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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2017

Spannend und glaubhaft

Die fremde Königin
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Buchmeinung zu Rebecca Gable – Die fremde Königin

„Die fremde Königin“ erschien 2017 bei Bastei Lübbe als Hardcover. Es ist der zweite Band in der Serie um Otto den Großen.

Klappentext:
"Könige sind ...

Buchmeinung zu Rebecca Gable – Die fremde Königin

„Die fremde Königin“ erschien 2017 bei Bastei Lübbe als Hardcover. Es ist der zweite Band in der Serie um Otto den Großen.

Klappentext:
"Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit ihrem Mummenschanz, damit die nicht merken, dass das Reich auseinanderfällt"
Anno Domini 951: Der junge Gaidemar, ein Bastard vornehmer, aber unbekannter Herkunft und Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll die italienische Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Auf ihrer Flucht verliebt er sich in Adelheid, aber sie heiratet König Otto.
Dennoch steigt Gaidemar zum Vertrauten der Königin auf und erringt mit Otto auf dem Lechfeld den Sieg über die Ungarn. Schließlich verlobt er sich mit der Tochter eines mächtigen Slawenfürsten, und der Makel seiner Geburt scheint endgültig getilgt. Doch Adelheid und Gaidemar ahnen nicht, dass ihr gefährlichster Feind noch lange nicht besiegt ist, und als sie mit Otto zur Kaiserkrönung nach Rom aufbrechen, droht ihnen dies zum Verhängnis zu werden ...

Meine Meinung:
Dieser historische Roman hat viele Komponenten eines Abenteuerromans. Es gibt den aufrechten, aber gebeutelten Helden, Liebesgeschichten, liebenswerte und sympathische Figuren, aber auch intrigierende Fieslinge, Kampfszenen, Gefangenschaft, Flucht und Tod. Es gibt aufrechte Kämpfer, die auf der falschen Seite stehen, Versöhnungen und Trennungen, Freundschaften und Feinschaften, ehrenhaftes und weniger ehrenhaftes Verhalten. Und es gibt die historisch belegten Vorgaben, die Eingang in diese Geschichte gefunden haben. Ein dickes Plus für dieses Buch sind die beiden Hauptprotagonisten, der fiktive Bastard Gaidemar und die historisch belegte junge Königin Adelheid. Beide müssen einiges aushalten, können aber auch ordentlich austeilen. Gaidemar ist ein Panzerreiter mit großem Herzen un unglaublich starkem Ehrgefühl, der von vielen wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt wird. Adelheid hingegen erweist sich nach anfänglichen Problemen als starke und machtbewußte Herrscherin, die großen Einfluß auf die Entscheidungen ihres Gatten Otto zu nehmen weiß. Die Machtorientiertheit ist ein, wenn nicht gar der wesentliche Charakterzug. Sie ist ein recht modern anmutender Charakter. Gaidemar ist eher klassisch angelegt, aber auch mit Charakterzügen ausgestattet, die zur Zeit passen, aber aus heutiger Sicht eher befremdlich wirken. Sein Verhältnis zur Gewalt ist manchmal verstörend und er scheut sich nicht, zu foltern und zu töten. Da ihm aber auch viel Leid zugefügt wird, ist er für mich der Held der Geschichte gewesen, nicht der strahlende weiße Ritter, aber ein edler Recke mit kleinen Fehlern. Überhaupt liegt eine der Stärken der Autorin in der Figurenzeichnung. Kaum eine Figur ist eindimensional, viele sind komplex und alle handeln nachvollziehbar. Dazu trägt die geschickte Auswahl der geschilderten Szenen, die immerhin einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren abdecken, ganz wesentlich bei. Ohne das es besonders auffällt, werden historische Ereignisse eingebunden. Auch das alltägliche Leben wird geschildert ohne den Handlungsfluss zu stören. Auch politische Entscheidungen und Entwicklungen werden nachvollziehbar erläutert. Historisch belegte und fiktive Erzählstränge ergänzen sich und auch humorvolle Einschübe erhöhen das Lesevergnügen. Ebenso stagnieren die Figuren nicht, sondern entwickeln sich glaubhaft weiter. Ein ausführliches Personenregister und ein umfangreiches Nachwort, in dem Historie und Fiktion deutlich getrennt werden, stehen für den positiven Gesamteindruck. Ein kleiner Wermutstropfen war der Abschluss des Romans für mich. Er war für mich zu sehr bollywoodartig, aber sei es drum.

