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Veröffentlicht am 03.02.2019

Weißkohl

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
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Ein junger Postbote erfährt, dass er unheilbar krank ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Nach dem ersten Schock, beginnt er sich die Frage zu stellen, was er mit der verbleibenden Zeit anfangen soll. ...

Ein junger Postbote erfährt, dass er unheilbar krank ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Nach dem ersten Schock, beginnt er sich die Frage zu stellen, was er mit der verbleibenden Zeit anfangen soll. Plötzlich erscheint ihm eine Person, die genauso aussieht wie er. Der Fremde behauptet, er sei der Teufel und er könne dem Postboten für jedes Ding, dass von der Welt verschwindet, einen Tag mehr Leben verschaffen. Wer würde sich nicht darauf einlassen, schließlich gibt es genug Dinge, auf die die Welt locker verzichten kann, Quallen zum Beispiel. Doch der Teufel entscheidet, was verschwindet.

Mit seinem überraschenden kleinen Debütroman, einfühlsam gelesen von Jan Katzenberger, greift der Autor nachdenklich stimmende Themen auf. Zum einen halt, wie man reagiert, wenn man nur noch kurze Zeit zu leben hat. Wie nutzt man seine Zeit? Zum anderen, wie es wäre, wenn Dinge von der Welt verschwinden. Und natürlich auch, wie lange macht man es mit, um das eigene Leben zu verlängern, die Welt ärmer zu machen. Leider kann der Erkrankte die nutzlosen Dinge nicht selbst auswählen. Vielleicht wäre das auch zu einfach. Schließlich gibt es vermutlich reichlich Sandkörner, von denen keines ist wie das andere. So verschwinden zunächst die Telefone, was möglicherweise nicht so schlecht ist. Wenn man sich das Straßenbild so anschaut, so verstecken sich doch viele hinter ihren kleinen Computern und haben den Blick für die Welt verloren. Was aber wenn es um Dinge geht, die man wirklich vermissen würde? Mit jedem Ding, das verschwinden soll, taucht der Briefträger tiefer in sein bisheriges Leben ein, beginnt zu reflektieren, wie es bisher gelaufen ist, was er hätte besser machen können oder auch was er gut gemacht hat. Die Beziehung zu seinen Eltern, zu seiner ehemaligen Freundin. Mit viel Ruhm hat er sich nicht bekleckert, doch hat er auch kein Übel in die Welt gebracht. Allerdings wie wichtig ist ein kleines Menschenleben im Lauf der Zeit? Ist es wert, dass dafür die Katzen von der Welt verschwinden?

Ein schmales Bändchen, das berührt und anregt, in sich zu kehren und zu überdenken, was man selbst mit dem Rest seines Lebens anfangen möchte, auch wenn man zum Glück nicht weiß, wie viel Zeit noch bleibt.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Die Klinge

Nevernight - Das Spiel
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Nur um eine Möglichkeit zu haben, ihre Erzfeinde zu töten, begibt Mia Corvere in die Sklaverei. Sie will an den großen Spielen teilnehmen, in denen dem Sieger in die unmittelbare Nähe von Kardinal Duomo ...

Nur um eine Möglichkeit zu haben, ihre Erzfeinde zu töten, begibt Mia Corvere in die Sklaverei. Sie will an den großen Spielen teilnehmen, in denen dem Sieger in die unmittelbare Nähe von Kardinal Duomo und Konsul Scaeva gelangt. Das wären zwei auf einen Streich und Mia wäre endlich frei. Doch bevor sie ihren großen Kampf antreten kann, muss Mia durch die harte Schule der Sklaverei gehen und mehrere kleine Kämpfe bestehen. Dabei stellt sie fest, dass unter den Sklaven Menschen sind, denen sie nur Gutes wünschen würde. Sie wird es nicht verhindern können, gegen eben diese lieb gewonnenen Menschen anzutreten.

Die Geschichte geht weiter in diesem zweiten Band der Trilogie um Mia Corvere. Neben einigen ausufernden Schlacht- und Kampfszenen, während derer das Blut nur so spritzt, erfährt Mia auch mehr von ihren Eltern, ihrer Vergangenheit und sie beginnt über Herrn Freundlich, ihren Schatten, der keine Katze ist, nachzusinnen. Ist sie trotz ihrer Jugend schon abgebrüht und herzlos, eine kaltblütige Mörderin geworden? Ihr höchstes Ziel bleibt jedoch die Rache an den Mördern ihrer Familie und dazu muss sie einfach den Kampf suchen.

