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Veröffentlicht am 29.08.2020

Das Berlin der Zwanziger wird lebendig

Fräulein Gold. Schatten und Licht
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Buchmeinung zu Anne Stern – Fräulein Gold: Schatten und Licht

„ Fräulein Gold: Schatten und Licht“ ist ein historischer Roman von Anne Stern, der 2020 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Das ungekürzte ...

Buchmeinung zu Anne Stern – Fräulein Gold: Schatten und Licht

„ Fräulein Gold: Schatten und Licht“ ist ein historischer Roman von Anne Stern, der 2020 im Rowohlt Verlag erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von Anne Thalbach gelesen und ist 2020 im Argon Verlag erschienen.

Zum Autor:
Anne Stern wurde in Berlin geboren, wo sie auch heute mit ihrer Familie lebt. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik promovierte sie in deutscher Literaturwissenschaft und arbeitete als Lehrerin in der Lehrerbildung.

Sprecher:
Anna Thalbach stand bereits mit sieben Jahren das erste Mal für einen Kinofilm vor der Kamera. Seitdem arbeitet sie gleichermaßen erfolgreich für Theater, Film und Fernsehen. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ist Anna Thalbach eine der gefragtesten Hörbuchsprecherinnen.

Klappentext:
1922: Hulda Gold ist gewitzt und unerschrocken und im Viertel äußerst beliebt. Durch ihre Hausbesuche begegnet die Hebamme den unterschiedlichsten Menschen, wobei ihr das Schicksal der Frauen besonders am Herzen liegt. Der Große Krieg hat tiefe Wunden hinterlassen, und die junge Republik ist zwar von Aufbruchsstimmung, aber auch von bitterer Armut geprägt. Hulda neigt durch ihre engagierte Art dazu, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Zumal sie bei ihrer Arbeit nicht nur neuem Leben begegnet, sondern auch dem Tod. Im berüchtigten Bülowbogen, einem der vielen Elendsviertel der Stadt, kümmert sich Hulda um eine Schwangere. Die junge Frau ist erschüttert, weil man ihre Nachbarin tot im Landwehrkanal gefunden hat. Ein tragischer Unfall. Aber wieso interessiert sich der undurchsichtige Kriminalkommissar Karl North für den Fall? Hulda stellt Nachforschungen an und gerät dabei immer tiefer in die Abgründe einer Stadt, in der Schatten und Licht dicht beieinanderliegen.

Meine Meinung:
Dieses Buch vermittelt viel Atmosphäre und zusammen mit der Sprecherin werden die Figuren lebendig. Die Charaktere sind mit vielen Grautönen gezeichnet und bieten deshalb auch viele Überraschungen. Berufsbedingt ist Hulda recht selbstständig und kommt viel in ihrem Viertel herum. Sie hat ein Auge für ihre Umwelt und führt selbst auch kein sorgloses Leben, aber es reicht immer noch und das ist mehr als bei vielen anderen Berlinern. Privat läuft es gerade nicht so gut. Da lernt sie den Kommissar Karl North kennen. Beide ermitteln auf ihre eigene Weise und sind sich menschlich nicht unsympathisch. Im Alltagsleben tauchen erste Ressentiments gegenüber Juden auf und vielerorts herrscht ein Klassendenken. Hulda und Karl arbeiten beide in Berufen, in denen sie auf Menschen aus mehreren Schichten treffen. Der Leser erfährt von traurigen Einzelschicksalen, erlebt glückliche Momente mit und begleitet eine Hulda, zu deren Wortschatz das Wort Angst nicht gehört. Sie wirkt sehr sympathisch, weil sie den Dingen auf den Grund gehen will. Ähnlich ist es mit Karl North, der zunehmend auch Herz zeigt. Die Grundstimmung ist eher dunkel, aber humorvolle Zwischentöne lockern das triste Geschehen immer wieder auf. Das Berlin der frühen 20-er Jahre wird mit seinen Vor- und Nachteilen lebendig und alle Figuren versuchen so viel wie möglich davon abzubekommen. Der Kriminalfall spielt zu Beginn kaum eine Rolle, rückt aber zunehmend in den Fokus und sorgt für einige Spannungsmomente.

Fazit:
Das Berlin der 20-er Jahre wird in diesem Buch lebendig und ein Kriminalfall dient als Bindeglied. Spannende Figuren und eine interessante Handlung sorgen für einen Lese- und Hörgenuss. Die Vorleserin Anna Thalbach mach einen ausgezeichneten Job. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2020

Eine harte und spannende Geschichte mit einigen Überraschungen

Die Brut der Wölfe
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Buchmeinung zu Daniel Wehnhardt – Die Brut der Wölfe

„Die Brut der Wölfe“ ist ein Kriminalroman von Daniel Wehnhardt, der 2019 im Prolibris Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Daniel Wehnhardt, 1984 in ...

