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Veröffentlicht am 25.11.2017

Ein Koffer in

Wir werden erwartet
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Hilla Palm hat es geschafft, sie ist ihrer einfachen Herkunft aus Dondorf entwachsen, sie studiert, sie will ihre Doktorarbeit machen. Das gemeinsame Leben mit ihrem Freund Hugo läuft bestens. Doch dann ...

Hilla Palm hat es geschafft, sie ist ihrer einfachen Herkunft aus Dondorf entwachsen, sie studiert, sie will ihre Doktorarbeit machen. Das gemeinsame Leben mit ihrem Freund Hugo läuft bestens. Doch dann stirbt Hugo bei einem Unfall und alles, was so hell und sicher schien, ist auf einmal wie ausgelöscht. Nur mühsam kann sich Hilla zurück kämpfen. Sie geht nach Hamburg, weil dort das Thema ihrer Doktorarbeit angenommen wird. Ein neuer Start, ganz neue Einflüsse stürzen auf sie ein. Politische Themen werden Hilla wichtig. Eine Heimat bietet ihr die Kommunistische Partei.

Dieses Hörbuch wird von der Autorin selbst gelesen. Bestens versteht diese es, die Zuhörer in die Welt ihrer Protagonistin zu geleiten. Man leidet mit Hilla als ihr Lebensgefährte stirbt und ihre heile Welt zusammenbricht. Man freut sich an ihrem Aufbruch nach Hamburg, ihrem neuen Start. Man sieht die Hilla aus den vorherigen Bänden aufblitzen, wenn es um den Schwimmkerl geht, der den Leser zum Lachen und Hilla zum Heulen bringt. Man fremdelt etwas mit ihren politischen Ansichten, die man von ihrer Lage aus gesehen, der Suche nach Halt, nach Heimat, doch irgendwie versteht. Siehste, denkt man, wenn ein weiterer Traum zerplatzt und möchte sich diesen Gedanken doch gleich wieder verbieten. Die späten 1960er und die frühen 1970er waren schon eine bewegte Zeit. Hilla, Mitte zwanzig bis um die Dreißig, für einen Menschen häufig eine bewegte Zeit. Hillas bewegte Zeit gibt einen Abriss des Zeitgeschehens und einen Einblick in die Entwicklung und Formung ihrer Persönlichkeit. Schließlich hat Hilla sich ein Stück weit selbst gefunden.

Das gedruckte Buch ist mit über sechshundert Seiten angegeben, diese gekürzte Hörbuchfassung umfasst knapp 4 Stunden und 30 Minuten. Da fehlt also einiges und man beginnt sich während des Hörens zu fragen, ob da nicht doch ein wenig zu viel gekürzt wurde. Denn so schön und authentisch der Vortrag der Autorin ist, das Gehörte wirkt etwas episodenhaft. Ein gelungener Abschluss von Hilla Palms Erzählung über ihre Jugendjahre, lebensvoll, dramatisch, manchmal lustig, manchmal ernüchternd, immer fesselnd.

Veröffentlicht am 24.11.2017

Onkel für Ava Lee

Der Jünger von Las Vegas
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Die Wirtschaftsprüferin Ava Lee lebt zwar in Kanada, ihre Aufträge bekommt sie allerdings von Onkel in Hong Kong. Dieses Mal haben sie es mit einem besonders brisanten Fall zu tun. Kaum daheim angekommen, ...

Die Wirtschaftsprüferin Ava Lee lebt zwar in Kanada, ihre Aufträge bekommt sie allerdings von Onkel in Hong Kong. Dieses Mal haben sie es mit einem besonders brisanten Fall zu tun. Kaum daheim angekommen, muss Ava Lee sich auf den Weg nach Asien machen, um gemeinsam mit ihrem Chef und Mentor den Kunden Tommy Ordonez aufzusuchen. Bei diesem handelt es sich zwar um einen Emporkömmling, der allerdings inzwischen so reich und einflussreich ist, dass es am einfachsten ist, seine Wünsche zu erfüllen. Bei einem Grundstücksdeal ist er offensichtlich um ca. 60 Millionen Dollar betrogen worden. Ava Lee soll herausfinden, was geschehen ist und natürlich soll sie das Geld wieder herbeischaffen.

Ava Lee und Onkel, ihr geheimnisvoller Auftraggeber, führen hier ihren zweiten Auftrag aus. Zielstrebig begibt sich Ava Lee auf die Spur des Geldes. Buchprüferin mit Universitätsabschluss, die ihre asiatischen Wurzeln nicht verleugnet und doch stolz ist Kanadierin zu sein, das ist Ava Lee. Familie bedeutet ihr alles und so ist sie bestens geeignet sich in die Welt ihrer Auftraggeber hineinzuversetzen. Familien, die weltweit operieren und doch nach ihren ursprünglichen Traditionen handeln. Ava Lee kann der Spur des Geldes sowohl durch die Bücher folgen als auch die Beweggründe derer nachvollziehen, die das Geld aus den Büchern verschwinden ließen.

