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Veröffentlicht am 21.03.2023

48 Stunden

Todesfrist
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Die Polizeibeamtin Sabine Nemez ist erstaunt, dass ihr Vater bei ihr in München auftaucht. Ihr Erstaunen wandelt sich in Entsetzen als ihr Vater erzählt, ihre Mutter sei zwei Tage vorher entführt worden ...

Die Polizeibeamtin Sabine Nemez ist erstaunt, dass ihr Vater bei ihr in München auftaucht. Ihr Erstaunen wandelt sich in Entsetzen als ihr Vater erzählt, ihre Mutter sei zwei Tage vorher entführt worden und er habe sie nur retten können, indem er ein Rätsel löse. Fast im gleichen Moment wird gemeldet, dass im Dom eine Frauenleiche gefunden wurde. Nur widerwillig macht sich Sabine auf den Weg zum Fundort. Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich, bei der Toten handelt es sich tatsächlich um ihre Mutter. Sabine Nemez ist wie erstarrt und doch will sie unbedingt an den Ermittlungen teilnehmen.

In diesem ersten Band der Reihe um Sabine Nemez und Maarten S. Snejder lernen sich die beiden Ermittler unter dramatischen Umständen kennen. Um den Mord an ihrer Mutter aufzuklären, überschreitet Nemez ihre Kompetenzen und ruft damit das BKA und auch Snejder auf den Plan. Zunächst kann Sabine die Art des Niederländers garnicht leiden, doch sie merkt schnell, dass er ein begnadeter Analytiker ist. Natürlich hat er beim BKA auch Zugriff auf andere Informationsquellen. Ihm ist bekannt, dass es deutschlandweit schon ein paar ähnlich strukturierte Morde gegeben hat. Wo ist der Zusammenhang zwischen den Opfern? Tja, das ist eine der Fragen.

Diese Thriller Reihe sollte man unbedingt gelesen haben, zumindest wenn man ein ungewöhnliches Team von Ermittlern mag, die rätselhafte Fälle in einem Wettlauf gegen die Zeit lösen. Hier jedenfalls stellt der Täter Ultimaten, die ein Zeitfenster zu öffnen scheinen, in denen das Opfer gerettet werden kann. Im Fall von Sabines Mutter waren sie leider zu spät. Wie sich Nemez und Snejder langsam zusammenraufen, ist mit Humor und auch realitätsnah geschildert. Hin und wieder wird man beim Lesen etwas zu sehr gefordert, wenn die Beschreibungen doch recht brutal geraten. Doch wie die Geschichten aus einem Kinderbuch, das man selbst nie mochte, zu einem packenden Thriller verquickt werden, ist schon klasse.

Veröffentlicht am 17.03.2023

Bleibt alles anders

Die 22 Tode der Madison May
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Felicity Staples ist Journalistin und sie will endlich mal eine richtige Story. Dann wird sie an einen Tatort geschickt, an dem eine junge Immobilienmaklerin umgekommen ist. Maddie May war ihr Name und ...

Felicity Staples ist Journalistin und sie will endlich mal eine richtige Story. Dann wird sie an einen Tatort geschickt, an dem eine junge Immobilienmaklerin umgekommen ist. Maddie May war ihr Name und sie wollte noch etwas vom Leben. Felicity versucht den Täter zu finden. Und sie hat das zweifelhafte Glück ihn in der Subway New Yorks zu stellen. Der Killer stößt Felicity auf die Gleise und plötzlich findet sie sich in einer Welt wieder, die so ähnlich ist, wie die, die sie kennt. Und Felicity findet heraus, dass Maddie May hier noch lebt.

In diesem Science-Fiction Thriller landet Felicity Staples in einer parallelen Welt. Wie sie dahin gekommen ist, weiß sie nicht so genau. Dass Maddie May noch lebt, findet sie schnell heraus. Die Journalistin macht es sich zur Aufgabe, Maddie May zu retten. Die junge Frau jedoch findet Felicitys Story zu verrückt. Und auch über ihr eigenes Dasein beginnt Felicity nachzudenken. Was passiert mit ihrem alten ich, wenn sie plötzlich in einer anderen Welt ist? Und was passiert mit der Version von ihr, deren Platz sie einnimmt, wenn sie in eine andere Parallelität gewechselt ist? Was mit den Menschen, die zurückbleiben? Wird sie jemand vermissen?

Parallele Welten und welche Möglichkeiten sich auftun, ein Gedankenexperiment gekleidet in einen Thriller, eine coole Idee. Auch wenn mancher Aufenthalt in einer Welt etwas ausgewalzt wird und man die aufregenden Erklärungen ein wenig vermisst, so sind die Anregungen, sich selbst Gedanken zu machen, mannigfaltig und intensiv. Reisen in eine parallele Welt stellt man sich wie einen kleinen Hüpfer vor. Doch wenn man anfängt zu überlegen, welche Lücke man hinterlässt oder wen man verdrängt oder was ist, wenn man zurück möchte, dann fühlt man sich wie Felicity. Dennoch hält man die Daumen, dass sie mit der Rettung von Maddie erfolgreich ist und man bleibt bis zum Schluss gespannt, ob die es schaffen wird. Eine hervorragende Idee (wenn man sich für die Idee von Parallelwelten erwärmen kann), die mit einem spannenden Roman aufbereitet wurde.

