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Veröffentlicht am 12.10.2019

Die leitende Hand

Die Ameisenfrau
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Die Biologin Lena Bendroit ist etwas irritiert als Viktor Callenberg, Mitglied eines Vereins zur Förderung des Nomadentums, sie vor einer geheimnisvollen Organisation warnt. Doch kurze Zeit später wird ...

Die Biologin Lena Bendroit ist etwas irritiert als Viktor Callenberg, Mitglied eines Vereins zur Förderung des Nomadentums, sie vor einer geheimnisvollen Organisation warnt. Doch kurze Zeit später wird vor ihren Augen ein Journalist umgebracht. Lena ist bestürzt und nachdenklich, sollte an dem Gerücht von dieser Organisation doch etwas dran sein. Irgendwie hat sich die Welt verändert. Selbst nach Lenas Eindruck scheint so eine allgemeine Angst auf dem Vormarsch zu sein. Eigentlich möchte Lena Bendroit sich vom Gegenteil überzeugen als sie beginnt, nach den Hintergründen zu fragen. Ihr Wissen von Systemen speziell aus ihrem Forschungsgebiet über Ameisenstaaten soll ihr dabei helfen.

Was ist Zufall, was ist gesteuert, was subtil beeinflusst. Auf den Gedanken, dass auch Staaten von Menschen sich als System ähnlich verhalten können wie Ameisenvölker, ist man vielleicht schon mal gekommen. Schwarmintelligenz oder Schwarmdummheit, man möchte auf ersteres hoffen, sieht sich doch auch mit letzterem konfrontiert. Lena schwankt hin und her, was soll sie glauben. Können selbst die krudesten Verschwörungstheorien einen Kern Wahrheit enthalten. Ihre Nachforschungen führen die Wissenschaftlerin in ganz unerwartete Kreise und so langsam wird auch ihr unbehaglich. So leicht will sie sich der Angst aber nicht ergeben. Ist es nicht besser, wenn mehrere Menschen von ihren Umtrieben wissen. Wissen, das in der Welt ist, lässt sich so leicht nicht mehr stoppen.

Abgesehen von ein paar Ungereimtheiten und Entwicklungen, deren Notwendigkeit nicht ganz nachvollziehbar ist, hat man hier einen spannenden Verschwörungsthriller. Man traut einigen tatsächlich etliches zu, so dass das hier erzählte nicht völlig aus der Luft gegriffen erscheint. Eindringlich ist beschrieben, wie die Sache langsam anfängt zu brodeln. Da soll etwas ans Licht, von dem die Macher durchaus nicht wollen, dass es herauskommt. Geheimhaltung gegen Offenlegung. Immer mehr Verwicklungen treten zutage und schließlich verschwimmt gut und weniger gut immer mehr. Dieser Roman entführt für eine Weile in eine leicht andere, aber doch vorstellbare Realität, von der man wünscht, dass sie nicht wahr ist. Kann man es jedoch so genau wissen?

Veröffentlicht am 11.10.2019

Der Neue

Sterbekammer
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Der alte Harder ist tot. In seinem Haus ist er die Kellertreppe hinunter gestürzt. Alles sieht nach einem Unfall aus. Doch dann entdeckt die Polizistin Frieda Paulsen einen verborgenen Raum unter der Küche. ...

Der alte Harder ist tot. In seinem Haus ist er die Kellertreppe hinunter gestürzt. Alles sieht nach einem Unfall aus. Doch dann entdeckt die Polizistin Frieda Paulsen einen verborgenen Raum unter der Küche. Offensichtlich wurde hier jemand gefangen gehalten. Ihr Kollege Bjarne Haverkorm, der beim letzten Einsatz verletzt wurde, hat von seinem Arzt das okay bekommen, wieder zu arbeiten. Seiner Meinung nach könnte der Fund möglicherweise mit dem Verschwinden einer jungen Frau zu tun haben, die seit längerem vermisst wird. Endlich eine Spur.

Bereits zum dritten Mal ermitteln Frieda Paulsen und Bjarne Haverkorn. Auf der Dienststelle nimmt der neue Chef seine Arbeit auf. Da muss man sich erstmal beschnuppern. Recht streng scheint der Neue zu sein. Pünktlichkeit ist ihm besonders wichtig. Es bleibt zu hoffen, dass dabei die Fälle nicht zu kurz kommen. Beinahe zeitgleich mit dem Auffinden des verstorbenen alten Mannes erleidet ein Tankstellenmitarbeiter eine tödliche Schussverletzung. Bei ihren Nachforschungen finden die Beamten heraus, dass der Besitzer der alten Mühle zwei sehr unterschiedliche Söhne hat, einer ein angesehener Unternehmer, der andere ein Landstreicher.

