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Veröffentlicht am 22.03.2023

Das Freiburg von 1419 wird lebendig

Der Totentanz zu Freiburg
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Buchmeinung zu Astrid Fritz – Der Totentanz zu Freiburg

Der Totentanz zu Freiburg ist ein historischer Kriminalroman von Astrid Fritz, der 2022 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Astrid ...

Buchmeinung zu Astrid Fritz – Der Totentanz zu Freiburg

Der Totentanz zu Freiburg ist ein historischer Kriminalroman von Astrid Fritz, der 2022 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Astrid Fritz lebt in der Nähe von Stuttgart.

Zum Inhalt:
September 1419: Armenapothekerin Serafina und Stadtarzt Adalbert Achaz sind glückliche Eltern der einjährigen Kathrin. Serafinas Sohn Vitus ist als Schausteller in der Stadt und gerät unter Mordverdacht, als ein angesehener Kaufmann ermordet wird.

Meine Meinung:
Auch bei diesem Buch konnte und musste ich mit Serafina und Adalbert mitfiebern. Vitus, Serafinas Sohn, gerät unter Mordverdacht und wird von Serafina und Adalbert versteckt, weil sie zurecht glauben, dass die öffentlichen Ermittlungen ein feststehendes Ergebnis haben. Also muss sich das Ehepaar selber kümmern.
Serafina und Adalbert sind wie immer sympathische Figuren, deren enge Verbindung jederzeit spürbar ist. Sie ermitteln emsig und ideenreich und mit unerwarteter Unterstützung können sie Vitus in Sicherheit bringen. Lange Zeit agiert Serafina ungewohnt zurückhaltend, aber als sie auf eine heiße Spur stößt vergisst sie alle Vorsicht, folgt ihrem Herzen und gerät in große Gefahr.
Die meisten Figuren haben nur wenig Grautöne, insbesondere Serafinas dauerhafter Gegenspieler Schneehas ist ein unangenehmer Zeitgenosse. Trotzdem überraschen einige Figuren mit unerwarteten Taten. Der Schreibstil ist emotional und informativ zugleich und lässt sich angenehm weg lesen. Die besondere Stärke des Romans liegt aber in der Schilderung des historischen Umfelds und des alltäglichen Lebens zu jener Zeit. Unauffällig und ohne den Handlungsfluss zu stören werden dem Leser jede Menge Informationen präsentiert, die das Handeln der Figuren nachvollziehbar und glaubwürdig machen. Manchmal glaubte ich direkt vor Ort zu sein.
Nach ruhigem Start bleibt die Spannung bis zum Showdown auf hohem Niveau. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar.

Fazit:
Ein überzeugender historischer Kriminalroman mit leichten Schwächen in der Figurenzeichnung, der aber mit seinem Schreibstil und vielen historischen Details punktet. Den Titel bewerte ich mit sehr guten vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Gerne spreche ich eine Leseempfehlung für dieses Buch aus, das mich in die alte Zeit abtauchen ließ und mich sehr gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 18.03.2023

Ein knallharter, sehr dunkler Thriller mit einer charismatischen Hauptfigur

Der Weg ins Feuer
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Buchmeinung zu Kathleen Kent – Der Weg ins Feuer

Der Weg ins Feuer ist ein Kriminalroman von Kathleen Kent, der 2023 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Andrea O’Brien erschienen ist. Der Titel der englischen ...

Buchmeinung zu Kathleen Kent – Der Weg ins Feuer

Der Weg ins Feuer ist ein Kriminalroman von Kathleen Kent, der 2023 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Andrea O’Brien erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet The Burn und ist 2020 erschienen.

Zum Autor:
Kathleen Kent, geboren 1953 in Meadville, Pennsylvania, und aufgewachsen in Texas, ist bekannt für ihre historischen Bestseller-Romane The Heretic’s Daughter, The Traitor’s Wife und The Outcasts. Für ihren ersten Thriller, Die Tote mit der roten Strähne, wurde sie für den Edgar Award und den Nero Award nominiert. Für das Sequel Der Weg ins Feuer wurde sie ebenfalls für den Edgar Award nominiert. Sie lebt in Dallas.