Fazit:
Frau Gable hat einen spannenden und fesselnden historischen Roman abgeliefert, der durch eine komplexe Geschichte und starke und glaubhafte Charakterzeichnungen gefällt. Von mir gibt es fünf Sterne (90/ 100 Punkte) und eine klare Leseempfehlung für die Freunde abenteuerlich angehauchter historischer Romane.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 03.05.2017

dunkler, aber immer noch sehr gut

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
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Buchmeinung zu Remy Eyssen – Gefährlicher Lavendel

„Gefährliccher Lavendel“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2017 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der dritte Fall für den deutschen Rechtsmediziner ...

Buchmeinung zu Remy Eyssen – Gefährlicher Lavendel

„Gefährliccher Lavendel“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2017 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der dritte Fall für den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der nun in der Provence arbeitet und im kleinen Städtchen Le Lavandou wohnt.

Zum Autor:
Remy Eyssen (Jahrgang 1955), geboren in Frankfurt am Main, arbeitete zunächst als Redakteur bei der Münchner Abendzeitung, später als freier Autor für Tageszeitungen und Magazine. Anfang der 90er Jahre entstanden die ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller.

Klappentext:

Der Frühling in Le Lavandou ist warm und verheißt einen herrlichen Sommer. Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter fühlt sich längst als echter Südfranzose und verbringt gemeinsam mit Isabelle viel Zeit auf seinem Weinberg. Doch die Idylle wird getrübt, als Leon zwei brutal zugerichtete Leichen obduzieren muss. Staatsanwaltschaft und Kommissarin haben schnell einen Verdächtigen zur Hand, doch Leon ist skeptisch und beginnt selbst zu ermitteln. Er kommt einer jahrzehntealten Geschichte auf die Spur und steht plötzlich vor der Frage, ob es gerechte Rache gibt. Da braut sich über der ausgetrockneten Erde der Provence ein apokalyptisches Gewitter zusammen, und Leon darf keine Zeit verlieren...

Meine Meinung:
Wie im Vorgängerband gibt es viele kurze Kapitel und die Erzählperspektive wechselt fast immer bei einem Kapitelwechsel. Die meisten Figuren sind knapp und ein wenig stereotyp gezeichnet. Einzig den Hauptfiguren Dr. Ritter, die stellvertretende Polizeichefin des Ortes und ihre pubertierende Tochter Lilou sind intensiver gezeichnet, aber auch hier gibt es wenig Ecken und Kanten. Alle drei sind sympathisch und man kann nicht anders, als sie zu mögen, auch wenn es diesmal eine Reihe von Störungen im ungetrübten Familienidyll gibt. Man betrachtet die Geschichte aber auch aus der Perspektive des Täters und der der Opfer. Dies nutzt der Autor, um die Geschichte voran zu treiben und die Spannung zu erhöhen, aber auch um sie stellenweise etwas zurückzufahren. Generell ist aber die Grundstimmung deutlich dunkler als in den Vorgängern. Leon ist mittlerweile als Einheimischer akzeptiert und trifft sich regelmäßig mit seinen Freunden zum Kaffee und zum Boule. Manchmal darf es auch schon ein Wein sein, auch schon zu früherer Stunde. In diesen Szenen schimmert der Humor des Autors durch. Und natürlich ist Leon ein Womanizer, was sich in dieser Folge aber auch als Problem erweist. Die meisten Polizisten agieren etwas beschränkt und die Sprache ist recht einfach aber klar und deutlich. Und trotz dieser Kritikpunkte hat mir das Buch gut gefallen. Remy Eyssen hat eine Mischung gefunden, die mich überzeugt hat. Leon Ritter ist ein Mensch, der gefällt und der vieles hat, was man auch haben möchte. Dazu eine Landschaft, wie man sie sich wünscht, eine kleine Liebesgeschichte und ein paar weniger appetitliche Nebenhandlungen. Die Nebenhandlungen sind in dieser Folge auch dunkler als in den Vorgängern, dazu kommt es auch auch zu einer Naturkatastrophe. Das war dann schon hart an der Grenze. Hier wäre weniger Nebenhandlung sicherlich mehr Lesevergnügen gewesen.
Fazit:
Dieses Buch bietet einige Ansatzpunkte zur Kritik, aber dem Autor ist immer noch eine überzeugende Mischung gelungen. Die Stärken liegen in der Atmosphäre und den gelungenen und sympathischen Figuren. Ich fand das Buch etwas schwächer als den Vorgänger, bewerte es aber noch mit fünf Sternen (90 / 100 Punkten). Auch gibt es eine klare Leseempfehlung für Krimifreunde.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Ethnokrimi der Spitzenklasse

