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Veröffentlicht am 14.11.2023

Silvesterknall

Blutnebel
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Um den Jahreswechsel ist am Osloer Hafen immer eine große Menschenmenge. Die Explosion um Mitternacht hätte also zu einer Katastrophe führen können. Obwohl bei dem Anschlag vier Menschen sterben, muss ...

Um den Jahreswechsel ist am Osloer Hafen immer eine große Menschenmenge. Die Explosion um Mitternacht hätte also zu einer Katastrophe führen können. Obwohl bei dem Anschlag vier Menschen sterben, muss das in Anbetracht der Umstände wohl es kleine Zahl bezeichnet werden. Und doch sind es Menschen. Emma Ramms Freund Kasper ist eines der Opfer. Und so wird aus einer Zahl etwas ganz Persönliches. Kommissar Alexander Blix und seine Kollegen übernehmen die Ermittlungen. Zur selben Zeit erhält ein Gefängnisinsasse ein Foto seiner Tochter, die vor Jahren entführt wurde. Es wurde befürchtet, das Mädchen sei tot.

Hierbei handelt es sich um den zweiten Fall, in dem Kommissar Alexander Blix und die Journalistin Emma Ramm gleichzeitig ihren Berufen nachgehen. In Oslo, aber auch bei der Polizei herrscht helle Aufregung. Was könnte das Motiv für diesen perfiden Anschlag gewesen sein? Und wieso taucht auf einmal ein Foto von einem vor langer Zeit verschwundenen Kind auf? Im privaten Bereich erlebt Alexander Blix eine Überraschung, während Emma Ramm einen schweren Verlust hinnehmen muss. Vor allem Emma nimmt die Arbeit als willkommene Ablenkung von einem Schmerz. Als Journalistin muss auch sie über ermittlerische Fähigkeiten verfügen, was sie auch in diesem Band eindrucksvoll unter Beweis stellt. Alexander Blix kommt und Emma Ramm ist schon da.

Dieser spannende Kriminalroman überzeugt durch seinen verwickelten Fall, bei dem man sich fragt, wie es zwischen den Ausgangspunkten einen Zusammenhang geben kann. Wie bei einem ordentlichen Krimi zu erwarten, bekommt man eine unerwartete Lösung präsentiert. Allerdings entsteht der Eindruck, dass das Potential aus dem Ansatz Reporterin und Polizist entstehen könnte, nicht zur Gänze ausgenutzt wird. Blix und Ramm stellen ihre Nachforschungen nebeneinander her an. Ein wirklicher Austausch findet kaum statt. Irgendwie wirken beide nicht so nahbar und bleiben kühlt und distanziert in der Empfindung der Leserin. Dennoch ist dieser Kriminalroman interessant und wegen der kurzen Kapitel auch flott zu lesen.

Veröffentlicht am 12.11.2023

Die Erwählte

Blood and Ash - Liebe kennt keine Grenzen
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Poppy ist die Erwählte, die Jungfer, die eine Aufgabe zu erfüllen hat. Nur noch ein Jahr hat sie, um relativ normal zu leben. Doch was heißt normal? Sie lebt von den anderen abgeschieden, ihr Gesicht ist ...

Poppy ist die Erwählte, die Jungfer, die eine Aufgabe zu erfüllen hat. Nur noch ein Jahr hat sie, um relativ normal zu leben. Doch was heißt normal? Sie lebt von den anderen abgeschieden, ihr Gesicht ist verdeckt, sie darf den Hof kaum verlassen. Dafür bekommt sie Lektionen und Unterweisungen, die manchmal nicht schön sind. Aber Poppy hat eine Gabe, sie kann den Schmerz der anderen fühlen. Eines Abends bei einem Gang durch den herzoglichen Garten wird ihr Leibwächter Rylan umgebracht. Überraschend wird ein neuer Gardist namens Hawke sein Nachfolger. Hawke rührt etwas in Poppy an, das sie nicht genau benennen kann.

In diesem ersten Band der Blood and Ash Reihe taucht man ein in eine Welt, die von den Aufgestiegenen beherrscht wird. Das sind kühle Wesen, die die Nacht bevorzugen, um den Göttern zu huldigen. Poppy soll bald ihre Aufgabe übernehmen. Vorher möchte sie noch etwas Leben haben. Eines Abend schleicht sie sich davon und lernt in der nahen Taverne einen Gardisten kennen, in dessen Armen sie näher ans Leben herankommt als erwartet. Wie peinlich als genau dieser Unbekannte ihr neuer Leibgardist wird. Und immer wieder stiehlt sich Poppy davon, was besonders beim Herrn nicht willkommen ist. Obwohl sie Gutes tut, muss sie mit einer Strafe rechnen.

