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Veröffentlicht am 23.08.2020

Traumtagebuch

Der Schattenmörder
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Seine Mutter liegt im Sterben. Nur deshalb kehrt Paul Adams an seinen Heimatort zurück. Keinesfalls wollte er an die Ereignisse von vor über zwanzig Jahren erinnert werden. Damals gab es einen Mordfall, ...

Seine Mutter liegt im Sterben. Nur deshalb kehrt Paul Adams an seinen Heimatort zurück. Keinesfalls wollte er an die Ereignisse von vor über zwanzig Jahren erinnert werden. Damals gab es einen Mordfall, in den Paul verwickelt war. Bei den Tätern handelt es sich um zwei Schulkameraden, von denen einer spurlos verschwand. Sollte dieser etwa doch nicht tot sein? Obwohl er die Erinnerung nicht mehr an sich heran lassen wollte, insgeheim hofft Paul, seine Mutter könnte doch etwas wissen. Fast gleichzeitig beginnt die Polizistin Amanda Beck in einem Fall zu ermitteln, in dem ein Jugendlicher von zwei weiteren Jugendlichen umgebracht wurde.

Unheimlich geht es zu in diesem Roman, in dem es unter anderem um Klarträume geht. Bei dem Gedanken, zu wissen, dass man träumt, könnte einem schon ganz anders werden. Erst recht gruselig ist der Gedanke, dies könnte von außen gesteuert werden. Da bedarf es schon eines äußerst geschickten Manipulators. Was ist damals wirklich geschehen? Was wusste seine Mutter? Der Tag des Mordes vor 25 Jahren hat Pauls Leben entscheidend beeinflusst und sein Leben ist anders verlaufen als er es sich als Jugendlicher erträumt hat. Wie er jetzt weiß, sollte man mit Träumen sehr vorsichtig sein.

Dies ist schon ein unheimlicher Spannungsroman, in dem eine unbewältigte Vergangenheit auch später noch etliche Leben beeinflusst. Es tut nicht immer gut, alles vergessen zu wollen. Auch wenn die Handlung in manchen Passagen ein wenig behäbig wirkt und man sich zum Schluss fragt, ob tatsächlich alles geklärt ist so bietet der Verlauf doch einige Überraschungen, die einen packen. Wegen der guten Beschreibung der düsteren Schatten, die die Bewohner von Gritten Woods gewissermaßen umwabern, und des Aha-Erlebnisses gegen Ende, ist dieser zweite Roman von Alex North sehr zu empfehlen. So eine Gruselspannung wird allerdings besser im Hellen genossen, nicht, dass man noch selbst unheimliche Träume durchstehen muss.

Veröffentlicht am 22.08.2020

Osterholz

Margos Töchter
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Aufs Land soll es gehen für Margo Seliger und ihre Familie. Ihre Tochter Leo hat zwar Schwierigkeiten, sich einzufügen. Aber irgendwann wird es doch. Hilfreich für Leonore ihre etwas ältere Brieffreundin ...

Aufs Land soll es gehen für Margo Seliger und ihre Familie. Ihre Tochter Leo hat zwar Schwierigkeiten, sich einzufügen. Aber irgendwann wird es doch. Hilfreich für Leonore ihre etwas ältere Brieffreundin Clara, die sie während eines Ferienlagers in der DDR kennengelernt hat. Anfangs ist Leo Feuer und Flamme für Claras Ideen. Doch ihr Studium im swinging London öffnet ihr eine andere Welt. Wieder zurück in Deutschland erlebt Leo die aufregenden 1970er, bis die kleine Jana in ihr Leben tritt, die von ihrer Mutter, die aus einem DDR Gefängnis freigekauft wurde, bei Margo zurückgelassen wurde.

Diesen Teil der Familiengeschichte entdeckt Jana, Margos Adoptivenkelin, erst spät. Ihre wahre Mutter Leo ist früh verstorben und kann nichts mehr erklären. Aus Margos Aufzeichnungen erfährt Jana viele Details. Doch das Bild ist noch nicht rund und Jana forscht weiter. So zum Beispiel bei der Stasi-Unterlagen Behörde. Großmutter, Mutter und Enkelin - das ist in diesem Buch viel mehr als nur drei Worte, drei Generationen. Es ist die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, die Zeit des Wirtschaftswunders, aber auch des kalten Krieges, des RAF Terrors und der Spionage.

