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Veröffentlicht am 16.11.2017

Die Nanny

Dunkel Land
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In Verenas Leben hat sich alles verändert nachdem ihre kleine Nichte Amelie ihre Familie verloren hat. Zwar hat Verena Hofer dadurch ihre Sicherheit eingebüßt, aber nicht kann das Miteinander mit dem kleinen ...

In Verenas Leben hat sich alles verändert nachdem ihre kleine Nichte Amelie ihre Familie verloren hat. Zwar hat Verena Hofer dadurch ihre Sicherheit eingebüßt, aber nicht kann das Miteinander mit dem kleinen Mädchen aufwiegen. Aus dieser Lage heraus nimmt Verena die Stelle als Nanny des Neffen einer reichen Frau aus Wuthenow in der Nähe von Berlin an. Jedenfalls meint Verena, dass sie als Nanny tätig sein wird. Ihr Erstaunen ist dann nicht ganz gering, als sie bemerkt, dass es sich bei dem zu Betreuenden um einen erwachsenen Mann handelt, der wegen seiner gesundheitlichen Probleme ihre Hilfe braucht. Eigentlich will Verena auf dem Absatz kehrt machen, schließlich aber bleibt sie doch erstmal auf dem Gut.

Verträge sollte man doch genau durchlesen bevor man unterschreibt. Hört man diese Warnung nicht immer wieder? Nun Verena wird nicht die Einzige sein, die jemals auf ihre eigene vorgefassten Eindrücke hereingefallen ist. Ihr Schäfchen Carl von Wuthenow st ein studierter Berater der Polizei, der durch einen Dienstunfall, bei dem er eine Kopfverletzung erlitten hat, Schwierigkeiten mit seinem Kurzzeitgedächtnis hat. Das hält ihn aber nicht davon ab sich mit großer Disziplin den Folgeschäden seiner Verletzung entgegen zu stemmen. Endlich will Carl seine Arbeit wieder aufnehmen und es gibt bereits einen Fall, bei dem die Polizei seine Hilfe in Anspruch nehmen möchte.

Witzig und auch spannend beginnt dieser Roman. Verena ist auch in ihrer finanziellen Notlage nicht auf den Mund gefallen, wenn sie auf sich mit ihrem neuen Schützling auseinandersetzen muss. Und so ergeben pointierte Wortgefechte, die die Lesefreude steigern. Gleichzeitig fesseln die Ermittlungen, die Verena und Carl nach Berlin führen. Über den Tag ist Carls Handicap kaum zu spüren, nur in vereinzelten Situationen ist ihm anzumerken, dass die Verletzung ihn verändert hat. Sein aufrechter Kampf um mehr Gesundheit und gleichzeitig sein Wille, bei der Arbeit wieder voll da zu sein, lassen ihn ebenso sympathisch wirken wie Verena, die sich ohne zu zögern ihrer kleinen Nichte annimmt. Was allerdings angesichts der kurzen Zeit, die in dem größten Teil der Handlung vergeht, und angesichts Carls Krankheit etwas schwer nachempfindbar wirkt, sind die Gefühle von Carl und Verena. Unter diesen besonderen Umständen würde es sicher länger dauern, bis sich etwas entwickelt. Außerdem erscheint Carls Gedächtnisstörung so ungewöhnlich, dass man sich fragt, ob es sich hier um einen dramaturgischen Kniff handelt. Seine Reaktion darauf ist zwar angemessen und logisch, doch irgendwie fühlt man sich an 50 erste Dates erinnert.

Dennoch löst ein gutes und liebenswertes Team einen Fall, der den Leser in die Abgründe einer menschlichen Seele schauen lässt.

Veröffentlicht am 14.11.2017

Poltown

Sea Detective: Der Sog der Tiefe
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Eine alte Freundin seiner Eltern ist verstorben und Cal McGill nimmt an der Bestattung teil. Dort hilft er einer alten Frau, die von der Gemeinde seltsam abweisend behandelt wird. Nur wenig später sieht ...

Eine alte Freundin seiner Eltern ist verstorben und Cal McGill nimmt an der Bestattung teil. Dort hilft er einer alten Frau, die von der Gemeinde seltsam abweisend behandelt wird. Nur wenig später sieht er am Strand eine junge Frau, die aufs Meer hinausblickt. Violet Wells wurde adoptiert, erst jetzt hat sie erfahren, dass sie an einem Krankenhaus ausgesetzt wurde und laut einem anonymen Brief soll ihr Vater einer der angesehensten Bewohner des Ortes Poltown gewesen sein. Violet beginnt mit Nachforschungen, was an dieser Geschichte dran sein könnte. Vorsichtig möchte sie vorgehen, nichts aufrühren, aber dennoch brennt sie darauf, das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften.

