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Veröffentlicht am 03.05.2018

Das Gespenst

Der Pate von Glasgow
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Persönlich hat er ihn hinter Gitter gebracht und bei einem Ausbruchsversuch wurde er von seinen vermeintlichen Helfern ermordet. Die ehemaligen Kronzeugen sind im Zeugenschutz. Wie also kann ein Video ...

Persönlich hat er ihn hinter Gitter gebracht und bei einem Ausbruchsversuch wurde er von seinen vermeintlichen Helfern ermordet. Die ehemaligen Kronzeugen sind im Zeugenschutz. Wie also kann ein Video auftauchen, auf dem man einen Toten bei der Beseitigung eines der Zeugen beobachten kann? Das geht einfach nicht. DCI Jim Daley, der das Revier in Kinloch, wo der zweite Kronzeuge lebt, leitet, ist in heller Aufregung. Nun gilt es Frank MacDougall zu schützen. Er wird diese Aufgabe meistern, sie einfach meistern müssen. Als es zu weiteren Todesfällen kommt, kann sich Jim ausmalen, dass das Gespenst es Daley fast unmöglich machen wird, seinen Auftrag zu erfüllen.

Eigentlich passiert in Kinloch nicht viel, mal ein Einbruch, mal Diebstahl, mal ein paar Drogen. Jim Daley könnte eine ruhige Kugel schieben und gemeinsam mit seiner Liz das Eheleben genießen. Wenn allerdings doch mal was geschieht, dann gleich richtig. Nie wäre damit zu rechnen gewesen, das JayMac, der doch tot ist, wieder auftaucht. Hat er etwa überlebt? Nein, das kann nicht sein. Wie kommt aber seine Visage in diese Videoaufnahme? Und offensichtlich ist ihr Kronzeuge in Gefahr. Sind damit etwa alle in Gefahr, die damals an den Ermittlungen beteiligt waren? Jim kann sich gut erinnern, wie der Verurteilte, ihm Rache angedroht hat.

Möglicherweise ahnt man früh, welchen Kniffes sich der Autor in einem gewissen Moment bedient. Dies jedoch hindert einen nicht, gefesselt an den Seiten des Buches zu kleben. Die meisten der Winkelzüge lassen sich nämlich nicht so einfach vorhersehen und so beschert Denzil Meyrick seinen Lesern einen packenden Thriller, der mit so einigen sicher geglaubten Ansichten aufräumt. Wer ist mit wem? Ist überhaupt jemand ehrlich? Alles hängt irgendwie zusammen und so manche unliebsame Überraschung ist zu verarbeiten. Jim Daley hat es in diesem Fall nicht leicht. Es ist als müsste man fürchten, dass Jack Daniels ihm ein ebenso guter Freund werden kann wie seinem Freund und Kollegen Brian Scott.

Dieser zweite Band der Reihe um Jim Daley, der sich gegen den organisierten Untergrund Schottlands behaupten muss, bietet beste Thrillerkost.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Eiskalt

Und es schmilzt
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Lange Jahre war Eva nicht in ihrem Heimatort, doch eine Einladung zweier alter Freunde bringt sie dazu, sich auf den Weg zu machen, bringt die Erinnerung zurück. Der Sommer 2002 als Eva dreizehn war, ein ...

Lange Jahre war Eva nicht in ihrem Heimatort, doch eine Einladung zweier alter Freunde bringt sie dazu, sich auf den Weg zu machen, bringt die Erinnerung zurück. Der Sommer 2002 als Eva dreizehn war, ein Sommer der Freundschaft, ein Sommer der Schwester, der Sommer, in dem Jan starb. Es war der Sommer, in dem vieles anders war als es den Anschein hatte. Mit ihren Freunden Laurens und Pim ist Eva gerne unterwegs. Sie flieht ihr Elternhaus, ihre liebenswerte Schwester mit ihren vielen Ticks, ihre Eltern, die in Hassliebe vereint sind, ihren Bruder, der bald alt genug ist, um zu gehen.

Was bringt eine junge Frau dazu, sich einen großen Eisblock in den Kofferraum zu laden und sich damit auf den Weg in ihr Heimatdorf zu machen? Liest man dies in der Beschreibung zu diesem Roman, kann man neugierig werden und sich mit Eva auf die Fahrt begeben. Je länger man jedoch auf dem Weg ist, desto mehr lässt die Neugier nach. Begreifen setzt ein, über das, was vor so langer Zeit geschah und das, was geschehen wird. Und je mehr man versteht, desto weniger möchte man weiterlesen oder hören. Der Roman ist teilweise wirklich schwer zu ertragen. Vermutet man zunächst eine Sommergeschichte, ein Miterleben des Erwachsenwerdens junger Menschen, eines Aufbruchs in eine neue Welt, so muss man bald feststellen, dass Evas Geschichte nichts für schwache Nerven ist. Zwar erzählt sie durch Anna Thalbachs Stimme mit Leichtigkeit, doch erzählt sie nicht von einem schönen Sommer der Wärme, der Freunde. Nein, die Erzählung ist eher hart und schonungslos. Die Grausamkeit dummer Kinder zerstört die feinen Gefühle. Kaum zu ertragen sind die Erlebnisse dieses Sommers, schwer zu verstehen, welchen Gedanken Eva auf dem Weg zu der Feier nachhängt.

