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Veröffentlicht am 24.11.2017

Onkel für Ava Lee

Der Jünger von Las Vegas
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Die Wirtschaftsprüferin Ava Lee lebt zwar in Kanada, ihre Aufträge bekommt sie allerdings von Onkel in Hong Kong. Dieses Mal haben sie es mit einem besonders brisanten Fall zu tun. Kaum daheim angekommen, ...

Die Wirtschaftsprüferin Ava Lee lebt zwar in Kanada, ihre Aufträge bekommt sie allerdings von Onkel in Hong Kong. Dieses Mal haben sie es mit einem besonders brisanten Fall zu tun. Kaum daheim angekommen, muss Ava Lee sich auf den Weg nach Asien machen, um gemeinsam mit ihrem Chef und Mentor den Kunden Tommy Ordonez aufzusuchen. Bei diesem handelt es sich zwar um einen Emporkömmling, der allerdings inzwischen so reich und einflussreich ist, dass es am einfachsten ist, seine Wünsche zu erfüllen. Bei einem Grundstücksdeal ist er offensichtlich um ca. 60 Millionen Dollar betrogen worden. Ava Lee soll herausfinden, was geschehen ist und natürlich soll sie das Geld wieder herbeischaffen.

Ava Lee und Onkel, ihr geheimnisvoller Auftraggeber, führen hier ihren zweiten Auftrag aus. Zielstrebig begibt sich Ava Lee auf die Spur des Geldes. Buchprüferin mit Universitätsabschluss, die ihre asiatischen Wurzeln nicht verleugnet und doch stolz ist Kanadierin zu sein, das ist Ava Lee. Familie bedeutet ihr alles und so ist sie bestens geeignet sich in die Welt ihrer Auftraggeber hineinzuversetzen. Familien, die weltweit operieren und doch nach ihren ursprünglichen Traditionen handeln. Ava Lee kann der Spur des Geldes sowohl durch die Bücher folgen als auch die Beweggründe derer nachvollziehen, die das Geld aus den Büchern verschwinden ließen.

Manchmal etwas speziell, aber immer gewitzt, intelligent und clever weckt Ava Lee viele Sympathien. Wenn einem möglicherweise auch einige Charakterzüge der Beteiligten fremd bleiben, schafft es Ava Lee mit ihrer hartnäckigen Art, den Fall zu lösen. Onkel bleibt geheimnisvoll, da die Serie mit diesem zweiten Band erst am Anfang ist, wird es vielleicht künftig noch mehr zu erfahren geben. Hier reist Ava Lee um die Welt, um dem Kunden zu seinem Recht zu verhelfen. Gerne spürt man den Beziehungsströmungen nach und wünscht sich vielleicht ein erläuterndes Wiederlesen mit einigen Personen, deren Bekanntschaft hier nur angerissen wurde.

Veröffentlicht am 21.11.2017

Hochwasser

Zorn des Himmels
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Im Juli 1342 herrscht eine Hitzewelle. Frankfurt stöhnt unter der heißen Sonne, alles ist trocken. Philippa, die Tochter des Fährmanns, träumt von einer Zukunft, in der sie unabhängig ist. Doch zunächst ...

Im Juli 1342 herrscht eine Hitzewelle. Frankfurt stöhnt unter der heißen Sonne, alles ist trocken. Philippa, die Tochter des Fährmanns, träumt von einer Zukunft, in der sie unabhängig ist. Doch zunächst mal wird sie mit Albrecht verlobt, den sie schon immer kennt. Viel interessanter ist da doch der geheimnisumwitterte Mathias, der sein Gedächtnis verloren hat und dennoch ein geübter Kämpfer ist. Ihn zieht es nach Frankfurt, wenn er sich auch nicht erinnert, so scheint er doch eine Mission zu haben. Der Kaiser, der in Frankfurt weilt, versucht seine Anschauungen mit denen seiner Feinde zu versöhnen oder in Einklang zu bringen. Fast unbemerkt von den Beteiligten ändert sich das Wetter.

Das Magdalenenhochwasser von 1342 ist belegt als eines der schlimmsten Hochwasser dieser Zeit. Auch heutzutage richtigen Hochwasser immense Schäden an, zerstören Existenzen, bringen großes Leid. Aber dennoch sind wir heute wahrscheinlich besser gewappnet mit Versicherungen, Rettungskräften, vorbeugenden Maßnahmen, Wetterwarnungen, etc. Ungleich schwerer muss es für die Menschen des Mittelalters gewesen sein, so eine Wetterlage durchleben zu müssen. Schließlich kam es wesentlich unerwarteter. Und so war es schwieriger, sich, die Liebsten und das Hab und Gut zu retten.

