel ein wenig in den Hintergrund, während die Historie eher ausschweifend erzählt wird. Auch Rachel ist nicht so eingebunden wie im vorherigen Buch. Mit der jungen Sakura, die sowohl in Japan als auch in den USA aufgewachsen ist, bekommt Mikes kleines Team eine besondere Verstärkung, denn er selbst kennt sich mit den Gebräuchen in seinem Gastland nicht besonders aus. Die Story ist wohl etwas langsam erzählt, aber dennoch klug konstruiert mit einem Schluss, der für Mike eine Hoffnung bringt, und den Leser zumindest einen weiteren Band der Reihe erwarten lässt.

Das Cover des Roman ist mit Blautönen unterlegt und passt im Stil zum ersten Band.

Veröffentlicht am 10.04.2025

Der Unbekannte

Der Mord in der Schlange. Inspector Grants erster Fall
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Es ist die letzte Vorstellung eines erfolgreichen Stücks in London. Die Menschen stehen Schlange, weil sie das nicht verpassen wollen. Es wird enger, je näher der Eingang rückt. Doch ein Mann sackt vor ...

Es ist die letzte Vorstellung eines erfolgreichen Stücks in London. Die Menschen stehen Schlange, weil sie das nicht verpassen wollen. Es wird enger, je näher der Eingang rückt. Doch ein Mann sackt vor dem Theater zusammen und Passaten, die ihm zur Hilfe eilen wollen, bemerken, dass da wohl jede Hilfe zu spät kommt. Der Mann ist tot und Inspector Alan Grant und seine Kollegen beginnen mit den Ermittlungen. Da der Tote nichts bei sich hat, was auf seine Identität hindeutet, ist es alles andere als einfach herauszufinden, um wen es sich handelt. Zeugenaussagen der Umstehenden ergeben erstmal wenig.

Dies ist der erste Band der Reihe um Inspector Alan Grant. Zuerst bereits im Jahr 1929 erschienen handelt es sich um einen klassischen Kriminalroman. Der Fall des Mannes, der umgebracht wird, während er in einer Schlange steht, ist schon etwas ungewöhnlich. Wegen der Enge fällt es auch nicht sofort auf. Das macht es den Polizeibeamten doch recht schwer. Und natürlich fragen sie sich auch, wieso die Etiketten aus der Kleidung des Toten herausgetrennt waren. Inspector Grant ist sofort klar, dass dieser Fall schwierig wird. Mit voller Kraft steigt er in die Nachforschungen ein.

Der Name Josephine Tey wurde in den letzten Jahren durch die Autorin Nicola Upson in Erinnerung gerufen, die Josephine selbst ermitteln ließ. Da liegt es nahe, sich auch mal an die Originalwerke Teys zu wagen. Sind schon die Erzählungen Upsons ruhig, schafft es Tey da noch einen drauf zu setzen. Inspector Alan Grant ist sehr zurückhaltend ohne großes privates Profil geschildert. Dafür gibt es lange Gedankenergüsse zu kleinsten Spuren, die sich mitunter als falsche Fährten erweisen. Die Idee zu dem Todesfall ist schon interessant und macht neugierig. Die weiteren Schilderungen sind in Teilen schon spannend. Immer, wenn es kleine Durchbrüche gibt. Viel führt dann leider zu nichts. Die Auflösung ist dann zwar sehr überraschend, fühlt sich aber so an, als ob irgendwo einfach die Luft abgelassen wird. Vielleicht sollte ein klassischer Krimi ein klassischer Krimi bleiben und man sollte die Erwartungen nicht allzu hoch schrauben. Wie gesagt immerhin ein toller Ansatz.

Veröffentlicht am 06.04.2025

Mit Elise

Und dann springen wir
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Daran stirbt man heutzutage nicht mehr. Den Gedanken mag Rosa nicht mehr denken, denn ihre Mutter Else ist trotzdem gestorben. Ihre Mutter war noch nicht alt und sie wollte immer mit Rosa zurückkehren ...

Daran stirbt man heutzutage nicht mehr. Den Gedanken mag Rosa nicht mehr denken, denn ihre Mutter Else ist trotzdem gestorben. Ihre Mutter war noch nicht alt und sie wollte immer mit Rosa zurückkehren nach Mostar, wo die beiden einen schönen Urlaub verbracht haben als Rosa dreizehn war. Und immer wollten sie zurückkehren und von der Brücke in Mostar springen. Und jetzt? Rosa entschließt sich noch einmal nach Mostar zu fahren. Nach der Trauerfeier verbringt sie etwas Zeit mit ihrem Vater und seiner neuen Familie. Sie hält es kaum aus und doch ist das jetzt ihre Familie, die sie herzlicher willkommen heißt als sie erwartet hätte.

Tragisch ist der relativ frühe Tod ihrer Mutter. Rosa, die zwar erwachsen, aber doch noch jung ist, fällt in tiefe Trauer. Auch wenn ihre Mutter Elise ein schwieriger Mensch war, die mit Problemen zu kämpfen hatte, so war sie doch ihre Mutter. Und Rosa vermisst ihre Mutter. Der Schmerz ist so groß. Mit ihrer Freundin Emma, die sie gerade erst kennengelernt hat, reist Rosa gen Osten, da wo die Wurzeln liegen. In Städte und Länder, die einen Krieg überstehen mussten. Für Rosa ist Elise immer gegenwärtig und spürbar.

Bei dem Titel und dem farbenfrohen Umschlagbild mit den Mandarinen denkt man vielleicht eher an eine heitere Geschichte. Ganz so ist dieser Roman dann nicht. Doch er hat eine berührende Erzählung zu bieten von Müttern und Töchtern, von Vätern, die gehen, von Familien, die gefunden werden. Und auch von der Trauer um die Mutter Elise, die viel zu früh starb. Nachdem die erste kleine Enttäuschung verflogen ist, freut man sich über diesen emotionalen Roman. Eine unerwartete kleine Perle, die in einem Erinnerungen weckt, die an Urlaub denken lässt und einen mit einem Lächeln zurücklässt. Hier gibt man gerne eine Leseempfehlung und wünscht diesem Debütroman eine größere Aufmerksamkeit.