Zum Inhalt:
Betty Rhyzyk, rothaarige Drogenfahnderin in Dallas, leidet noch an den Folgen ihres letzten Falles.
Beruflich und privat steht sie am Abgrund, aber sie nimmt den Kampf im Drogenumfeld auf, während das Private warten muss.

Meine Meinung:
Betty Rhyzyk ist auf den ersten Blick eine unleidliche Person, die wenig sympathisch wirkt. Sie hat Schlimmes erlebt und dies noch nicht vollständig verarbeitet. Aber zu Hause fällt ihr das Dach auf den Kopf und sie stößt ihre Frau immer wieder vor denselben. Ihr Chef verordnet ihr Innendienst, aber nicht mit ihr.
Die Geschichte wird meist aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt und schnell ist man im Innern des Chaos, das sie umgibt. Betty Rhyzyk ist eine vielschichtige Figur, die gern alles unter Kontrolle hätte, aber merkt, dass sie die Kontrolle verloren hat. Bei ihrer Suche nach dem Weg zurück fällt sie einsame und manchmal auch falsche Entscheidungen. Ihre gedanklichen Gespräche mit dem verstorbenen Onkel gaben ihr eine Richtschnur für den richtigen Weg, aber es kommt kein Kontakt zustande. So mäandert Betty wie eine vor der Explosion stehende Bombe durch den Fall. Man spürt ihre wachsende Verzweiflung und das sinkende Vertrauen in ihr Umfeld. Sie begegnet einem Killer eines Drogenkartells und schöpft daraus dringend benötigte Kraft, aber auch erhaltene Informationen. Aber nicht nur Betty Rhyzyk ist eine zerrissene Figur, sondern auch ihre Kollegen bei der Drogenfahndung sind gezeichnet. Es ist ein dunkler Sumpf, den Betty trockenlegen will.
Betty wurde mir im Laufe des Romans zunehmend sympathischer, ist aber niemand, den ich mir als Freund vorstellen kann. Trotzdem habe ich gemeinsam mit ihr gelitten. Die Spannung ist permanent hoch und die Auflösung ist nicht erkennbar. So wurde ich gefesselt und sehr gut unterhalten.

Fazit:
Ein harter Kriminalroman, der im Drogenmilieu spielt und keine Gewinner kennt. Es geht ums Überleben in einem gnadenlosen Sumpf. Mich hat der Titel zunehmend gefesselt und begeistert. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus, sofern man mit der massiven Gewaltdarstellung umgehen kann.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Setzt lange zu sehr auf die Schilderung der Gegensätze der Hauptfiguren

Die Schatten von Edinburgh
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Buchmeinung zu Oscar de Muriel – Die Schatten von Edinburgh

Die Schatten von Edinburgh ist ein Kriminalroman von Oscar de Muriel, der 2017 im Goldmann Verlag in der Übersetzung von Peter Beyer erschienen ...

Buchmeinung zu Oscar de Muriel – Die Schatten von Edinburgh

Die Schatten von Edinburgh ist ein Kriminalroman von Oscar de Muriel, der 2017 im Goldmann Verlag in der Übersetzung von Peter Beyer erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet The Strings of Murder und ist 2015 erschienen.

Zum Autor:
Oscar de Muriel wurde in Mexico City geboren und zog nach England, um seinen Doktor zu machen. Er ist Chemiker, Übersetzer und Violinist und lebt heute in Cheshire. Mit seiner viktorianischen Krimireihe um das brillante Ermittlerduo Frey und McGray feiert er in seiner neuen Heimat und darüber hinaus große Erfolge.

Zum Inhalt:
Edinburgh, 1888. Der begnadete Ermittler Ian Frey wird von London nach Schottland zwangsversetzt um mit Inspector McGray einen Fall mit mystischen Anklängen zu lösen. Beide Ermittler mögen sich nicht, finden aber einen Weg zur Zusammenarbeit.

