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Veröffentlicht am 06.04.2019

(K)ein Engel

Der Mann, der nicht mitspielt. Hollywood 1921: Hardy Engels erster Fall
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Nach Krieg und Revolution ist Hardy Engel aus dem Polizeidienst ausgeschieden und nach Los Angeles ausgewandert. Im Jahr 1921 ist die Filmbranche auf einem Höhepunkt. Gerne möchte Hardy als Schauspieler ...

Nach Krieg und Revolution ist Hardy Engel aus dem Polizeidienst ausgeschieden und nach Los Angeles ausgewandert. Im Jahr 1921 ist die Filmbranche auf einem Höhepunkt. Gerne möchte Hardy als Schauspieler sein Geld verdienen, wie so viele andere auch. Außer zu ein paar Nebenrollen, haben seine Ambitionen noch zu nichts geführt. Eher muss Hardy auf seine Fähigkeiten als Polizist zurückgreifen und er verdingt sich als Privatdetektiv. Die Anzahl seiner Fälle ist dabei eher gering. Als die aufregende Pepper Murphy ihn mit der Suche nach der angehenden Schauspielerin Virginia Rappe beauftragt, zögert Hardy nicht. Und wie es manchmal so ist, erhält er gleich einen Auftrag für einen Botengang, durch den er ein Auto zur Verfügung gestellt bekommt.

Die goldenen 20er, Filme, Stars und Starlets. Drogen fast eine Normalität, ein Absturz manchmal unausweichlich. Gefangen genommen von der irisierenden Pepper, die nicht alles preisgibt, begibt sich Hardy Engel an die Auftragserfüllung. Wo mag Virginia Rappe sein? Heißt es nicht, sie sei die neueste Flamme des Komikers Fatty Arbuckle? Dieser wird auf einer seiner ausschweifenden Partys in San Francisco vermutet. Und so ist der Aufenthaltsort von Virginia Rappe relativ schnell ermittelt und wohlmöglich schnelles Geld verdient. Allerdings ist doch einiges anders als zunächst vermutet und Hardy wird in diesem einiges abverlangt.

In Hardy Engels erstem Fall, von dem er Jahre später berichtet, lernt man einiges aus der leicht- und schnelllebigen Filmbranche des frühen 20. Jahrhunderts. Ein Film unter drei Stunden ist eher kurz, der Tonfilm noch weitestgehend unbekannt. Fast jeder versuchte sich als Schauspieler oder lebte seinen Traum auf andere Art. Vor diesem Hintergrund gerät Hardy Engel in einen brisanten Fall, in dem die Wahrheit oft im Verborgenen bleibt. Gewisse Dinge sollen einfach unter den Teppich gekehrt werden, keiner will es so genau wissen, am liebsten soll ein Sündenbock her, dem alles untergeschoben werden kann. Doch Hardy Engel spielt dieses Spiel nicht mit, er will wissen, was tatsächlich geschah. Zwar werden einige Passagen recht ausführlich geschildert, aber dennoch bleibt man beim Hören des von Uve Teschner versiert vorgetragenen Hörbuchs immer am Ball. Eine Traumwelt ist die Filmbranche der damaligen Zeit nicht, da wirkt dieser gut recherchierte und wohl auf wahren Begebenheiten beruhende Kriminalroman zwar ernüchternd aber auch sehr fesselnd.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Der Schatz

Korsische Gezeiten
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Bereits vor Jahren wurden vor Korsikas Küste Münzen gefunden. Ein Fund, der einige Leute reich gemacht hat und anderen einen Skandal gebracht hat. Und nun sollen Taucher das zugehörige Schiffswrack gefunden ...

Bereits vor Jahren wurden vor Korsikas Küste Münzen gefunden. Ein Fund, der einige Leute reich gemacht hat und anderen einen Skandal gebracht hat. Und nun sollen Taucher das zugehörige Schiffswrack gefunden haben. Natürlich haben staatliche Stellen großes Interesse an der Bergung des Wracks und seines möglichen Inhalts, aber auch Ganoven strecken ihre Fühler aus. Der Schriftsteller Eric Marchant erfährt durch seine Freundin Laurine von der Sache. Als hervorragende Apnoetaucherin soll sie das gesunkene Schiff untersuchen, das beinahe komplett verschüttet ist. Laurine und Eric ahnen nicht wie gefährlich ein Tauchgang werden kann.

In diesem zweiten Kriminalroman um den Wahl-Korsen Eric Marchant spielen die korsische Landschaft, das Tauchrevier und auch die korsische Mentalität eine große Rolle. Eric jedoch wird sehr dierekt an seine Vergangenheit erinnert, denn völlig unerwartet steht seine Ex-Freundin Monique vor ihm. Diese war mit der Trennung nie einverstanden und sucht nun eine Gelegenheit, die Beziehung wieder aufleben zu lassen. Zwar ist Eric im ersten Moment verunsichert, doch schnell kehrt seine Überzeugung zurück, dass Laurine die wichtigste Frau in seinem Leben ist. Schwierigkeiten sind bei dieser Ausgangslage jedoch vorprogrammiert. Und auch Laurines Ex-Mann mischt im Geschehen mit. Dieser kämpft um seine Position in der ehrenwerten Familie seines Vaters.

