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Veröffentlicht am 03.12.2023

Mördersuche

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Geistergeschichten
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Der einzige magische Detektiv Chicagos ist tot. Er wurde erschossen, nachdem er sich von Mab zu ihrem Winterritter machen ließ. Wenigstens hat er es geschafft, seine kleine Tochter zu retten, aber um welchen ...

Der einzige magische Detektiv Chicagos ist tot. Er wurde erschossen, nachdem er sich von Mab zu ihrem Winterritter machen ließ. Wenigstens hat er es geschafft, seine kleine Tochter zu retten, aber um welchen Preis? Und nun ist er tot, aber irgendwie ist er nicht weg. Er ist ein Geist? Seltsame Vorstellung. Harry Dresden ist nicht im Nirwana verschwunden, sondern er wurde zurückgeschickt, um seinen Mörder zu entlarven. Keine leichte Aufgabe, schließlich können seine Freunde ihn weder hören noch sehen. Aber Morty Lindquist könnte Harrys Rettung sein, vielleicht kann Harry das Medium überzeugen ihm zu helfen.

Der dreizehnte dunkle Fall des Harry Dresden wirkt ein wenig wie Freitag der 13.. Harry Dresden wandelt als Geist durch Chicago. Und die Geisterwelt ist vielfältiger als man annehmen sollte. Doch zunächst muss Harry feststellen, dass Murphy und die Wölfe nicht gut damit zurechtkommen, dass er nicht mehr da ist. Besonders Molly ist zutiefst betrübt und in sich gekehrt. Überhaupt scheint ganz Chicago nicht klarzukommen. Obwohl es schon Frühjahr ist, liegt Chicago im tiefen Winter. Und Mortimers Haus wird von Gespenstern belagert. Die sind nicht so laicht kleinzukriegen. Und so ist doch wieder alles beim Alten. Harry muss einen Mörder finden und jede Menge gefährliche Situationen überstehen.

Harry Dresden als Geist, an diese Vorstellung muss man sich erstmal gewöhnen. Harry Dresden wirklich echt tot. Wie kann das sein. Im Wissen, dass es weitere Bände der Reihe gibt, mag man das nicht glauben. Wie muss es gewesen sein als die einzelnen Bände der reihe nach und nach erschienen und man am Ende des zwölften Bandes nicht absehen konnte, ob es weitergeht. Ob einem die Geistergeschichte gefällt, können Leser und Leserinnen selbst entscheiden. Was das angeht, ist die Story doch etwas schwergängig und düster. Spannend ist es aber. Und wie schon häufiger schafft es der Autor, die Geschichte rund zu machen und das Große und Ganze voranzubringen. Doch die trübselige und gedrückte Stimmung schlägt beim Lesen etwas aufs Gemüt. Irgendwann ist man jedoch so gepackt von der Handlung, dass man doch gerne weiterliest.

Veröffentlicht am 02.12.2023

Gemälde der Stimme

Tintenwelt 4. Die Farbe der Rache
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Es könnte ewig so weitergehen für Staubfinger und seine Freunde. Doch es ist als wären fünf glückliche Jahre schon zu viel. Der alte Feind Orpheus streckt seine Fühler aus, beziehungsweise sein Glasmann ...

Es könnte ewig so weitergehen für Staubfinger und seine Freunde. Doch es ist als wären fünf glückliche Jahre schon zu viel. Der alte Feind Orpheus streckt seine Fühler aus, beziehungsweise sein Glasmann Eisenglanz taucht in der Stadt auf. Die Freunde sind nervös. Erstmal geht das Leben weiter Maggie und ihr Freund planen ihre erste Reise. Mo ist unsicher, ob er sein kleines Mädchen gehen lassen kann. Plötzlich jedoch verschwinden die Leben nach und nach. Es ist nicht zu fassen. Übrig bleiben nur der schwarze Prinz und ein völlig verzweifelter Staubfinger. Nur eine winzige Spur gibt es, die Stadt mit den drei Kelchen im Wappen.