Meine Meinung:
Ian Frey ist die Hauptfigur, der als Ich-Erzähler durch die Geschichte führt. Er ist ein kultivierter Mensch, den Wissenschaften zugetan und als Ermittler überaus erfolgreich. Schottland ist sicherlich nicht sein Wunschort aber Inspector McGray ist für ihn eine Zumutung und er ist sein Chef in Edinburgh. Er ist ungehobelt, fragt eine Wahrsagerin um Rat und isst in Kaschemmen, aber er bietet Frey und seiner Bediensteten eine Unterkunft in seinem Haus. Bei den Gegensätzen war es mir zu viel, etwas mehr Gemeinsamkeiten wären glaubwürdiger gewesen. Trotz der permanenten Streitereien kommen sich die beiden Ermittler im Laufe der Zeit näher, auch weil sie sich vorsichtig öffnen. Der Fall selber ist ein Locked-Room-Mystery mit einer toten Geigenspieler in einem von innen abgeschlossenen Raum. Frey und McGray müssen ihr gesamtes Können zusammenwerfen, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Der Autor macht sich immer wieder einen Spaß daraus, Frey an Orte zu bringen, die er niemals freiwillig aufsuchen würde. Auf die Schilderung der Örtlichkeiten und der Nebenhandlungen wird viel Zeit verwendet, so dass das Tempo eher gemächlich und die Spannung gering war. Im letzten Drittel des Titels ziehen Tempo und Spannung deutlich an. Der Fall wird überzeugend aufgeklärt, aber bis Frey und McGray Freunde werden wird es noch dauern.

Fazit:
Ein atmosphärischer Kriminalroman mit einer speziellen Sicht eines kultivierten Engländers auf das zurückgebliebene Schottland, der seine Zeit braucht bis er auf Fahrt kommt. Das letzte Drittel hat mir gut gefallen, aber insgesamt bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Ein atmosphärischer Krimi mit einer überzeugenden Hauptfigur

Der Tote im Bärenzwinger
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Buchmeinung zu Thomas Roser – Der Tote im Bärenzwinger

Der Tote im Bärenzwinger ist ein Kriminalroman von Thomas Roser, der 2023 bei Edition M erschienen ist.

Zum Autor:
Dem Schreiben ist Balkan-Korrespondent ...

Buchmeinung zu Thomas Roser – Der Tote im Bärenzwinger

Der Tote im Bärenzwinger ist ein Kriminalroman von Thomas Roser, der 2023 bei Edition M erschienen ist.

Zum Autor:
Dem Schreiben ist Balkan-Korrespondent Thomas Roser schon sein ganzes Leben lang verpflichtet. Als Korrespondent deutschsprachiger Tageszeitungen berichtete er seit 1995 erst aus den Benelux-Staaten und nach der Jahrtausendwende aus Polen. 2007 schlug der rastlose Grenzgänger seine Zelte im serbischen Belgrad auf. Nach einer Veröffentlichung seiner Alltagskolumnen »Post vom Balkanspion« in 2017 tritt er mit »Der Tote im Bärenzwinger« erstmals als Krimi-Autor in Erscheinung.

Zum Inhalt:
Für den deutschen Korrespondenten Walter Kühn läuft es nicht so gut und so lässt er sich überreden im Fall eines im Bärenzwinger des Belgrader Zoos umgekommenen jungen Mannes zu ermitteln. Bald schon bekommt er es mit Gegnern zu tun, die ihn lieber tot sehen wollen.