Verwischte Spuren - Detective Daryl Simmons 7. Fall
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Buchmeinung zu Alex Winter – Verwischte Spuren
„Verwischte Spuren“ ist ein Kriminalroman von Alex Winter, der 2017 bei bookshouse als eBook und als Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:

Alex Winter, ...

Buchmeinung zu Alex Winter – Verwischte Spuren
„Verwischte Spuren“ ist ein Kriminalroman von Alex Winter, der 2017 bei bookshouse als eBook und als Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:

Alex Winter, geboren 1960 in Zürich/Schweiz, absolvierte die Kunstgewerbeschule in Zürich. Er arbeitete zunächst als Dekorationsgestalter, später in verschiedenen Berufen im In- und Ausland. Seit 1980 unternimmt er immer wieder mehrjährige Reisen, die ihn vor allem nach Australien, Neuseeland und in die Südsee führen. Alex Winter lebt heute mit seiner Frau im Zürcher Oberland.

Klappentext:

»Vor ihm stand ein junger, groß gewachsener Aborigine. Seine schwarzen Augen funkelten wie die einer wütenden Schlange. In seiner rechten Hand hielt er ein großes Jagdmesser, dessen blitzende Klinge Johns Bauch berührte.« Wer ist der geheimnisvolle Unbekannte ohne Erinnerung, den die Farmertochter Sally Storer schwer verletzt am Ufer des Warburton Creeks entdeckt und gesund pflegt? Warum nur ließ sie sich von ihm überreden, auf die Farm ihrer Familie zurückzukehren, um sich ihren Dämonen zu stellen? Immerhin wird Sally von der Polizei und der Familie ihres verschwundenen Mannes Jesse für dessen Mörderin gehalten. Während Sally von allen Seiten immer mehr unter Druck gerät, erweist sich John Rivers, wie sie »ihren« Unbekannten nennt, als Felsen in der Brandung. Doch John entpuppt sich nicht nur als guter Freund, sondern auch als cleverer Ermittler. Zu clever, wie zu ihren Leidwesen nicht nur Sally, Jesses Familie und die offenbar noch in einen weiteren Vermisstenfall involvierten Paakantyi-Aborigines feststellen müssen …


