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Veröffentlicht am 11.02.2024

Finnischer Mord

Was wir verschweigen
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In einer finnischen Kleinstadt wird in einem Wochenendhaus ein angetrunkener Mann erstochen. Da alle in dem Haus betrunken waren, weiß keiner richtig, was passiert ist. Nur kurz nach der Tat wird ein weiterer ...

In einer finnischen Kleinstadt wird in einem Wochenendhaus ein angetrunkener Mann erstochen. Da alle in dem Haus betrunken waren, weiß keiner richtig, was passiert ist. Nur kurz nach der Tat wird ein weiterer Betrunkener im Wald gefunden, dessen Kleidung blutbefleckt ist. Es scheint ein einfacher Fall zu sein. Allerdings fehlt die Tatwaffe. Kommissar Jari Paloviita hat vertretungsweise die Leitung seiner Abteilung übernommen. Sein eigentlicher Partner Oksman übernimmt die Außenermittlungen gemeinsam mit der Kollegin Linda. Paloviita ist froh über den vermeintlich einfachen Fall. Jedenfalls so lange bis er erfährt, wer der Verdächtige ist.

In diesem ersten Fall für Jari Paloviita und sein Team muss sich der Kommissar mit seiner eigenen Vergangenheit befassen. Das kommt recht unerwartet. Schließlich hat er sich gerade erst in seiner Leitungsposition eingefunden. Und er ist unsicher wie er mit dieser Sache umgehen soll. Seine Kollegen Oksman und Linda sind gewiefte Ermittler und doch erweisen sich die Nachforschungen als schwierige Aufgabe. Das fängt schon mit dem regnerischen Wetter an, durch den die Umgebung des Tatorts nicht verwüstet, aber doch ziemlich zermatscht ist. Tja, dann der Täter. Er ist wohl ebenso ein Trunkenbold wie das Opfer und er behauptet, keine Erinnerung an die Tatzeit zu haben.

So leicht ist es nicht, die Karriereleiter zu erklimmen. Schon garnicht, wenn man einiges für sich behalt. Langsam entwickelt sich der Fall, der erst gar keiner zu sein scheint. Ein Fall, der so klar ist. Auch als Leser fragt man sich, wie sich Spannung entwickeln soll, wenn man den Mörder schon nach den ersten Seiten kennt. Nun, es geht. Auch wenn die Vergangenheit vielleicht ein wenig zu ausführlich dargestellt wird, enthüllt sich eine fesselnde Geschichte. Ein gewisses Manko ist die problembehaftetheit der Polizisten. Da hat einfach jeder seine Probleme und zwar größere als man bei normalen Arbeitskollegen erwarten würde. Das kann einem gefallen oder nicht. Gut dargestellt ist, wie so etwas zu so was führt. Die Kindheitserlebnisse prägen und wirken lange bis in die Gegenwart. Trotz kleiner Kritikpunkte ein lesenswerter Kriminalroman und ein Reihenstart, der durchaus weiter verfolgt werden kann.

Veröffentlicht am 10.02.2024

Emporium Arcana

Das Labyrinth von London
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So heißt der Laden von Alex Verus. Was wäre London ohne Magie? Ohne das kleine Geschäft, in dem Alex seine Leistungen und Waren feilbietet. Doch so ruhig ist das Leben von Alex nicht. Gerade wieder ist ...

So heißt der Laden von Alex Verus. Was wäre London ohne Magie? Ohne das kleine Geschäft, in dem Alex seine Leistungen und Waren feilbietet. Doch so ruhig ist das Leben von Alex nicht. Gerade wieder ist er ins Visier von gegnerischen Magiern gekommen. Und um Luna macht er sich auch Sorgen. Sie wurde mit einem Fluch belegt und ihr Leben ist dadurch sehr eingeschränkt. Leider kann Alex ihr nicht helfen. Luna hat magische Kräfte, weiß aber nicht wirklich etwas davon. Tja, und plötzlich scheint Alex bei allen auf der Liste zu stehen, bei den richtigen Feinden und bei denen, wo das nicht so genau feststeht.

Mit diesem Start der Reihe um den Magier Alex Verus bekommt Groß Britannien eine Zaubergestalt wie sie im Buche steht. Mit Luna kann er nicht befreundet sein. Aus seiner Magierausbildung ist er geflohen. Noch immer hat er Albträume aus dieser Zeit. Und die Stränge der Zukunft, die sich vor Alex entfalten, zeigen manchmal keine schönen Aussichten. Im Moment scheinen etliche mehr oder weniger gute Magier hinter einem Artefakt her zu sein und sie glauben, dass Alex derjenige ist, den sie brauchen, um daran zu kommen. Und Luna hat mal wieder eine Sache vorbeigebracht.