Nach langen Jahren ist eine Fortsetzung der Geschichten aus der Tintenwelt zu Cornelia Funke gekommen und zum Glück lässt sie ihre Leser an der neuen Geschichte teilhaben. Staubfinger wird hier einiges abverlangt, schließlich vermisst er alle seine Freunde. Nur einer ist geblieben, der schwarze Prinz. Einer, der das Töten nicht liebt und doch das Schwert zu führen weiß. Ihn will Staubfinger unbedingt schützen. Vor allem anderen muss er die vage Spur der Vermissten aufnehmen. Ein Weg voller Gefahren tut sich auf und es ist ungewiss, ob Staubfinger das Ziel lebend erreicht. Und selbst wenn, kann er etwas gegen Orpheus ausrichten?

Wer hätte das gedacht. Noch einmal in die Tintenwelt eintauchen. Ein schönes Erlebnis auch für Erwachsene, die gerne auch ein Jugendbuch genießen. In weiser Voraussicht versorgt die Autorin ihre Leser und Leserinnen mit einer kleinen Rückschau, aber dennoch könnte man sich über die Feiertage auch noch mal die anderen Bücher vornehmen, die sich im Regal schon freuen, dass sie neue Gesellschaft bekommen. Die Reise gefährliche Reise Staubfingers ist spannend und einfühlsam berichtet. Das Wort Eintauchen wird nicht ohne Bedacht benutzt. Man kann wirklich in der Sprache versinken und sich Bilder ausmalen. Orpheus ist wirklich fies geraten. Man wünscht Staubfinger, dass er seine Lieben findet und man muss doch fürchten, dass er es nicht schaffen könnte. Mit diesem vierten Teil war nicht zu rechnen, umso schöner ist es, dass es ihn gibt und er wird sich mit seiner stimmigen Covergestaltung sehr gut passend zu seinen Vorgängern gesellen.

Veröffentlicht am 29.11.2023

Düstere Ermittlungen

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Die 16-jähirige Larissa wird tot aufgefunden. Leider ist sie nicht eines natürlichen Todes gestorben. Ihre Eltern sind verzweifelt, denn Larissa war ihre einzige Tochter. Die beste Freundin das Mädchens ...

Die 16-jähirige Larissa wird tot aufgefunden. Leider ist sie nicht eines natürlichen Todes gestorben. Ihre Eltern sind verzweifelt, denn Larissa war ihre einzige Tochter. Die beste Freundin das Mädchens ist ebenfalls sehr traurig. Eigentlich waren sie an Larissas letztem Abend gemeinsam unterwegs, doch sie hatten sich gestritten und ihre Wege trennten sich. Pia Sander und Oliver von Bodenstein übernehmen die Ermittlungen. Sie stehen vor einem Rätsel. Es ist nicht so leicht vorstellbar, dass jemand etwas gegen eine so junge Frau gehabt haben könnte. Schnell gerät ein junger Mann unter Verdacht, der bereits einmal vor Gericht gestanden hat und nach einer Haftbeschwerde frei gekommen ist.

Dieser elfte Band um Kommissarin Pia Sander und Oliver von Bodenstein bietet einen sehr komplexen Fall. Es fängt jedoch wie eine Untersuchung in einem normalen, aber insbesondere für die Angehörigen sehr belastenden Fall an. Ein junges Mädchen wurde getötet. Von Bodenstein und sein Team ermitteln fieberhaft. Allerdings kommen die Nachforschungen erst nachdem ein weiterer Todesfall geschieht so richtig in Gang. Pia Sander kann nicht immer ganz bei der Sache sein, ihre Mutter wird langsam alt und es deutet sich an, dass sie nicht mehr alleine leben kann. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, so dass sich das gesamte Team voll konzentrieren muss.