Nordisch bei Nature so wirken die sympathischen Ermittler auf ihren Wegen durch die Marsch. Ruhe Typen, aber straight. Natürlich läuft bei der Ermittlung nicht immer alles glatt und an den neuen Chef muss man sich erst gewöhnen, doch der Fall ist verzwickt und spannend. Wie Spuren führen in die Vergangenheit und es entwickelt sich ein Bild von Menschen in schwierigen Verhältnissen. Manchmal entsteht der Eindruck, dass wenige Fäden etwas aus den Augen verloren werden. Grundsätzlich aber ist dieser Krimi, der mit wenig Gewalt auskommt, lesenswert. Dass dabei auch das private Umfeld der Ermittler die angemessene Aufmerksamkeit erhält, trägt zu dem positiven Eindruck bei. Kurzweilig vorgetragen wird dieses Hörbuch von Michael Mendl.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Die Braut

Als ich jung war
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In seiner Jugend war Franz der Fotograf. Sein Vater richtete Hochzeiten in seinem Restaurant aus und Franz war für die Fotos zuständig. Spaß hat es ihm nicht gemacht. Oft dachte er, diese Ehe wird nicht ...

In seiner Jugend war Franz der Fotograf. Sein Vater richtete Hochzeiten in seinem Restaurant aus und Franz war für die Fotos zuständig. Spaß hat es ihm nicht gemacht. Oft dachte er, diese Ehe wird nicht halten, warum macht sie das. Dann stirbt eine Braut an ihrem Hochzeitstag und Franz hat die Fotos gemacht. Es heißt nachher, sie habe sich selbst umgebracht, aber richtig klar wird nie, was tatsächlich geschehen ist. Später lebt Franz lange Zeit in den USA, wo er als Skilehrer arbeitet. Nach einem Unfall kehrt er zurück nach Österreich und ist überrascht, dass sein Bruder das Restaurant leitet und Hochzeiten ausrichtet.

Was passiert, was bildet man sich selbst ein und welche Gerüchte glauben die anderen. Das beschäftigt einen bei der Lektüre dieses Romans. Franz ist ein Typ, der eigentlich alles eher nicht macht bis auf einmal, wo er Grenzen überschreitet. Obwohl es so aussieht als habe er nichts gemacht, fragt man sich und wenn doch? Mit nur zwei Selbstmorden kommt er in Berührung und doch ist er beide Male recht nah am Geschehen. Zu nah, etwa? Er beschwört Fragen herauf, die er dann zu umgehen versucht. Und daheim wartet der Kommissar.

Es bleibt schön spannend in diesem Buch. Während des Lesens fragt man sich, was Franz für sich behält. Ist er tatsächlich so unschuldig, wie er es darstellt? Wie der Kommissar fragt man sich, was ist das Verborgene. Der Autor lässt einen herrlich im Unklaren und regt gerade damit das Gedankenkarussell an. In einem Krimi hätte man eine Tat, eine Ermittlung, eine Lösung. Hier ist es schon ähnlich, aber doch ganz anders. Man hat die Erzählung eines noch jungen Mannes, der nach einem Unfall von seinem Leben erzählt, von Dingen, die er getan oder nicht getan hat, von denen, die er zugeben muss und denen, die nichts mit ihm zu tun haben. Man fliegt durch die Geschichte und je weiter man fliegt, desto mehr beginnt man zu grübeln. Dieser Roman schleicht sich an, um zu bleiben.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Vreneli

Mobbing Dick
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Benannt nach Dick Cheney, dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA, muss Dick Meier mit seinem Namen leben. Das Jura-Studium bringt ihm auch nichts mehr und dass er immer noch bei seinen Eltern wohnt, ist ...

Benannt nach Dick Cheney, dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA, muss Dick Meier mit seinem Namen leben. Das Jura-Studium bringt ihm auch nichts mehr und dass er immer noch bei seinen Eltern wohnt, ist auch nicht gerade altersgemäß. Um endlich etwas anderes zu machen und sich abzunabeln, bewirbt sich Dick auf eine Stellenanzeige einer Schweizer Bank. Überraschend bekommt er den Job, in dem er sich erstmal mehr schlecht als recht macht. Sein Kollege Remo Bachmann hilft ihm ein ums andere Mal. Durch Zufälle fällt Remo bei den Vorgesetzten in Ungnade. Dies versucht Dick zu nutzen, um selbst die Karriereleiter herauf zu stolpern.