Meine Meinung:
Mir hat die Figur Walter Kühn gut gefallen. Er ist in Belgrad gut vernetzt, hat einige verlässliche Freunde und kennt die Stadt und das Umfeld. Seine Hartnäckigkeit und seine Abscheu vor Waffen machen ihn sympathisch. Er versucht überlegt zu handeln und das Risiko gering zu halten. Er bekommt es mit Typen zu tun, denen man lieber aus dem Weg gehen sollte und die ihren ganz eigenen Ehrenkodex haben. Roser beschreibt eine Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, die aber immer noch vom Zerfall Jugoslawiens geprägt ist. Gewalttätige Milizen haben großen Einfluss und kaum Hemmungen.
Der Fall ist sauber geplottet und wirkt durchaus realistisch. Es gibt überraschende Wendungen, aber auch einigen Leerlauf, insbesondere wenn Walter Kühn Zeit zum Inneholen und zum Nachdenken braucht. Einige Figuren waren mir zu klischeehaft gezeichnet und wirkten etwas leblos.
Der Schreibstil ist sehr atmosphärisch und macht Lust auf einen Besuch Belgrads. Andererseits schweifte der Autor zu oft von der Krimihandlung ab und verlor sich in Nebenhandlungen.

Fazit:
Ein atmosphärischer Krimi aus einer krisengeschüttelten Metropole mit einer gelungenen Hauptfigur, der sich leider manchmal in Nebenhandlungen verliert. Das vorhandene Potential wurde nicht ausgeschöpft, ist aber spürbar. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten), spreche aber ob des Potentials eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Eine spannende Fortsetzung der Geschichte um die Hafenärztin

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe (Hafenärztin 3)
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Buchmeinung zu Henrike Engel – Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe ist ein historischer Kriminalroman von Henrike Engel, der 2022 bei ...

Buchmeinung zu Henrike Engel – Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe ist ein historischer Kriminalroman von Henrike Engel, der 2022 bei Ullstein erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von Verena Wolfien gesprochen und ist 2022 bei Hörbuch Hamburg erschienen.

Zum Autor:
Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben, und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.

Sprecher:
Verena Wolfien überzeugt. Sie gibt jeder Figur eine eigene Stimme, vermittelt Emotionen und bleibt doch jederzeit gut verständlich. Ihre Stimme empfand ich als sehr angenehm.

Zum Inhalt:
Hamburg, 1911: Anne Fitzpatrick kehrt unter ihrem richtigen Namen Anne van der Zwaan nach Hamburg zurück. Als eine junge chinesische Frau in einem Bordell in ihren Armen stirbt, macht sich Anne auf die Suche nach den Verantwortlichen. Zusammen mit Kommissar Berthold Rheydt und Pastorentochter Helene Curtius fängt sie an, in der Schmuckstraße, dem Chinesenviertel auf Sankt Pauli, nachzuforschen. Auch im privaten Umfeld der Figuren tut sich einiges.

Meine Meinung:
Auch bei diesem Buch besticht die Mischung aus Kriminalfall, atmosphärischer Beschreibungen historischer Entwicklungen Hamburgs und persönlicher Geschichte der Hauptfiguren. Ein Schwerpunkt liegt auf den Bewohnern des Chinesenviertels, die oft rücksichtslos ausgenutzt werden, und dem Handel mit legalen und illegalen Rauschgiften. Fast noch interessanter als der Kriminalfall sind die persönlichen Entwicklungen der Hauptfiguren und ihrer Familien. Man spürt die Weiterentwicklung der einzelnen Figuren und gerade Helene Curtius zeigt sich als starke und selbstbewusste junge Frau. Auch merkt man der Geschichte die tiefgreifende Recherche der Autorin an, die erst das lebendige Bild der Stadt Hamburg unter ihrer Bewohner ermöglicht.
Der Schreibstil ist fesselnd, aber auch leicht verdaulich. Die wechselnden Perspektiven entwerfen ein vielschichtiges Bild und regen zum Nachdenken an. Die Figuren sind oft mit vielen Grautönen gezeichnet und bieten Raum für Überraschungen. Auch eine ordentliche Prise Romantik ist in den Roman eingearbeitet. Die Handlung ist komplex mit vielen Nebenhandlungen, folgt aber erkennbar einem roten Faden. So strebt der Spannungsbogen konsequent auf hohem Niveau dem finalen Showdown zu.

Fazit:
Auch der dritte Teil um die Hafenärztin, den Kommissar und die Pastorentochter hat mir sehr gut gefallen und angenehme Stunden beschert. Deshalb bewerte ich den Titel mit sehr guten vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

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