Manchmal etwas speziell, aber immer gewitzt, intelligent und clever weckt Ava Lee viele Sympathien. Wenn einem möglicherweise auch einige Charakterzüge der Beteiligten fremd bleiben, schafft es Ava Lee mit ihrer hartnäckigen Art, den Fall zu lösen. Onkel bleibt geheimnisvoll, da die Serie mit diesem zweiten Band erst am Anfang ist, wird es vielleicht künftig noch mehr zu erfahren geben. Hier reist Ava Lee um die Welt, um dem Kunden zu seinem Recht zu verhelfen. Gerne spürt man den Beziehungsströmungen nach und wünscht sich vielleicht ein erläuterndes Wiederlesen mit einigen Personen, deren Bekanntschaft hier nur angerissen wurde.

Veröffentlicht am 21.11.2017

Hochwasser

Zorn des Himmels
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Im Juli 1342 herrscht eine Hitzewelle. Frankfurt stöhnt unter der heißen Sonne, alles ist trocken. Philippa, die Tochter des Fährmanns, träumt von einer Zukunft, in der sie unabhängig ist. Doch zunächst ...

Im Juli 1342 herrscht eine Hitzewelle. Frankfurt stöhnt unter der heißen Sonne, alles ist trocken. Philippa, die Tochter des Fährmanns, träumt von einer Zukunft, in der sie unabhängig ist. Doch zunächst mal wird sie mit Albrecht verlobt, den sie schon immer kennt. Viel interessanter ist da doch der geheimnisumwitterte Mathias, der sein Gedächtnis verloren hat und dennoch ein geübter Kämpfer ist. Ihn zieht es nach Frankfurt, wenn er sich auch nicht erinnert, so scheint er doch eine Mission zu haben. Der Kaiser, der in Frankfurt weilt, versucht seine Anschauungen mit denen seiner Feinde zu versöhnen oder in Einklang zu bringen. Fast unbemerkt von den Beteiligten ändert sich das Wetter.

Das Magdalenenhochwasser von 1342 ist belegt als eines der schlimmsten Hochwasser dieser Zeit. Auch heutzutage richtigen Hochwasser immense Schäden an, zerstören Existenzen, bringen großes Leid. Aber dennoch sind wir heute wahrscheinlich besser gewappnet mit Versicherungen, Rettungskräften, vorbeugenden Maßnahmen, Wetterwarnungen, etc. Ungleich schwerer muss es für die Menschen des Mittelalters gewesen sein, so eine Wetterlage durchleben zu müssen. Schließlich kam es wesentlich unerwarteter. Und so war es schwieriger, sich, die Liebsten und das Hab und Gut zu retten.

In diese Situation schreibt der Autor eine spannende Geschichte um den Kaiser im Kirchenbann, seine engsten Vertrauten, seine möglichen Retter, um Philippa und Mathias und einige weitere Menschen, deren Schicksal durch das Wetterereignis bestimmt wird. Zunächst sorglos ob der Wetterlage, wird den Frankfurtern die Änderung des Wetters in eine bedrohliche Form nur langsam bewusst. Als sie merken, dass es gefährlich wird, ist es schon fast zu spät. Gerade die Beschreibungen des immer schlechter werdenden Wetters und des verheerenden Hochwasser, das dramatische Auswirkungen hat, reißen mit. Besonders wenn man während der Lektüre die Regentropfen auf das Dach plätschern hört, das Wasser in der Regenrinne gluckern, kann man sich sehr gut die Bilder vorstellen, die sich den Menschen damals geboten haben können.

Die zusätzlichen Informationen, die der Autor zu dem Hochwasser und zum Entstehen seines Romanes gibt, bilden einen besonderen Rahmen.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Kleine Schwester

Die Moortochter
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Kleiner Schatten so nannte sie ihr Vater. Helena glaubt, aus dem großen Schatten ihres Vaters heraus getreten zu sein. Ein Irrtum wie sie feststellen muss. Jahrelang lebte sie relativ glücklich und zufrieden ...

Kleiner Schatten so nannte sie ihr Vater. Helena glaubt, aus dem großen Schatten ihres Vaters heraus getreten zu sein. Ein Irrtum wie sie feststellen muss. Jahrelang lebte sie relativ glücklich und zufrieden mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern. Verschwiegen hat sie allerdings, dass der Vater ihre Mutter entführte als sie kaum ein Teenager war und dass Helena in einer Hütte im Wald geboren wurde. Als Kind hat Helena zu ihrem Vater aufgeschaut. Wenn er sie maßregelte, gab sie sich selbst die Schuld. Doch je älter sie wurde, desto mehr fing sie an zu hinterfragen, ob das teilweise grausame Verhalten wirklich gerechtfertigt ist.

