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Veröffentlicht am 10.10.2023

Der künftige Partner

Im Zweifel für das Monster
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Partner in der renommierten Anwaltskanzlei werden, in der er angestellt ist, das ist der Traum von Daniel Becker. Der Dampfer-Fall ist seine Chance. Die Firma für den Vertrieb elektrischer Zigaretten und ...

Partner in der renommierten Anwaltskanzlei werden, in der er angestellt ist, das ist der Traum von Daniel Becker. Der Dampfer-Fall ist seine Chance. Die Firma für den Vertrieb elektrischer Zigaretten und die Liquids ist angeklagt, weil etliche ihrer Kunden gesundheitliche Schäden davongetragen haben. Allerdings gerät Daniels Streben nach dem Aufstieg in der Firma jäh aus dem Trott als Brett, der Nachmahr, vor dem er sich als Junge so gefürchtet hat, wieder in sein Leben tritt. Brett wird verdächtigt, einen Mord begangen zu haben. Nicht deshalb steht er vor Gericht. Und Das Gericht, vor dem er sich verantworten muss, ist auch etwas ungewöhnlich.

Der Monsteranwalt Daniel Becker hat hier seinen ersten Auftritt. Seine Karriereplanung ist klar, seine Ehe geschieden, seine Tochter Lucy sein ein und alles und wenn er mal ausfällig wird, hat er einen guten Grund. Nur die Sache mit Brett bringt echt einiges durcheinander. Nicht mehr der Dampfer-Fall ist das Wichtigste, sondern der rätselhafte Todesfall. Kann Daniel Becker Brett retten? Ohne seine Karriere zu zerstören? Kann er quasi auf zwei Hochzeiten tanzen? Immerhin ist sein Assistent Phil meist zur Stelle. An ihn kann er einige Arbeiten abschieden. Dennoch warten die Hyänen schon, die auf Daniels Position scharf sind.

Am Beginn dieses Urban-Fantasy Romans bekommt man den Eindruck, Daniel ist ein ziemlicher Idiot, oberflächlich, arrogant und faul. Kein Wunder, dass seine ehemalige Frau etwas Besseres gefunden hat. Dass er manchmal doch nicht der Schlechteste ist, merkt man erst an seinem Umgang mit den Monstern. Zwar muss Brett Daniel erst überzeugen. Aber als er dann hilft, gibt er wirklich sein bestes. Gerade weil Daniel zu Beginn nicht so sympathisch rüberkommt, fällt es manchmal etwas schwer weiterzulesen. Obwohl im weiteren Verlauf manche Dinge etwas kurz behandelt werden, wird die Geschichte um die Monster, die manchmal liebenswerter erscheinen als die Menschen, immer spannender und schlüssiger erzählt.

Dieser Monsteranwalt legt zwar keinen herausragenden Start hin, bietet aber dennoch einen unterhaltsamen Zeitvertreib in einem etwas anderen Seattle.

Veröffentlicht am 06.10.2023

Hochzeitsmmarsch

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam
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Vor einigen Monaten kam der Tod nach Marlow und inzwischen ist bei Judith, Becks und Suzie wieder Ruhe eingekehrt. Judith entwirft Kreuzworträtsel und ahnt nichts Böses als Sir Peter Bailey sie telefonisch ...

Vor einigen Monaten kam der Tod nach Marlow und inzwischen ist bei Judith, Becks und Suzie wieder Ruhe eingekehrt. Judith entwirft Kreuzworträtsel und ahnt nichts Böses als Sir Peter Bailey sie telefonisch bittet, zu seiner Party am Vortag der Hochzeit zu kommen. Warum? Er befürchtet, jemand könne ihm nach dem Leben trachten. Natürlich wird die Einladung angenommen. Suzie fungiert als Judiths Begleitung. Becks ist als Frau des Pfarrers sowieso anwesend. Doch es hilft alles nichts. Noch bevor Judith überhaupt mit Sir Peter sprechen kann, gibt es einen fürchterlichen Lärm und alle stürmen ins Arbeitszimmer des Bräutigams. Entsetzt müssen sie feststellen, dass Sir Peter tot unter einer schweren Vitrine liegt.

In seinem zweiten Fall hat der Mrs Potts Mordclub, haben die drei Frauen erstmal nur einen verstorbenen Bräutigam. Schließlich war der Raum in dem Sir Peter starb von innen verschlossen und alle, die man verdächtigen könnte, haben ein wasserdichtes Alibi. Ihre Freundin Tanika von der Polizei ist nicht überzeugt, dass es sich um einen Mord handelt. Doch der Mordclub um Judith, Suzie und Becks wäre kein Mordclub, wenn ihnen nicht doch ein paar Unstimmigkeiten auffallen würden. Und Tanika würde ja helfen, wenn nicht ihr ehemaliger Chef nach seiner Erkrankung an seinen Platz zurückgekehrt wäre und Tanika zu Hilfstätigkeiten verdonnert hätte.