Ob sich aus der Schatzsuche ein richtiger Kriminalfall entwickelt, ist für die Lektüre dieses unterhaltsamen Romans eher nebensächlich. Zwar endet der Roman diesbezüglich mit einem heftigen Cliffhanger, doch soweit es den Schatz anbelangt, ist dieser Band abgeschlossen. Mit Interesse liest man, wer ein mehr oder weniger berechtigtes Interesse an dem Schiffswrack und seinem Inhalt hat, lässt sich erklären, wie die Bergung vonstatten gehen soll und stellt sich gleichzeitig die geheimnisvolle Stille der Unterwasserlandschaft vor, die Laurine während ihrer Tauchgänge erkundet. Man nimmt Anteil an der Entwicklung von Laurines und Erics Freundschaft und hofft, dass es ihnen gelingen wird, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Gleichzeitig erfreut man sich, wenn auch aus zweiter Hand, am Inselleben. Beschreibungen, die einfach die Lust auf einen Urlaub wecken. Irgendwie ist es ein Krimi ohne wirklichen Krimi, aber dennoch ein ausgesprochen lesbarer und spannender Korsika-Roman mit einer Szenerie, die hoffentlich noch nicht zu Ende erzählt ist.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Odessa

Schatten der Toten
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Es ist noch nicht vorbei. Zwar ist die Banksache für Larcan gänzlich schief gegangen, das stachelt ihn umso mehr an, sich zu rehabilitieren. Inzwischen hat Dombrowski einen Herzinfarkt und Judith Kepler ...

Es ist noch nicht vorbei. Zwar ist die Banksache für Larcan gänzlich schief gegangen, das stachelt ihn umso mehr an, sich zu rehabilitieren. Inzwischen hat Dombrowski einen Herzinfarkt und Judith Kepler muss sich einer Aufgabe stellen, vor der sie immer zurückgeschreckt ist. Eva Kellermann stirbt und verrät ihrer Tochter Isa ihr letztes Geheimnis. Isa Kellermann ist schockiert. Noch mehr als je zuvor will sie Larcan zur Strecke bringen. Dafür ersinnt sie einen Plan. Judith, die die kleine Tabea nicht vergessen hat, möchte sich um das Mädchen kümmern, weiß aber nicht recht, wie sie sich der Pflegemutter gegenüber verhalten soll. Von ihrer Neugier gesteuert, trifft sie eher zufällig auf Tabeas Vater.

Noch immer gibt es Geheimnisse in Judiths Leben. Nach der Sache Sassnitz wurde Judith in ein Kinderheim gebracht, wo viel getan wurde, um ihr nach ihren Eltern auch noch die Erinnerung an diese zu nehmen. Als Erwachsene fühlt sich Judith immer noch nicht vollständig. Und nun legt Isa Kellermann nach dem Tod ihrer Mutter ein so eigenartiges Verhalten an den Tag, dass Judith einfach herausfinden muss, was Isas Motivation ist. Genauso wie Isa will auch Judith eine Aussprache mit Larcan, der ihr lange totgeglaubter Vater ist.

Im dritten Band der Reihe um Judith Kepler kommt es zu einem spannenden Finale. Da besonders die beiden letzten Bände aufeinander aufbauen, empfiehlt es sich die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Mit Freude verfolgt man, wie sich Judith in ihrer Persönlichkeit entwickelt und doch sie selber bleibt. Zunächst wird ihr die Aufgabe, die sie mit der Vertretung Dombrowskis übernommen hat recht schwer, doch bald verblasst dies neben den anderen Ereignissen, die ihre Spürnase Witterung aufnehmen lassen. Dabei kommen sie und Isa sich in die Quere und können sich doch nicht ausweichen. Wie sie schließlich beide in Odessa landen, ist in diesem packenden Krimi nachzulesen. Da geht es um Geheimdienstoperationen, Familiengeheimnisse und eine hartnäckige Judith Kepler, die sich einfach nicht abschütteln lässt. Als Tatortreinigerin ist sie einiges gewöhnt, doch hier wird ihre Resilienz auf eine echte Probe gestellt. Judith aber wächst mit ihren Aufgaben. Ihre Charakterschilderung erhält ebenso neue Facetten wie die ihres Vaters. Am Ende gewinnt Judiths Leben eine hoffungsfrohe neue Richtung, es bleibt aber genau das leichte Kribbeln, dass durchaus wünschen lässt, es gäbe noch mehr zu erzählen.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Die Nachbarin

Verdächtige Geliebte
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Ihr Ex-Mann beginnt sie zu drangsalieren und dann ist er tot. Sie ist die Nachbarin des Mathematikers Ishigami. Als Lehrer ist er nicht ausgelastet, doch jemanden wie die Nachbarin und ihre Tochter hätte ...