Bei diesem Debütroman handelt es sich nicht um leichte Kost. Nicht alles wird erklärt, die Story ist ziemlich hart, mit seinen Gedanken wird der Leser allein zurück gelassen.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Licht meines Herzens

Das Meer löscht alle Spuren
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Ein berühmter iranischer Dichter landet, nachdem er auf der Flucht von seiner Frau getrennt wurde, in einem dänischen Flüchtlingslager. Einzig der Journalistin und Englandkorrespondentin Nora Sand will ...

Ein berühmter iranischer Dichter landet, nachdem er auf der Flucht von seiner Frau getrennt wurde, in einem dänischen Flüchtlingslager. Einzig der Journalistin und Englandkorrespondentin Nora Sand will er ein Interview gewähren. Der Dichter Manash Ishmail stellt allerdings eine Bedingung. Nora soll versuchen, seine Frau zu finden, die auf dem Weg nach England war. Dort sollte sie von Bekannten in Empfang genommen und an einen sicheren Ort gebracht werden. Am Treffpunkt ist sie aber nicht aufgetaucht. Nora nimmt die Spur der jungen Frau auf, viele Hinweise hat sie nicht und auf die Mitarbeit der Beteiligten darf sie auch nicht hoffen.

Im zweiten Band um die Journalistin Nora Sand nimmt sich die Autorin eines brisanten Themas an. Wie gehen wir mit Flüchtlingen um? Wird denen uneigennützig Hilfe geleistet, die sich aus ihrer Heimat auf den Weg machen in eine ungewisse Zukunft oder werden sie von öffentlichen oder privaten Organisationen ausgenutzt für eigene Zwecke? Werden die Flüchtlinge zum Spielball derer, die reicher oder mächtiger sind? Wird einfach das Vertrauen ausgenutzt, dass sie Schleppern zwangsläufig entgegen bringen müssen? Und was, wenn noch ganz andere Ereignisse den Erfolg oder Misserfolg der Flucht beeinflussen? Schließlich kommt auch Nora Sand an den Punkt, an dem sie sich fragen muss, wem sie noch vertrauen kann und wer sie möglicherweise für seine Zwecke benutzt hat.

Nach der Lektüre des ersten Bandes bietet dieser zweite Teil zunächst einmal ein Wiederlesen mit bekannten Personen, die man bereits mehr oder weniger lieb gewonnen hat. Dies wird angesichts des wahrhaft mitreißend geschilderten Geschehens um die verschwundene Amina fast zur Nebensache. Zwar kommen der Journalistin Nora Sand auch hier ein paar Zufälle zur Hilfe und sie scheint beinahe unkaputtbar zu sein, aber auch dieses tritt zurück hinter den Nachforschungen, deren Ergebnis einem wirklich die Haare zu Berge stehen lässt. Welchen perfiden Machenschaften die hilfsbedürftigen Menschen ausgesetzt werden können, welche geringfügig andere Weichenstellungen manchmal über Wohl und Wehe entscheiden. Auch wenn die reine Flüchtlingsthematik nicht die Rolle spielt, die zunächst anzunehmen gewesen wäre, so spielt sie doch in alles hinein. Aufgebracht und emotional durchgerüttelt beendet man das Buch, das irgendwie so mitten drin aufhört, dass man denkt, es müsste noch weitergehen.

Veröffentlicht am 28.04.2018

Die Praktikantin

Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen
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Karoline Maus hat im öffentlichen Dienst gelernt. Ihr Traum war es jedoch zu studieren, nebenberuflich geht das am Besten an der Fern-Uni in Hagen. Und nun hat sie ihren Bachelor in der Tasche, mit einer ...

Karoline Maus hat im öffentlichen Dienst gelernt. Ihr Traum war es jedoch zu studieren, nebenberuflich geht das am Besten an der Fern-Uni in Hagen. Und nun hat sie ihren Bachelor in der Tasche, mit einer Note, die sich echt sehen lassen kann. Einen Job hat sie auch, doch dazu muss sie das heimatliche Bochum verlassen und nach Hamburg ziehen. Dort kommt sie in der Wohngemeinschaft ihrer Schulfreundin Saskia unter. Leider war es mit dem Job nicht, die Kripo teilt ihr mit, dass ihr künftiger Chef gerade verhaftet wurde. Etliche Bewerbungen und kurz vor der Pleite landet Karo im Vorstandsbüro von Eintracht Hamburg, einem Fußballverein, der gegen den Abstieg aus der Bundesliga kämpft. Als Praktikantin soll sie den Wachhund für Patrick Weidinger geben, der mal um mal über die Stränge schlägt.