Der Vater ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und Helena ist die Einzige, die sich in ihn hinein denken kann, die ihn finden kann. Helena versucht, ihre Familie zu schützen. Alleine macht sie sich auf den Weg. Jeder Schritt wirkt wie ein Schritt in die Vergangenheit. Kann sie den Vater jagen, der einmal ihr Idol, ihr großes Vorbild war? Erinnerungen an ihre Kindheit, an ihre Jugend steigen auf. Eine Zeit, die sie nicht mit liebevollen Eltern erleben durfte, sondern mit einem übergriffigen Vater, der die Mutter klein hält und der eine Tochter nach seinem Frauenbild formen will.

Wenn man von diesem Vater liest, möchte man mit den Zähnen knirschen. Gleichzeitig denkt man an die kleinen Problemchen, die man mit den eigenen Eltern hatte und ist dankbar, dass man doch größtenteils in behaglicher Geborgenheit aufwachsen durfte. Hoffentlich ist es nur ein perfides Gedankenspiel, das die Autorin darbietet. Hoffentlich gibt es solche Widerlinge nicht. Doch wie schwierig ist es für eine Tochter, die unter einem solchen Einfluss aufgewachsen ist, sich endgültig zu lösen. Schwer verständlich sind manche Gedanken Helenas, gut nachvollziehbar andere. Doch hin und wieder hat man das Gefühl, die Erinnerungen machen einen zu großen Teil der Handlung aus. Der Showdown zwischen Vater und Tochter lässt ein Element einer spannenden Suche vermissen, an der Polizei und Ehemann beteiligt sein sollten. Ein Stück für zwei Personen, eigentlich nur eine Person, da meist darauf verzichtet wird, Reflexionen anderer bekannt zu geben.

Ein spannender Psychothriller, der zwar einige Wünsche nicht erfüllt, der aber dennoch mitreißt. Gelesen von Julia Nachtmann, die es versteht, den Vater richtig schön unsympathisch wirken zu lassen und die Helenas vielschichtigem Charakter gekonnt Ausdruck verleiht.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Suses Welt

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
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Mit ihren drei Kindern lebt Suse seit der Trennung von ihrem Mann in einem Berliner Plattenbau. Es reicht nur für zwei Zimmer und mit ihrem Halbtagsjob in einer Drogerie kann Suse sich nur knapp über Wasser ...

Mit ihren drei Kindern lebt Suse seit der Trennung von ihrem Mann in einem Berliner Plattenbau. Es reicht nur für zwei Zimmer und mit ihrem Halbtagsjob in einer Drogerie kann Suse sich nur knapp über Wasser halten. Ihre Tochter pubertiert, der Sechsjährige jammert und quengelt, der Kleine weint und schreit. Suse wäre am liebsten weg. Als ihre Tochter ein paar Tage nicht nach hause kommt, meldet Suse sie als vermisst. Kommissar Frei, zugeknöpft und korrekt, und seine Kollegin Louisa Albers, schlaflose Neumutter, haben gerade einen Mordfall gelöst. Sie sollen nun das Verschwinden des Mädchens aufklären. Vermutlich gäbe es Wichtigeres zu tun, doch bald taucht eine Leiche auf, wodurch die Sache in ein anderes Licht gerückt wird,

Obwohl dies erst der erste Fall für Kommissar Henry Frei und sein Team ist, meint man schnell, die Ermittler schon zu kennen. Mal ein Kommissar, dessen Familienleben zwar etwas speziell, aber mal nicht mit Problemen überfrachtet. Mal so normal, seine Kollegin, die kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes am Schlafmangel leidet. Der junge Kollege Charlie mit asiatischen Wurzeln, der noch etwas übereifrig dennoch frischen Wind in die Untersuchung bringt. Nach einem schnell gelösten Fall geht es um das Verschwinden eines 14jährigen Mädchens. Dass die Mutter von ihrem Leben als getrennte Mutter überfordert ist, wird schnell klar. Doch wieso weiß sie so wenig vom Umgang ihrer Tochter.

Warum ist Suse so? In welcher Welt lebt sie eigentlich? Suse hat es nicht so richtig geschafft, sich frei zu schwimmen. In ihrer Art wirkt sie manchmal nicht so sympathisch. Doch niemand sollte es erleiden, nicht zu wissen, was mit dem eigenen Kind geschieht. Nachdem klar ist, dass es sich um eine ernste Sache handelt, ermitteln die Kommissare fieberhaft, was hinter dem Verschwinden der jungen Jacqueline stecken könnte. In kurze Kapitel gefasst und mit etlichen fiesen Cliffhangern versehen, vermag dieser Thriller sehr zu fesseln. Schnell noch ein Kapitel und noch eins, man will wissen wie es weitergeht. Die zwischengeschobenen Intermezzi verstärken die Wirkung noch. Geschickt spielt der Autor mit den Gedanken des Lesers und lockt sie auf Fährten, die sich als unvorhersehbar entpuppen. Am Schluss wird sehr deutlich, dass es sich um eine Reihe handelt, denn, was hinter dem letzten Cliffhanger steckt, wird dann erst im nächsten Band ermittelt.

Ein spannender und gut strukturierter Thriller, dessen kurze Kapitel der Handlung Geschwindigkeit verleihen und den Leser verleiten, nur so durch das Buch zu fliegen.