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Veröffentlicht am 24.02.2024

Maulwurf

Todesschmerz
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Die deutsche Botschafterin in Norwegen wird ermordet. Obwohl Maarten S. Snejder mit einer anderen Ermittlung beschäftigt ist, wird er nach Oslo beordert, um die norwegischen Behörden zu unterstützen und ...

Die deutsche Botschafterin in Norwegen wird ermordet. Obwohl Maarten S. Snejder mit einer anderen Ermittlung beschäftigt ist, wird er nach Oslo beordert, um die norwegischen Behörden zu unterstützen und neben einer Beamtin des BND als Verbindungsmann zu fungieren. Mit von der Partie ist Sabine Nemez. Natürlich eckst Snejder mit seiner Art sofort an. Wer bekommt schon gleich vor Augen geführt, wo Fehler gemacht wurden. Die Zusammenarbeit gestaltet sich also schwierig. Wer kann ein Motiv haben, eine Botschafterin zu ermorden? Oder war der Sicherheitschef das eigentliche Ziel? Wagt sich Maarten S. Snejder diesmal zu weit auf fremdes Territorium?

In ihrem sechsten Fall kommen Maarten S. Snejder und sein Team an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. In Wiesbaden ist Snejder an einer brisanten Sache dran. Der Auftrag in Oslo muss schnell erledigt werden, damit er bald seine eigentliche Aufgabe wieder aufnehmen kann. Einmal in Norwegen angekommen, müssen Snejder und Sabine feststellen, dass nichts schnell erledigen lässt. Die Botschafterin hatte ein anderes Leben und es könnte doch einen Grund gegeben haben, ihr nicht wohlgewonnen zu sein. Aber reicht das als Mordmotiv? Cora Petersen vom BND ist Norwegen Expertin und sie kann das Team mit einigen nützlichen Informationen versorgen.

Wie immer freut man sich über Maarten S. Snejders eckige Art. Das geht ja gut los und bald ist das ganze Team in Oslo versammelt. Ein spannender Fall erwartet einen, politische und diplomatische Verwicklungen, ein rätselhafter Mordfall und der geniale Rüpel Snejder mittendrin. Allerdings nimmt der Fall dann einen Weg, der es dem Leser oder der Leserin schwermacht, mit Neugier weiterzulesen. Vielleicht bedarf es manchmal eines Neuanfangs, aber das geht sicherlich auch nach Beamtenart, wenn es denn sein muss. Man liest weiter mit einem gewissen Widerwillen, weil Teile der Handlung nicht so hätten laufen müssen, man aber dennoch wissen will, ob und wie der Fall gelöst wird. Packend ist es, aber es schwebt der Gedanke mit, ob es nicht hätte anders gehen können. Snejder ist ja schließlich nicht blöd. Das Buch endet allerdings mit einem Cliffhanger, der einen fast schon zwingt, den nächsten Band auch lesen zu wollen. Dieser Band der Reihe ist nicht der Beste, fesselt aber doch.

Veröffentlicht am 18.02.2024

Sommerliche Heimkehr

Krummes Holz
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Nach sechs Jahren im Internat kehrt der 19jährige Jirka auf den heimatlichen Hof zurück. Als Anlass nimmt er seinen Musterungsbescheid, allerdings hatte seine ältere Schwester Malene ihn vor einigen Wochen ...

Nach sechs Jahren im Internat kehrt der 19jährige Jirka auf den heimatlichen Hof zurück. Als Anlass nimmt er seinen Musterungsbescheid, allerdings hatte seine ältere Schwester Malene ihn vor einigen Wochen gebeten, zu kommen. Damals ist er einfach nicht gefahren. Kein Wunder, dass Malene ihm nicht vor Freude um den Hals fällt. Überhaupt hat sich auf dem Hof einiges verändert. Alles wirkt heruntergekommen und renovierungsbedürftig. Großmutter Agnes zeigt Anzeichen einer Demenzerkrankung und sein Vater ist nirgends zu sehen. Nur Leander, der in zufällig auf der Straße aufgabelt, redet mit ihm. Aber auch er erweckt nicht den Eindruck, als würde er sich besonders freuen.

Es ist Sommer, die neue deutsche Welle läuft im Radio und eigentlich könnte es wie Ferien sein, das alte Zimmer ist noch da, die Küche ist noch da, die Oma ist noch da, die Schwester ist noch da. Jedoch fühlt sich nichts richtig und einfach an. Erinnerungen kommen wieder hoch an Ereignisse, die Jirko überwunden glaubte. Und er kann es nicht anders sagen, er fühlt sich fremd. Nur Leander behandelt ihn halbwegs normal, auch wenn er ihm eindeutig klarmacht, dass er sich an den anfallenden Arbeiten beteiligen soll. Dass die einst resolute Großmutter Agnes sich sehr verändert hat, muss Jirka auch noch verdauen.

