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Veröffentlicht am 31.03.2022

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Die andere Schwester
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Der Amerikaner John Adderley arbeitet immer noch bei der Polizei in Karlstad, Schweden. Er musste vor dem Boss eines Drogenkartells fliehen und ist unter falschem Namen im Heimatland seiner Mutter untergekommen. ...

Der Amerikaner John Adderley arbeitet immer noch bei der Polizei in Karlstad, Schweden. Er musste vor dem Boss eines Drogenkartells fliehen und ist unter falschem Namen im Heimatland seiner Mutter untergekommen. Seine Kollegen kennen ihn als Fredrik Adamsson. Gerade als John eigentlich untertauchen will, weil er befürchten muss, aufgeflogen zu sein, wird die stadtbekannte Geschäftsführerin einer Dating-App tot aufgefunden. Adderley wird von seinem Chef mit den Ermittlungen betraut. Die Verstorbene hatte nur noch eine Schwester als nähere Verwandte. Diese arbeitet ist auch in der Firma tätig, allerdings braucht sie wegen ihrer psychischen Labilität immer wieder eine Auszeit.

In seinem zweiten Fall wird der Amerikaner in Schweden wieder mit einen undurchsichtigen Fall betraut. So schnell ergibt sich keine heiße Spur, es scheint nur so, dass Stella sich über ihre eigene App, die einen ganz anderen Ansatz verfolgt, mit jemandem verabredet hatte. Alicia, ihre Schwester, zeichnet sich nicht durch besondere Offenheit aus. Allerdings ist sie durch Ereignisse in Kindheit und Jugend nicht mit Menschen zu vergleichen, die unbeschwert aufwachsen konnten. Und was wollte der Unbekannte melden, der nach der Tat vor der Polizeistation auftauchte und unverrichteter Dinge wieder abzog. Adderley ist schwer beschäftigt und immer in der Furcht, seine Vergangenheit könnte ihn einholen.

Die Idee des Bullen im Zeugenschutz ist nach wie vor gut, allerdings sind die drohenden Gefahren in diesem zweiten Band etwas wenig subtil dargestellt. Man muss an Brutalität einiges vertragen können, wenn man diesen Thriller liest. Die laufende Ermittlung entwickelt sich eher aus sich selbst, so dass die Ermittlungsarbeit eher knapp behandelt wird. Dafür entwickelt der Fall einige Twists, die wirklich überraschen. Dieser Teil ist gelungen und fesselt. Obwohl dieser zweite Band der John Adderley Reihe insbesondere hinsichtlich der Zeugenschutzstory nicht hundertprozentig überzeugt - vielleicht möchte man angesichts der politischen Lage bestimmte Dinge einfach nicht lesen -, so hat man mit der Entwicklung des laufenden Tötungsdeliktes einen packenden Thriller, mit dem der Leser überrascht werden kann.

Veröffentlicht am 29.03.2022

Der Erste

606
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Es ist der erste Gefängnisausbruch dieser Art. Aus einem Gefängnis in der Wüste Nevadas werden 606 Insassen befreit. Und es handelt sich um ein Hochsicherheitsgefängnis, wo etliche Gefangene in Todeszellen ...

Es ist der erste Gefängnisausbruch dieser Art. Aus einem Gefängnis in der Wüste Nevadas werden 606 Insassen befreit. Und es handelt sich um ein Hochsicherheitsgefängnis, wo etliche Gefangene in Todeszellen saßen. Die Wärterin Celine Osborne steht schlecht da. Aber sie wird jeden Einzelnen wieder einfangen. Aus welchem Grund wurde der Ausbruch inszeniert und wer steckt dahinter. Etwa John Kradle, der für den Mord an seiner Frau und seinem Sohn einsitzt, der aber alles versuchen will, um seine Unschuld zu beweisen. Oder Keeps, der mehr zu wissen scheint als man auf den ersten Blick so annehmen kann.

Sie sind schon echte Gegner Celine Osborne und John Kradle. Osborne ist von Kradles Schuld überzeugt und sie wird alles unternehmen, Kradle seiner Strafe zuzuführen. Dieser hat auch ohne Celines Hilfe alle Hände voll zu tun, um überhaupt am Leben zu bleiben. Schließlich hat sich ihn einer angeschlossen, der ab und zu schon mal einen würgen muss. Da kann er aber nichts dafür. Und diverse andere Gefangene oder besser gesagt Ex-Gefangene zerstreuen sich in die Freiheit. Kann Celine die Informationen nutzen, die Keeps in petto hat? Auch er ist ein Verbrecher, zweifelhaft, ob man ihm trauen kann.

