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Veröffentlicht am 08.04.2017

Immer und überall

London Stalker
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Der Polizist Nick Belsey ist vom Dienst suspendiert und untergetaucht, ausgerechnet in einer Polizeiwache, die inzwischen geschlossen wurde. Doch die Ruhe währt nicht lange. Jemand hämmert so lange an ...

Der Polizist Nick Belsey ist vom Dienst suspendiert und untergetaucht, ausgerechnet in einer Polizeiwache, die inzwischen geschlossen wurde. Doch die Ruhe währt nicht lange. Jemand hämmert so lange an das Tor bis Nick doch öffnet. Vor ihm steht eine leicht verwirrte Frau, die angibt, ihr Sohn sei verschwunden. Dieser Sohn - Mark - ist schon über vierzig und vielleicht muss man sich nicht allzu viele Sorgen um das große Kind machen. Nick empfindet jedoch mit der beunruhigten Mutter, die selbst Hilfe möglicherweise sogar nötiger hat als ihr Filius. In Marks Zimmer entdeckt Nick überraschend eine Art Schrein für eine bekannte Schauspielerin und Sängerin.

In seinem dritten Fall ist Nicks Situation schlimmer denn je, wer würde schließlich eine ausgediente Polizeistation als Zuflucht wählen. Immerhin ist der Gedanke, dort werde man ihn nicht vermuten, nicht von der Hand zu weisen. Obwohl er sich eigentlich bedeckt halten sollte, kann Nick das Ermitteln nicht lassen. Irgendwie steckt es ihm einfach im Blut. Worin kann eine Verbindung zwischen einen etwas undurchsichtigen Spätentwickler und der strahlenden Schauspielerin bestehen. Das kommt Nick recht seltsam vor, aber im Besitz des Verschwundenen befinden sich Dinge, die auf einen nähere Bekanntschaft hindeuten. Oder hat er es mit einem Stalker zu tun, der dabei ist durchzudrehen.

Eigentlich erwartet Nick nach seiner Suspendierung auf eine Verhandlung, die ihn ins Gefängnis bringen könnte. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben, besonders seine bald ehemaligen Kollegen. Trotzdem kann er es nicht lassen. Was zunächst nur der Gedanke ist, einer besorgten Mutter zu helfen, wächst sich schnell in einen undurchsichtigen Fall aus. Und mit seiner bekannten Frechheit ist Nick mal ein Securitymitarbeiter, mal ein Bodyguard und manchmal auch ein Polizist. Lange bleiben die Umstände von Marks Verschwinden im Dunkeln. Nur in kleinen Häppchen verteilt der Autor Informationen an seinen Ermittler, der sich dennoch in die Suche verbeißt. Schließlich gilt es auch seine eigene Haut zu retten, denn seine Anwesenheit an einem bestimmten Ort könnte Nick schnell zu einem Verdächtigen werden lassen. Immer und überall im Einsatz unterhält der in Ungnade gefallene Nick Belsey bestens. Und was als relativ harmlose Vermisstenanzeige beginnt, wird schnell zu einer undurchsichtigen und auch gefährlichen Untersuchung, die mit mehr als nur einer Überraschung aufwartet.

Veröffentlicht am 02.04.2017

Was für ein Paar

The Couple Next Door
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Ihre Tochter Cora ist sechs Monate alt und Marc und Anne wollen einfach mal wieder feiern. Die Party in kleinem Rahmen soll bei den Nachbarn stattfinden. Da diese selbst keine Kinder haben wird beschlossen, ...

Ihre Tochter Cora ist sechs Monate alt und Marc und Anne wollen einfach mal wieder feiern. Die Party in kleinem Rahmen soll bei den Nachbarn stattfinden. Da diese selbst keine Kinder haben wird beschlossen, einen Babysitter zu besorgen und die kleine Cora daheim zu lassen. Es sind ja nur ein paar Schritte. Doch unerwartet sagt die Babysitterin ab, nun ist Anne dafür, lieber auf die Feier zu verzichten. Marc allerdings überredet sie, doch loszugehen, schließlich hat man das Babyphon und kann wegen der kurzen Entfernung alle halbe Stunde nach der Kleinen sehen. Alles scheint gut zu gehen, als die Eltern jedoch spät Nachts nach hause kommen, ist das Baby verschwunden.

Welch ein Horror, man geht aus, meint, man hat vorgesorgt und dann tritt der schlimmste Fall ein, den man sich denken kann. Ein Baby verschwindet und der leitende Kommissar hegt sofort den Verdacht, dass die Chancen des Kindes schlecht stehen. Anne, die ihr Kind am liebsten überhaupt nicht allein gelassen hätte, gibt ihrem Mann die Schuld, er hat sie schließlich überredet. Aber muss man denn tatsächlich immer vom Übelsten ausgehen. Sicher nicht, für diese Familie aber tritt es ein. Das, was nach der Statistik eigentlich sehr unwahrscheinlich ist, passiert. Was löst das in einer Familie aus? Welche Emotionen kommen zutage, welche Begebenheiten werden ans Licht gezerrt, die man lieber im Dunklen gelassen hätte.

