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Veröffentlicht am 28.01.2023

Revierkämpfe

Weißes Feuer (Darktown 2)
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Seit zwei Jahren dürfen in Atlanta auch schwarze Cops ermitteln. Es ist das Jahr 1950. Sie bilden nur eine kleine Einheit und ihr Chef ist weiß. Und die weißen Polizisten nehmen ihre schwarzen Kollegen ...

Seit zwei Jahren dürfen in Atlanta auch schwarze Cops ermitteln. Es ist das Jahr 1950. Sie bilden nur eine kleine Einheit und ihr Chef ist weiß. Und die weißen Polizisten nehmen ihre schwarzen Kollegen nicht für voll und behindern die Ermittlungen. Eher zufällig geraten Lucius Boggs und Tommy Smith in eine Auseinandersetzung rivalisierender Banden. In welches Wespennest sie gestoßen haben, ahnen sie nicht. Gleichzeitig erhält der Schwager eines weißen Cops vom Klan den Auftrag, einen sündigen Mitbürger aufzumischen und zwar im Nachbarbezirk. So macht man das, um Spuren zu verwischen. Doch die Sache geht schief.

Der zweite Teil der Darktown Reihe setzt zwei Jahre nachdem die ersten schwarzen Polizisten in Atlanta ihre Arbeit begonnen haben. Boggs und Smith bilden ein Team. Sehr unterschiedlich ist ihre Herkunft. Smith stammt aus eher einfachen Verhältnissen und Boggs ist als Sohn eines Reverends eher behütet aufgewachsen, auch wenn sein Vater nicht gerade begeistert über die Berufswahl seines Sohnes ist. Als Team ergänzen sich die beiden gut. Doch obwohl sie sich inzwischen zu gewitzten Ermittlern entwickelt haben, doch gegen die Schwierigkeiten, die ihnen die Trennung zwischen Schwarz und Weiß bereitet, haben sie kaum eine Chance. Sie wissen nie, wer ihnen in den eigenen Reihen gegenübersteht.

Wahrlich nicht leicht haben es die schwarzen Polizisten im Jahr 1950 in Atlanta. Eine Welt, die einem fremd vorkommt, deren Ausläufer aber anscheinend immer noch in die Gegenwart hineinwirken. Die Rassentrennung in den USA wird in den 1950ern erst langsam aufgebrochen und dies unter großen Widerständen. Nein, Platz machen wollen die Weißen nicht. Mit mehreren Handlungssträngen zeichnet der Autor ein zwar düsteres Bild, in dem es manchmal auch ein Stückchen Hoffnung gibt. Zwar ist es zu Beginn etwas schwierig, sich auszumalen welchen Zusammenhang es geben mag. Da kann man dem Autor aber trauen, auf sehr spannende Art führt er die verschiedenen Handlungsstränge zu einem fulminanten Finale. Hier werden politische Zeitgeschichte, ein fesselnder Kriminalfall und das persönliche Erleben der Protagonisten zu einem herausragenden Roman zusammengefügt.

Veröffentlicht am 23.01.2023

Der Kontrakt

Der Erlöser
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Der Chef von Harry Hole verlässt seinen Posten, um in Bergen die letzte Zeit vor der Pensionierung zu verbringen. Was wird der Neue bringen? Und auch in Holes Privatleben sind die Tage unsicher seit sich ...

Der Chef von Harry Hole verlässt seinen Posten, um in Bergen die letzte Zeit vor der Pensionierung zu verbringen. Was wird der Neue bringen? Und auch in Holes Privatleben sind die Tage unsicher seit sich seine Freundin Rakel von ihm getrennt hat. Wenigstens ist er seit einer Weile trocken. Jedoch wird um die Weihnachtszeit während eines Konzerts ein Mitglied der Heilsarmee erschossen. Alles deutet auf einen Profi hin, doch der Mensch scheint unsichtbar zu sein. Zeugen machen widersprüchliche Aussagen. Nur kurz darauf kommt der Verdacht auf, dem Täter könnte eine Verwechslung unterlaufen sein und so gilt es, das vermutlich eigentliche Opfer zu schützen.

Nun ist dieser sechste Fall um Harry Hole schon etwas älter, aber der Bezug zu den Jugoslawien-Kriegen gibt ihm wieder eine gewisse Aktualität. Und die Heilsarmee als sozial tätige Organisation kümmert sich auch um Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien oder Drogensüchtige. Als einer der ihren umgebracht wird, sind sie wie erstarrt. Müssen noch mehr Menschen um ihr Leben fürchten? Harry Hole und sein Team machen sich auf die Suche nach dem Täter. Die sowieso schon nicht einfach durch den neuen Chef noch erschwert wird. Auch ist Holes Position im Team unklar nachdem er einen Korruptionsskandal aufgedeckt hat.