Gerade am Anfang geht es wieder lustig zu zwischen den drei Frauen mit ihrem Drang zum Ermitteln. Judith, die Denkerin, Becks, mit überbordendem Wissen und die Praktikerin Suzie. Sie ergänzen sich perfekt. Und der Fall ist rätselhaft, denn ein Mord, wenn es denn einer ist, in einem geschlossenen Raum, ist nicht leicht zu lösen. Über dem komplizierten Todesfall geht das humorvolle, witzige Geplänkel zwischen den Frauen etwas verloren. Auch die kleinen persönlichen Erlebnisse oder Probleme finden kaum Erwähnung. Dafür konzentriert sich viel auf den wirklich fesselnden Fall und Judiths herausragende Kombinationsgabe hat ihren großen Auftritt. Schön zu lesender Cozy-Crime mit einem gewissen britischen Charme.

Veröffentlicht am 24.09.2023

Wiener Walzer

Tote tanzen keinen Walzer
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Frank und Bärbel heiraten, na endlich. Doch Loretta Luchs denkt, sie hört nicht richtig, auf Wunsch des glücklichen Paares soll ihre Clique von Freunden einen Tanzkurz besuchen. Ohne große Begeisterung, ...

Frank und Bärbel heiraten, na endlich. Doch Loretta Luchs denkt, sie hört nicht richtig, auf Wunsch des glücklichen Paares soll ihre Clique von Freunden einen Tanzkurz besuchen. Ohne große Begeisterung, um Bärbel und Frank nicht zu enttäuschen, macht Loretta mit. Und es kommt wie es bei Loretta kommen muss, vor aller Augen wird ein Kursteilnehmer erschossen. Das kann doch nicht wahr sein. Natürlich fangen Loretta, Dennis und Erwin an Fragen zu stellen. Der lebenslustige Christian und seine junge Lebensgefährtin Jenny wirkten einander zugetan. Wer sollte etwas, gegen den ehemaligen Unternehmer haben. Oder war jemand ganz anderes gemeint?

Ein letzter Fall für Loretta Luchs. An sich hatte der Tanzkurs ja einen schönen Anlass, auch wenn Loretta keine große Tanzmaus ist, war es ihr ein Anliegen Frank und Bärbel einen Gefallen zu tun. Und nun ist alles wie immer. Es gibt einen Toten und da Loretta nun direkte Zeugin ist, muss sie sich einfach eine eigene Meinung zu dem Geschehen bilden, ohne Kommissarin Küpper allzu sehr in die Quere zu kommen. Da Jenny durch ihren schweren Verlust keinen hat, an den sie sich wenden kann, nimmt Loretta sie erstmal unter ihre Fittiche. Ein guter Ansatz, um etwas herauszufinden, nicht?

Loretta, wie sie leibt und lebt, auch wenn sie selbst sagt, das es mal vorbei sein muss mit dem Ermitteln. Hier aber macht sie sich nochmal mit ihrer ganzen Routine und forschen Art ans Werk. Sie hat eine Menge gelernt in den letzten Jahren und Erwin, der pensionierte Polizist, hat immer gute Tipps für sie parat. Man freut sich für Bärbel und Frank, dass sie den Bund fürs Leben schließen. Und erlebt bei der Aufklärung des Falls ein paar Überraschungen. Das liest sich gut weg, doch ein wenig kann man verstehen, dass Loretta sich zu neuen Ufern aufmachen will. Die Reihe schließt so als wäre nichts besonderes. In diesem Punkt hätte man eine zündende Idee erwartet und nicht ein Hinausgleiten in den Abendhimmel. Immerhin kann man Loretta und Dennis alles Gute wünschen. Diese liebenswerten Charaktere wird man doch etwas vermissen.

Veröffentlicht am 04.09.2023

Die Prozession

Der Anwalt des Königs
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Im Jahr 1541 muss der Anwalt Matthew Shardlake den Verlust seines Vaters verwinden. Leider hat der alte Mann Schulden hinterlassen. Deshalb nimmt Shardlake einen Auftrag des Bischofs Crammer an. Der politische ...

Im Jahr 1541 muss der Anwalt Matthew Shardlake den Verlust seines Vaters verwinden. Leider hat der alte Mann Schulden hinterlassen. Deshalb nimmt Shardlake einen Auftrag des Bischofs Crammer an. Der politische Gefangene Edward Broderick soll sicher und gesund von York nach London gebracht werden. Broderick wurde nach einem Aufstand gefangen genommen, mit dem sich die Yorker von der Herrschaft Londons befreien wollten. Und nun ist König Heinrich VIII mit einem großen Tross auf dem Weg nach York, um jeden weiteren Aufstand im Keim zu ersticken. Mit dabei ist des Königs junge Frau Catherine Howard. Bevor der König in York ankommt, wird ein Glasarbeiter tot aufgefunden.