Was wird aus einem augenscheinlich glücklichen Paar, wenn der Mittelpunkt des Daseins, das kleine Mädchen, von einer Sekunde auf die andere verschwindet. Man beginnt sich selbst zu fragen, hätte man einen Säugling alleine zu hause gelassen, auch wenn es nur ein paar Meter sind. Schon daran mögen sich die Geister scheiden, der eine meint vielleicht, ein so kleines Kind schläft doch eh, tja, also macht es doch nichts, wenn es ein paar Stunden alleine ist. Merkt doch keiner, besonders das Baby nicht. Der nächste wird sagen, geht doch garnicht, ein so kleines Mädchen nimmt man mit oder bleibt daheim. So wie sich Anne und Marc schon in diesem Punkt eigentlich nicht einig sind, sind sie auch in anderen Belangen unterschiedlicher Meinung. Und nach und nach bricht ihr Eheidyll auseinander.

Geschickt versteht es die Autorin die Handlung langsam zu steigern, immer neue Hinweise und Informationen tauchen auf, in deren Licht die Ereignisse ganz anders zu bewerten sind. Leider sucht man dabei vergeblich nach einigermaßen sympathischen Personen, mit denen man sich identifizieren könnte. Zwar ist das Geschehen spannend und überraschend, aber doch so herbe und distanziert, dass es schwierig bleibt einen rechten Zugang zu finden. Wer fesselnde Geschichten mag, an denen man etwas zu knabbern hat, wird sicher bestens unterhalten werden.
3,5 Sterne

Veröffentlicht am 01.04.2017

Der Brunnen

Der Tote trägt Hut - Jimm Juree 1
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Old Mel und der minderbemittelte Neffe von Da wollen einen Brunnen graben. Das heißt der minderbemittelte Neffe gräbt und Old Mel gibt Anweisungen. Die Arbeit geht jedoch nicht lange gut. Der Junge stößt ...

Old Mel und der minderbemittelte Neffe von Da wollen einen Brunnen graben. Das heißt der minderbemittelte Neffe gräbt und Old Mel gibt Anweisungen. Die Arbeit geht jedoch nicht lange gut. Der Junge stößt beim Graben schon nach kurzer Zeit auf Widerstand. Irgendetwas ist im Weg und das muss beiseite geschafft werden. Plötzlich stürzt der Junge ein und landet in einen alten Bulli zwischen zwei Leichen. Die Reporterin Jimm Juree, die mit ihrer Familie vor kurzem in den Süden Thailands gezogen ist, hat endlich zu tun. Schon bald muss sie allerdings entscheiden, was wichtiger ist: zwei Skelette im Bulli oder ein toter buddhistischer Abt.

In diesem ersten Band um die Kriminalreporterin Jimm Juree lernen wir, dass die junge Frau ihr Leben in der Stadt doch sehr vermisst. Völlig unerwartet hat ihre Mutter alles verkauft und ist mit der Familie an die Südküste gezogen. Dort hat sie ein heruntergekommenes Ferienresort gekauft, das absolut nichts abwirft. Der jungen Journalistin fehlt nicht nur das Stadtleben, sondern auch ihr Zeitungsjob. Eigentlich möchte sie so schnell wie möglich wieder weg. Doch vorher will sie die Rätsel um die Toten lösen. Tote in einem Ort, an dem man kaum eine Polizeistation braucht, denn eigentlich passiert dort nie etwas. Aber nun gibt es Jimm Juree und mit ihr kommt das Abenteuer.

Man muss sich bei dieser Reihe um die sympathisch chaotische Jimm Juree und ihre schräge Familie nicht an die Reihenfolge halten. Nach dem dritten Band kann man sich getrost auch den ersten zu Gemüte führen. Man entdeckt eine verschrobene Familie, hinter deren Schrulligkeiten sich ganz eigene Geschichten verbergen. Und Jimm Jurees Herangehensweise an die Todesfälle ist schon unkonventionell. Mit Witz und Frechheit mischt sie sich in die Polizeiarbeit ein und fügt auch abwegige Spuren zusammen. Und so unterhält dieser skurrile Krimi, bei dem man nebenbei noch ein wenig über das Leben im Thailand von heute lernen kann.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Flynns Wahrheit

Das Buch der Spiegel
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Der Literaturagent Peter Katz wird sehr neugierig als der Autor Richard Flynn ihm ein Exposé und die ersten Seiten eines Romans zukommen lässt. Darin geht es um einen Mord, der vor langen Jahren begangen ...

Der Literaturagent Peter Katz wird sehr neugierig als der Autor Richard Flynn ihm ein Exposé und die ersten Seiten eines Romans zukommen lässt. Darin geht es um einen Mord, der vor langen Jahren begangen wurde und in den Flynn verwickelt war. Bevor Katz jedoch mehr erfahren kann verstirbt Flynn an einer schweren Krankheit. Katz kann jedoch nicht von der Sache lassen und will nun selbst herausfinden, was Richard in seinem Manuskript zu sagen hatte. Die Suche nach der Wahrheit gestaltet jedoch völlig anders als erwartet.