Zunächst leicht gleitet man in das Leben und das Umfeld Dick Meiers hinein. Man gewinnt den Eindruck, dieser Junge will erwachsen werden. Spitz und ironisch ist die Kommunikation mit seinen Eltern und so langsam fragt man sich, wie sind die denn drauf. Durch seine Arbeit bei der Bank erhält Dick überraschende Einblicke und obwohl er eigentlich keine Leistung erbringt, wird er zu einem Fortbildungskurs eingeladen. Immer tiefer gerät er in die Maschinerie des Bankwesens hinein. Weiterhin jedoch schludert er sich so durch. Doch wenn er bald in seine eigene Wohnung ziehen kann, wird alles besser werden.

Was zu Beginn leicht, witzig und ironisch scheint, wird doch bald zu einer recht bitteren Farce. Auch wenn man das Schweizer Banksystem nicht kennt, merkt man doch, wie verachtend und korrupt dieses System ist. Da werden Mitarbeiter zu Handlungen gebracht, die ihnen unter normalen Umständen nicht in den Sinn gekommen wären. Und wer sich wehrt oder auch nur etwas sagt, wird gedeckelt oder fliegt raus. Man muss schon sehr von sich überzeugt sein und darf keine Skrupel haben, um zu überstehen. Dick stellt fest, das sein Nervenkostüm den Anforderungen nur bedingt standhält und so mal er sich in seiner Phantasie immer eigenartigere Szenarien aus und erzählt seinen Eltern, Kollegen und Bekannten immer dreistere Lügen. Ob er oder sie diese schließlich bittere und düstere Satire, die vermutlich eine wahren Kern enthält, eher mit Widerwillen oder mit großem Amüsement liest, wird für jeden Leser oder jede Leserin gesondert entscheiden.

Veröffentlicht am 03.10.2019

St. Jude

Die ewigen Toten
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Es ist stillgelegt. Dr. David Hunter wird zu dem alten geschlossenen Krankenhaus gerufen, weil eine Leiche gefunden wurde. Auf dem Dachboden des Gebäudes wurde sie versteckt und längere Zeit nicht gefunden. ...

Es ist stillgelegt. Dr. David Hunter wird zu dem alten geschlossenen Krankenhaus gerufen, weil eine Leiche gefunden wurde. Auf dem Dachboden des Gebäudes wurde sie versteckt und längere Zeit nicht gefunden. Die Bergung gestaltet sich in dem schon baufälligen Haus schwierig. Ein Kollege stürzt dabei durch die marode Decke. Nun heißt es, sich zunächst um den Kollegen kümmern. Im Bemühen, ihn zu finden, stoßen die Sucher auf einen Raum, der hinter einer Wand versteckt war. In diesem geheimen Zimmer finden sie zwei weitere Tote. Was war nur in dieser Klinik los?

Nun ermittelt der forensische Anthropologe Dr. David Hunter schon in seinem sechsten Fall und er hat nichts von seinem Können eingebüßt. Genauestens untersucht er die Toten, um hinter die Todesursache zu kommen. Er schaut dabei nach links und rechts, stellt Fragen und erledigt Aufgaben, die eigentlich Sache der Polizei wären. Hunter kann nicht anders, er muss die Fragen klären. In die Quere kommt ihm ein junger Kollege, der von der Polizei hinzu gezogen wird. Dieser führt ein großes Wort und geht Hunter damit gehörig auf die Nerven. Entspannung findet David bei Telefonaten mit seiner Freundin Rachel, die berufsbedingt in Griechenland weilt.

Sehr spannend wie Hunter hier mal wieder durch einen Fall stiefelt. Bei den Toten im Krankenhaus denkt man zunächst wer weiß was. Wie Simon Beckett die Sache allerdings zusammenfügt und die Fäden verschlingt, das ist schon ziemlich gut. Nur in ein paar kurzen Momenten denkt man, so blauäugig kann man doch jetzt nicht sein. Meist jedoch sitzt man gebannt durch die packende Handlung und möchte hinter das Geheimnis der Toten kommen. Da ist Beckett einem allerdings meist ein, zwei Schritte voraus. Wenn daran geht, den Täter zu finden, bleibt man so lange ahnungslos wie der Autor es vorgesehen hat. Natürlich behält der Autor auch seine Nebenfiguren genauestens im Blick.

Dieses Hörbuch ist durch Johannes Steck so fesselnd eingelesen, dass man häufiger innehält und denkt, ach, ein Kapitel noch und noch eins.