Mit über 600 potentiellen Mitspielern ist dieser Thriller mit interessantem Ansatz doch etwas reichlich bestückt. Natürlich konzentriert sich die Autorin auf einige der Ausbrecher. Dennoch gehen mache Akteure auf dem Weg irgendwie verloren. Interessant bleibt dabei die Geschichte von John Kradle, der sich als sehr widerstandsfähig erweisen muss. Auch Celine Osborne, die Gefängniswärterin mit einem besonderen Backround, hat Persönlichkeit und trotz ihrer Vergangenheit doch ein gewisses Gottvertrauen. Ihr neu gewonnener Adlatus Keeps wirkt wie ein idealer gewitzter Inhaber einer Nebenrolle. Neben den sehr ansprechenden weiteren Büchern der Autorin wirkt dieser Roman stellenweise so, als habe sich seine Schöpferin etwas verzettelt oder nicht genug Zeit gehabt. Dennoch ein im Kern gelungener und spannender Thriller.

Veröffentlicht am 27.03.2022

Die Entführung

44 TAGE - Und Deutschland wird nie mehr sein, wie es war
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Am 05. September 1977 wird der Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer entführt. Seine Personenschützer werden getötet. Die in Stuttgart Stammheim einsitzenden Terroristen sollen freigepresst werden. ...

Am 05. September 1977 wird der Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer entführt. Seine Personenschützer werden getötet. Die in Stuttgart Stammheim einsitzenden Terroristen sollen freigepresst werden. Der Chef des Verfassungsschutzes Roland Manthey soll die Ermittlungen koordinieren, die sofort mit höchster Priorität aufgenommen werden. Er leitet den Stab aus den Spitzen der verschiedenen Behörden und der Politik. Alles muss unternommen werden, um Schleyer zu finden. Wohnungen müssen durchsucht, Fahrzeuge kontrolliert, Informationen gesammelt werden. Die Öffentlichkeit ist schockiert und steht doch hinter den Staatsdienern. Sind die Terroristen diesmal zu weit gegangen? Oder haben sie immer noch Unterstützer in der Bevölkerung?

Aus verschiedenen Blickwinkeln wird die Zeit nach der Entführung Hanns Martin Schleyers geschildert. Da geht es um die fieberhafte Arbeit der Behörden, aber auch um die Gedankenwelt der Politiker, die sich fragen, wie sie mit den Forderungen der Terroristen umgehen sollen, wie weit sie den Rechtsstaat aussetzen können, gar müssen. Doch auch wie die Briefe der Erpresser zu ihren Empfängern gelangen und wie auf die Entführung des Lufthansa Flugzeuges „Landshut“ hingearbeitet wird. Die immer hektischer und verzweifelter wirkenden Politiker und Mitglieder des Stabes, die alles versuchen, um Schleyer zu finden. Nur eines nicht, die Forderungen der Terroristen zu erfüllen.

Der Deutsche Herbst wird diese Zeit genannt, die wohl als unheimliche Bedrohung empfunden wurde und in der viele Fragen aufgeworfen wurden. Wie weit kann der Staat gehen, um an Ermittlungsergebnisse zu kommen? Muss der Staat sich erpressen lassen? Es war sicher eine Bewährungsprobe für den noch jungen Staat, die wohl bestanden wurde, da der Staat noch besteht. Trotz der eher ruhigen Darstellung entwickelt dieser Roman, der zum großen Teil auf Tatschen beruht, einen großen Sog. Und er animiert zum Nachlesen über eine Zeit, die man vielleicht als Kind miterlebt hat oder die einem ob der Jugend doch eher fremd ist. Der Autor kann sich dabei neben seinen eigenen Recherchen auch auf die Erfahrungen seines Vaters stützen, der an den Ermittlungen beteiligt war. Ein packender Thriller über eine der schlimmsten Krisen, die der deutsche Staat zu bestehen hatte.

Veröffentlicht am 26.03.2022

Grenzfang

Der Holländer
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Eine Pensionierung ist auch nicht mehr das, was es mal war. Auf ihrer letzten Patrouillenfahrt will sich Geeske Dobbenga eigentlich von ihrer Mannschaft verabschieden und eine ruhige Fahrt in den Holländisch-Deutschen ...

Eine Pensionierung ist auch nicht mehr das, was es mal war. Auf ihrer letzten Patrouillenfahrt will sich Geeske Dobbenga eigentlich von ihrer Mannschaft verabschieden und eine ruhige Fahrt in den Holländisch-Deutschen Gewässern verbringen. Doch auf einer Sandbank, von der wirklich umstritten ist, zu welchem Staatsgebiet sie gehört, entdecken sie eine Leiche. Die müssen sie mitnehmen, sonst würde sie von der steigenden Flut davongetragen. Es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um den bekannten deutschen Wattwanderer Klaus Smyrna handelt. Sein Kollege Peter Lattewitz kommt völlig entkräftet auf Borkum an. Das Trio hätte Aaron Reinhard komplettieren sollen.

