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Veröffentlicht am 02.09.2019

Drei Frauen

Drei
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Seit Kurzem ist Orna geschieden, ihr Sohn leidet noch sehr unter der Trennung. Wie jede gute Mutter unternimmt Orna alles, um es ihm leichter zu machen. Doch manchmal muss Orna auch an sich selbst denken. ...

Seit Kurzem ist Orna geschieden, ihr Sohn leidet noch sehr unter der Trennung. Wie jede gute Mutter unternimmt Orna alles, um es ihm leichter zu machen. Doch manchmal muss Orna auch an sich selbst denken. Deshalb hat sie sich in einem Dating-Portal angemeldet. Das scheint nicht viel zu bringen. Irgendwann beginnt sie einen Chat mit einem Rechtsanwalt, der einen ähnlichen Hintergrund hat wie sie. Insbesondere ist er auch geschieden. Treffen will sich Orna erstmal nicht mit ihm. Ihre Scheidung ist noch zu frisch und sie glaubt, noch nicht offen für eine Beziehung zu sein.

Dieser Roman ist schon besonders konstruiert. Um nicht zu viel zu offenbaren, hält man sich mit näheren Angaben zum Inhalt am besten zurück. Es ist auch zu empfehlen, das Interview mit dem Autor, das am Ende des Romans abgedruckt ist, tatsächlich erst nach der Lektüre des Buches zu lesen. Der Autor ist bisher mehr von seinen Krimis bekannt. Hier wagt er sich auf ein anderes Terrain vor. Eine Art Spannungsroman hat er schon geschaffen, aber doch ganz anders als gewohnt. Schnell findet man sich in Ornas Welt hinein, schimpft über ihren Mann, der sich mit seiner neuen Familie einfach nach Nepal abgesetzt hat. Wie konnte er seinen Sohn verlassen und sich noch nicht mal regelmäßig melden. Man freut sich, dass Orna so langsam wieder etwas auftaut und offener wird für Neues. Nach und nach wird jedoch die Spannungskomponente stärker und man beginnt sich zu fragen, wo das hinführen soll. Der Romanleser wird langsam durch den Krimileser ausgetauscht und das Detektivgen beginnt mit seiner Arbeit. Welche Spuren hat der Autor ausgelegt, welche Lösung hat er parat. Vielleicht werden nicht alle Fragen beantwortet, doch die herausragende Komposition dieses Buches lässt kleine Schwächen schnell vergessen.

Veröffentlicht am 01.09.2019

Im Rausch

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Harry Hole ist an einem Tiefpunkt angelangt. Seine Frau Rakel hat sich von ihm getrennt und er hat wieder begonnen zu trinken. Im Kommissariat bekommt er nur die einfachsten Arbeiten, da kann er erstens ...

Harry Hole ist an einem Tiefpunkt angelangt. Seine Frau Rakel hat sich von ihm getrennt und er hat wieder begonnen zu trinken. Im Kommissariat bekommt er nur die einfachsten Arbeiten, da kann er erstens nicht viele Fehler machen und muss auch zweitens nicht suspendiert werden. Eines Morgens erwacht er nach einer durchzechten Nacht und kann sich nicht erinnern, was er getrieben hat. Erst ein Kollege kann ihn über Bruchstücke aufklären. Bald schon wird Hole zum Schauplatz eines Mordes gerufen und während er noch darüber nachdenkt, ob er nicht lieber in die Kneipe will, muss er sich etwas stellen, was er sich nicht einmal in seinen schlimmsten Träumen vorstellen wollte.

In seinem zwölften Fall wird Harry Hole wirklich alles abverlangt. Sein ganzes Leben gerät aus den Fugen und sein Arbeitsplatz in Gefahr. Ist es wirklich sein Rückfall in die Alkoholsucht, die alles in Frage stellt? Seine Fähigkeiten zu ermitteln und Lügner zu entlarven hat Hole nicht verloren und so klär er fast nebenbei einen Fall, den die Kollegen schon mit dem Stempel gelöst ad acta gelegt hatten. Wenn er nur in seinen eigenen Belangen so hellsichtig wäre. Doch dieser Filmriss ist ausgesprochen hinderlich. Und ein Opfer, dass seinen Vergewaltiger am liebsten nicht anzeigen möchte, trägt nicht dazu bei, etwas einfacher zu machen.

