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Veröffentlicht am 16.02.2020

Teddybär

Sommer bei Nacht
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Ein Mann geht, mit einem Kind, mit einem Teddybär. Kurz vor den Sommerferien waren sie zum Schulflohmarkt. Der Junge hat noch sein Spielzeug abgegeben, Mutter und Schwester redeten nur kurz mit einer Lehrerin. ...

Ein Mann geht, mit einem Kind, mit einem Teddybär. Kurz vor den Sommerferien waren sie zum Schulflohmarkt. Der Junge hat noch sein Spielzeug abgegeben, Mutter und Schwester redeten nur kurz mit einer Lehrerin. Und der Junge war verschwunden. Die Polizisten Christian Sandner und Ben Neven werden mit den Ermittlungen betraut. Niemand hat etwas bemerkt. Das Kind ist wie in Luft aufgelöst. Lediglich eine Überwachungskamera hat einen Mann mit einem Kind aufgenommen. Nur wenig ist auf dem Bild zu erkennen. Weitere Befragen sind zunächst ohne Erfolg. Die Ermittler entschließen sich, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Aus den jeweiligen Blickwinkeln der handelnden Personen beschreibt dieser Roman die Suche nach einem kleinen Jungen. Dabei werden einfühlsame Einblicke in deren Innenleben gegeben. Die Familie des Jungen ist wie gelähmt. Haben Mutter und Schwester nicht genug aufgepasst? Der Vater hat es leicht, könnte man meinen. Er war beruflich unterwegs. Hat er es wirklich so leicht? Er hätte ja da sein können, so kurz vor den Ferien zu einer Schulveranstaltung. Und die Ermittler, natürlich sind sie fieberhaft bei der Sache. Aber manchmal sind sie auch abgelenkt. Niemand kann immer zu hundert Prozent konzentriert sein. Sandner wird an seine Jugend erinnert und Neven ist mit seiner Familie verwachsen. Doch nicht immer ist er ganz bei ihr.

Mit diesem Roman hat der Autor seinen Schauplatz von Finnland nach Wiesbaden gewechselt. Da ist man als Leser schon überrascht und muss sich erstmal zurechtfinden. Doch Jan Costin Wagner kann einfach schreiben. Mit manchmal nur wenigen Worten schafft er es, den Leser in die Welt der Polizisten, der Eltern und einiger anderer zu versetzen. Auch wenn nicht alles eingehend begründet wird, erfasst man doch die herrschende Stimmung. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Ermittlern und den Angehörigen. Denjenigen, die selbst kleinste Hinweise deuten müssen. Diejenigen, die am meisten leiden. Der Roman wirkt dabei weniger wie ein Krimi, sondern eher wie ein Stimmungsbild darüber, welche Auswirkung auf Gedanken und Gefühle sowohl der Angehörigen als auch der Ermittler das Verschwinden eines Kindes hat. Dieser etwas andere Ansatz gibt dem Buch eine besondere Note.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Tod & Devine

Die Ewigkeit in einem Glas
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1863: Auf dem Friedhof trifft die private Ermittlerin Birdie Devine den toten Boxer Ruby. Birdie ist etwas niedergeschlagen, denn ihr letzter Fall endete nicht so wie sie es sich gewünscht hätte. Bald ...

1863: Auf dem Friedhof trifft die private Ermittlerin Birdie Devine den toten Boxer Ruby. Birdie ist etwas niedergeschlagen, denn ihr letzter Fall endete nicht so wie sie es sich gewünscht hätte. Bald wird Birdie zu Baronet Sir Edmund gerufen. Seine kleine Tochter wurde entführt und Birdie soll sie finden und zurückbringen. Schnell findet Birdie heraus, dass sich nicht nur ein einfaches kleines Mädchen finden muss. Sie muss aufklären, was einige seltsame Gestalten mit der Sache zu tun haben und auch mit ihrer eigenen Vergangenheit muss sich Birdie auseinandersetzen. Ruby ist ihr dabei manchmal eine Hilfe und immer eine gute Gesellschaft.

Birdie ist eine, die sich durchzusetzen weiß. Das, ihre Erfahrung mit medizinischen Untersuchungen und ihre detektivische Spürnase helfen ihr, die Aufgaben zu lösen, die an sie herangetragen werden. Das Ruby ihr zum guten Freund wird, kommt doch einigermaßen unerwartet und ist von leichter Wehmut begleitet, schließlich ist ein Geist doch eher ätherisch. Die Suche nach der kleinen Christabel gestaltet sich eher schwierig, immer scheinen die Täter knapp zu entwischen. Doch langsam kommt Birdie dem Mädchen und ihrem Hintergrund auf die Spur.

Im viktorianischen England angesiedelt ist diese Geschichte einiger menschlicher Absonderlichkeiten ein gelungener Ausflug zu der Frage, was man glauben kann und was nicht. Mit Birdie Devine wird dabei eine sympathische Heldin präsentiert, die mit ihrem toten Freund einen ungewöhnlichen Gegenpart hat. Birdie ist erfreulich offen und nimmt die Anwesenheit von Ruby mit großer Gelassenheit, aber auch in dem Wissen, dass Gespenster die Tendenz haben, zu verschwinden. Diese Tendenz allerdings zwingt zu einen Ende, das man sich irgendwie anders gewünscht hätte, das aber gleichzeitig kaum anders möglich ist.