Schon nach den ersten paar Sätzen packt einen dieser Roman, weil er Erinnerungen weckt. Jirkas Familie ist nach dem Krieg ins Sauerland gekommen. Sie haben eine Fluchtgeschichte wie so viele Menschen nach dem zweiten Weltkrieg. Obwohl Jirko mit dem Krieg zum Glück nichts mehr zu tun hat, so ist seine Kindheit doch von der Geschichte der Eltern geprägt. Es herrscht eine gewisse stumme Härte, die sich auch bei den Kindern fortsetzt. Der sensible Jirko leidet unter der Situation und unter seinem Vater. Malena dagegen wehrt sich und wird selber härter und stummer. Beeindruckend zu lesen, wie sich in diesem heißen Sommer einiges verändert. Und das nicht auf die leichte Tour, eher ist es wie eine Tour de Force. Und doch gibt es für Jirka auch einige schöne dichte Momente. Und so erfühlt man diesen Roman und denkt auch an die eigene Vergangenheit, die vielleicht weniger turbulent war, aber der sich dennoch das Schicksal der Eltern im Leben der Kinder widerspiegelt. Ein sehr lesenswerter Roman, der schon mit seinem Cover einen Hingucker präsentiert.

Veröffentlicht am 16.02.2024

Ein alter Fall

Murder in the Family
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Im Rahmen seiner True Crime Serie „Infamous“ will der Regisseur Guy Howard einen alten Mordfall wieder aufrollen. Sein Stiefvater Luke Ryder wurde vor zwanzig Jahren brutal ermordet. Gemeinsam mit dem ...

Im Rahmen seiner True Crime Serie „Infamous“ will der Regisseur Guy Howard einen alten Mordfall wieder aufrollen. Sein Stiefvater Luke Ryder wurde vor zwanzig Jahren brutal ermordet. Gemeinsam mit dem Produzenten Nick Vincent wurde ein Expertenteam zusammengestellt. Gemeinsam wollen sie jedem Hinweis nachgehen. Wegen Guys Verbindung zu dem Toten haben sie auch Zugang zu dem damaligen Tatort. Und auch eine der beiden älteren Schwestern des Regisseurs gibt ein paar Auskünfte. Obwohl die Polizei vor zwanzig Jahren gründlich ermittelt hat, schafft das neue Team es, neue Ansätze zu finden und sogar Verbindungen aufzudecken, die vorher nicht bekannt waren.

Ein Buch wie eine TV-Serie. Ein ehemaliger Polizeibeamter, ein Journalist, ein Anwalt, eine Psychologin, ein Forensiker und ein Privatdetektiv, der einmal bei der New Yorker Polizei tätig war.
Sie bilden die Gruppe von Experten, die sich noch einmal mit dem Mord an Luke Ryder beschäftigen wollen. Erstaunlich, dass es nach so langer Zeit noch Neuigkeiten gibt. Doch tatsächlich entdecken die Ermittler überraschende Einzelheiten. Das macht die Serie zu einem Erfolg beim TV-Publikum. Es entsteht eine rege Diskussion. Schnell findet das zusammengewürfelte Team zueinander und an den Ergebnissen ist die fruchtbare Zusammenarbeit zu sehen.

In diesem Roman ist viel hineingepackt. True Crime als Roman, die Aufhellung eines Mordfalls als Fernsehserie, die persönliche Betroffenheit des Regisseurs. Zum Glück ist das so geschickt zusammengefasst, dass man gefesselt ist und selbst anfängt zu rätseln. Vielleicht hat man mal eine Ahnung, vieles kommt jedoch völlig überraschend. Die Beschreibung als True Crime Serie ist dabei ungewöhnlich und erfrischend. Die Szenen sind bildhaft beschrieben, do dass sie beinahe wirklichkeitsgetreu vor den Augen erstehen. Auch die Ermittler, die durch die direkten Dialoge sprechen, wirken sehr authentisch. Eigentlich könnte man das Buch sofort verfilmen, das Drehbuch ist schon da. Die filmische Darstellung des Geschehens ist ungewöhnlich und sie fesselt durch die schnörkellosen Dialoge und die Szenenwechsel, die Beschreibungen der Foto- oder Filmeinblendungen. Die immer wieder unerwarteten Wendungen tun ein Übriges, um zu überzeugen.

Insbesondere die haptische Gestaltung des Cover aber auch die Farbgebung geben dem Titelbild etwas besonders.

Veröffentlicht am 14.02.2024

Spezialermittlerin Antonia Scott

Die rote Jägerin
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Die Tochter eines der reichsten Männer Spaniens verschwindet auf dem Weg zu ihrem Reitstall. Ihr Vater ist höchst besorgt und die Polizei ist erstmal ratlos. Bis die externe Beraterin Antonia Scott hinzukommt. ...