Weder Harry Hole hat es leicht in diesem Buch noch der Leser. Einiges ist so eben noch erträglich, was einen Kern der Geschichte ausmacht. Zu sehr versinkt Harry Hole im Suff, vielleicht dienen die Gründe als Entschuldigung für den Rückfall. Andererseits allerdings ist der Fall sehr ausgeklügelt. Versucht man selbst, einen Verdächtigen zu finden, kann man durchaus falsch liegen. Und so bleibt man am Ball, um herauszufinden, wie die Zusammenhänge sind. Fast gegen seinen Willen ist man gefesselt und gespannt. Mit diesem Kriminalroman greift der Autor tief in die Kiste der persönlich verwickelten Ermittler, nicht durchgängig hat das dem Buch gutgetan, aber dennoch wird man mitgerissen von der rasanten Story.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Wie ein Phantom

Berta Isla
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Dass sie heiraten werden war immer klar. Bereits in ihrer Jugend haben sich Berta Isla und Tom Nevinson kennengelernt, sie die waschechte Madrilenin und er halb Engländer, halb Spanier. Doch zunächst geht ...

Dass sie heiraten werden war immer klar. Bereits in ihrer Jugend haben sich Berta Isla und Tom Nevinson kennengelernt, sie die waschechte Madrilenin und er halb Engländer, halb Spanier. Doch zunächst geht es ans Studieren. Berta bleibt dabei in Madrid, Tom geht nach Oxford. Geheiratet wird danach. Doch Tom ist irgendwie anders als er zurückkehrt. Ein Angebot des britischen Geheimdienstes, welcher Toms besondere Sprachbegabung gerne für sich nutzen möchte, hat er abgelehnt. Was also ist geschehen? Nevinson bleibt verschlossen, was das angeht. Und ein wirklicher Grund, die Hochzeit abzublasen, besteht nicht.

Berta und Tom führen eine normale Ehe, die nur dadurch anders erscheint, dass Tom häufiger nach England muss, um gewisse Aufträge durchzuführen, über die er nicht redet. Natürlich macht sich Berta Gedanken, zu in sich gekehrt ist Tom manchmal. Ihr Mann allerdings zerstreut ihre Bedenken. Wieder einmal ist Tom abwesend, da lernt Berta ein Ehepaar kennen, das ihren Verdacht bestärkt. Soll Tom bedroht werden, indem seine Frau bedroht wird? Zum Glück wird das fremde Paar an einen anderen Ort geschickt. In ihrer Sorge wagt es Berta, in England anzurufen.

Javier Marías ist für seine manchmal allzu präzisen Beschreibungen bekannt, dennoch sind seine Romane meist ab einem gewissen Punkt spannend und gut. In seinem hier vorliegenden Werk wird schon zu Beginn Spannung aufgebaut. Die ersten Kapitel sind vor der Hochzeit der beiden Protagonisten angesiedelt und geben dem Leser einen Wissensvorsprung. Damit wird ein Teil des Dilemmas verständlich, in dem Tom steckt. Und Bertas Sorgen und Grübeleien bekommen eine tiefere Dimension. Die Handlung ist zwischen den späten 1960ern und den frühen 1990ern angesiedelt. Es ist die Zeit, in der es beinahe selbstverständlich ist, dass sich die Geheimdienste verschiedener Länder belauern, um größeres Unheil zu verhindern. Da kann eine Frau schon auf den Gedanken kommen, dass die Dienstreisen ihres Mannes in einem ganz anderen Zusammenhang zu sehen sind. Herausragend wie sich der Autor in die immer wieder allein gelassene Ehefrau hineinfühlt und doch auch ihren gebeutelten Mann nicht aus den Augen lässt. Mit diesem kleinen Geniestreich gelingt es dem Autor bis zum Schluss mit Überraschungen aufzuwarten.


Veröffentlicht am 30.08.2019

Blackheath

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Mit einem Gefühl der Desorientierung erwacht er. Irgendwie ist er Sebastian Bell, oder nicht? Auf jeden Fall wird etwas Schreckliches geschehen. Ein Schuss ertönt und eine Frau ruft um Hilfe. Ist es Anna? ...

Mit einem Gefühl der Desorientierung erwacht er. Irgendwie ist er Sebastian Bell, oder nicht? Auf jeden Fall wird etwas Schreckliches geschehen. Ein Schuss ertönt und eine Frau ruft um Hilfe. Ist es Anna? Bell weiß nicht wohin er sich wenden soll. Nach Osten ruft ihm jemand zu und drückt ihm einen Kompass in die Hand. Bald erreicht er Blackheath, ein düsteres und weitläufiges Herrenhaus, das sicher schon bessere Tage gesehen hat. Unbedingt will Sebastian weiteres Unheil verhindern. Aber Eigensicherung geht vor. Das schützt Bell allerdings nicht davor, einiges in Erfahrung zu bringen, was nur schwer zu ertragen ist.