Die Ereignisse aus der Sicht verschiedener Personen, x-mal das Gleiche lesen? Man könnte befürchten, dass es da zu Längen kommen kann oder gar muss. Doch weit gefehlt, zum Glück. Bei der Wahrheit aus verschiedenen Blickwinkeln kommen recht unterschiedliche Wahrheiten heraus, die sich überschneiden oder ergänzen und manchmal auch ähneln, die aber nie völlig gleich sind. Und das macht einen besonderen Reiz aus. Wie bei der Häutung einer Zwiebel entblättert sich nach und nach ein Gesamtbild, das irgendwie immer noch Rätsel aufgibt. Nicht alles wird komplett geklärt. Jede Wahrheit ist sehr von der Sicht auf die Wirklichkeit der Person geprägt, deren Gedanken gerade im Mittelpunkt stehen. Immer tiefer dringt der Autor in die verschiedenen Schichten vor und wirft dabei immer neue Fragen auf. Wahrhaft angefixt bleibt man an dem Roman kleben. Wenn man als passionierter Leser von Kriminalromanen vielleicht auch gerne eine komplette Aufklärung wünschte, so ist man doch fasziniert von dem geschickten Aufbau der Story, die hinter jeder Ecke eine neue Spur vermuten lässt.

Hervorragend ist hierbei auch die Produktion des Hörbuches, bei dem die unterschiedlichen Teile von unterschiedlichen Lesern vorgetragen werden. Diese wurden ausgesprochen passend für ihre Parts ausgesucht und malen mit ihren Stimmen ein lebendiges Bild der Szenerie. Ein sehr gelungenes Hörbuch für einen sehr gelungenen Roman.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Die Liste

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Detective William Fawkes wird zu einem Leichenfund gerufen, wer kaum zu ertragen ist. Was zunächst wie eine Leiche, die erhängt wurde, entpuppt als eine Art zusammengestückeltes Etwas, das an Schauderhaftigkeit ...

Detective William Fawkes wird zu einem Leichenfund gerufen, wer kaum zu ertragen ist. Was zunächst wie eine Leiche, die erhängt wurde, entpuppt als eine Art zusammengestückeltes Etwas, das an Schauderhaftigkeit kaum zu überbieten ist. Sechs Menschen wurden ermordet, um dieses Gebilde zu schaffen. Und wieso blickt das Fenster in Fawkes’ Wohnung genau auf diesen Fundort? Fieberhaft beginnt die Polizei mit ihren Nachforschungen.Die Opfer sind unbekannt und es scheint keine Verbindung zwischen ihnen zu geben. Als ob das nicht schon schlimm genug ist, taucht auch noch eine Liste auf, mit der weitere Todesfälle angekündigt werden. Und nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit zur Rettung der Menschen, deren Name auf dieser Liste steht.

Welch ein Szenario, schlimmer kann es kaum kommen, sechs unbekannte Tode und sechs Namen auf einer Liste, die sich vermutlich in größter Gefahr befinden. Die ermittelnden Beamten gönnen sich keine Ruhe und setzen ihre privaten Beziehungen aufs Spiel. Hintergründig sind teilweise auch die Beziehungen unter den Polizisten. So ist der leitende Ermittler William Fawkes aus einer Suspendierung zurückgekehrt. Er war in psychiatrischer Behandlung und es ist ungewiss, wie gut er die Erkrankung überstanden hat. Und auch scheinen die Kollegen nicht immer optimal zusammen zu arbeiten.

Mit seinem Erstlingswerk ist dem Autor ein ausgesprochen spannender Thriller gelungen, der einige sehr grausame Szenen aufweist. Ein besonderes Augenmerk wird zusätzlich auf die akribische Ermittlungstätigkeit gelegt, die das Buch sehr spannend macht. Doch manchmal sind die Szenenwechsel etwas abrupt, so dass man einen Moment innehalten muss, um sich kurz noch einmal zu orientieren. Die Namensgebung des leitenden Ermittler als William Oliver Layton-Fawkes kurz Wolf weist zwar zum einen einen gewissen Witz auf, zum anderen ist es aber nicht ganz leicht sich die verschiedenen Versionen seines Namens zu merken und diesen dann auch noch von dem Kollegen Finley zu unterscheiden. Und so ist es manchmal wirklich schwierig am Ball zu bleiben. Weiterhin ist die Handlung hin und wieder wie eine Tour de Force, mit der man sich anfreunden muss. Nicht jedem wird es gelingen. Es kann wohl sein, dass die Zumutung etwas groß gerät. Wieso nach diesem Start noch weitere Bände um Fawkes folgen sollen, bleibt unklar. Leider vermochte dieser zwar mit einer ausgesprochen fiesen und verwickelnden Geschichte punktende Thriller nicht völlig zu überzeugen.
2,5 Sterne