Harry Hole ist ein ungewöhnlicher Polizeibeamter, der eigene Wege geht. Er hadert manchmal und manchmal geht er forsch voran. Doch immer ist er für Überraschungen gut und für Vorgehensweisen, auf die andere nicht so schnell kommen würden. Die Lösungen scheinen in ihm zu arbeiten, vielleicht sogar, ohne dass er es selbst immer merkt. Und dann sind sie da. Das ist etwas, wodurch die Lektüre überraschend und spannend wird, ohne dass die Logik verloren geht. Manchmal geht Hole in seinen Handlungen oder Nichthandlungen recht weit. Das weiß man aber, wenn man die Reihe kennt. Diese packende Reihe von Kriminalromanen vermag zum Nachdenken anzuregen und gleichzeitig zu unterhalten.

Veröffentlicht am 22.01.2023

Polizistin Nr. 1

Altes Leid
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Im Jahr 1947 soll unter der Britischen Besatzung in Hamburg eine Einheit aus weiblichen Polizistinnen einen Teil der Aufgaben übernehmen. Ida Rabe ist eine der Ersten, die im Mai 1947 ihren Dienst antritt. ...

Im Jahr 1947 soll unter der Britischen Besatzung in Hamburg eine Einheit aus weiblichen Polizistinnen einen Teil der Aufgaben übernehmen. Ida Rabe ist eine der Ersten, die im Mai 1947 ihren Dienst antritt. Nur oberflächlich ausgebildet dienen sie und ihre Kollegin Heide Brasch eher als Alibi. In einem Kellerraum sind sie eher zur Untätigkeit verdammt. Da hat die Davidswache aber nicht mit Ida Rabe gerechnet. Aus den Eintragungen im Dienstbuch entnimmt sie, dass einigen jungen Frauen Schlimmes widerfahren ist, obwohl diese das nicht direkt angezeigt haben. Eigenmächtig beginnt Ida zu ermitteln. Sie muss weiteres Leid verhindern.

So kurz nach dem zweiten Weltkrieg ist es zwar langsam soweit, dass sich das Leben wieder ordnet. Doch von normal kann noch lange keine Rede sein. Noch immer gibt es nicht einmal genug zu essen für alle. Auch Ida Rabe kann nicht behaupten, dass sie noch weiß, was es heißt satt zu sein. Immerhin hat sie ein Dach über dem Kopf und ihren energischen Geist, mit dem sie unbedingt dazu beitragen will, den Frauen in Gefahr zu helfen. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn von den männlichen Polizisten werden weder sie noch ihre Kollegin für voll genommen. Und dass sich jemand an Frauen vergreift? Aus Sicht der Männer eher unwahrscheinlich.

Gleich zu Beginn ihrer Karriere bringt Ida Rabe frischen Wind in die Räume der Davidswache. Sie hatte es nicht immer leicht, doch nun will sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Und sie hat ein Gespür für die Frauen und auch dafür, dass da überhaupt ein Fall ist. Fast ist es unausweichlich, dass sie ihre Kompetenzen überschreitet, doch immer hat sie einen guten Grund. Ida Rabe ist vielleicht etwas forscher als ihre Position erlaubt, doch die Ergebnisse ihrer Gedanken und Ermittlungen geben ihr meist recht. Sie ist eine überzeugende neue Ermittlerin, die aus einer Reihe weiblicher Polizistinnen durch ihre Energie und Vielschichtigkeit heraussticht. Beeindruckend sind auch die Schilderungen der Stellung der Frau in Beruf und Gesellschaft so kurz nach dem Krieg. Eigentlich halten sie alles am Laufen und sollen doch zurück an den Herd, wenn die Männer, die noch oder wieder da sind, an ihre angestammten Positionen streben. Das und auch die Darstellung der schlechten Ernährungslage wirken sehr eindringlich und lassen den Gedanken aufkommen, dass früher doch nicht alles besser war und man froh sein kann, dass man heute lebt.

Ein packender historischer Kriminalroman, in dem die Schuld realistisch dargestellt ist, der aber auch von Neuanfang berichtet und von der Hoffnung auf eine bessere Zeit.

Veröffentlicht am 16.01.2023

Im Nebel

Internat
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Pascha ist Lehrer, er hat nichts getan oder gesagt. Wegen einer kleinen körperlichen Einschränkung muss er nicht zum Militär. Und doch kann er den kriegerischen Auseinandersetzungen nicht entkommen. Sein ...

Pascha ist Lehrer, er hat nichts getan oder gesagt. Wegen einer kleinen körperlichen Einschränkung muss er nicht zum Militär. Und doch kann er den kriegerischen Auseinandersetzungen nicht entkommen. Sein Neffe ist in einem Internat am anderen Ende der Stadt und Pascha soll in in diesen unsicheren Zeiten nach hause holen. In der Stadt ist alles anders, die Straßen sind leer. Der Bus fährt zwar noch, aber beinahe ohne Fahrgäste. Plötzlich ist Pascha nicht mehr sicher, ob er das Internat überhaupt erreichen wird. Mit Mühe erreicht er den Bahnhof, von dem keine Züge abfahren.