Veröffentlicht am 16.03.2023

Mann aus Amerika

Das Mädchen und der General
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Seine Ex-Freundin June sucht BKA-Kommissar Phil Gerber auf. Völlig aufgelöst, weil sie wohl verfolgt wird. Mit knapper Not können die Beiden entkommen. Doch noch aus einem anderen Grund hat June Philipp ...

Seine Ex-Freundin June sucht BKA-Kommissar Phil Gerber auf. Völlig aufgelöst, weil sie wohl verfolgt wird. Mit knapper Not können die Beiden entkommen. Doch noch aus einem anderen Grund hat June Philipp aufgesucht. Ihrem Vater dem General Hiram Anderson sind geheime Papiere abhanden gekommen. Wahrscheinlich ausgerechnet während eines Stelldicheins mit Rosemarie Nitribitt und die wurde in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Nicht nur, dass der General zu den Verdächtigen gezählt wird, auch seine berufliche Reputation steht wegen der verlorenen Dokumente auf dem Spiel. Hauptkommissar Gerber kehrt an seine alte Wirkungsstätte Frankfurt zurück, um seinem ehemaligen Vorgesetzten zu helfen.

Zum dritten Mal ermittelt Hauptkommissar Philipp Gerber in einem Kriminalfall, in dem historisch belegte Ereignisse durch die Phantasie des Autors eine andere Wendung nehmen. Vermutlich hätte Gerber nicht daran gedacht, dass er nochmal für seinen ehemaligen Chef General Anderson tätig sein würde. Mit Zustimmung seiner Vorgesetzten stellt er Nachforschungen an, die den Mord an der Nitribitt aufklären und dem General gleichzeitig aus der Patsche helfen sollen. Phils Freundin die Journalistin Eva Herden weilt zu einer Reportage in Paris. Dennoch ist Gerber nicht auf sich alleine gestellt. Als eine Art Verbindungsmann fungiert sein alter Freund Harald Warnke, der bei der Frankfurter Polizei tätig ist.

Der Fall Nitribitt ist auch heute noch von Mythen umrankt und nie richtig aufgeklärt worden. Sehr zielstrebig hat Rosemarie Nitribitt versucht sich als Prostituierte ein besseres Leben zu verschaffen. Doch irgendwann geriet sie an den Falschen und wurde umgebracht. Wie der Autor diese Ausgangslage genutzt hat, um den Fall mit Themen wie Politik oder Geheimdienstaktivitäten zu verquicken, ist wirklich spannend zu lesen. Hinzu kommen noch die persönlichen Lebensumstände von Eva Herden und Philipp Gerber, die einem über die vorherigen Bände schon ans Herz gewachsen sind. Auch die politische Lage in der noch jungen Bundesrepublik ist sehr realistisch dargestellt. Die Behäbigkeit, aber auch die Zielstrebigkeit, mit der die BRD nach Westen strebte, wie sie durchaus als Frontstaat zu verstehen war. Entwicklungen, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Ein intelligenter und interessanter zeitgeschichtlicher Krimi, der sich packend weg liest. Mögen dem Autor noch weitere Ideen kommen, um die Geschichte von Philipp Gerber und Eva Herden weiterzuerzählen. Ein zeitgeschichtlicher Rahmen findet sich bestimmt.

Veröffentlicht am 13.03.2023

Die Kuisls in Altötting

Die Henkerstochter und die Schwarze Madonna (Die Henkerstochter-Saga 9)
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Weil sein Enkel Paul mal aus Schongau rausmuss, fährt der nun schon um die 70jährige ehemalige Henker Jakob Kuisl mit nach München. Dort treffen sie seine Tochter Magdalena und ihren Mann Simon. Auch Sohn ...

Weil sein Enkel Paul mal aus Schongau rausmuss, fährt der nun schon um die 70jährige ehemalige Henker Jakob Kuisl mit nach München. Dort treffen sie seine Tochter Magdalena und ihren Mann Simon. Auch Sohn Peter reist an. Er kommt mit der Nachricht, der Kurfürst Max Emanuel habe ihn auf eine Wallfahrt nach Altötting befohlen. Und so macht sich die gesamte Familie Kuisl auf zu dem Wallfahrtsort mit der schwarzen Madonna. Mit dem Kaiser Leopold I von Österreich will der Kurfürst ein Bündnis gegen die Türken schmieden. Kaum jedoch sind die Kuisls in Altötting ein getroffen, wird Simon als Kurfürstlicher Leibarzt zu dem erkrankten Leibarzt der Kaiserin gerufen. Als dieser bald darauf stirbt, hat beginnen die Kuisls zu ermitteln.