Ein verdächtiger Todesfall für Matthew Shardlake und seinen Assistenten Jack Barak. Und das obwohl Shardlake nicht mehr in Missionen für den König oder einen seiner engeren Mitarbeiter unterwegs sein wollte. Doch so kann er die Schilden seines Vaters begleichen. Das sichere Geleit für den Gefangenen zu erhalten, erscheint nicht so schwierig. Aber weit gefehlt, schon kurz nach der Ankunft wird ein Handwerker umgebracht und der überaus schlaue Shardlake kommt an Dokumente, die eigentlich im Geheimen bleiben sollten. Jedenfalls meinen das diejenigen, die einen Anschlag auf Matthew verüben. Shardlakes Instinkt ist geweckt und wieder steckt er mitten in gefährlichen Intrigen.

Die Geschichte von der Herrschaft des schillernden Königs Heinrich VIII ist ausgesprochen interessant. Näheres darüber über einen historischen Kriminalroman vermittelt zu bekommen, macht echt Laune. Allerdings holt der Autor in diesem dritten Band der Reihe um Matthew Shardlake zu Beginn ein wenig sehr weit aus. Da muss man am Ball bleiben. Wenn man jedoch langsam die Intrigen durchblickt und sich nicht daran stört, dass der Anwalt Matthew Shardlake einen Anschlag nach dem anderen überlebt, wird der Roman nach und nach richtig spannend. Insbesondere auch, wenn man im Nachhinein die historischen Anmerkungen des Autors gelesen hat, aus denen hervorgeht, dass er sich näher an die Geschichte oder die Legenden gehalten hat als man meint. Gerade auch die Behauptungen, von denen man es gar nicht angenommen hätte, haben einen historisch erwähnten Kern. Man schließt das Buch mit dem Gedanken, historische Krimis möchte man häufiger lesen.

3,5 Sterne

Veröffentlicht am 24.08.2023

Die gute Absicht

Krokodile und edle Ziele
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Angela May Sutherland ist im Gefängnis gelandet und ihre Mitgefangene Kerrilla Chopper macht sich große Sorgen um ihren kleinen Sohn. Da Angela bald entlassen wird, bittet Kerrilla sie, nach dem Kind zu ...

Angela May Sutherland ist im Gefängnis gelandet und ihre Mitgefangene Kerrilla Chopper macht sich große Sorgen um ihren kleinen Sohn. Da Angela bald entlassen wird, bittet Kerrilla sie, nach dem Kind zu sehen. Eigentlich freut sich Angela auf den nächsten Rotwein. In fremde Familienverhältnisse will sie sich nicht einmischen. Doch wegen der Medikamente verträgt sie den Wein nicht und wenn sie schon gebeten wird, kann sie ja mal einen Blick werfen. Was sie zu sehen durch den Briefschlitz zu sehen bekommt, versetzt sie in Panik. Ein verwahrloster kleiner Junge blickt ihr entgegen, der unbedingt in Obhut genommen werden muss.

Mit diesem Roman werden die Erlebnisse von Angela (Lady Bag) weiter erzählt. Im Gefängnis hat sie sich keine Freunde gemacht, aber sie hat sich Respekt verschafft. Als Chance vom Alkohol loszukommen sieht, sieht sie die Zeit allerdings nicht. Sie will ihren Hund Elektra wiedersehen und ihr altes Leben wieder aufnehmen. Der kleine Connor grätscht ihr irgendwie dazwischen, ebenso wie die Veränderungen die das Leben ihrer Freunde Pierre und Lil Missy erfahren hat. Und doch landet Angela wieder da, wo sie schon einmal war, dabei muss sie aufpassen, nicht wieder im Knast zu landen. Tja, und für den kleinen Jungen muss etwas getan werden.

Mit Angela hat man schon eine spezielle Heldin, die nicht gerade in der High Society zu finden ist. Mit ihrem Windhund Elektra, den sie gerettet hat, will sie eigentlich ihre Ruhe haben und einen nehmen. Und doch hat sie ihre menschliche Seite, ihr Mitgefühl nicht verloren. Vielleicht wäre es wirklich eine Gelegenheit gewesen für ein Leben ohne Alkohol. Aber irgendwie scheint es zu Angela zu gehören. Über die Sprache als Ich-Erzählerin erlebt man als Leser die Auswirkungen ihres Trinkens mit. Das ist zwar sehr authentisch, aber manchmal auch etwas konfus zu lesen. Dieser Roman bewirkt, dass man ein wenig hin und her gerissen ist, eben wegen des Durcheinanders im Kopf auf der einen Seite und einer fesselnden Geschichte mit einigem Humor auf der anderen Seite.