Hamburg ist die schönste Stadt Deutschlands und die Hamburger brauchen mindestens zwei Jahre bis sie mit einem Fremden warm werden, dann entwickeln sich aber tolle Freundschaften. So ganz leicht hat Karo es am Anfang nicht. Ihr Schützling darf nicht merken, dass er beschützt wird und er will auch nicht beschützt werden. Keine einfachen Arbeitsbedingungen und Karo tut so als sei sie Chauffeurin des Vorzeigefußballers. Im Verein selbst wird sie von den anderen Mitarbeitern weidlich ausgenutzt, Zeitungsberichte ausschneiden und archivieren, Unterschriften auf Autogrammkarten fälschen. Und dieser Weidinger ist ein echtes Ekel, meistens jedenfalls.

Auch wenn man nur wenig von Fußball versteht und es einem ähnlich geht wir Karo, wird man Freude an diesem Roman haben. Beruflich hat jeder einmal angefangen und weiß, dass man zunächst kleine Brötchen backen muss, wenn man neu im Job ist. Verliebt man sich dann auch noch in einen Kollegen, obwohl man Beruf und Arbeit doch immer trennen wollte, sind Turbulenzen vorprogrammiert. Und Karo geht es so mit ihrem Schutzbefohlenen Patrick Weidinger, der eigentlich Tore schießen soll, sich durch sein unbotmäßiges Verhalten aber immer mehr ins Abseits bringt. Gut kann man sich von der Geschichte dahin tragen lassen, die anfänglichen Wortgefechte, die Schwierigkeiten im Verein, die sich langsam in Gespräche wandeln und eine anerkannte Stellung. Eine Lektüre, die gut zu einem sonnigen Nachmittag an der Alster passt, die bestens unterhält und den Weg zum Happyend mit allerhand Verwicklungen pflastert.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Ein gewisser Frieden

Die Mädchen von der Englandfähre
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Die Journalistin Nora Sand kann an manchem alten Trödel nicht vorbeigehen. Und so ersteht sie in einem kleinen Laden einen alten Koffer. Neugierig, ob sich vielleicht noch etwas in dem Koffer befindet, ...


Die Journalistin Nora Sand kann an manchem alten Trödel nicht vorbeigehen. Und so ersteht sie in einem kleinen Laden einen alten Koffer. Neugierig, ob sich vielleicht noch etwas in dem Koffer befindet, öffnet sie das Teil. Überrascht stellt sie fest, dass noch ein paar alte Bilder in dem Gepäckstück sind, Bilder von jungen Mädchen. Vage kommen ihr zwei der Mädchen bekannt vor und nach einigen Recherchen findet Nora einen Zusammenhang mit einem Vermisstenfall, der schon Jahrzehnte zurückliegt. Damals verschwanden zwei dänische Mädchen von einer Englandfähre. Sollte Nora etwa eine Chance haben, eine Spur in so einem alten Fall zu entdecken.

Wie der Zufall machmal so spielt, manche Verbrechen scheinen ungelöst zu bleiben und mache werden nach langen Jahren doch noch aufgeklärt. Im dänischen Fernsehen wurde nochmal über den Fall berichtet und so hat Nora einen Ansatz für ihre Nachforschungen. Im Laufe ihrer Ermittlungen, die sie sowohl in Dänemark als auch in Groß Britannien beschäftigen, trifft sie ihren alten Bekannten Andreas wieder, der inzwischen bei der Polizei gelandet ist. Leider ist er inzwischen in einer Beziehung. Umso engagierter stürzt sich Nora Sand in die Untersuchung um das Verschwinden der Mädchen und findet eine Spur, die zu einem Serientäter führt, der schon seit langem im Gefängnis sitzt.

Nora Sand ist eine sympathische Journalistin, die ihre Frau auch schon mal beim Thai-Boxen steht. Meist geht sie allein durchs Leben, nach einer Partnerschaft sehnt sie sich allerdings schon. Ihre Neugier und Hartnäckigkeit sind ihrer Tätigkeit sehr zuträglich. Sie lässt nicht so schnell locker und sie hat ein Händchen dafür, Menschen dazu zu bringen, mehr preiszugeben als sie eigentlich wollten. Manchmal möchte sie auch mit dem Kopf durch die Wand und dann beachtet sie gut gemeinte Warnungen nicht.

Die Idee durch einen Zufallskauf auf eine Spur in einem alten Fall zu stoßen, ist wirklich spannend. Allerdings kommen manche Zufälle etwas sehr gelegen und die Liebesgeschichte entfaltet nicht so großen Schmelz, eher fragt man sich, wozu Nora vermeintlich kalten Kaffe aufwärmt. Entschädigt wird man aber von einigen Entdeckungen und Wendungen, die überraschen und einen neugierig weiterlesen lassen. Ein guter Start einer Reihe, der Lust macht, auch den nächsten Band in Angriff zu nehmen.