Drei erfahrene Wattwanderer, Aaron hat sogar ein Buch über seine Wanderungen veröffentlicht, wollten eigentlich den gefährlichen Weg zu Fuß nach Borkum wagen. Doch Aaron zieht es vor bei seiner kranken Frau in England zu bleiben. Doch die Wettervorhersage für die Wanderung ist günstig und wann wird eine solche Gelegenheit sich noch einmal bieten? Peter und Klaus wagen den Weg und nur Peter kommt lebend, aber sehr traumatisiert zurück. Um noch größeres Zuständigkeitsgerangel zu vermeiden, ermittelt Kommissar Liewe Cupido, dessen Vater Niederländer war, ohne es an die große Glocke zu hängen. Denn der Tod von Klaus Smyrna gibt einige Rätsel auf.

Anscheinend hat der Autor hier den Start einer Reihe hingelegt und der ist sehr gelungen. Die nickeligen Grenzstreitigkeiten zwischen den holländischen und deutschen Polizeibehörden erscheinen realistisch, geben dem Roman aber auch eine gewisse Leichtigkeit, weil sie mitunter zum Schmunzeln einladen. Der tragische und rätselhafte Tod des Wattwanderers erfordert schon genauere Nachforschungen und denen ist der schweigsame Cupido gemeinsam mit seiner pragmatischen Kollegin Dobbenga gut gewachsen. Die Beschreibungen des Watts, dass für unerfahrene und wie man hier liest manchmal auch für erfahrene Wattwanderer sehr gefährlich werden kann, sind sehr stimmungsvoll und zeugen von genauer Recherche oder auch guter Kenntnis des Autors. Dieser Kriminalroman besticht durch sein sympathisches Personal und durch die lebendigen und authentischen Beschreibungen sowohl der Landschaft, der Menschen und des Watts.

Veröffentlicht am 24.03.2022

Die Stunden

Meinetwegen
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Katharina ist in einer geschlossenen Abteilung einer Jugendeinrichtung. Für wenigstens eine Stunde in soll sie mit dem Psychiater Herrn Conti sprechen. Sie ist hier, weil sie straffällig geworden ist. ...

Katharina ist in einer geschlossenen Abteilung einer Jugendeinrichtung. Für wenigstens eine Stunde in soll sie mit dem Psychiater Herrn Conti sprechen. Sie ist hier, weil sie straffällig geworden ist. Sie ist hier, weil sie verstanden werden soll. Doch erstmal bestimmt Katharina den Weg. Vielleicht ist es eines der ersten Male, wo sie bestimmen kann. Und der Psychiater Conti lässt sich darauf ein, um ihr die Öffnung zu erleichtern. So beginnt Katharina zu erzählen, etwas zusammenhanglos zunächst, dann immer flüssiger. Dabei ist sie zuerst zurückhaltend. Doch schließlich fängt sie sogar an, den Stunden entgegen zu sehen.

Der Leser begleitet Katharina zu ihren Besuchen bei dem Psychiater. Aus ihrer Sicht kann er an den Stunden teilnehmen und sich nach und nach in sie hineinfühlen. Eigentlich sperrt sich Katharina gegen diese Stunden, sie sieht nicht, was es bringen soll. Bald merkt sie jedoch, dass es ihr leichter fällt, die Gespräche zu führen. Und sie führt die Gespräche. Eine ungewöhnliche Form einer Gesprächstherapie, aber schließlich doch wohl hilfreich. Was hat dazu geführt, dass Katharina in der Einrichtung gelandet ist? Was hat Katharina in ihrer Kindheit erlebt. Ist ihre Reilienz stark genug, um zu bestehen?

Mit seinem ungewöhnlichen Stil der direkten Teilnahme aus Sicht der Patientin an den Gesprächsstunden besticht dieser Roman und zieht einen in seinen Bann. Was einem fehlen könnte, ist eine klarere Sicht auf die Kindheitserlebnisse der jungen Katharina und wie diese schließlich zu dem Ereignis geführt haben. Dennoch bleibt man fasziniert von der Form dieses Romans, die die kleinen Änderungen von Stunde zu Stunde zutage fördert. Vielleicht versteht man auch den Sinn einer Gesprächstherapie, hin zu einem besseren Verständnis von sich selbst, zur Erkenntnis über das eigene Selbst und vielleicht auch zu einem Fortschritt, der Katharina hilft, sich selbst besser zu erkennen. Diesem schmalen Büchlein hätten vielleicht ein paar Seiten mehr gut getan, um Katharinas Leben noch genauer zu beleuchten, aber dennoch bleibt es dabei, man hat einen Roman, der einen gefangen nimmt.