Ein Krimi, eine Geistergeschichte, ein Besuch im Raritätenkabinett eines Zirkus` - es lässt sich nicht entscheiden, wo man diesen Roman einordnen könnte. Das gibt dem Buch eine besondere Note. Von der Geschichte wird man schnell gepackt und auch der Ton ist gut getroffen. Wie schon bei anderen Büchern werden Protagonisten vorgestellt, von denen man gerne mehr lesen würde. Diesen Wunsch hat die Autorin soweit bekannt bisher nicht erfüllt. Dennoch kann diese Geschichte wärmstens empfohlen werden, wenn man auch den Gothic-Erzählungen der damaligen Zeit gewogen ist.

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Wintertod 1973

Blutiger Januar
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Harry McCoy ist im Heim aufgewachsen. Nie hätte er gedacht, dass er es mal bis zum Detective schafft. Als ihn ein Gefängnisinsasse warnt, eine junge Frau werde zu Tode kommen, glaubt McCoy das nicht. Trotzdem ...

Harry McCoy ist im Heim aufgewachsen. Nie hätte er gedacht, dass er es mal bis zum Detective schafft. Als ihn ein Gefängnisinsasse warnt, eine junge Frau werde zu Tode kommen, glaubt McCoy das nicht. Trotzdem versucht er mit den wenigen Hinweisen, die Frau zu finden und zu warnen. Allerdings kommen er und sein junger Kollege Wattie zu spät. Vor ihren Augen wird die Restaurantmitarbeiterin Lorna erschossen und bevor sie noch irgendetwas veranlassen können, bringt sich auch der Täter um. Harry McCoy verbeißt sich in den Fall, er will herausfinden, was den jungen Mann dazu gebracht hat, auch Lorna zu schießen.

Zurück in die 1970er geht es beim ersten Auftritt von Detective Harry McCoy. In winterlich verregneten Glasgow des Januars 1973 versucht der Polizeibeamte, die Fährte aufzunehmen. Seine Vergangenheit bleibt ihm dabei immer gegenwärtig. Die alten Verbindungen können ihm manchmal helfen, doch wesentlich leichter machen sie seine Arbeit nicht. Lange dauert es allerdings nicht, bis sich herausstellt, dass Lorna nicht die unschuldige Kellnerin war wie es zunächst von ihr angenommen wurde. Dennoch hat sie einen solchen Tod nicht verdient. Nichts kann McCoy davon abbringen, die Wahrheit zu finden.

So düster wie das Titelbild ist die Vorstellung, die die Handlung weckt. Man stellt sich Regen und Kälte vor. Man sieht einsame dunkle Straßen, die McCoy durchwandert. Das Verbrechen scheint überall zu sein und die Verbindungen zwischen Polizei und Verbrechen wirken manchmal enger als es erlaubt sein kann. Und doch wird in diesem Fall das Unterste zu Oberst gekehrt. Was zunächst in die eher niedrigen Schichten der Stadtstreicher zu weisen scheint, führt dann bis in die höchsten Kreise der Stadt. Mit diesem Crime Noir zeigt der Autor, dass früher auch nicht alles Gold war. Sex und Drogen beherrschten die Szene und man bekommt den Eindruck, dass sogar die Polizei Mühe hatte, sich davon fern zu halten. Harry McCoy bleibt, auch wenn nicht alle seine Gewohnheiten nachvollziehbar sind, sympathisch und integer. Einer, der mehr geschafft hat als je erhofft, der jedoch immer daran arbeiten muss, seinen Platz zu halten. Verpackt ist diese düstere Milieustudie in einen fesselnden Fall.

Veröffentlicht am 13.02.2020

Der Zugereiste

Der freie Hund
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Commissario Antonio Morello aus Sizilien hat den Kampf gegen die Mafia aufgenommen. Seinen Fall hat er gelöst, allerdings ist seine Sicherheit gefährdet. Deshalb wird er ins ruhigere Venedig versetzt. ...

Commissario Antonio Morello aus Sizilien hat den Kampf gegen die Mafia aufgenommen. Seinen Fall hat er gelöst, allerdings ist seine Sicherheit gefährdet. Deshalb wird er ins ruhigere Venedig versetzt. Dort ist er noch nicht ganz angekommen als er den jungen Taschendieb Claudio auf frischer Tat ertappt. Auf der Flucht kommt der junge Mann nicht weit. Morelli schnappt den Dieb, auch wenn er dafür in den nächsten Kanal springen muss. Und so ist seine Ankunft an der neuen Dienststelle derangiert, aber irgendwie auch spektakulär.

