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Veröffentlicht am 29.08.2020

Die Lektorin

Die Kunst, Schluss zu machen
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Eva Elliot arbeitet in einem kleinen Verlag, der Liebesromane veröffentlicht. Ihr Freund Luke ist vor kurzem bei ihr eingezogen. Sie harmonieren ganz gut, wenigstens beim Scrabble. Doch wenn es bei Eva ...

Eva Elliot arbeitet in einem kleinen Verlag, der Liebesromane veröffentlicht. Ihr Freund Luke ist vor kurzem bei ihr eingezogen. Sie harmonieren ganz gut, wenigstens beim Scrabble. Doch wenn es bei Eva und ihrem Freund läuft, drängt sich bei der jungen Frau der Gedanke an Trennung auf. Schon mehrere Beziehungen hat Eva beendet. Sollte nun auch die zu Luke dran sein? Luke, der manchmal in unmögliche Situationen gerät, ist er erst kürzlich mit mit einer blutenden Lippe angekommen. Dabei ist er als Jurist ein sehr fleißiger und gewissenhafter Arbeiter. Wer allerdings ist Grace, die in letzter Zeit immer wieder in der Nähe des jungen Paares auftaucht?

Jeder wird wissen, dass eine Beziehung auch mal auseinandergehen kann. Und wenn es soweit ist, dann fühlt sich der eine halt wohler, wenn er sich trennt und dem nächsten bekommt es besser, wenn der Partner Schluss macht. Sicher gibt es auch Liebespaare, die den Entschluss gemeinsam treffen. Eva ist lieber diejenige, die aktiv wird. Und so hat sie ihre Liebschaften meist beendet, wenn ihr Partner am wenigsten damit gerechnet hat. Auch bei Luke hat sie schon mit dem Gedanken gespielt, die Sache zu beenden. Doch mit Grace betritt plötzlich eine Konkurrentin die Bühne.

Man fragt sich, wieso Eva sich nicht so auf ihre Beziehungen einlassen kann. Oder ist ihre Definition von Einlassen einfach anders? Wenn sie sich trennt, wirken ihre Partner verletzt und überrascht. Grace scheint ganz eigene Probleme zu haben, die sich in ihrem exzentrischen Verhalten äußern. Und Luke hat weniger Probleme, sich einzulassen. Dafür hat er ein Geschick darin entwickelt, Informationen für sich zu behalten. Auch wenn einem keiner der Protagonisten besonders sympathisch wird, erfährt man doch mit Interesse von den Lebenswegen der drei Hauptpersonen. Die Geschichte ist ausgeklügelt und wartet mit Überraschungen auf, die die Lektüre spannend machen. Nachdem der Aufbau etwas langatmig erscheint, spitzen sich die Ereignisse dann so zu, dass man am Ball bleibt.

Veröffentlicht am 28.08.2020

Die Stimmen

Bluthölle (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 11)
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Das Benehmen dieses Kerls in der Bar ist wirklich daneben. Die Taschendiebin Angela Woods denkt, sie muss ihm eins auswischen. Sie nutzt eine günstige Gelegenheit, um seine Aktentasche zu klauen. Nur wenig ...

Das Benehmen dieses Kerls in der Bar ist wirklich daneben. Die Taschendiebin Angela Woods denkt, sie muss ihm eins auswischen. Sie nutzt eine günstige Gelegenheit, um seine Aktentasche zu klauen. Nur wenig später kommt ein seltsames Tagebuch bei dem LAPD an und Robert Hunter und sein Partner Carlos Garcia werden mit den Ermittlungen betraut. Sie können kaum glauben, was sie zu sehen bekommen. Ein Mörder hat genauestens beschrieben, was er seinen Opfern angetan hat. Das Erste, was die beiden Ermittler tun müssen, ist zu verifizieren, dass die beschriebenen Morde tatsächlich geschehen sind. Leider sind sie erfolgreich und bald ist Angela in großer Gefahr.

Dieses ist bereits der elfte Band in der Reihe um Robert Hunter und Carlo Garcia. Wegen eines persönlichen schweren Verlustes, wusste der Autor eine Zeit lang nicht, ob es dieses Buch überhaupt geben würde, wie er am Ende selbst schreibt. Glücklicherweise hat der Autor die richtige Unterstützung gefunden, mit deren Hilfe er es geschafft hat weiterzumachen. Und so bekommt es Robert Hunter mit einem besonders kranken und kaltblütigen Killer zu tun. Und es gibt zunächst kaum eine Spur, denn die Detektive wissen nicht, wie das Tagebuch zur Polizei gelangt ist. Es wurde persönlich vorbeigebracht, der Umschlag weist keine Briefmarke auf.