Die Geschmäcker sind häufig unterschiedlich und häufig empfindet man auch einen zweiten Band als Vorbereitung zum Finale eher als nicht ganz so spannend. Dieser zweite Band kann jedoch als eine Steigerung zum ersten empfunden werden. Obwohl auch hier ein deutliches Gewicht auf schon sehr deutlichen Kampfszenen liegt, erfährt man mehr zu Mias Hintergrund und es gibt einige Offenbarungen, mit denen vorher nicht zu rechnen war. Dadurch bekommt die Handlung einen besonderen Dreh und man fragt sich, wie Mia im noch folgenden dritten Band zum einen zu ihrer Rache kommen will, zum anderen aber die Informationen verarbeitet, die ihr eigenes Denken eigentlich verändern müssten. Mit diesem zweiten Band gewinnt die Handlung an Tiefe und die Neugier auf das Finale ist geweckt.

Veröffentlicht am 25.01.2019

Familie Strebel

Vergiss kein einziges Wort
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Luischen Strebel ist das letzte Kind von Martha und Carl. Doch wie jedes Nesthäkchen ist sie etwas Besonderes speziell für ihre Mutter, die sich freut, aber keine weiteren Kinder mehr möchte. In der Paulstraße ...

Luischen Strebel ist das letzte Kind von Martha und Carl. Doch wie jedes Nesthäkchen ist sie etwas Besonderes speziell für ihre Mutter, die sich freut, aber keine weiteren Kinder mehr möchte. In der Paulstraße wohnen sie zwar etwas beengt aber gut und mit netten Nachbarn. Im Jahr 1921 geht es in Gleiwitz, Schlesien, wirtschaftlich nicht so gut. Doch die Stadt der Kohle strebt auf. Luise wächst recht behütet auf. Mit ihrer besten Freundin Magda zieht sie durch die Gassen, gerne geht sie zur Schule, wobei Mathematik ihr Lieblingsfach ist. Doch die politischen Entwicklungen gehen weder an der Familie noch an Luischen vorbei.

Anhand des Schicksals der Familienmitglieder der Strebels, derer Freunde, Verwandten und Bekannten berichtet die Autorin von der Geschichte der Stadt Gleiwitz, Gliwice in Oberschlesien. Eine Gegend, die immer schon eine Nähe zu Polen hatte, die geprägt von frühen Industriebetrieben auch einen Verkehrsknotenpunkt bildete. Hier lebt Carl Strebel als Bahnbeamter friedlich nachdem der große Krieg überstanden ist. Bald schon muss er sich jedoch damit auseinandersetzen, dass seine Söhne in Streit geraten. Während Konrad mit seiner polnisch-stämmigen Frau ein eher unpolitisches Leben führen möchte, strebt Heinrich schon früh nach einer Parteikarriere. Und wie schon mehrfach in der Gegend geht es in der Grenzstadt hin und her zwischen Polen und Deutschland.

Mit berührenden und ehrlichen Worten macht die Autorin das Leben der Menschen in Gleiwitz, Gliwice vom frühen 20. Jahrhundert bis in die heutige Zeit glaubhaft und lebendig. Fröhlichkeit und Mut stehen neben Leid, Trennung und Krieg. Welch extreme Gegensätze es innerhalb einer Familie geben konnte, wo sich wie so oft mäßigende Einflüsse nicht durchsetzen konnten. Tief taucht man ein in die Vorkriegs- und Kriegsjahre, erfährt hautnah, dass es zwar auch in grausamen Zeiten schöne Momente geben kann, dass das Leid, verursacht von fehlgeleiteten Machthabern, aber nie zu etwas Gutem führt. Nach dem Ende von Kriegen sind einfach zu viele Menschen gefoltert, getötet, ermordet. Überlebende Familien auseinander gerissen und Flüchtlinge nirgends gern gesehen. Wie hieß es nicht von Carl Sandburg „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“. Wenn die Menschen nur auf ihn hören würden. Was geschieht, wenn die Menschen sich verleiten lassen, ist sehr anschaulich im Anhang dieses Buches nachzulesen.

Veröffentlicht am 23.01.2019

Zehn Jahre später

Ich bringe dir die Nacht
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Ein junges Mädchen wird tot aus dem Kanal geborgen. Sie war Studentin am St. John’s in Dublin. Die Art wie sie starb erinnert sehr an eine Serie von Todesfällen, die vor zehn Jahren stattgefunden haben. ...

Ein junges Mädchen wird tot aus dem Kanal geborgen. Sie war Studentin am St. John’s in Dublin. Die Art wie sie starb erinnert sehr an eine Serie von Todesfällen, die vor zehn Jahren stattgefunden haben. Das kann eigentlich nicht sein, denn der Mörder sitzt seit eben diesen zehn Jahren hinter Gitter. Möglicherweise handelt es sich um einen Nachahmungskiller und der Verurteilte könnte der Polizei weiterhelfen. Dieser weigert sich allerdings mit den Beamten zu reden, er verlangt ein Gespräch mit seiner damaligen Freundin Alison. Diese lebt inzwischen in den Niederlanden, sie erklärt sich dennoch bereit, zu kooperieren. Sie ist nie über die damaligen Ereignisse hinweg gekommen.