Dieses gekürzte Hörbuch wird sehr gekonnt vorgetragen von Julia Nachtmann. Wenn man schon einige Zeit keinen Roman der Autorin gelesen/gehört hat, fühlt man sich gleich wieder heimisch. Die Nähe zu den vertrauten Personen ist gleich da. Bei einem Hörbuch, dessen Lesung doch um einiges kürzer ist, als die vollständige Variante, fragt man sich allerdings, was fehlt. So sind hier private Entwicklungen, die einem beim Buch manchmal zu ausführlich behandelt vorkommen, hier eher knapp gehalten. Was jedoch den Fall angeht, vermisst man kein Detail.
Die Thematik, welche von der Autorin aufgegriffen wird, ist sehr aktuell. In einigen Bereichen erschüttert das Gelesene, man wird mit Geschehnissen konfrontiert, an die man nie gedacht hätte. Manchmal ist man ergrimmt über Ereignisse, die scheinbar in die heutige Zeit gehören, die jedoch alles andere als schön sind. Die Auswüchse sind doch manchmal extrem, da wünscht man sich bessere Zeiten herbei. Die Ermittlungen gestalten sich packend und durch die eindringliche Lesung fällt es schwer, mit dem Hören eine Pause einzulegen.

Die Covergestaltung passt sehr gut zu dem düsteren Fall und in die Optik der gesamten Reihe, das gibt einen schönen Wiedererkennungseffekt.

Veröffentlicht am 29.11.2023

Die Ewigen

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Kommissarin Pia Sanders Ex-Mann, der Gerichtsmediziner Dr. Henning Kirchhoff hat einen ersten Kriminalroman veröffentlicht. Als seine Agentin ihn kontaktiert, weil sie eine Freundin nicht erreichen kann, ...

Kommissarin Pia Sanders Ex-Mann, der Gerichtsmediziner Dr. Henning Kirchhoff hat einen ersten Kriminalroman veröffentlicht. Als seine Agentin ihn kontaktiert, weil sie eine Freundin nicht erreichen kann, wendet er sich an Pia und bittet sie, der Sache nachzugehen. Da ist die beste Gelegenheit einer langweiligen Fortbildung zu entgehen. Maria Hauschild steht vor dem Haus ihrer Freundin und gemeinsam betreten die Frauen die Räumlichkeiten. Zwar finden sie Heike Wersch nicht, doch weist das Haus Spuren auf, die darauf hindeuten, dass hier etwas geschehen sein könnte. Und im Obergeschoss des Hauses taucht ein offensichtlich verwirrter alter Herr auf, der nicht in der Lage ist Auskünfte zu geben.

Ihr zehnter gemeinsamer Fall führt Pia Sander und ihren Chef Oliver von Bodenstein in die Welt der Bücher. Sie selbst und ihr Team wurden von Henning in seinem Roman verewigt. Und so ist natürlich ein Interesse am Winterscheid-Verlag vorhanden. Die vermisste Heike Wersch hatte dort lange Jahre in der Verlagsleitung gearbeitet. Nachdem sie einen ihrer Autoren des Plagiats bezichtigte und außerdem plante, etliche Autoren in ihren eigenen neuzugründenden Verlag mitzunehmen, wurde sie fristlos entlassen. Könnte in diesen Vorgängen ein Grund für das Verschwinden liegen? Wenig später wird im Wald eine weibliche Leiche gefunden.