In diese Situation schreibt der Autor eine spannende Geschichte um den Kaiser im Kirchenbann, seine engsten Vertrauten, seine möglichen Retter, um Philippa und Mathias und einige weitere Menschen, deren Schicksal durch das Wetterereignis bestimmt wird. Zunächst sorglos ob der Wetterlage, wird den Frankfurtern die Änderung des Wetters in eine bedrohliche Form nur langsam bewusst. Als sie merken, dass es gefährlich wird, ist es schon fast zu spät. Gerade die Beschreibungen des immer schlechter werdenden Wetters und des verheerenden Hochwasser, das dramatische Auswirkungen hat, reißen mit. Besonders wenn man während der Lektüre die Regentropfen auf das Dach plätschern hört, das Wasser in der Regenrinne gluckern, kann man sich sehr gut die Bilder vorstellen, die sich den Menschen damals geboten haben können.

Die zusätzlichen Informationen, die der Autor zu dem Hochwasser und zum Entstehen seines Romanes gibt, bilden einen besonderen Rahmen.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Suses Welt

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
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Mit ihren drei Kindern lebt Suse seit der Trennung von ihrem Mann in einem Berliner Plattenbau. Es reicht nur für zwei Zimmer und mit ihrem Halbtagsjob in einer Drogerie kann Suse sich nur knapp über Wasser ...

Mit ihren drei Kindern lebt Suse seit der Trennung von ihrem Mann in einem Berliner Plattenbau. Es reicht nur für zwei Zimmer und mit ihrem Halbtagsjob in einer Drogerie kann Suse sich nur knapp über Wasser halten. Ihre Tochter pubertiert, der Sechsjährige jammert und quengelt, der Kleine weint und schreit. Suse wäre am liebsten weg. Als ihre Tochter ein paar Tage nicht nach hause kommt, meldet Suse sie als vermisst. Kommissar Frei, zugeknöpft und korrekt, und seine Kollegin Louisa Albers, schlaflose Neumutter, haben gerade einen Mordfall gelöst. Sie sollen nun das Verschwinden des Mädchens aufklären. Vermutlich gäbe es Wichtigeres zu tun, doch bald taucht eine Leiche auf, wodurch die Sache in ein anderes Licht gerückt wird,

Obwohl dies erst der erste Fall für Kommissar Henry Frei und sein Team ist, meint man schnell, die Ermittler schon zu kennen. Mal ein Kommissar, dessen Familienleben zwar etwas speziell, aber mal nicht mit Problemen überfrachtet. Mal so normal, seine Kollegin, die kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes am Schlafmangel leidet. Der junge Kollege Charlie mit asiatischen Wurzeln, der noch etwas übereifrig dennoch frischen Wind in die Untersuchung bringt. Nach einem schnell gelösten Fall geht es um das Verschwinden eines 14jährigen Mädchens. Dass die Mutter von ihrem Leben als getrennte Mutter überfordert ist, wird schnell klar. Doch wieso weiß sie so wenig vom Umgang ihrer Tochter.

Warum ist Suse so? In welcher Welt lebt sie eigentlich? Suse hat es nicht so richtig geschafft, sich frei zu schwimmen. In ihrer Art wirkt sie manchmal nicht so sympathisch. Doch niemand sollte es erleiden, nicht zu wissen, was mit dem eigenen Kind geschieht. Nachdem klar ist, dass es sich um eine ernste Sache handelt, ermitteln die Kommissare fieberhaft, was hinter dem Verschwinden der jungen Jacqueline stecken könnte. In kurze Kapitel gefasst und mit etlichen fiesen Cliffhangern versehen, vermag dieser Thriller sehr zu fesseln. Schnell noch ein Kapitel und noch eins, man will wissen wie es weitergeht. Die zwischengeschobenen Intermezzi verstärken die Wirkung noch. Geschickt spielt der Autor mit den Gedanken des Lesers und lockt sie auf Fährten, die sich als unvorhersehbar entpuppen. Am Schluss wird sehr deutlich, dass es sich um eine Reihe handelt, denn, was hinter dem letzten Cliffhanger steckt, wird dann erst im nächsten Band ermittelt.

Ein spannender und gut strukturierter Thriller, dessen kurze Kapitel der Handlung Geschwindigkeit verleihen und den Leser verleiten, nur so durch das Buch zu fliegen.

Veröffentlicht am 14.11.2017

Poltown

Sea Detective: Der Sog der Tiefe
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Eine alte Freundin seiner Eltern ist verstorben und Cal McGill nimmt an der Bestattung teil. Dort hilft er einer alten Frau, die von der Gemeinde seltsam abweisend behandelt wird. Nur wenig später sieht ...

Eine alte Freundin seiner Eltern ist verstorben und Cal McGill nimmt an der Bestattung teil. Dort hilft er einer alten Frau, die von der Gemeinde seltsam abweisend behandelt wird. Nur wenig später sieht er am Strand eine junge Frau, die aufs Meer hinausblickt. Violet Wells wurde adoptiert, erst jetzt hat sie erfahren, dass sie an einem Krankenhaus ausgesetzt wurde und laut einem anonymen Brief soll ihr Vater einer der angesehensten Bewohner des Ortes Poltown gewesen sein. Violet beginnt mit Nachforschungen, was an dieser Geschichte dran sein könnte. Vorsichtig möchte sie vorgehen, nichts aufrühren, aber dennoch brennt sie darauf, das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften.