Man fragt sich, ob sich in Margos Familie nicht etwas viel zusammenkommt. Hat man selbst Teile der beschriebenen Zeiten miterlebt, kann man sich nicht erinnern so direkt von der Tagespolitik betroffen zu sein. Manchmal bekommt man den Eindruck, dass die Frauenleben eher den Hintergrund bilden für die sich schnell ändernde Zeit. Ein wenig fehlt die Person, mit der man sich identifizieren kann. Dennoch ist diese Generationen-Geschichte sehr spannend, weil einfach alles perfekt komponiert ist und sich auf sehr überraschende Weise zusammenfügt. Gefesselt verfolgt man, wie Jana in ihren Dreißigern aus einer inneren Unruhe heraus die Lücken in der Erzählung ihrer Familie finden möchte, um ihren persönlichen Frieden zu erlangen.

Vielleicht war man von Margos Geschichte mehr beeindruckt, doch auch ihre Töchter haben viel zu erzählen.

Veröffentlicht am 20.08.2020

Fernblick

Abschiedsfarben
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Wie viele Formen der Abschiede gibt es? Wenn sich ein Lebensabschnitt dem Ende entgegen neigt, heißt es Abschied nehmen vom Althergebrachten. Wenn der Tod die Pläne zerstört, müssen die übrig bleiben damit ...

Wie viele Formen der Abschiede gibt es? Wenn sich ein Lebensabschnitt dem Ende entgegen neigt, heißt es Abschied nehmen vom Althergebrachten. Wenn der Tod die Pläne zerstört, müssen die übrig bleiben damit leben. Manchmal muss man von dem Abschied nehmen, was man sicher geglaubt hat. Auch kann es eine Verlustangst sein, wenn es einem eigentlich bestens geht und einem die Ahnung beschleicht, es ist nichts für die Ewigkeit. Doch ein möglicherweise herannahender Abschied kann auch eine Chance sein, die Dinge zu regeln, Worte auszusprechen, die vielleicht etwas klären. Einem Abschied kann auch ein Neubeginn innewohnen.

Ist es ein wehmütiger Blick in die Ferne, die sich der Autor gönnt oder vielleicht ein ruhiger Blick zurück? Jedenfalls beleuchtet er aus seiner Sicht, welch vielfältige Gedanken er sich über Abschiede macht. Auch wenn er es nicht ausmalt, so ist die Vorstellung von Abschiedsfarben sehr interessant. Düster ist sicher der Tod, ein sehnsuchtsvoller Blick in einen mild angestrahlten Sommerhimmel, ruft vielleicht eine sanfte Wehmut hervor. Vielleicht gelingt es nicht, sich in jede Story hineinzufühlen, doch meist springt eine Stimmung über.

Mit leisen Tönen bedeutet einem Bernhard Schlink, dass man nie davor gefeit ist, möglicherweise Abschied nehmen zu müssen. Und doch versinkt man nicht in Ängstlichkeit. Eher gelöst staunt man über die verschiedenen Arten der Abschiede und beginnt nochmals über die Abschiede nachzudenken, die man selbst schon nehmen wusste und die sich vielleicht nicht nur als Endpunkt darstellen, sondern auch als Neubeginn oder Aufbruch. Ein nachdenklich machendes Buch, dass mit großer Herzenswärme geschrieben zu sein scheint.

Veröffentlicht am 16.08.2020

Maxwell

Der rote Apfel
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Der noch junge Serienmörder Lee Byongdo ist gefasst und verurteilt. Die Polizei vermutet allerdings, dass er noch mehr Morde begangen hat. Der Killer hüllt sich jedoch in Schweigen. Einzig gegenüber der ...

Der noch junge Serienmörder Lee Byongdo ist gefasst und verurteilt. Die Polizei vermutet allerdings, dass er noch mehr Morde begangen hat. Der Killer hüllt sich jedoch in Schweigen. Einzig gegenüber der Kriminalpsychologin Sonkyong gegenüber will er sich öffnen, wenn sie zu Gesprächen ins Gefängnis kommt. Sonkyong, deren Leben gerade gravierende Veränderungen durchmacht, ist unsicher, ob sie dem Wunsch des Killers nachkommen soll. Mit Grace Starling will sie sich eigentlich nicht vergleichen, auch wenn sie eine FBI Schulung besucht hat. Fast zur selben Zeit wird in einem Stadtteil ein Brand untersucht, bei dem Menschen zu Schaden kamen.