Zum zweiten Mal beschäftigt sich der Ozeanograph Cal McGill mit einer Ermittlung nach den Umständen eines Todesfalls. Schon vor sechsundzwanzig Jahren verschwand die junge Frau im Meer. Nur ein Kleid und ihre Tasche wurden am Strand angespült. Die Polizei entschied damals, es könne sich nur um einen Selbstmord gehandelt haben. Auf Fragen jedoch reagieren die Bewohner so zurückhaltend, wenn nicht gar abweisend, dass Cal vermutet, es müsse doch mehr hinter den bekannten Fakten stecken. Seine flüchtige Bekanntschaft mit Violet, die sich nur nach und nach etwas öffnet, bestätigt Cals Gedankengänge.

Ist es möglich, wenn schon so viel Zeit vergangen ist, das Schicksal der verschwundenen Frau aufzuklären? Warum schweigen die Menschen, die sie eigentlich gekannt haben müssten? Hatte sie keine Freunde, die sich um sie gesorgt hätten? Je weniger man erfährt, desto neugieriger wird man. Was ist hinter der Fassade der nichtssagenden Freundlichkeit verborgen? Man möchte nachbohren. Man möchte wissen, wie Anspielungen zu deuten sind. Zwar fehlt etwas die Brisanz eines aktuellen Ereignisses, doch geschickt sind Vergangenheit und Gegenwart verbunden. Bande der Abhängigkeiten, die vor Jahren geknüpft wurden, wirken sich bis zu den heutigen Tagen aus. Welch eine Nachwirkung hat ein vergangenes Ereignis, kann ein Unrecht wieder gut gemacht werden, durch einen Brief, der auch nicht aus den besten Motiven entstanden ist. Vertuschung, Neid und Missgunst, Abhängigkeiten und ungute Beziehungen. Poltown ist ein Ort, an dem man nicht leben möchte, von dem es aber sehr spannend ist zu lesen und wo schließlich doch alles anders war, als man selbst erraten könnte.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Häschen

Neunauge
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Wozu braucht man eigentlich einen Fallanalytiker aus München? Dort wird doch auch nur mit Wasser gekocht. Adam Danowskis letzter größerer Einsatz ist nun schon eine Weile her und seit dem fischt er eher ...

Wozu braucht man eigentlich einen Fallanalytiker aus München? Dort wird doch auch nur mit Wasser gekocht. Adam Danowskis letzter größerer Einsatz ist nun schon eine Weile her und seit dem fischt er eher im Trüben. Sein Glückstagebuch soll Adam eigentlich aufbauen, so recht wirkt das aber nicht. Da könnte doch ein echter Fall eine gute Ablenkung sein. In den Kellern zweier Hamburger Schulen wurden mumifizierte Leichen gefunden, was eine mittelschwere Hysterie unter den Eltern hervorruft und die Schulbehörden besorgt reagieren lässt. Besser wird das Ganze auch dadurch nicht, dass die Kollegin Meta Jurkschat einen der Toten kannte, dieses Wissen aber nicht an die große Glocke hängen möchte.

Zum vierten Mal versucht Kommissar Adam Danowski seiner Hypersensibilität Herr zu werden. Nach seinem letzten Fall ist er der Verrentung wahrscheinlich nur knapp entkommen und es bleibt zu hoffen, dass seine toten Eltern nicht noch irgendwo lauern. Auch wie es mit seiner Ehe steht, ist ihm nicht ganz klar. Immerhin hat er, um während der Arbeitswoche näher an der Arbeit zu sein, eine kleine Wohnung in der Nähe des Reviers bezogen. Schon die erste Vorführung des Münchner Kollegen Martin Gaitner, der etwas sehr kollegial daherkommt, verstimmt Danowski. Die Analysen Gaitners wirken daher geholt und lassen keine Seite klingen. Und so beginnt Adam Danowski gemeinsam mit seinen Kollegen Finzi und Meta, ein wenig auf die Seite zu ermitteln.

Nach seinem Ausflug an die Küste konzentriert sich Danowski diesmal wieder hauptsächlich auf die schöne Hansestadt, die allerdings auch vor Verbrechen und Verbrechern nicht gefeit ist. Das Triumvirat Danowski, Finzi und Jurkschat ist nochmals heimlich unterwegs. Mit Witz, Spürsinn und manchmal auch Geschick fieseln sie die einzelnen Fäden des Falles auseinander. Teilweise haben sie dabei mehr Glück als Verstand, teilweise macht Not auch erfinderisch. Was im Laufe der Nachforschungen an Beweggründen zutage kommt, ist manchmal für den normalen Verstand nicht leicht nachzuvollziehen trifft jedoch ziemlich genau eine aktuell brisante Thematik.

In diesem vierten Fall laufen Danowski, seine Kollegen und damit auch der Autor zu ausgesprochen guter Form auf. Ein packender Fall mit genau der richtigen Portion drumherum. Davon möchte man mehr.

Veröffentlicht am 10.11.2017

Heimatluft

Faule Marillen
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Nach überstandener Krankheit will es Major Paul Eigner etwas ruhiger angehen lassen. Er lässt sich an seinen Heimatort versetzen, um dort die Leitung der kleinen Polizeidienststelle zu übernehmen. Auch ...