Mit seiner packenden Art zu schreiben nimmt der Autor den Thriller-Freund für sich ein. Wie auch bei seinen anderen Büchern ist hier die Handlung recht blutig und der Täter verfolgt seinen perfiden Plan. Die meist kurzen Kapitel geben dem Geschehen eine ordentliche Geschwindigkeit und man ist geneigt, immer noch ein Kapitel lesen zu wollen. Vielleicht hat er sich manchmal etwas auf seine Routinen zurückgezogen, doch insgesamt kann man nicht anders als gefesselt eine Seite nach der anderen umzublättern. Man schwankt, bei dem, was der Täter von sich verrät, ob es im Bereich des Möglichen liegt, denn dann wäre es an Gemeinheit kaum zu überbieten. Man wünscht, dass Täter ihre gerechte Strafe bekommen. Und man ist gespannt auf den nächsten Roman.

Veröffentlicht am 27.08.2020

Gretas Welt

Sieben Richtige
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Eines Tages radeln die kleine Greta und ihr Vater Roland durch Bochum. Plötzlich rast ein Fahrzeug heran und erfasst das kleine Mädchen. Roland rennt entsetzt zu seinem Kind, das reglos am Boden liegt. ...

Eines Tages radeln die kleine Greta und ihr Vater Roland durch Bochum. Plötzlich rast ein Fahrzeug heran und erfasst das kleine Mädchen. Roland rennt entsetzt zu seinem Kind, das reglos am Boden liegt. Gleichzeitig soll eine neue Wohnung bezogen werden, wird ein Allergiker von einer Biene gestochen, erhält ein USA-Reisender eine bedrückende Nachricht und in Rom trennt sich ein junges Paar. Davon weiß Gretas Mutter natürlich nichts. Sie ist vor Schock wie erstarrt. Es steht nicht gut um die Kleine, doch die Ärzte kämpfen um das Leben des Kindes.

Das Buch beginnt mit dem, was man sich nie vorstellen möchte. Ein Kind wird bei einem Unfall, der auch noch von einem rücksichtslosen Raser verursacht wird, so schwer verletzt, dass es um sein Leben ringt. Natürlich hofft man, die kleine Greta möge das Ganze doch einigermaßen gut überstehen. Allerdings kommt dann erstmal was anderes und man denkt, hallo, was soll das denn jetzt, ich will doch wissen, wie es dem Kind geht. Nach und nach merkt man jedoch, dass die vermeintliche Zusammenwürfelung der Ereignisse einen Sinn ergibt. Zwar ist es schon ein unglücklicher Zufall, dass Greta gerade in jenem Moment an jenem Ort ist, doch je weiter man liest, desto mehr meint man, der Zufall hat einen Plan.

Die Handlung des Buches umspannt eine relativ lange Zeitspanne und sie verläuft nicht immer auf einem voranschreitenden Zeitstrahl, das kann man mögen oder nicht. Das Zusammenspiel der Geschichten ist besonders am Anfang allerdings so geschickt zusammengefügt, dass man wirklich gefesselt ist. Ein kleines Häppchen nach dem anderen wirft der Autor seinen Lesern zu, durch dass sich ein Bild formt von einer Gruppe von Menschen, denen der Zufall eine vage Bekanntschaft verschafft hat. Es ist klasse zu erfahren, wie diese Menschen sich umkreisen, sich annähern oder sich voneinander entfernen. Man fühlt sich im positiven Sinne geführt zu einem Ziel, dass einen schließlich verstehen lässt, warum zu Beginn der Zufall so und nicht anders tätig wurde. Dieser überraschende Roman vermag zu fesseln.

Veröffentlicht am 23.08.2020

Traumtagebuch

Der Schattenmörder
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Seine Mutter liegt im Sterben. Nur deshalb kehrt Paul Adams an seinen Heimatort zurück. Keinesfalls wollte er an die Ereignisse von vor über zwanzig Jahren erinnert werden. Damals gab es einen Mordfall, ...

Seine Mutter liegt im Sterben. Nur deshalb kehrt Paul Adams an seinen Heimatort zurück. Keinesfalls wollte er an die Ereignisse von vor über zwanzig Jahren erinnert werden. Damals gab es einen Mordfall, in den Paul verwickelt war. Bei den Tätern handelt es sich um zwei Schulkameraden, von denen einer spurlos verschwand. Sollte dieser etwa doch nicht tot sein? Obwohl er die Erinnerung nicht mehr an sich heran lassen wollte, insgeheim hofft Paul, seine Mutter könnte doch etwas wissen. Fast gleichzeitig beginnt die Polizistin Amanda Beck in einem Fall zu ermitteln, in dem ein Jugendlicher von zwei weiteren Jugendlichen umgebracht wurde.