In diesem neunten Band der Reihe um die Henkerstochter und ihre Familie gibt es viele Rätsel zu lösen. Das fängt mit einem einfachen Diebstahl an und geht über den Todesfall des Leibarztes zu verschiedenen Anschlägen. Alles scheint irgendwie zusammenzuhängen, doch nichts passt richtig zusammen. Magdalena ist in großer Sorge um Paul, der ein Händchen dafür hat, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. So ist es Jakob, der trotz seines fortgeschrittenen Alters, zu Hochform auflaufen muss. Gemeinsam mit seiner zehnjährigen Enkelin Sofia, die ihm mit ihrer pfiffigen Art durchaus das Wasser reichen kann.

Gekonnt und lebendig vorgetragen wird dieses spannende Hörbuch von Johannes Steck. Es ist eine Freude mal wieder von der Henkerstochter zu lesen bzw. zu hören. Diese Reihe historischer Kriminalromane, die einem die historischen Hintergründe näherbringen, ist immer zu empfehlen. Dabei muss man nicht jeden Band gelesen haben, man kommt immer wieder gut rein. Die Kusls sind sympathisch und ihre kleinen Streitereien, ihre Sorgen um einander, ihre Freude miteinander, das ist wie bei einer Familie aus dem echten Leben. Dazu kommen fesselnde Verwicklungen um das Treffen von Max Emanuel und Kaiser Leopold I. Man tappt im Dunkeln und hört gespannt, wie sich die Hinweise aneinander fügen und zu einer ganz anderen Lösung finden als man sich vorgestellt hat. Sehr gute Unterhaltung durch diesen historischen Kriminalroman ist gesichert.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Die 68er

Kinder des Aufbruchs
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Seit einigen Jahren leben die Zwillingsschwestern Alice und Emma nun schon in West-Berlin. Emma trauert nach einer Fehlgeburt sehr um ihr Kind, während ihr Mann Julius meint, das Leben müsse nach einem ...

Seit einigen Jahren leben die Zwillingsschwestern Alice und Emma nun schon in West-Berlin. Emma trauert nach einer Fehlgeburt sehr um ihr Kind, während ihr Mann Julius meint, das Leben müsse nach einem Jahr doch mal weitergehen. Alice dagegen lebt in ihrer Vernunftehe mit dem Anwalt Max recht glücklich. Als Journalistin ist sie eine der wenigen verheirateten Frauen, die arbeiten. Ihre Tochter Lisa findet das nicht immer gut, aber wenn Tante Ems kommt, ist viel vergeben. Nach einem Termin als Übersetzerin in einem Waisenhaus versteckt sich der 11jährige Luca in Emmas Auto. Und Alice beginnt eine Reportage über die Proteste gegen den Shah, was sie viel näher an die Studentenbewegung und die Demonstrationen bringt als eigentlich geplant.

Die Geschichte der beiden Schwestern, die nach der Flucht aus Ostpreußen zunächst getrennt in Ost- und West-Berlin lebten, geht weiter. Es ist etwas Zeit vergangen und die Proteste der 68er haben begonnen. Manchmal wird es gewalttätig wobei der Einsatz der Polizei nicht gerade deeskalierend wirkt. Aus verschiedenen Perspektiven blicken Emma und Alice auf das Geschehen. Und aus verschiedenen Richtungen werden sie in die Ereignisse hineingezogen. Bei Emma könnte die Sehnsucht nach einem eigenen Kind der Auslöser sein, während es bei Alice eher das schlechte Gewissen ist.

Deutsche Zeitgeschichte toll erzählt. Am Beginn vielleicht etwas weit ausgeholt entwickelt sich die Handlung doch wieder sehr fesselnd. Schön, wie sich die Schwestern nach der langen Trennung und ihrem unterschiedlichen Hintergrund zusammengefunden haben und sich gegenseitig eine Stütze sind. Aus unterschiedlichen Gründen werden sie in die Ereignisse um die Proteste und die beginnende 68er Bewegung verwickelt. Berlin als Schmelztiegel zwischen Ost und West wird zweifellos auch von sämtlichen Geheimdiensten für ihre Zwecke genutzt. Nicht immer kann man wissen, wem man trauen kenn. Vor dem detailliert recherchierten politischen Hintergrund entwickelt sich eine rasante Story um die beiden Schwestern und ihre Familien. Gerade in der heutigen Zeit ist diese Art der Geschichte wieder näher als man sich wünschen würde. Unsere schöne langweilige und friedliche Zeit ist leider erstmal vorbei. Und so erscheint es sehr sinnvoll, sich einige Dinge in Erinnerung zu rufen. Wenn man dann noch eine packende Erzählung dazu bekommt, kann man sich nicht mehr wünschen.