Zum zweiten Mal beschäftigt sich der Ozeanograph Cal McGill mit einer Ermittlung nach den Umständen eines Todesfalls. Schon vor sechsundzwanzig Jahren verschwand die junge Frau im Meer. Nur ein Kleid und ihre Tasche wurden am Strand angespült. Die Polizei entschied damals, es könne sich nur um einen Selbstmord gehandelt haben. Auf Fragen jedoch reagieren die Bewohner so zurückhaltend, wenn nicht gar abweisend, dass Cal vermutet, es müsse doch mehr hinter den bekannten Fakten stecken. Seine flüchtige Bekanntschaft mit Violet, die sich nur nach und nach etwas öffnet, bestätigt Cals Gedankengänge.

Ist es möglich, wenn schon so viel Zeit vergangen ist, das Schicksal der verschwundenen Frau aufzuklären? Warum schweigen die Menschen, die sie eigentlich gekannt haben müssten? Hatte sie keine Freunde, die sich um sie gesorgt hätten? Je weniger man erfährt, desto neugieriger wird man. Was ist hinter der Fassade der nichtssagenden Freundlichkeit verborgen? Man möchte nachbohren. Man möchte wissen, wie Anspielungen zu deuten sind. Zwar fehlt etwas die Brisanz eines aktuellen Ereignisses, doch geschickt sind Vergangenheit und Gegenwart verbunden. Bande der Abhängigkeiten, die vor Jahren geknüpft wurden, wirken sich bis zu den heutigen Tagen aus. Welch eine Nachwirkung hat ein vergangenes Ereignis, kann ein Unrecht wieder gut gemacht werden, durch einen Brief, der auch nicht aus den besten Motiven entstanden ist. Vertuschung, Neid und Missgunst, Abhängigkeiten und ungute Beziehungen. Poltown ist ein Ort, an dem man nicht leben möchte, von dem es aber sehr spannend ist zu lesen und wo schließlich doch alles anders war, als man selbst erraten könnte.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Wer Wind sät

Gefährliche Saat
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Schon immer lebt Djamal in Berlin, er hat eine deutsche Freundin, die ihm viel bedeutet und sein Vater hat ihm einige Werte beigebracht. Ein gutes Leben könnte man meinen. Allerdings wird Djamal nach einem ...

Schon immer lebt Djamal in Berlin, er hat eine deutsche Freundin, die ihm viel bedeutet und sein Vater hat ihm einige Werte beigebracht. Ein gutes Leben könnte man meinen. Allerdings wird Djamal nach einem Vorfall, während dem er seine Mutter verteidigen wollte, festgenommen und beschuldigt, die Sache ausgelöst zu haben. Djamal kann nicht verwinden wie er durch den Staat behandelt wird. Gemeinsam mit den Erlebnissen in seinem Herkunftsland bereitet dieses Ereignis den Boden für einen Verführer, der seines Gleichen sucht. Zur selben Zeit suchen die Behörden fieberhaft nach einem Attentäter, dessen Spuren nach Berlin führen.

Auf zwei Ebenen nähert sich dieser Roman dem Problem des Terrorismus, mit dem wir heute zu kämpfen haben. Der junge Djamal, der sich auf der Suche befindet, dessen Vertrauen in den Staat erschüttert wird, der keinen Halt mehr findet. Nicht einmal seine Freundin Nina kann sein Abdriften aufhalten. Auf der anderen Seite die Ermittler Marc Bauer und Lukas Weber, die alles versuchen, einen Attentäter zu stellen, der offensichtlich nach Berlin geflüchtet ist. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stellen verläuft nicht immer reibungslos und Gefährdungslagen müssen auch die Mühlen der Politik durchlaufen, deren Reaktion manchmal in einem „Wir fürchten uns nicht besteht“ und die damit die Sicherheitsbehörden in große Schwierigkeiten bringen. Schließlich soll dieses „Wir fürchten uns nicht“ nicht in einem „Das ist ja fürchterlich“ enden.

Zunächst etwas spröde wirkt der vorliegende Roman, denn er führt in eine Welt, die einem sehr fremd vorkommt. Wieso sucht Djamal, er hat doch nichts auszustehen. Vielleicht etwas, dass nie leicht nachzuvollziehen ist, wenn man nie in einem Land mit einer anderen Kultur gelebt hat. Man fragt sich, wieso sie sich von allem angegriffen fühlen. Keiner muss sich völlig assimilieren, doch sollte nicht auf beiden Seiten Toleranz vorherrschen? Packend wird das Buch, wenn die Spuren ausgelegt sind und so langsam die missliche Ernte eingebracht wird. Welche Fäden ziehen Ermittler, Politiker und Verführer? Hat die Familie überhaupt noch irgendeinen Einfluss? Kann man einem Attentäter in die Seele blicken? Gerade zum Schluss hin werden Fragen aufgeworfen, die einen an einigem zweifeln lassen? Leider lässt sich hierüber keine Diskussion eröffnen, denn schließlich soll nicht zu viel verraten werden.

Spannend, hart, tragisch und möglicherweise näher an der Realität als einem lieb sein kann.