Meine Meinung:
Dies ist mein zweites Buch aus der Serie um den weißen Aborigine Daryl Simmons. Daryl hat sein Gedächtnis verloren und wird mehr tot als lebendig von einer Farmersfrau gefunden und gerettet. Weil er in einem Fluss gefunden wurde, wird er von seiner Retterin John Rivers genannt. Auch ohne den vorhergehenden Fall zu kennen, hatte ich keine Probleme in die Geschichte zu finden. Daryl / John hat alles, was mit seiner Person zu tun hat vergessen. Im Laufe der Geschichte kehren einige Erinnerungen zurück und John überrascht mit ungeahnten Fähigkeiten. Er befürchtet aber auch, dass seine Weste dunkle Flecken oder gar mehr aufweist. So hat er kein Vertrauen zur Polizei und versucht die Geheimnisse um seine Retterin alleine zu lösen.
Ich habe die Hauptfigur von Anfang an in mein Herz geschlossen. Er ist nicht unbedingt nett, aber er strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Er hat mehr von einem Eingeboren als von einem Weißen und kann die Handlungen der Aborigines oft besser verstehen und nachvollziehen als die der Farmer und der Polizisten. Dazu ist er ein aufmerksamer Beobachter und kann sehr gut zuhören, so daß viele Personen oft ungewollt ihr Wissen mit ihm teilen. So nebenbei erfährt man ähnlich zu Hillerman einiges über Stammesrituale und Eigenheiten der Eingeborenen. Zusätzlich wird auch viel Wissen über das oft harte Leben der Farmer und der Stockmen, den australischen Cowboys, vermittelt.
Die Krimihandlung selber kommt nur langsam in Schwung. Trotzdem war ich von Anfang an von diesem Buch gefesselt. Der Autor legt großen Wert auf die Beschreibung von Landschaften, Stimmungen, Beziehungen und Leuten. Meist sind es die Beobachtungen und Schlüsse der Hauptfigur, die die Handlung vorantreiben. Ein zusätzliches Moment erzeugen die zurückkehrenden Erinnerungen Johns und seine persönlichen Beziehungen zu den Aborigines und vor allem zu seiner Retterin Sally. Die Figurenzeichnung ist ausgeprägt und alle Figuren haben Stärken und Schwächen, auch wenn das Hauptaugenmerk auf John und Sally liegt. Es ist selbstverständlich, dass kulturelle Eigenarten der Aborigines bei der Auflösung eine große Rolle spielen und es John ist, der diese auch zu deuten weiß. Zusätzlich gibt es auch einige wenige Actionszenen, die sehr gut an die äußerlichen Rahmenbedingungen des Outbacks angepaßt sind, aber der Fokus liegt eindeutig auf den ruhigeren Abschnitten. Auch die Auflösung und das Ende des Romans haben mir sehr gut gefallen.
Fazit:
Daryl Simmons / John Rivers hat mich auch in diesem Band überzeugt. Dazu kommt die Charakterisierung der Figuren in vielen Grautönen, so dass die Figuren auch glaubhaft und echt wirken. Wer ruhige Krimis mag, ist hier richtig. Und Informationen über die Kultur der Aborigines und das Leben auf den Farmen im Outback gibt es kostenlos dazu. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen (95 / 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Gelungener Auftakt mit lebendigen Figuren

Gut Greifenau - Abendglanz
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Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Abendglanz

„Gut Greifenau. Abendglanz“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der Auftaktband einer Trilogie um die ...

Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Abendglanz

„Gut Greifenau. Abendglanz“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der Auftaktband einer Trilogie um die Bewohner des fiktiven Gutes Greifenau, die von 1913 bis 1919 spielt.

Zum Autor:
Hinter Hanna Caspian verbirgt sich eine erfolgreiche deutsche Autorin, die ihr Herz ans Rheinland verloren hat. Ihre historischen Liebesromane behandeln spannende Themen der vergessenen deutschen Geschichte. Dabei verwebt sie akribisch tatsächliche historische Begebenheiten mit dem Leben fiktiver Figuren. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften und Sprachen.
Mit ihrem Mann wohnt und arbeitet in unmittelbarer Nähe zum Rhein.

Klappentext:
Mai 1913: Konstantin, ältester Grafensohn und Erbe von Gut Greifenau, wagt das Unerhörte: Er verliebt sich in eine Bürgerliche, schlimmer noch – in die Dorflehrerin Rebecca Kurscheidt, eine überzeugte Sozialdemokratin. Die beiden trennen Welten: nicht nur der Standesunterschied, sondern auch die Weltanschauung. Für Katharina dagegen, die jüngste Tochter, plant die Grafenmutter eine Traumhochzeit mit einem Neffen des deutschen Kaisers – obwohl bald klar ist, welch ein Scheusal sich hinter der aristokratischen Fassade verbirgt. Aber auch ihr Herz ist anderweitig vergeben.
Beide Grafenkinder spielen ein Versteckspiel mit ihren Eltern und der Gesellschaft. So gut sie ihre heimlichen Liebschaften auch verbergen, steuern doch beide unweigerlich auf eine Katastrophe zu...