Das gab es schon, einen Tag immer wieder von vorn beginnen zu lassen. Wieso also nochmal? Eine Frage, die der Autor mit Leichtigkeit beantwortet. Er gewinnt der Idee etliche überraschende Facetten ab. Sein Protagonist, Aiden Bishop, darf oder muss den Tag wieder und wieder erleben, indem sein Geist in verschiedene Körper schlüpft. Aus den Sichtweisen und auch mit den Erfahrungen und Gedanken verschiedener Wirte erfährt er, um welches Ereignis es hier geht und auch was seine Aufgabe ist. Er ist freiwillig nach Blackheath gekommen, doch nun schafft er es nicht mehr, den Ort zu verlassen, es sei denn er löst das Rätsel.

Es bietet sich gewiss an, dieses Buch mehrfach zu lesen. Einmal recht zügig, weil man einfach umkommt vor Spannung, was der Autor für seinen Protagonisten in petto hat. So ungewiss ist der Ausgang der Sache, so groß der Zweifel. Ist das Rätsel erstmal gelöst, könnte es heißen, noch einmal zum Genießen. Erst dann kann man wahrscheinlich die Feinheiten wahrnehmen, die der Autor in seiner Geschichte versteckt hat, alle Verschachtelungen entschlüsseln, jeden kleinen Hinweis entdecken. Schon beim ersten Lesen fragt man sich, wie es der Autor geschafft hat, die zahlreichen Fäden in der Hand zu behalten. Einzig die Rahmenhandlung wird eher kurz gestreift, die sieben Tode der Evelyn Hardcastle werden von allen Seiten beleuchtet, auf eine Art und Weise, dass man bald nicht mehr von dem Buch lassen kann.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Alles Möglich

Keiths Probleme im Jenseits
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Das große Sterben hat begonnen, es könnte auch ihn treffen. Fred Hundt hat viel über Wahrscheinlichkeiten theoretisiert und nebenbei Musik gemacht. Doch mit knapp sechzig Jahren hat sein Leben einen gewissen ...

Das große Sterben hat begonnen, es könnte auch ihn treffen. Fred Hundt hat viel über Wahrscheinlichkeiten theoretisiert und nebenbei Musik gemacht. Doch mit knapp sechzig Jahren hat sein Leben einen gewissen Status der Langeweile erreicht. Gescheiterte Dates und eher öde Gigs machen sein Leben aus. Als sein Freund Ben ihn bittet, nach New York zu kommen, macht Fred sich auf den Weg. Seine Stimmung hat fast den Nullpunkt erreicht, schließlich überschlagen sich die Nachrichten über Keith Richards’ Tod. Keith, der eigentlich alles überlebt hat. Wenn sogar er sterben muss, dann stirbt wirklich jeder. Kaum zu glauben ist dann Bens Geschichte.

Allerdings, was nicht Unmöglich ist, ist möglich. Wenn sich also alle Atome im Arm des David in eine Richtung bewegen, dann wird er winken. Und wenn Keith nicht tot ist, lebt er. Und Fred soll Keith die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses erklären. Hanebüchen, eigentlich. Doch Fred fliegt mit Ben in die Karibik, wo sich Keith versteckt halten soll während alle Welt glaubt, er sei verstorben. Wenn man tot ist, bekommt man mehr Probleme als man denkt. Das fängt schon damit an, dass man sich nirgends mehr blicken lassen kann. Besonders nicht, wenn man Keith Richards ist und jeder einen erkennen würde.

Etwas skurril wirkt dieses Gedankenexperiment schon, aber sehr gelungen. Die Zeit der Starallüren ist vorbei für Keith, schließlich ist er tot. Und Fred startet mit fast sechzig nochmal durch. Als sein Freund aus alten Tagen Ben ihn ruft, macht er sich auf den Weg. Natürlich verlässt er dabei auch die alten Freunde und die Sicherheit zu hause. Doch warum nicht? Mal etwas wagen. So erlebt Fred wohl das schrägste Abenteuer seines Lebens. Und auch als Leser kann man sich das Gehirn durchpusten lassen und mal etwas Neues erlesen. Was wäre wenn? Wäre man lieber tot, wenn man tot geglaubt ist oder doch lieber lebendig? Was macht es mit einem, wenn der Tod unmöglich ist? Herrlich mit den Ideenspielereien, die der Autor sich aus dem Gehirn geschüttelt hat, selbst zu spielen, sie für sich zu durchdenken und zu erfühlen.