Die Tochter eines der reichsten Männer Spaniens verschwindet auf dem Weg zu ihrem Reitstall. Ihr Vater ist höchst besorgt und die Polizei ist erstmal ratlos. Bis die externe Beraterin Antonia Scott hinzukommt. Sie ist eine der intelligentesten Personen der Welt und ihr neuer Partner Jon Gutiérrez ist eigentlich suspendiert. Ihr gemeinsamer Chef und Förderer nennt sich Mentor und er verschafft ihnen Informationen und Ausrüstung. Antonia ist die erste, die ahnt, dass das Verschwinden von Carla Ortiz mit einem anderen Fall zusammenhängen könnte. Antonia strengt ihr Gehirn an und doch ist es nicht einfach, eine Spur zu finden. Dem Täter scheinen keine Fehler zu unterlaufen.

Antonia Scott ist die Tochter des britischen Botschafters, doch sie ist auch eine Frau, die sich nach einem tragischen Ereignis sehr zurückgezogen hat. Deren Kind von ihrem Vater betreut wird, die verheiratet ist und doch nicht. Sie wollte nicht mehr für Mentor arbeiten. Doch dieser Fall erfordert es und Jon Gutiérrez soll sie von der Notwendigkeit überzeugen. Jon hat eigentlich eigene Probleme. Sein gutes Herz ist mit ihm durchgegangen und nun ist er suspendiert. Die Zusammenarbeit mit Antonia Scott, von der er noch nie etwas gehört hat, erscheint Jon wie eine Rettung. Das die Errettung lebensgefährlich werden könnte, ahnt Jon noch nicht.

Der Vater von Antonia Scott meint, sie sei echt gestört. Das kann nach der Lektüre des Romans so nicht bestätigt werden. Natürlich ist die hochintelligente Antonia Scott eher speziell. Sie sieht und deutet die Welt eben anders. Manchmal eckt sie damit an und es ist für ihre Mitmenschen schwierig, wenn sie eingestehen müssen, dass Antonia mal wieder recht hatte. Jon Gutiérrez ist da wesentlich geerdeter und bildet somit ein gutes Gegengewicht zu Antonia. Der Fall ist so verzwickt, dass sogar Antonia an ihre Grenzen kommt. Bis sie mal wieder beweist, dass sie schlauer ist als es die Polizei gerne sehen würde. Das Rätsel um das Motiv des Täters und auch die Suche nach dem Opfer gestalten sich ausgesprochen packend. Die sich immer weiter aufbauende Anspannung wird bei diesem Hörbuch sehr gut zum Ausdruck gebracht von Sandrine Mittelstädt.

Veröffentlicht am 13.02.2024

Running Eddie

Zu wenig Zeit zum Sterben
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Eddie Flynn ist Anwalt in New York. Seine Vergangenheit ist eine ganz andere, aber er hatte Glück, dass Richter Harry Ford sich seiner angenommen hat. Nach einem Fall, der nicht gut gelaufen ist, will ...

Eddie Flynn ist Anwalt in New York. Seine Vergangenheit ist eine ganz andere, aber er hatte Glück, dass Richter Harry Ford sich seiner angenommen hat. Nach einem Fall, der nicht gut gelaufen ist, will Eddie nicht mehr vor Gericht auftreten. Aber er hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Russenmafia-Boss Olek Volcheck ist wegen Mord angeklagt. Um Flynn zu überzeugen, für ihn tätig zu werden, entführt er Eddies kleine Tochter Amy. Der Prozess hat schon begonnen und Eddie Flynn muss an allen Fronten kämpfen, um seine Tochter zu retten und Volcheck rauszuhauen. Und er hat nur 48 Stunden Zeit.

Mit diesem ersten Band um den Anwalt Eddie Flynn geht der Autor gleich in die vollen. Es scheint kaum möglich zu sein, dass Flynn alles schaffen kann. Zunächst einmal muss er herausfinden, was hinter der Anklage steckt. Und er muss sich einiges einfallen lassen, um an Hilfe zu kommen. Wenn er seine Tochter retten will, muss er auch Volcheck retten. Eigentlich ist das kaum möglich, der Fall scheint klar und es gibt einen Zeugen. Doch Eddie Flynn ist ein gewiefter Anwalt, der einige Strategien in petto hat.

Dieser spannende und rasante Thriller liest sich weg wie nichts. Gerade wenn Eddie im Gerichtssaal agiert und man sich über seine Kniffe und Finten wundert und sich freut, wenn er die anderen gegeneinander ausgespielt hat, macht dieser Roman wirklich Spaß. Allerdings kann es möglicherweise etwas stören, dass einige Szenen wirklich nicht glaubhaft wirken. Man denkt an „Die Hard“ und Bruce Willis und denkt, das funktioniert einfach nicht. Dass ein kleines Mädchen entführt wird, dass schließlich mitbekommt, was mit ihm passiert, erscheint als nicht so guter Aufhänger. Doch jedes Mal, wenn Flynn es schafft aus einer unmöglichen Lage herauszukommen, freut man sich. Ein sehr fesselnder Reihenbeginn, bei dem man sich in manchen Momenten von seinen eigenen Bedenken frei machen muss, um dann eben der wahrhaft rasanten Story zu folgen.