Meine Meinung:
Von Beginn an habe ich mich in und mit diesem Buch wohlgefühlt. Die Figuren sind erfrischend und zum Teil in erstaunlicher Tiefe mit Ecken und Kanten beschrieben. Neben den Liebesgeschichten der beiden Grafenkinder werden Themen aus der Welt der Bediensteten erzählt. Zusätzlich bringt der Wechsel an der Spitze des Gutes durch den Unfalltod des alten Grafen viel Unruhe auf das Gut. Politische Ereignisse spielen noch im Leben der Bewohner kaum eine Rolle, wohl aber der allgegenwärtige Standesunterschied. Es gibt viele Geheimnisse um die Bewohner des Gutes, die nach und nach an die Oberfläche gebracht werden. Meine Lieblingsfigur wurde Albert Sonntag, der als Waisenkind aufwuchs und nun als Kutscher seinen Dienst versieht. Nebenbei möchte er seine Herkunft klären. Er ermittelt in eigener Sache und unterstützt auch schwächere Bedienstete, wenn er glaubt, dass ihnen unrecht geschehen ist.
Deutlich wird auch der Unterschied zwischen den Söhnen und den Töchtern der Grafenfamilie. Während die Söhne relativ frei aufwachsen, werden die Töchter an der kurzen Leine gehalten. Etwas unglücklich ist das Alter Katharinas gewählt, die mit ihren zwölf Jahren zu jung wirkt. Ihre Mutter behandelt sie wie eine Ware, die sie möglichst günstig auf dem Heiratsmarkt unterbringen will. Überhaupt sind es die kleinen Dramen und Erfolge, die dem Roman Würze verleihen. Manche Figuren sind etwas einseitig gestaltet, aber sie passen dennoch in die Geschichte. Das Leben auf dem Gut wird glaubhaft und realistisch beschrieben und von Zeit zu Zeit passiert etwas aufregendes. Etwas bedauerlich finde ich, das zum Ende des Buches kaum ein Erzählstrang abgeschlossen ist.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und bei der Vielzahl der Figuren findet sich für jeden Leser etwas. Mit einigen Figuren fiebert man mit, anderen wünscht man weniger Erfolg. Der Leser weiß von kommenden Weltkrieg, auf den das Gut nicht wirklich vorbereitet ist. So ziehen düstere Wolken am Horizont auf und ich bin auf die Folgebände gespannt.

Fazit:
Mich hat dieser Roman positiv überrascht und vor allem hat er mich gut unterhalten. Es gibt aber auch Punkte, bei denen Luft nach oben ist. So vergebe ich gute vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für diese gut erzählte Familiensaga aus.

Veröffentlicht am 02.06.2018

Ramses II in ruhigen Zeiten

Ramses - Beschützer der Beiden Länder -
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Buchmeinung zu Anke Dietrich – Ramses – Beschützer der Beiden Länder

„Ramses – Beschützer der Beiden Länder“ ist ein Historischer Roman von Anke Dietrich, der 2017 im Selbstverlag erschienen ist. Dies ...

Buchmeinung zu Anke Dietrich – Ramses – Beschützer der Beiden Länder

„Ramses – Beschützer der Beiden Länder“ ist ein Historischer Roman von Anke Dietrich, der 2017 im Selbstverlag erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Serie um Ramses II.

Zum Autor:
Schon in jungen Jahren war Anke Dietrich von alten Kulturen fasziniert. Seit 2001 gehört ihre Liebe dem alten Land am Nil mit seiner unglaublichen 3000-jährigen Geschichte, seinen Pharaonen und Göttern, den grandiosen Bauwerken und der Mystik, die dieses Land umgibt und der sie sich einfach nicht entziehen kann.

