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Veröffentlicht am 04.01.2020

Aufstand

Juni 53
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Die noch junge DDR sollte eigentlich ein aufstrebender Staat sein. Der Sozialismus ist zum Guten für alle Menschen, sie werden versorgt und ihre Arbeitsleistung läuft nach Plan. Doch die Menschen sind ...

Die noch junge DDR sollte eigentlich ein aufstrebender Staat sein. Der Sozialismus ist zum Guten für alle Menschen, sie werden versorgt und ihre Arbeitsleistung läuft nach Plan. Doch die Menschen sind nicht zufrieden. Das Plansoll ist zu hoch und der Lohn ist nicht besonders hoch. Um den siebzehnten Juni 1953 kommt es zu Aufständen, die niedergeschlagen werden. Kommissar Max Heller, dessen Chef von einem Neuen vertreten wird, bekommt die Aufklärung eines Mordes übertragen. In einer Fabrik für Glasfaserprodukte wird ein Mitarbeiter in einem Behälter für die gefährlichen Fasern tot aufgefunden.

Max Heller und besonders seine Frau Karin leiden an der DDR. Immer wieder kommt der Gedanke, zu ihrem Sohn Erwin in den Westen zu gehen. So wie viele andere Menschen das Land verlassen. Dass die Aufstände niedergeschlagen werden und die vermeintlichen Rädelsführer von dem Staatssicherheitsdienst verhaftet werden, bestärkt sie eher. Schließlich blicken sie einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Gesundheit der alten Frau Marquard, die sie aufgenommen hat, wird immer schwächer. Hellers Position bei der Polizei ist auch nicht die Beste, da er sich weigert in die Partei einzutreten. Und ihr jüngerer Sohn Klaus hat sich dermaßen dem neuen Staat verschrieben, dass er keinen guten Kontakt mehr zu seinen Eltern hat.

Mit diesem fünften Band um Kommissar Max Heller thematisiert Frank Goldammer den Arbeiteraufstand vom 17. Juni. Der Mordfall in der Fabrik gerät dabei fast etwas ins Hintertreffen. Die Beschreibung des Lebens in der jungen DDR ist allerdings sehr fesselnd. Die Durchdringung des alltäglichen Lebens und Arbeitens durch die Politik, die Formung der Menschen durch den Staat, das wird durch die Schilderungen sehr plastisch. Schauderhaft wie da schon wieder ein Staat in seine Bürger hinein manipuliert. Wobei sich natürlich auch die Frage stellt, ob die Menschen im Westen nicht auch gesteuert werden, nur etwas subtiler. Aus heutiger Sicht wirkt diese Sicherheit, die der Staat verteilt, eher bedrohlich. Dennoch ist verständlich, dass etliche Menschen in der DDR ein gutes Leben führten. Ihnen fehlte nicht viel außer der Freiheit, die heute manchmal überhaupt nicht mehr geschätzt wird. Gerade indem der Autor aufzeigt, wie es damals war oder zumindest gewesen sein könnte, liegt die besondere Qualität dieses Romans. Es wäre schön, wenn es eine ehrliche Erinnerung gäbe, die Gutes und Ungutes aufzeigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.01.2020

Die Tagung

Hexeneinmaleins
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Sie sind alle gekommen nach Stratford-upon-Avon. Professor Thompson hat einen entscheidenden Vortrag angekündigt. Endlich soll klar sein, wer die Stücke Shakespeares wirklich verfasst hat. Doch am Vorabend ...

Sie sind alle gekommen nach Stratford-upon-Avon. Professor Thompson hat einen entscheidenden Vortrag angekündigt. Endlich soll klar sein, wer die Stücke Shakespeares wirklich verfasst hat. Doch am Vorabend des Vortrags wird Professor Thompson nach der Aufführung von Macbeth tot in seinem Zuschauersitz gefunden. Zwar sieht alles nach einem natürlichen Todesfall aus, doch als sich herausstellt, dass das Hotelzimmer des älteren Mannes durchwühlt wurde, beginnt Superintendent Ian Stokes zu ermitteln. Der freundliche alte Herr hatte bereits einen leichten Schlaganfall. Eigentlich kann niemand einen Grund gehabt haben, sein Leben zu verkürzen. Georgina, die vor langen Jahren bei Thompson studiert hat, ist entsetzt.

Wer hat die Stücke von Shakespeare geschrieben? Eine Frage, um die sich Legenden ranken. Möglicherweise war es tatsächlich der einfache Händler Shakesper, dem man solche herausragenden Leistungen kaum zutrauen kann. Oder vielleicht doch Christopher Marlowe oder gar der Earl von Oxford Edward de Vere? Fast wie ein Krimi lesen sich die Hinweise zur möglichen Autorenschaft. Für den Superintendent ist dies zunächst nebensächlich. Er will endlich herausfinden, ob ein dritter Schuld am Tod des Professors ist. Seine Befragungen der Tagungsteilnehmer und der Theaterbesucher bleiben zunächst ergebnislos. Aber locker lässt Ian Stokes nicht.