Ihr Ex-Mann beginnt sie zu drangsalieren und dann ist er tot. Sie ist die Nachbarin des Mathematikers Ishigami. Als Lehrer ist er nicht ausgelastet, doch jemanden wie die Nachbarin und ihre Tochter hätte er gerne als Familie. Um zu helfen, ersinnt sich Ishigami eine Geschichte, die die Polizei in die Irre führen soll. Als der Tote gefunden wird und die Polizei mit den Ermittlungen beginnt, finden die Beamten nur das Alibi der Nachbarin. Ein Motiv hätte sie und als ehemalige Verwandte gehört sie natürlich zu den ersten Verdächtigen, aber ihre Wege am Todestag sind geklärt und sie hätte nicht am Ort des Geschehens sein können.

Schon als Studenten hielten Ishigami und Dr. Yukawa nicht viel voneinander. Ihre Denkweisen, der eine als Mathematiker, der andere als Physiker, waren einfach zu unterschiedlich. Und nun arbeitet Dr. Yukawa hin und wieder als Berater für die Polizei, insbesondere wenn ein Freund von ihm, der nebenbei auch Polizist ist, nicht mehr weiter weiß. So versucht Dr. Yukawa auch hier, den Fall zu knacken und die Hintergründe der Tat zu entschlüsseln. Was ist wann, wie und weshalb passiert und wer hat was, wann, wo und wie getan? Scheinbar unmöglich sind die Fragen zu beantworten.

Kriminalromane japanischer Autoren haben etwas besonderes. Man könnte meinen, die Probleme werden von allen Seiten theoretisch beleuchtet und dann wird ein Fall um die Gedanken geschrieben. So entsteht eine ruhige Spannung, was eigentlich widersinnig erscheint, aber den speziellen Reiz ausmacht. Am Anfang steht die Tat, an der es nichts zu deuteln gibt. Und doch gelingt es dem Autor, den eigentlich für den Leser schon gelösten Fall mit einem Rätsel zu versehen, dass einen bis zum Schluss bei der Stange hält. Unaufdringlich und präzise gelesen von Olaf Baden entfaltet sich der Krimi nicht durch reißerische Aktion, sondern durch hintergründige Gedankenspiele seiner Protagonisten.

Veröffentlicht am 21.03.2019

Unschuldige Eintagsfliege

The Mayfly - Die Chemie des Bösen
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Der Anwalt Charlie Priest ist einem brisanten Fall auf der Spur. Er hat selbst lange bei der Polizei gearbeitet und hat deshalb neben seinen juristischen Fähigkeiten auch das Zeug zum Schnüffler. Doch ...

Der Anwalt Charlie Priest ist einem brisanten Fall auf der Spur. Er hat selbst lange bei der Polizei gearbeitet und hat deshalb neben seinen juristischen Fähigkeiten auch das Zeug zum Schnüffler. Doch nun wurde Priest selbst überfallen, ein Maskierter mit einer Bohrmaschine ist in sein Haus eingedrungen und verlangte nach einem USB-Stick. Ein Speichermedium, das sich nicht in Priests Besitz befand. Und schon am nächsten Tag wird der Täter selbst qualvoll ermordet. Die Familie des jungen Mannes beauftragt Priest herauszufinden, was hinter der Tat steckt. Eine reiche und einflussreiche Familie, die es kaum fassen kann, dass ein Mitglied einer ihrer Lieben so zu Tode kommen konnte.

Charlie Priest, der meistens funktioniert, der meistens gerne geschieden ist, dessen Bruder im Gefängnis sitzt. Hier bekommt er es mit einem Rätsel zu tun, für dessen Lösung er alle seine Fähigkeiten braucht. Obwohl er selbst einmal bei der Polizei war, hat er keinen Vertrauensvorschuss. Der leitende Beamte verdächtigt ihn sogar, seinen Einbrecher selbst gerichtet zu haben. Obwohl Priest den Fall lieber nicht übernommen hätte, bleibt ihm kaum eine andere Wahl und sei es zu ermitteln, um seine eigene Unschuld zu beweisen. Was nur kann dieser USB-Stick enthalten haben, der nicht bei ihm abgeliefert wurde.

Ein wenig brutal sind die Schilderungen manchmal schon, das muss gleich klargemacht werden. In diesem ersten Band um den Anwalt Charlie Priest und seine sympathisch schrägen Mitarbeiter mit besonderen Fähigkeiten bleibt das familiäre Umfeld noch etwas blass, die Andeutungen reichen aus um auf den Gedanken zu kommen, es könnte für ein eigenes Buch reichen. So allerdings wird ein ausgesprochen spannender Thriller geboten, in dem ein gewiefter Ermittler manchmal mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Der sich dennoch hartnäckig um die Lösung des Falles bemüht, der ein Team um sich geschart hat, dessen Mitglieder mit Fehlern und Schrullen behaftet sind, was sie sehr liebenswert wirken lässt.

Wer sich nicht scheut, von grausamen und zu verurteilenden Taten zu lesen, wird hier einen packenden Thriller finden, der in einem Rutsch gelesen werden möchte.