Dieser Roman ist erstmalig auf Deutsch herausgekommen im Jahr 2018. Es geht um einen jungen Lehrer in einem Ort der Ukraine, der sich eigentlich aus Politik und Krieg heraushalten will. Doch das Internat, in dem seine Schwester ihren Sohn untergebracht hat, erscheint nicht mehr sicher. Also macht Pascha sich auf den Weg und er erkennt seine eigene Stadt nicht mehr. Überall sind Spuren von Kämpfen zu sehen, Einschläge von Sprengsätzen. Auch Schüsse sind zu hören. Jeder neue Schritt birgt eine Gefahr. Doch inzwischen ist Pascha entschlossen, er wird seinen Neffen abholen.

Im Jahr 2018 hat der Autor mit seinem Roman den Preis der Leipziger Buchmesse verliehen bekommen und aktuell ist das Hörbuch in der Kategorie Bester Interpret für den deutschen Hörbuchpreis 2023 nominiert. Und dies ist keine abschließende Aufzählung. Unter dem Eindruck des heutigen Krieges möchte man wissen, wie der Autor seinen Protagonisten die Handlungen der Kriegsparteien von 2014 sehen lässt. Wenn einem auf einmal jegliche Sicherheit genommen wird und man nicht weiß, wer oder was um die nächste Ecke lauert. Die Sorge um das eigene Leben und auch die Sorge um das Leben der Familienmitglieder. Wie traumatisierend muss es sein auf Tod und Zerstörung zu blicken und letztlich die eigene Stadt nicht mehr zu erkennen. Wer heute immer noch nicht kapiert hat, dass Kriege zu führen kein angemessenes Mittel ist, um überhaupt irgendetwas durchzusetzen, der wird wohl überhaupt nichts mehr kapieren. Insofern ist dieser Roman eine sehr eindringliche Schilderung, wie fremd und gefahrvoll einem die eigene Nachbarschaft erscheinen kann. Und sie sogenannten Befehlshaber sind nicht die, die im Schützengraben sitzen. So ist dieser Roman nicht unbedingt leicht zu lesen, aber in seiner Schonungslosigkeit wichtig.

Veröffentlicht am 13.01.2023

Die Schlacht

Der eiserne Herzog
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Schon in jungen Jahren hat Guilhem, der Normanne, einiges erlebt. Nicht immer war sein Leben glücklich, doch einmal hat er wirklich Glück gehabt. Als er Matilda, seine Frau, kennenlernt, geht in seinem ...

Schon in jungen Jahren hat Guilhem, der Normanne, einiges erlebt. Nicht immer war sein Leben glücklich, doch einmal hat er wirklich Glück gehabt. Als er Matilda, seine Frau, kennenlernt, geht in seinem Leben sie Sonne auf. Gegen den Widerstand von Matildas Mutter heiraten sie und bekommen bald ihr erstes Kind. Überrascht ist Guilhem als der König von England, der keine Nachfolger hat, ihn zum Thronfolger erklärt. Etliche Jahre später neigt sich König Eadweards Leben dem Ende zu und Guilhem sieht sich am Ziel, doch Harold Godwin wird zum König ausgerufen, obwohl er Guilhem einen Treueeid geschworen hatte.

Guilhem, Herzog der Normandie, auch bekannt als Wilhelm, der Eroberer, wird hier in seinen jüngeren Jahren geschildert. Bis zur Schlacht von Hastings und damit der Eroberung der Krone und damit Englands entfaltet sich die Handlung. Guilhem handelt dabei insbesondere Matilda gegenüber freundlich und liebevoll und er baut auf ihr Urteil. Selbst mit Harold pflegt er bei dessen Besuch in der Normandie einen freundlichen Umgang. Doch wenn es um seine Position geht und darum, dass er als durchsetzungsfähiger Herrscher gilt, kann er mit einiger Härte auftreten und er erweist sich als fintenreicher Kämpfer, der es versteht sich durch ungewöhnliche Ansätze auch aus schwierigen Situationen zu befreien.

Geschichte erlebbar gemacht, so könnte man diesen Roman in Kürze beschreiben. Eigentlich ist die Vergangenheit so fern, doch mit authentischen Schilderungen und realistischen Zeichnungen der handelnden Personen, wird sie einem beim Lesen nahegebracht. Guilhem und Harold erscheinen grundsätzlich sympathisch. Man meint, sie hätten Freunde sein können. Und entwickelt sich eine unerbittliche Feindschaft, die sie letztlich aufs Schlachtfeld führt. Leider gab es keine friedliche Lösung. Und mit den Beschreibungen der Schlachten und der Art der Kriegsführung wird sehr deutlich vor Augen geführt, dass Krieg immer grausam ist und dass viele Menschen auf brutale Art zu Tode kommen. Und doch bleibt der Name Wilhelm, der Eroberer, ein Begriff, auch wenn die Herrschaft der Normannen in England nicht so lange währte. Ein hervorragend recherchierter historischer Roman, der die Vergangenheit lebendig werden lässt.