Eine schöne Idee Themen von Shakespeare in einem Kriminalroman zu verarbeiten. Etwas gekünstelt wirkt die auf britischen Cosy Crime gemachte Sprache und auch manche Wortspiele entziehen sich dem Verständnis. Dennoch ist ein durchaus interessanter Krimi gelungen. Lustig mäandert die Handlung hin und her zwischen Mordfall und der Frage, wer der wahre Autor von Shakespeares Werken ist. Vielleicht sollte man ein besserer Kenner von Shakespeare sein, um diesen Krimi würdigen zu können. Trotzdem bleibt die Lektüre unterhaltsam, wenn auch manche Motivation der Handelnden ein wenig im Dunkeln bleibt. Vielleicht hätte das Ganze noch klarer und geschliffener sein können, dennoch war die Lektüre durchaus lehrreich und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 02.01.2020

Das Haus am Meer

Ein letzter Sommer in Méjean
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Nach dem Abitur 1984 fahren sechs Freunde nach Südfrankreich in den kleinen Ort Méjean. So viele Ferienhäuser gibt es dort noch nicht und viele der Touristen fahren in bekanntere Gegenden. Doch Michaels ...

Nach dem Abitur 1984 fahren sechs Freunde nach Südfrankreich in den kleinen Ort Méjean. So viele Ferienhäuser gibt es dort noch nicht und viele der Touristen fahren in bekanntere Gegenden. Doch Michaels Eltern haben dieses Haus am Meer und es soll ein toller Sommer werden. Am nächsten Morgen jedoch ist Michael tot, ermordet. Dreißig Jahre später versammeln sich die fünf Überlebenden wieder in Méjean. Nicht ganz freiwillig sind sie da, sie haben per Brief eine Art Einladung bekommen. Endlich soll der Mordfall von damals aufgeklärt werden. Ein Brief ging auch an die Polizei und der gerade erst genesene Kommissar Renard übernimmt den Fall.

Man ist ja nicht ganz gesund, wenn man nach einer Erkrankung wieder anfängt, zu arbeiten. Eine Wiedereingliederung am Meer hat doch einen gewissen Reiz. Einmal in dem kleinen Dörfchen angekommen, merkt der Kommissar allerdings, dass er noch lange nicht so stark ist wie früher. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, mit den Befragungen zu beginnen. Da werden weder die ehemaligen Abiturienten verschont, noch die Dorfbewohner, die zum Zeitpunkt des Geschehens auch in Méjean lebten. Zunächst mal wird der Polizist dabei mit Halbwahrheiten abgespeist. Anscheinend hat niemand bei den ersten Ermittlungen die ganze Wahrheit gesagt.

Der Ausflug von seiner Reihe um den Kriminaler Roger Blanc ist dem Autor sehr gelungen. Vor einer Urlaubskulisse wird ein alter Fall wieder aufgerollt, der so verzwickt ist, dass bei der ersten Untersuchung kaum eine Chance bestand den Täter zu finden. Nun kommt der Ansatz aus dem Kreis der Verdächtigen selbst und der Kommissar ist zwar gesundheitlich angeschlagen, aber er hat keinen Zeitdruck und auch keine Ablenkung. So kann er sich voll und ganz der Sache widmen. Es ist schon sehr ansprechend wie Renard das aus den Beteiligten herauskitzelt, was sie eigentlich nie verraten wollten. Und er geht auch kleinsten Widersprüchen nach. Und einen gibt es, der die Sache aufgeklärt wissen will und der so eine ungeahnte Hilfe für den Ermittler ist. Mit dieser feinsinnigen Untersuchung bereitet der Autor Freude und auch die überraschende Auflösung zeigt die große Qualität der Handlung.

Veröffentlicht am 01.01.2020

Der beste Freund

Die Wälder
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Nina ist Ärztin und sie arbeitet unermüdlich. Ihr bester Freund Tim, der als Fotograph viel unterwegs ist, muss manchmal warten. Völlig entsetzt ist Nina als die erfährt, dass Tim gestorben ist, angeblich ...

Nina ist Ärztin und sie arbeitet unermüdlich. Ihr bester Freund Tim, der als Fotograph viel unterwegs ist, muss manchmal warten. Völlig entsetzt ist Nina als die erfährt, dass Tim gestorben ist, angeblich an einer Überdosis. Dabei war er doch seit langem clean. Und eigentlich hatte er einen Plan. Er wollte seine seit Jahren verschwundene Schwester Gloria finden. Und nun glaubte er, die Lösung gefunden zu haben. Nur wenige Tage nach seinem Tod erhält Nina einen Brief, in dem Tim ihr seinen Plan erklärt. Den Plan, den er nun nicht mehr ausüben konnte.