Klappentext:
Regierungsjahr 11 in der Jahreszeit der Ernte – Ramses nimmt seine neue Hauptstadt im Delta in Besitz und verlegt damit seinen Regierungssitz weiter nach Nordosten.
Die Stadt des Seth ist ein wahres Kronjuwel geworden. Die vergangenen Jahre waren eine Abfolge des Wohlstandes in den Beiden Ländern. Kriege und Hungersnöte sind aus Ägypten gebannt. Den Menschen geht es gut. Trotzdem genügt es einigen noch immer nicht. Sie bereichern sich am Eigentum anderer, und selbst vor dem Schatzhaus des Pharaos machen sie nicht Halt.
Während Ramses’ Beamte versuchen, die Räuber auf frischer Tat zu stellen, findet im Reich der Hethiter ein Machtwechsel statt. Hattusili stürzt seinen Neffen vom Thron und schickt ihn in die Verbannung. Das will Urhi-Teschup nicht hinnehmen – er bittet Ramses um Asyl.
Wie soll Ramses sich verhalten? Gewährt er dem gestürzten Großkönig seine Bitte und verhilft ihm zur Flucht, erhält er Informationen über Hatti aus erster Hand. Er zieht sich aber auch den Groll Hattusilis zu. Darf er es wagen oder ist die Gefahr einer Bedrohung durch die hethitischen Horden zu groß?

Meine Meinung:
Dies ist nach den Neuen Bogen das Zweite Buch aus der Reihe um Ramses II., das ich gelesen habe. Man spürt die Begeisterung der Autorin bei ihrer Erzählung über das Leben im alten Ägypten. Mangels kriegerischer Auseinandersetzungen sorgt diesmal ein wiederholter Diebstahl aus dem Schatzhaus für spannende Episoden. Die Ermittlungen in diesem Fall sind interessant und man spürt die wachsende Verzweiflung der Ermittler, die den Tätern lange Zeit nicht wirklich näher kommen. Auch sorgt Baki, der widerspenstige Sohn Setaus, für Turbulenzen. Setau gibt ihn in die Obhut von Golo, eines Medjai, um Baki auf die rechte Spur zurüch zu bringen.
Im Wesentlichen begleiten wir aber die Mitglieder der königlichen Familie und erfahren viele Details aus dem Königshaus. Ramses ist ein intelligenter Herrscher, der ein Händchen für seine Beamten hat. Er versucht ein gerechter Herrscher für das Volk zu sein und auch die Götter durch die Errichtung von Tempeln und anderen Bauten friedlich zu stimmen. Man kennt seine Gedanken, erfährt aber auch von den Zwängen, die seine Familie betreffen. Er ist ein weltoffener Mensch und hört sich sogar Ratschläge seiner Untergebenen an und setzt diese dann auch manchmal um. Ungestörte Momente sind in seinem Leben eher selten und auch von Schicksalsschlägen wird er nicht verschont. Er ist charismatisch und auch sympathisch.
Anke Dietrich gelingt es, den Figuren Leben einzuhauchen und in das tägliche Leben der Figuren einzutauchen. Auch die rechtliche Situation wird beleuchtet. Es gibt keine Sklaven in Ägypten und auch die Rechte der Frauen waren sehr ausgeprägt. Ein kleines Manko ist, das die Vorzüge mehrmals angesprochen werden. Auch sind mir viele der Figuren einfach zu weiß. Es fehlen die Grautöne vor allem im direkten Umfeld des Pharaos.
Der Schreibstil ermöglicht ein angenehmes Lesen und auch humorvolle Passagen fehlen nicht. Der gute Eindruck wird durch ein umfangreiches Personenregister, ein Glossar, einem Verzeichnis wichtiger Götter und ihrer Zuständigkeit und vor allem durch die Anmerkungen der Autorin unterstützt. Diese Anmerkungen sind sehr interessant und geben einen guten Eindruck, warum der Roman so geworden ist.

Fazit:
Es war wieder ein Vergnügen, die Figuren aus dem alten Ägypten zu begleiten. Die Begeisterung der Autorin für diese Zeit war spürbar und auch die Spannung kam nicht zu kurz. Die Figuren wirkten lebendig und sympathisch, aber es hätten mehr Grautöne bei der Charakterisierung sein dürfen. Deshalb vergebe ich vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Mir hat dieser Band besser gefallen als der Vorgänger.