Nachdem ihr Freund verhaftet wurde, hat Alison Irland verlassen und ist nie zurückgekehrt. Zu sehr fürchtete sie sich vor dem, was die Leute denken, wie sie anstarren. Am Schlimmsten aber, warum hat sie nichts gemerkt? Deshalb ist ihr Wunsch, wieder mit den Geschehnissen konfrontiert zu werden, nicht gerade groß. Nur die Befürchtung, es könnten noch weitere Studentinnen in Gefahr sein, überzeugt sie, den Weg nach Hause anzutreten. Ein schwerer Gang, denn Erinnerungen kommen wieder hoch. Und auch Verdrängtes kommt nach und nach wieder ans Licht.

Zum einen mit Rückblenden, zum anderen in der laufenden Ermittlung werden die Frauenmorde beleuchtet. Zu Beginn, während sich Alison noch dagegen sträubt, den Ermittlern zu helfen und auch in den Rückblenden erst die Zeit des Studiums beginnt, entwickelt sich die Geschichte recht langsam. Je mehr Alison versucht, sich an die damaligen Ereignisse zu erinnern, je mehr sie sich dem Geschehen stellt, desto packender wird die Geschichte. Was geschah vor zehn Jahren wirklich? Ist tatsächlich ein Nachahmungstäter am Werk? Kann es für Alison durch die Aufarbeitung einen Fortschritt geben? Werden sich die Ereignissen auch für sie in einem anderen Licht darstellen? Durch die intensive Beschäftigung mit den Morden von vor zehn Jahren und die Hinweise, die Alison von den Polizisten erhält, kann Alison einiges aus einen anderen Blickwinkel sehen. Durch diese Entwicklung wird man als Leser nach und nach immer mehr in den Bann des Geschehens gezogen und darf einige Überraschungen erleben.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Das Ex-Monster

Schwarze Seele
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Der Ire Donal MacFadden ertrinkt im Schwabinger Bach in München. Gefunden wird er von einem Spaziergänger, der mit seinem Hund Gassi geht. Eigentlich sieht alles nach einem Unfall aus. Hauptkommissarin ...

Der Ire Donal MacFadden ertrinkt im Schwabinger Bach in München. Gefunden wird er von einem Spaziergänger, der mit seinem Hund Gassi geht. Eigentlich sieht alles nach einem Unfall aus. Hauptkommissarin Patsy Logan soll nur die näheren Umstände abklären, damit die Sache zu den Akten kann. So leicht macht sie es sich und den Angehörigen des Toten allerdings nicht. Zu unbeliebt war MacFadden und so ist zunächst mal nicht auszuschließen, dass eine böse Absicht mit im Spiel war. Keine einfache Situation für Patsy, die durch ihre private Situation manchmal gehindert ist, sich voll und ganz auf die Arbeit zu konzentrieren.

Wer kennt das nicht. Manchmal gibt es im Leben eben Zeiten, in denen andere Dinge wichtiger sind als die Arbeit. Und doch muss man funktionieren und seinen Mann oder seine Frau stehen. Zum Glück ist Patsys Instinkt nicht völlig außer Kraft. Was sie über den Toten und seine Familie erfährt, macht es ihr unmöglich an einen Unfall zu glauben. Allerdings hat sie nichts Greifbares, um ihr Gefühl zu untermauern. Wo könnte der Hund begraben sein? Wenn es doch nur nicht so viele Ablenkungen gäbe. So weiß Patsy neben anderen Dingen nicht so recht, ob sie sich über den Besuch ihres jüngeren Bruders Robbie freuen soll.

In guten wie in schlechten Tagen heißt es häufig bei der Eheschließung. Wer Patsy aus ihrem ersten Fall kennt, wird sich vermutlich erinnern, dass es gewisse Forderungen ihrer Schwiegereltern gibt, die sich nicht so leicht erfüllen lassen. Kein Wunder also, dass Patsy in ihrem Bemühen als Ehefrau alles richtig zu machen abgelenkt ist, zumal ihre Bemühungen noch nicht so erfolgreich waren wie erhofft. Da läuft die Arbeit auf Autopilot. Natürlich hat Patsy dennoch sämtliche Antennen auf Empfang, wenn es um einen ungeklärten Todesfall geht. Und in das Seelenleben der irischen Gäste kann sie sich als Halbirin natürlich besser einfühlen als ihre Kollegen. Und so bohrt sie in gewohnter Manier nach, um erstmal nichts zu finden. Man leidet mit Patsy mit, wenn sie zwar nach außen cool innerlich aber doch getroffen und betrübt ist. Man wühlt mit ihr in den Familienbeziehungen der MacFaddens. Sie nimmt einen mit in ihre Gedankenwelt und so kann man bei der Lösung des Falles immer dicht bei ihr bleiben und eine fesselnde Lektüre erleben, in der bayrische Grantelei mit irischer Schwermut kombiniert wird. Patsy Logan ist eine Ermittlerin, die man nicht mehr missen möchte.