Bleibt die Verbindung aus Kindertagen, auch wenn das Leben sich für jeden anders entwickelt hat? Nina denkt zurück an die vergangene Zeit als sie und Tim noch mehr miteinander zu tun hatten. Je länger sie nachdenkt, desto mehr begreift sie die Suche nach Gloria als Tims letzten Wunsch. Sie entschließt sich zurückzukehren in das kleine Dorf im tiefen Wald, wo sie eine glückliche, abenteuerliche, aber auch von durchlittenen Tagen geprägte Zeit verbrachte. Dazu jedoch muss sie den unheimlich dunklen Wald durchqueren, der den Ort umgibt. Nina nimmt all ihren Mut zusammen und mit ihrem Hund Billy macht sie sich auf den Weg.

Zeigen uns die Erinnerungen der Kindheit die Wahrheit oder gaukeln sie uns eine Mischung aus Wahrheit, Erzählungen und selbst dazugedachtem vor. Nina macht sich nicht nur auf die Suche nach Gloria und deren Schicksal, sie begibt sich auch auf die Suche nach ihrer eigenen Kindheit. Dass sie sich nicht nur in der Erinnerung auf den Weg macht, sondern auch buchstäblich, gibt dem Roman eine besondere Note. In der Dunkelheit des Waldes scheint einiges verborgen.

Förmlich spürt man das unaufgeklärte Schicksal der jungen Gloria, die nie vergessenen Gedanken, die Nina immer beschäftigten. Dieses Spiel zwischen Phantasie der Kindheit und der Wirklichkeit der erwachsenen Nina. Auch wenn man zunächst rätselt wieso die einzelnen Teile der Geschichte so zusammengefügt wurden, gewinnt dieser Thriller mit jeder Seite an Spannung und schließlich hat jedes Teil seinen Platz. Ein Buch, das man atemlos durchfliegt und dessen letzte Seite man, nachdem man einige Überraschungen erlebt hat, ausgesprochen zufrieden umblättert.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2019

Der Journalist

Die Schuld der anderen
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Durch neue Untersuchungsmethoden wie die DNA-Analyse steht ein alter Mordfall vor der Aufklärung. Vor 28 Jahren wurde die junge Prostituierte Emilie Thevenin vergewaltigt und zu Tode geprügelt. Der Verdächtige ...

Durch neue Untersuchungsmethoden wie die DNA-Analyse steht ein alter Mordfall vor der Aufklärung. Vor 28 Jahren wurde die junge Prostituierte Emilie Thevenin vergewaltigt und zu Tode geprügelt. Der Verdächtige hat die Tat allerdings nicht gestanden. Der Journalist Marc Rappaport hat durch seine guten Kontakte zur Polizei die Möglichkeit nahe an den Verdächtigen heranzukommen. Seiner Meinung nach kann etwas mit der Geschichte nicht stimmen. Rappaport beginnt, nach den Hintergründen der Tat zu forschen. Immer mehr verbeißt er sich in seine Untersuchung. Er überredet seinen Chefredakteur, einen ausführlichen Artikel zu bringen und Marc zu unterstützen.

Eigentlich kommt der Journalist Marc Rappaport aus gutem Haus. Sein Großvater hat ein milliardenschweres Unternehmen aufgebaut. Doch Marc konnte sich nie mit der Firma identifizieren. Wie seine Eltern hat er sich entschlossen, einen normalen Beruf zu ergreifen. Wenn er für einen Bericht recherchiert, vertieft er sich dermaßen in seine Arbeit, dass er alles um sich vergisst und der Rest unwichtig wird. Das begeistert seine Freundin Deborah nicht so sehr. Hilfe bekommt er dafür durch seinen Praktikanten Antoine, der sich entgegen aller Erwartung als echter Gewinn erweist. Und so entblättert er nach und nach Schicht um Schicht der Ereignisse um den Tod einer jungen Frau.

Zunächst mögen einige Beschreibungen etwas ausschweifend erscheinen, doch je länger man sich in diesen Roman vertieft, desto interessanter und verwickelter wird die Handlung. Man muss schon aufpassen, damit man jede Nuance erfasst. Unterschiedliche Geschichten bilden Schnittmengen oder berühren sich. Die verschiedenen Verschachtelungen formen sich zu einem Gesamtbild, das nach und nach immer mehr fesselt. Kaum zu glauben, was sich dort offenbart. Mit einem vermeintlich einfachen Mordfall zeigt sich lediglich die Spitze eines Eisberg. Die Story reicht bis in höchste Kreise von Industrie und Politik. Hervorragend wie Marc Rappaport und seine Helfer jede kleine Information nutzten, die sie dem Inneren des Spinnennetzes näher bringt.