Man kennt die Autorin für ihre besonders witzigen und schlagfertigen Wortgefechte. Von denen liefern sich auch Poppy und Hawke eine sehr lesenswerte. Poppys Geschichte ist sehr geheimnisvoll. Sie weiß nicht, was genau in einem Jahr geschehen soll. Und sie versteht auch nicht, wieso sie ihre Gabe nicht nutzen darf, um das Leid zu lindern Nach und nach entwickelt sich eine Erzählung um das Rätsel von Poppys Herkunft und ihre Gabe. Und man erfährt, dass nicht alles so ist wie Poppy immer geglaubt hat. Natürlich kann in einem ersten Band nicht jede Frage geklärt werden, doch es gibt genug Überraschungen. Gerne leist man wie Poppy und Hawke sich näher kommen, obwohl das alles anders als erlaubt ist. Am Anfang geht es vielleicht etwas langsam voran, doch die humorvollen, prickelnden Dialog reißen viel heraus.

Veröffentlicht am 11.11.2023

Im Untergrund

Die Nanos-Rebellion
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Malek Wutkowski hat sich der Rebellion nicht angeschlossen. Ihm ist es wichtiger seinen Bruder Dominik aus den Fängen von Kehlis und den Nanos befreien. Dabei braucht er Hilfe von einem der Freien. Sein ...

Malek Wutkowski hat sich der Rebellion nicht angeschlossen. Ihm ist es wichtiger seinen Bruder Dominik aus den Fängen von Kehlis und den Nanos befreien. Dabei braucht er Hilfe von einem der Freien. Sein Kumpel Eric, der Apotheker, ist genau der Richtige für die Aufgabe. Der allerdings sitzt im Gefängnis. Der Gedanke an Jannah lässt Malek jedoch nicht los. Diese ist weiterhin im Untergrund aktiv. Die Rebellen wollen den Kanzler Kehllis stürzen und die Auswirkungen der Nanos aufheben. Die Menschen sollen wieder selbst entscheiden und nicht den Einflüsterungen der Nanos hörig sein. Allerdings müssen sie sehr nah ans System heran.

Im zweiten Teil der Nanos-Trilogie geht der Kampf gegen die Gleichschaltung und Unterdrückung durch den Kanzler Kehlis und sein System erst richtig los. Gar nicht so einfach, wenn die meisten Deutschen unter dem Einfluss der Nanos stehen und nicht einmal wissen, dass sie geknechtet sind. Die wenigen Freien, bei denen die Nanos nichts ausrichten können, führen einen fast aussichtslosen Kampf. Und doch geben sie nicht auf. Wenigstens haben sie einen einflussreichen Unterstützer und damit technische Ausrüstung und vor allem haben sie einen Plan. Sollte Malek sich entschließen zu ihnen zu stoßen, wäre sein Können eine willkommene Ergänzung.

Beim Lesen fragt man sich, ob das gehen kann. Eine relativ kleine Gruppe im Kampf gegen den Staat und einen Apparat, der die Bürger weitgehend ohne deren Wissen unterdrückt. Doch so wie die Nanos heimlich in die Körper geschmuggelt wurden, können sie vielleicht auch by the way unschädlich gemacht werden. Die Menschen würden wieder anfangen selbst zu denken und hätten kaum gewusst, wie ihnen geschah. Wenn es doch immer so einfach wäre. Sehr spannend wird geschildert wie die Rebellen ans Werk gehen und welchen Gefahren sie sich aussetzen. Ebenso packend beschreibt der Autor, was Malek Wutkowski plant, um seinen Bruder zu retten. Ein fast unmögliches Unterfangen, aber wirklich unmöglich ist es nur, wenn es nicht versucht wird.
Das Ende kommt dann mit einem völlig überraschenden Paukenschlag, der die Lektüre des abschließenden Bandes schon fast zwingend wirken lässt.

Veröffentlicht am 10.11.2023

Es ist nicht vorbei

Helle Tage, dunkle Schuld
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Während der Nazizeit durfte der Kriminalbeamte Carl Bruns wegen seiner jüdischen Vorfahren seinen Beruf nicht ausüben. Doch inzwischen ist das tausendjährige Reich nach zwölf Jahren, die sich wie tausend ...

Während der Nazizeit durfte der Kriminalbeamte Carl Bruns wegen seiner jüdischen Vorfahren seinen Beruf nicht ausüben. Doch inzwischen ist das tausendjährige Reich nach zwölf Jahren, die sich wie tausend anfühlten, untergegangen. Carl arbeitet inzwischen bei der Abteilung für Kapitalverbrechen der Essener Polizei. Im Rahmen einer Mordermittlung stößt er auf ein besonders grausames Verbrechen, das gegen Ende des Krieges begangen wurde. Und er trifft auch Anne, seine Jugendliebe wieder, mit der damals ganz plötzlich Schluss war. Insgeheim hofft er, dass es für sie noch eine Chance gibt.