Es ist köstlich, wie die Autorin mit dem Verlagswesen und Hennigs Bezug dazu spielt. Er hat schon heftig beim Leben abgeschrieben. Witzig auch, wie Pia und das Team damit umgehen. Doch nicht alles ist immer eitel Sonnenschein für die Ermittler. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Fast scheint es so als ob hinter jedem Verdächtigen, dessen Unschuld bewiesen werden konnte, ein neuer Verdächtiger auftaucht. Nur langsam fügen sich Spuren zusammen. Alles bezieht sich irgendwie auf den Winterscheid-Verlag und seine Autoren. Manchmal wirkt die Aufarbeitung etwas sehr kleinteilig. Und auf die im Titel benannte ewige Freundschaft, kann man auch nicht wirklich bauen. Letztlich wird der Fall doch richtig spannend. Mehr in Erinnerung bleiben wird aber, das wunderbare Einflechten von Hennings Autorenschaft in die Handlung, das einen immer wieder lächeln lässt.

Veröffentlicht am 25.11.2023

Im Namen der Kunst

Lichtspiel
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Zur Zeit der großen Stummfilme hat er sich einen Namen gemacht, der österreichische Filmregisseur G. W. Pabst. Während der Machtergreifung der Nazis hatten er und seine Familie das Glück, gerade in Frankreich ...

Zur Zeit der großen Stummfilme hat er sich einen Namen gemacht, der österreichische Filmregisseur G. W. Pabst. Während der Machtergreifung der Nazis hatten er und seine Familie das Glück, gerade in Frankreich zu drehen. Sie schafften es von dort nach Los Angeles. Doch die Stadt der Engel und der Filmschaffenden in Amerika verlangten etwas, dem sich Pabst nicht fügen konnte. Auf einen Hilferuf der Mutter reist die Familie zurück nach Österreich, zwar mit dem Plan wieder auszureisen, aber mit dem Pech wegen eines Unfalls nicht sofort wegzukönnen und dann vom Krieg überrascht zu werden. Als dann das Propaganda-Ministerium seine Klauen nach Pabst ausstreckt, sieht Pabst keinen anderen Weg als sich mit dem System zu arrangieren.

Wenn vor dem Krieg einer der rote Pabst genannt wurde, erstaunt so ein Sinneswandel schon. Doch wie geraten der Regisseur und seine Familie in die Fänge der Nazis? Gerade er, der die Garbo zum Ruhm gebracht hat, der mit vielen bekannten Schauspielern gedreht hat. Die Familie hatte es doch nach Amerika geschafft. Doch Pabst tut sich schwer. Das ewige Lächeln in Amerika, hinter dem doch eine knallharte Geschäftstüchtigkeit steckt. Den Einfluss, den er zu haben glaubt, müsste er sich erst erarbeiten. Der einzige Film, den er machen darf, ist ein Flop. Pabst sieht keine Chance im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Insgeheim hofft er, in Europa an alte Erfolge anknüpfen zu können.

Die Beschreibung des Lebensweges des Regisseurs G. W. Pabst, der zeitweilig in einem Atemzug mit Lubitsch, Lang und ähnlichen Größen genannt wurde, wird hier von Daniel Kehlmann herausragend zu einem Roman komponiert. Sein Scheitern in Amerika, der Wunsch der Mutter zu helfen, führen geradewegs in die Arme der Nazis. Kann man aus heutiger Sicht nachvollziehen, wie sich ein Roter mit den Nazis arrangieren kann? Man spürt die Beklemmung, das Kafkaeske, und traut doch seinen Augen kaum. Ein Mensch hängt jedoch am Leben, nach der Rückkehr in eine andere Heimat, bestand wohl kaum eine Chance, wieder zu entkommen. Also blieb wohl nur, sich zu beugen und dennoch eigene Filme zu drehen. Wie weit geht er dabei? Man kann diesen Roman nicht einfach so durchlesen, man muss das eine oder andere Mal absetzen. Und doch kann man nicht von dem Buch lassen und liest weiter mit Schrecken über dieses üble System, dass das Unterste zu Oberst kehrte. So wie schon erwähnt kafkaesk agierende Menschen sollten wirklich nie wieder an die Macht kommen. Es schüttelt einen und aufgerüttelt legt man diesen besonderen Roman beiseite, mit der Empfehlung, ihn unbedingt zu lesen.