Die Vergangenheit des Täters wird von einem Beatles Song bestimmt. Die Einladung, sich das Lied „Maxwell`s silver Hammer“ anzuhören, kann man natürlich nicht ablehnen. Ein nettes Lied, solange man nicht auf den Text achtet. Der lässt einem allerdings das Blut in den Adern gefrieren und man kann sich gut vorstellen, dass die Erinnerungen des Mörders an das Lied nicht gerade die besten sind. Hätte so ein Täter unter anderen Umständen ein anderes Leben haben können? Wie kommt er ausgerechnet auf die Psychologin? Und wie sieht es mit ihrem Leben aus? Gewissen Herausforderungen muss man sich eben stellen.

Bei den manchmal eher garstigen Personen, die diesen Roman bevölkern, kann die Frage aufkommen, wieso man sich dem Buch nicht entziehen kann. Die handelnden Personen hatten es allesamt nicht leicht im Leben und ein solches zufälliges Aufeinandertreffen ist wohl doch etwas zu viel. Davon mal abgesehen, ist dieser Roman der gebrochenen Persönlichkeiten ausgesprochen fesselnd. Man wird Serienkiller nie entschlüsseln können. Doch hier bekommt man den Hauch einer Ahnung, wie widrige Umstände zu tragischen Ereignissen führen. Es ist so ein Buch, bei sich sich während des Lesens auch bei Sommertemperaturen eine Gänsehaut die Haut überzieht. Je kann ein Täter sein, doch die Meisten sind es nicht, was macht den Unterschied. Eine Frage, die dieses Buch auf sehr spannende Weise letztlich nicht beantworten kann.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Überlebende

Geburtstagskind (Ewert Grens ermittelt 1)
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Vor vielen Jahren überlebte das kleine Mädchen und Kommissar Grens kümmerte sich um sie. Und heute wird er an die selbe Adresse gerufen. Ein harmloser Einbruch, bei dem nichts fehlt. Nur der Boden wurde ...

Vor vielen Jahren überlebte das kleine Mädchen und Kommissar Grens kümmerte sich um sie. Und heute wird er an die selbe Adresse gerufen. Ein harmloser Einbruch, bei dem nichts fehlt. Nur der Boden wurde beschädigt. Möglicherweise war dort etwas versteckt, was sie damals nicht gefunden haben. Hat Grens etwas nicht exakt genug gearbeitet? Ist die kleine Zana, die inzwischen erwachsen ist, in Gefahr? Grens will unbedingt verhindern, dass seinem Schützling etwas zustößt. Doch dazu muss er erstmal herausfinden, was mit ihr geschehen ist.

Kommissar Grens steht kurz vor der Pensionierung. Ein Tag, den er überhaupt nicht herbeisehnt. Seine Arbeit ist sein Leben, seit vor langer Zeit seine Anni nach einem Unfall zu einem Pflegefall wurde und inzwischen verstorben ist. Seine Wohnung ist groß und leer. Ewert Grens weiß nicht, ob er ein guter Opa hätte werden können, doch Kinder bestmöglich zu beschützen ist ihm ein echtes Anliegen. Und nun muss er Zana finden, um sie wieder beschützen zu können. Sein Team unterstützt ihn dabei. Hilfe bekommt er von ganz unerwarteter Seite. Hilfe, die auf Gegenseitigkeit beruht.

Dieser Kriminalroman hat einen Beginn, der einem den Atem stocken lässt. Wie kann so was passieren im so beschaulichen Schweden. Und schon da wirkt Kommissar Grens wie ein gewissenhafter Polizist, dem das Wohl seiner Schutzbefohlenen am Herzen liegt. Das hat sich auch zum Zeitpunkt der eigentlichen Handlung nicht geändert. Allerdings fragt man sich, ob der Autor das Alter seines Ermittlers nicht zu hoch gewählt hat. Man hat den Eindruck, dass die Figur noch einiges zu sagen hat, da geht es doch nicht, wenn einfach so eine Pensionierung dazwischenkommt. Es entwickelt sich ein weiterer Handlungsstrang, der zunächst ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen erscheint. Doch relativ bald klärt sich das und die Kombination aus zwei Ebenen verleiht dem Roman Drive und Geschwindigkeit. Ab einem gewissen Punkt ist man nur noch gefesselt. Das rasante Geschehen ist sehr gut durchdacht und das sympathische Team überzeugt mit Intelligenz und Mut.

Sucht man im großen weiten Netz, wird man feststellen, dass der Roman in die Welt von Anders Roslund passt, man weiß allerdings nicht so recht an welche Stelle. Schön ist es allerdings zu wissen, dass es von Ewert Grens durchaus noch mehr zu lesen gibt.

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