Nach überstandener Krankheit will es Major Paul Eigner etwas ruhiger angehen lassen. Er lässt sich an seinen Heimatort versetzen, um dort die Leitung der kleinen Polizeidienststelle zu übernehmen. Auch will er seine Schwester unterstützen, die sich um den gebrechlichen Vater kümmert. Doch ganz so geruhsam wie erhofft gestaltet sich der neue Lebensabschnitt nicht. Auf einer Wiese werden die Überreste eines längst Verstorbenen gefunden. Für eine archäologischen Fund ist die Leiche allerdings zu jung. Nich lange dauert es und es verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei dem Toten um den seit Jahren verschwundenen Dorfpfarrer handeln könnte.

Die Hoffnung, dass Eigner in seinen heimatlichen Gefilden einen Vertrauensvorschuss genießen könnte, zerbirst schnell. Bei seinen Nachforschungen begegnet ihm eine Mauer des Schweigens. Die Dorfbewohner geben vor, nichts weiter über den Pfarrer zu wissen, außer dass er allseits beliebt und umgänglich war. Wer also sollte einen Grund gehabt haben, ihn zu töten? Major Eigner gibt nicht auf, hartnäckig verfolgt er jeden Hinweis. Gleichzeitig will er sich aber auch um seinen alten Vater kümmern. Nach seiner Zeit in Wien fällt es ihn nicht ganz leicht, sich wieder in das Landleben einzufügen.

Erst nach und nach gelingt es, sich in die Handlung hineinzufühlen. Man muss ihn kennenlernen diesen Major Eigner. Ein Weilchen dauert es bis auch dem Major Eigner der Pauli wird. Doch gelingt einem das, hat man einen spannenden und ausgeklügelten Kriminalroman, der einen in eine dörfliche kleine Welt entführt, in der nicht alles so friedlich ist wie es zunächst erscheint. Verschiedenste Spuren gilt es zu verfolgen, die sich häufig als falsche Fährten erweisen, bis schließlich die eine Unerwartete auftaucht, mit der eine sehr überraschende Lösung präsentiert wird.

Zwar wird nicht ganz klar, ob es sich bei diesem Roman um einen Reihenstart oder um einen Einzelband handelt. Für die gute Unterhaltung, die er bietet, ist das auch nicht ganz so wichtig.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Wammetsberger

Die schwarze Jagd
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Der Schorsch Wammetsberger war mit seinen Spezis wieder einmal nächtens mit dem Gewehr schauen, ob das Wild durch die Wälder wandert. Dumm nur, dass sie dabei in eine Art Hinterhalt geraten. Eine Schlucht, ...

Der Schorsch Wammetsberger war mit seinen Spezis wieder einmal nächtens mit dem Gewehr schauen, ob das Wild durch die Wälder wandert. Dumm nur, dass sie dabei in eine Art Hinterhalt geraten. Eine Schlucht, sozusagen, an deren Ende einer tot ist. Zum Glück keiner der Freunde, aber doch ein Opfer. Das ist etwas schlecht für Schorsch, der in seinem wirklichen Leben als Polizist arbeitet und deshalb nur ungern gegen sich selbst ermitteln möchte. Aber Unsicherheit besteht schon, wessen Kugel da wen getroffen hat. Da beseitigt man am besten gleich noch ein paar verdächtige Kleidungsstücke.

Durch die bayerische Bergwelt stapften Mörder und Opfer. Und die Ermittler wirken in diesem dritten Band um den guten Wammetsberger wie knorrige Urbayern zwischem knorrigem Geäst urbayrischer Bäume. Mit einigem Witz frisst sich Wammetsberger durch die liebevoll derben Köstlichkeiten, die dem gewichtsmäßig aus den Fugen geratenen Dorfpolizisten von seiner Angetrauten kredenzt werden. Vor lauter Appetit kommt da manchmal das Gehirn zum Stillstand und ins Ermitteln greifen die Kollegen ein, die Wammetsberger am liebsten draußen hätte, schließlich gilt es die eigene Rolle im Verborgenen zu halten.

Dem Autoren Hans-Peter Dinesh Bauer liegt das Bayrische im Blut wie er selbst sagt. Und das merkt man seiner Art zu schreiben auch an. Förmlich schwelgt er in Beschreibungen von Landschaft, Leuten und Fressalien. Für den passionierten Krimileser kommen dabei die Fallzusammenhänge und das langsame sich Herantasten an die Lösung etwas kurz. Nach einigen Schmunzlern werden gerade auch für nicht Fleischesser die ausufernden Ergüsse über die kulinarischen Freuden eher anstrengenden und man verliert mitunter auch noch den letzten dünn gesponnenen Krimifaden. Was die Nachforschungen angeht, scheinen die Frauen wie die Stöcki und die Pröll einfach gewitzter zu sein. Leider sind deren Parts ein wenig kurz geraten, obwohl sie als Sympathieträger einen ausgiebigeren Einsatz verdient hätten.

Ein Bayern-Roman, der sich Lesern mit Ortskenntnis und Kenntnis des Menschenschlages wahrscheinlich wesentlich besser erschließt.