Unheimlich geht es zu in diesem Roman, in dem es unter anderem um Klarträume geht. Bei dem Gedanken, zu wissen, dass man träumt, könnte einem schon ganz anders werden. Erst recht gruselig ist der Gedanke, dies könnte von außen gesteuert werden. Da bedarf es schon eines äußerst geschickten Manipulators. Was ist damals wirklich geschehen? Was wusste seine Mutter? Der Tag des Mordes vor 25 Jahren hat Pauls Leben entscheidend beeinflusst und sein Leben ist anders verlaufen als er es sich als Jugendlicher erträumt hat. Wie er jetzt weiß, sollte man mit Träumen sehr vorsichtig sein.

Dies ist schon ein unheimlicher Spannungsroman, in dem eine unbewältigte Vergangenheit auch später noch etliche Leben beeinflusst. Es tut nicht immer gut, alles vergessen zu wollen. Auch wenn die Handlung in manchen Passagen ein wenig behäbig wirkt und man sich zum Schluss fragt, ob tatsächlich alles geklärt ist so bietet der Verlauf doch einige Überraschungen, die einen packen. Wegen der guten Beschreibung der düsteren Schatten, die die Bewohner von Gritten Woods gewissermaßen umwabern, und des Aha-Erlebnisses gegen Ende, ist dieser zweite Roman von Alex North sehr zu empfehlen. So eine Gruselspannung wird allerdings besser im Hellen genossen, nicht, dass man noch selbst unheimliche Träume durchstehen muss.

Veröffentlicht am 22.08.2020

Osterholz

Margos Töchter
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Aufs Land soll es gehen für Margo Seliger und ihre Familie. Ihre Tochter Leo hat zwar Schwierigkeiten, sich einzufügen. Aber irgendwann wird es doch. Hilfreich für Leonore ihre etwas ältere Brieffreundin ...

Aufs Land soll es gehen für Margo Seliger und ihre Familie. Ihre Tochter Leo hat zwar Schwierigkeiten, sich einzufügen. Aber irgendwann wird es doch. Hilfreich für Leonore ihre etwas ältere Brieffreundin Clara, die sie während eines Ferienlagers in der DDR kennengelernt hat. Anfangs ist Leo Feuer und Flamme für Claras Ideen. Doch ihr Studium im swinging London öffnet ihr eine andere Welt. Wieder zurück in Deutschland erlebt Leo die aufregenden 1970er, bis die kleine Jana in ihr Leben tritt, die von ihrer Mutter, die aus einem DDR Gefängnis freigekauft wurde, bei Margo zurückgelassen wurde.

Diesen Teil der Familiengeschichte entdeckt Jana, Margos Adoptivenkelin, erst spät. Ihre wahre Mutter Leo ist früh verstorben und kann nichts mehr erklären. Aus Margos Aufzeichnungen erfährt Jana viele Details. Doch das Bild ist noch nicht rund und Jana forscht weiter. So zum Beispiel bei der Stasi-Unterlagen Behörde. Großmutter, Mutter und Enkelin - das ist in diesem Buch viel mehr als nur drei Worte, drei Generationen. Es ist die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, die Zeit des Wirtschaftswunders, aber auch des kalten Krieges, des RAF Terrors und der Spionage.

Man fragt sich, ob sich in Margos Familie nicht etwas viel zusammenkommt. Hat man selbst Teile der beschriebenen Zeiten miterlebt, kann man sich nicht erinnern so direkt von der Tagespolitik betroffen zu sein. Manchmal bekommt man den Eindruck, dass die Frauenleben eher den Hintergrund bilden für die sich schnell ändernde Zeit. Ein wenig fehlt die Person, mit der man sich identifizieren kann. Dennoch ist diese Generationen-Geschichte sehr spannend, weil einfach alles perfekt komponiert ist und sich auf sehr überraschende Weise zusammenfügt. Gefesselt verfolgt man, wie Jana in ihren Dreißigern aus einer inneren Unruhe heraus die Lücken in der Erzählung ihrer Familie finden möchte, um ihren persönlichen Frieden zu erlangen.

Vielleicht war man von Margos Geschichte mehr beeindruckt, doch auch ihre Töchter haben viel zu erzählen.