Das neue Autorengespann Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo legt hier seinen ersten Kriminalroman vor. Schorlau ist bekannt von seinen Dengler-Krimis und Caiolo hat in verschiedenen Produktionen als Schauspieler mitgewirkt. Gemeinsam schicken sie ihren Kommissar auf einen vermeintlich ruhigeren Posten nach Venedig. Doch auch diese schöne Stadt ist vor Verbrechen nicht gefeit. Schon bald nachdem Morello mitbekommen hat, dass er seinen einheimischen Kollegen vor die Nase gesetzt wurde, wird ein junges Mitglied einer Protestorganisation tot aufgefunden. Der junge Mann hat sich dafür eingesetzt, die vielen großen Kreuzfahrtschiffe aus der Stadt zu verbannen.

Nicht ganz leicht macht es sich Antonio Morello in seinem neuen Betätigungsfeld und nicht ganz leicht hat er es. Schließlich ist es im Kollegenkreis nicht ganz einfach, wenn sich vielleicht ein anderer Hoffnung auf eine Beförderung gemacht hat. Und Antonio will eigentlich am liebsten wieder zurück. Doch bald schon entwickelt sich ein spannender und brisanter Fall. Je näher man Antonio Morello kennenlernt, desto sympathischer wird er. Wie es so ist unter Neuen, tut sich das Team zunächst etwas schwer, was wohl nicht nur in Romanen so ist, sondern auch im richtigen Leben. Solch eine Situation ist wahrscheinlich für die Meisten gut nachvollziehbar. Dies haben die Autoren gut getroffen und sie scheuen sich nicht, unliebsame Wahrheiten auszusprechen. Eine unserer liebsten Touristenidyllen wird vom Verbrechen nicht verschont. Zum Glück kommt bei aller Brisanz auch der Humor nicht zu kurz. Und auch ein besonderer Blick auf die Architekturschönheiten Venedigs eröffnet sich dem Leser.

Dieser erste Teil einer neuen Reihe um Commissario Morello ist zwar nicht ganz so bissig wie Schorlaus Dengler, aber seine Leichtigkeit besticht und inhaltlich ist der Roman spannend und lehrreich.

Italienische Ausdrücke werden meistens direkt übersetzt. Das Wort, welches gefühlt am häufigsten im Roman vorkommt, erfährt keine Übersetzung, dafür hat es einen eigenen Wikipedia Eintrag.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Ivana

Opferfluss
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Drei Polizisten wurden angegriffen, zwei von ihnen starben bei den Angriffen. Kommissar Thomas Rongen untersucht die Verbrechen. Einem Verdächtigen ist er auf der Spur. Frank Brenner wurden von zwei der ...

Drei Polizisten wurden angegriffen, zwei von ihnen starben bei den Angriffen. Kommissar Thomas Rongen untersucht die Verbrechen. Einem Verdächtigen ist er auf der Spur. Frank Brenner wurden von zwei der Beamten ins Gefängnis gebracht. Er hat seine Strafe abgesessen und könnte auf Rache sinnen. Rongen verfolgt den Verdächtigen eigenmächtig in ein Waldstück. Eigentlich sollte er auf Verstärkung warten. Als er Brenner stellt, hat dieser eine Waffe in der Hand. Rongen schießt in Notwehr und der Verdächtige stirbt. Zu Rongens Erstaunen entwickeln sich die Ermittlungen der Kollegen aus Bonn anders als erwartet. Sie scheinen in Zweifel zu ziehen, ob er tatsächlich in Notwehr gehandelt hat.

In seinem dritten Fall wird Nicholas Meller zum Anwalt des Polizisten Thomas Rongen. Seine on/off Freundin Nina arbeitet inzwischen als Juristin im Polizeipräsidium. Doch Dienstliches und Privates müssen getrennt sein. Und so versucht Meller mit seinem Mandanten zusammenzuarbeiten. Rongen und er sind schon früher zusammengetroffen. Befreundet sind sie nicht, aber inzwischen haben sie Respekt füreinander entwickelt. Wieso Rongens Stand bei den Kollegen nicht so gut ist, bleibt zunächst ein Rätsel. Der überlebende der drei angegriffenen Beamten hat Brenner schließlich als Täter identifiziert, also muss Rongen doch auf der richtigen Spur gewesen sein.

Der in Tomsk geborene Anwalt Nicholas Meller ist schon ein Charakter für sich. Obwohl schon als Kind nach Deutschland gekommen, verleugnet er seine Herkunft nicht. Vielleicht beflügelt diese Mischung der Einflüsse seine Findigkeit als Jurist noch. Auch wenn er mehrfach betont, dass er als Verteidiger nicht ermitteln, sondern nur berechtigte Zweifel wecken muss, forscht er doch solange nach, bis er eine plausible Lösung gefunden hat.

Es ist eines dieser Bücher, die man fast in einem Rutsch durchliest. So interessant und spannend ist die Ausgangsposition und die überraschenden Entwicklungen, die sich aus ihr ergeben. Man hofft zwar, dass ein Polizist nicht vor allem geschützt ist, man rechnet jedoch nicht damit, dass er so plötzlich von der Behörde fallen gelassen wird. Wie kann das denn sein? Man ist gepackt und will es wissen.

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