Sieht man die Reihe im Regal eines Buchladens, wird man neugierig. Die auffälligen Farben, die ansprechende Gestaltung, die Bücher fallen auf. Zu Beginn wird der Roman den geweckten Erwartungen nicht ganz gerecht. Man fängt an Alex mit anderen Magiern zu vergleichen und vermutet einige Ähnlichkeiten. Erst beim Weiterlesen werden die Unterschiede sehr deutlich und die Handlung gewinnt zusätzlich an Fahrt. Die Jagd nach dem Artefakt ist ausgesprochen spannend. Zwar handelt Alex hin und wieder etwas brutal, aber schließlich bleibt er doch ein Magier, der seinen Freunden zugeneigt ist. Die Bezüge zur Vergangenheit bleiben noch vage, doch das wird möglicherweise in den Folgebänden noch weiter bearbeitet. Zwar entsteht der Eindruck, hier ist noch Luft nach oben, aber dennoch ist der Reihenstart gelungen und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 05.02.2024

Bornholm Feeling

Sonne über Gudhjem
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Dass er genauso heißt wie die Firma der örtlichen Müllabfuhr ist wirklich nur Zufall. Kommissar Lennart Ipsen kommt nach einem Burnout auf der dänischen Insel Bornholm an. Er hofft auf einen ruhigen Job ...

Dass er genauso heißt wie die Firma der örtlichen Müllabfuhr ist wirklich nur Zufall. Kommissar Lennart Ipsen kommt nach einem Burnout auf der dänischen Insel Bornholm an. Er hofft auf einen ruhigen Job bei der Inselpolizei. Langsam ankommen, die Insel genießen und joggen - das ist der Plan. Leider geht der nicht auf, denn auf einem Bauernhof wird ein Toter gefunden, der ganz offensichtlich eines unnatürlichen Todes gestorben ist. Und so muss Lennart doch nach seinen eigentlichen Fähigkeiten kramen, die er erstmal etwas ruhen lassen wollte. Doch wer sollte einen einfachen Schweinebauern umbringen wollen? Besonders beliebt war das Opfer nicht, aber deshalb bringt man nicht gleich einen um, oder?

Bei seinem ersten Fall muss der Polizeibeamte Lennart Ipsen in die vollen gehen. Eigentlich will er es nach seiner Erkrankung ruhiger angehen lassen. Doch das gelingt nur zum Teil. Zum Glück sieht seine Kollegin Britta das mit der Arbeit etwas entspannter, sie macht nebenher noch kunsthandwerkliche Arbeiten. Die jüngere Tao ist dagegen nicht zu bremsen. Manchmal ist sie fast zu eifrig und Ipsen sorgt sich um sie. Er versucht Tao einzubremsen so wie es Britta bei ihm macht. Schnell finden sie heraus, das der Verstorbene mit vielen Inselbewohnern und auch mit den Mitgliedern seiner Familie Probleme hatte. Verdächtige gibt es also genug.

Dieses Hörbuch wird sehr lebendig vorgetragen von Axel Milberg. Natürlich fliegen die Gedanken manchmal zu seinem Kommissar, aber auch das passt ja irgendwie. Es bringt einen manchmal zum Schmunzeln und das ist doch schön. Der Ermittler von Bornholm wird einem schnell sympathisch, auch wenn er hin und wieder etwas verquer wirkt. Sein Scheitern im Bemühen um Ruhe und dem Planen für Familienzeit lässt einen zustimmend nicken. Im Leben geht es häufiger nicht so wie gedacht. Und doch kann man sich der Urlaubsstimmung, die auf der Insel herrscht, nicht entziehen. Urige Geschäfte, kleine Märkte und tolle Küche, dazu die freundlichen Insulaner. Da möchte man auch mal hin, natürlich nicht, um in einem Mordfall zu ermitteln. Das überlässt man Lennart Ipsen und seinen Kolleginnen. Ein gelungener Reihenstart, der als Hörbuch ausgezeichnet funktioniert. Die Nominierung für den Deutschen Hörbuchpreis 2024 in der Kategorie Beste Unterhaltung kommt also nicht von ungefähr.

Veröffentlicht am 04.02.2024

Der Brand

Grand Cru
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Mit einem Anruf wird Bruno, Chef de Police, zum Brand eines Feldes mit angeschlossenem Schuppen gerufen. Zum Glück gibt es keine Verletzten. Aber dieses Feld war schon seltsam. Eigentlich schien es garnicht ...