Dieser historische Kriminalroman bildet den Beginn einer Reihe um Kommissar Carl Bruns und sein Umfeld. Auch drei Jahre nach dem Krieg haben es die Menschen nicht leicht. Viel ist zerstört und die meisten Menschen sind arm. Carl ist froh, dass seine Ex-Frau einen neuen Partner gefunden hat, mit dem sie glücklich ist. Momentan ist Bruns einer heiklen Sache auf der Spur. Angefangen hat es damit, dass Annes Schwiegermutter tot aufgefunden wurde. Und es stellt sich heraus, dass diese nicht so ganz die war, die sie behauptet hat. Für ihren vermutlich verstorbenen Sohn tat sie alles. Jedoch führt die Spur auch zu einer unbeschreiblichen Bluttat, von der man nicht denkt, dass Menschen dazu fähig sind.

Auf historischen Tatsachen beruht dieser spannende Kriminalroman, in dem sich Carl Bruns zum ersten Mal auf die Suche nach der Wahrheit begibt. Man kann wirklich kaum glauben, wozu Menschen fähig waren. Auch Carl kann es kaum fassen, was sich ihm nach und nach offenbart. Unheimlich wo überall Täter zu vermuten sein können. Wem kann man überhaupt noch trauen? Und doch wärmt man sich auch an den hoffnungsvollen Momenten. Man gönnt es den Menschen, denen ein kleines Glück beschieden ist. Und so verfolgt man eine packende Geschichte immer im Gedanken daran, dass sie teilweise auf wahren Begebenheiten beruht. Es ist schlimm, dass das „nie wider“ in der heutigen miesen Welt seinen Endpunkt zu erreichen scheint. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung wach zu halten.

Auf sehr angenehme Weise vorgetragen wird dieses Hörbuch von Steffen Groth.

Veröffentlicht am 06.11.2023

Wintermord

Kanadischer Winter
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Es ist Winter in Ontario und in Algonquin Bay, einem kleinen Ort, wird der Polizist wieder der Mordkommission zugeteilt. So richtig zufrieden ist John Cardinal damit nicht, aber wenns es so gewollt ist. ...

Es ist Winter in Ontario und in Algonquin Bay, einem kleinen Ort, wird der Polizist wieder der Mordkommission zugeteilt. So richtig zufrieden ist John Cardinal damit nicht, aber wenns es so gewollt ist. Noch weniger begeistert ihn seine neue Partnerin Lise Delorme. Sie wechselt von der Internen in seine Abteilung. So sie etwas im Geheimen weiter gegen John ermitteln. Doch dann wird an einem abgelegenen Ort die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Ein Fall, den John nicht aufklären konnte, wird neu aufgerollt. Zumindest in dieser Ermittlung klappt die Zusammenarbeit zwischen ihm und Lise überraschend gut.

Dieser erste Band der Reihe um John Cardinal und Lise Delorme wird hier neu aufgelegt. Zum ersten Mal erschienen ist das Buch um das Jahr 2000. Jack und Lise müssen sich als Team etwas zusammenraufen. John ist sich unsicher, wie er sich ihr gegenüber verhalten soll. Versucht sie doch, etwas über ihn herauszufinden? Seine Tochter Kelly ist inzwischen erwachsen und sie studiert in Yale. Ihr möchte John das Beste bieten. Seine Frau Catherine musste sich erneut in medizinische Behandlung begeben und so hat John in seinem kleinen Häuschen, das nur mäßig winterfest ist, viel Zeit zum Nachdenken.

Schön ist es, wenn ältere Bücher noch mal neu erscheinen und vom Verlag mit liebevoller Ausstattung und einem tollen Cover versehen werden. Die einzige kleine Gefahr besteht darin, dass einem auf einmal alles so bekannt vorkommt. Die Leserin hat zum Glück feststellen dürfen, dass sie einen weiteren späteren Band der Reihe kennt, aber eben nicht diesen. Auch hier wird einiges recht früh offenbart, wodurch sich die Lektüre vom reinen Ermittler-Krimi mehr in einen Thriller verändert. Damit lässt es sich gut leben, da es der Autor hier verstanden hat, die Spannung aufrecht zu halten. John Cardinal und Lise Delorme sind jeweils auf ihre eigenen Art clever und wie sie als Team zusammenfinden ist sehr gut geschildert. Die Lektüre über die wirklich grausamen Morde muss man ertragen können. Dennoch bietet dieser spannende Roman eine packende Lektüre und ein Sehnsuchtsstetting für den nächsten Urlaub.