Mit einem Anruf wird Bruno, Chef de Police, zum Brand eines Feldes mit angeschlossenem Schuppen gerufen. Zum Glück gibt es keine Verletzten. Aber dieses Feld war schon seltsam. Eigentlich schien es garnicht da zu sein, ebensowenig wie der Schuppen. Fast zur gleichen Zeit wird bekannt, dass ein Amerikaner in die Gegend investieren will. Ob er dem so positiv gegenübersteht, kann Bruno nicht sagen. Zwar werden neue Arbeitsplätze versprochen, das Investment hinge jedoch auch mit Landverkäufen zusammen. Im Rahmen der Ermittlungen lernt Bruno den jungen Max kennen, der bisher nicht viel Glück gehabt hat.

Auch mit seinem zweiten Fall bringt uns Bruno, Chef de Police, sein Périgord näher. Der ehemals prosperierende Weinbau kommt nach einer Reblausplage langsam wieder in Gang. Wen wundert es, dass das bei guten Böden einen Investor auf den Plan ruft. Doch kann das mit dem Brand auf diesem Versuchsfeld zusammenhängen. Bruno muss und will allen Beteiligten gegenüber diplomatisch sein. Es ist seine Stadt und er lebt hier gerne. Veränderungen können Weiterentwicklungen bringen, aber kann eine amerikanische Weinbaufirma wirklich einen positiven Einfluss nehmen oder regiert da eher Geld die Welt? Diskutiert wird das gerne bei einer ausgiebigen Mahlzeit unter Brunos Freunden.

Zum einen locker und leicht kommen die Kriminalromane von Martin Walker daher. Das heißt jedoch keinesfalls, dass sie irgendwie oberflächlich sind. Auf intelligente Weise mischt der Autor aktuelle Themen wie Umweltschutz oder die Auslegung von EU-Regeln mit seinen Kriminalfällen. Gleichzeitig zeichnet er ein liebenswertes Bild von Land und Leuten im Périgord. Eigen und doch weltoffen zeigen sich die Franzosen in dieser Region. Da möchte man sofort einen Urlaub buchen. Zwar gibt es hier nicht das komplizierte Rätsel, dafür sind die Entwicklungen rund um den Ort St. Denis umso interessanter. Ein lesenswerter zeitloser Krimi aus einer Reihe, die bisher nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 03.02.2024

False Friends

Dunkelgrün fast schwarz
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Schon als sie drei Jahre alt waren haben sie gemeinsam auf dem Spielplatz getobt. Moritz und Raffael. Die Eltern von Moritz sind in des Vaters Heimatdorf gezogen. Seine Mutter fühlt sich fremd, denn ihr ...

Schon als sie drei Jahre alt waren haben sie gemeinsam auf dem Spielplatz getobt. Moritz und Raffael. Die Eltern von Moritz sind in des Vaters Heimatdorf gezogen. Seine Mutter fühlt sich fremd, denn ihr Mann fährt zum Studium nach Wien. Und die Mutter von Raffael ist eine der wenigen, die nett zu sein scheint. Und so sind Motz und Raf zu Freunden geworden. Raf ist derjenige, der vorneweg geht. Doch irgendwann trennen sich ihre Wege, spätestens nach der Schulzeit. Jahre später lebt Moritz glücklich in einer Beziehung. Und völlig aus dem Nichts steht eines Tages Raffael vor der Tür.

Zwei Freunde, die unzertrennlich scheinen. Raffael und Moritz sind seit Kindertagen Freunde, bis in die Schulzeit wirken wie aus einem Guss. Doch als eine neue Schülerin in die Klasse kommt, verschiebt sich das Gleichgewicht. Motz ist mit Johanna zusammen. Raffaels wahres Gesicht wird von Maria, der Mutter von Moritz, gesehen, doch was soll sie tun. Er ist der einzige Freund ihres Sohnes. Vielleicht wird die Zeit es bringen. Mit Raffaels Auftauchen konnte nicht gerechnet werden. Wird er wieder seine alten Muster anwenden? Wird Moritz wieder auf die glatte Fassade hereinfallen? Es geht um seine Zukunft.

Es ist ein Buch, das von Freundschaft schreibt, glaubt man jedenfalls. Eine Jugendfreundschaft, etwas, was man aus eigener Erfahrung eher positiv in Erinnerung hat. Doch beim Lesen entdeckt man, dass man sich da doch schwer getäuscht hat. Raffael ist ein Psychopath, der am besten in irgendeinem Orkus verschwunden wäre. Wenn man in diesem Roman nach sympathischen Menschen sucht, kann man lange suchen. Finja in ihrer Unschuld ist liebenswert. Man möchte sich nicht in epischer Breite darüber auslassen, wieso die einzelnen Personen so abstoßend wirken. Das kann jeder selbst entdecken. Schwierig ist es über diesen Roman eine Bewertung zu finden. Die Worte sind wohlgewählt, die Geschichte fesselnd, man möchte nur nichts von diesen Menschen wissen. Doch auch wenn man Widerwillen empfindet, so löst das Buch etwas aus.