Buchmeinung zu Daniel Wehnhardt – Die Brut der Wölfe

„Die Brut der Wölfe“ ist ein Kriminalroman von Daniel Wehnhardt, der 2019 im Prolibris Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Daniel Wehnhardt, 1984 in Fürstenhagen geboren, studierte in Kassel Spanisch und Politikwissenschaft und ist nun angehender Lehrer. Er ist Gewinner diverser Literaturwettbewerbe. 2016 erschien mit »Verpressung« sein erster Kassel-Krimi. In seiner Freizeit widmet er sich der Literatur und den asiatischen Kampfkünsten.

Klappentext:
Bahía Feliz, Gran Canaria. Hierhin hat sich André Jäger zurückgezogen. Nach dem schmerzlichen Verlust eines besten Freundes hat er alles hinter sich gelassen: seinen Beruf, seine große Liebe, seine Familie. Nun ruft der Kasseler Chef des Verfassungsschutzes ihn zurück in seine Heimat. Rechtextremisten haben einen Anschlag mit zahlreichen Toten und Verletzten verübt. Jäger soll weiteres Blutvergießen verhindern und die braune Zelle infiltrieren. Was er nicht weiß: Nicht nur die Zeit spielt gegen ihn …

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich positiv überrascht, denn kaum etwas war so wie ich es erwartet hatte. Andre Jäger, die Hauptfigur, ist durchaus komplex gezeichnet. Er hat seine Ecken und Kanten, nimmt es manchmal nicht so genau mit den Buchstaben des Gesetzes und er hat noch eine Rechnung offen. Sein bester Freund starb bei einem Kampfsportevent, weil sein Gegner nicht aufhören konnte. Für Andre, selbst Kampfsportler, war es Mord. Aber nun kehrt er nach Kassel zurück, um als V-Mann für den Verfassungsschutz in rechten Kreisen zu ermitteln. Anschaulich wird der Weg Andres in die rechtsextreme Gruppe beschrieben, die erst durch ein Spitzel möglich wird. Die Gruppe selber ist professionell geleitet und ihr Anführer ist ein angemessener Gegner. Die Leute des Verfassungsschutzes wirken da eher wie Lehrlinge.
Die Spannung baut sich langsam auf, steigert sich kontinuierlich und entlädt sich in einem Showdown erster Güte. Der Schreibstil ist einfach, aber leicht lesbar und gut verständlich. Manche Stellen sind hart und grausam, da darf man nicht zu zart beseidet sein. Der Ich-Erzähler Andre vermittelt seine Gedanken, seine Sorgen und Nöte und seine Gefühle in einer Weise, die Sympathien weckt. Auch seine Verbundenheit zu Kassel, die Stadt seiner Geburt und seines Aufwachsens, findet Ausdruck in seiner atmosphärischen Schilderung. Seine Motivation wächst erheblich, als er im Anführer der Gruppe den letzten Gegner seines Freundes erkennt.
Der Leser glaubt, dass Andre alles im Griff hat, aber der Autor hat einige Überraschungen auf Lager.

Fazit:
Mir hat dieser Kriminalroman in weiten Teilen sehr gut gefallen, allein fehlt es manchmal an Glaubwürdigkeit, denn das Spektakuläre geht zu ihren Lasten. Andre kann es locker mit Ikonen aus diesem Genre aufnehmen. Von mir gibt es gute vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Ich kann das Buch Freunden spannender Unterhaltung empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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Veröffentlicht am 23.08.2020

Intelligente und spannende Unterhaltung

Alter Hund, neue Tricks
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Buchmeinung zu Adrian McKinty – Alter Hund, neue Tricks

„Alter Hund, neue Tricks“ ist ein Kriminalroman von Adrian McKinty, der 2020 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Peter Torberg erschienen ist. Der ...

Buchmeinung zu Adrian McKinty – Alter Hund, neue Tricks

„Alter Hund, neue Tricks“ ist ein Kriminalroman von Adrian McKinty, der 2020 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Peter Torberg erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet „Hang On St Christopher“.

Zum Autor:
Adrian McKinty, geboren 1968 in Belfast, zählt zu den wichtigsten nordirischen Krimiautoren. Nach einem Philosophiestudium an der Oxford University verschlug es ihn nach New York und Denver, wo er verschiedenste Jobs annahm, vom Barkeeper bis zum Rugbycoach. Nach einigen Jahren in Melbourne, Australien, lebt der preisgekrönte Autor und Journalist mit seiner Familie heute wieder in New York.
Peter Torberg, geboren 1958 in Dortmund, studierte in Münster und Milwaukee (Wisconsin). Seit 1990 arbeitet er hauptberuflich als Übersetzer. 2015 wurde er Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Klappentext:
Belfast, 1992. Der ehemalige Detective Inspector Sean Duffy hat sich unlängst mit seiner Familie nach Schottland abgesetzt. In Belfast ist er nur noch tageweise. Doch als ein Landschaftsmaler ermordet wird, muss Duffy ein paar Extratage dranhängen. Alles sieht nach Autodiebstahl mit tödlichem Finale aus: Jemand hatte es auf den Jaguar des Opfers abgesehen, wurde überrascht, eine Waffe ist losgegangen. Doch ein Blick auf die Werke des Malers wirft die Frage auf, wie er damit genug Geld für einen Luxuswagen hatte verdienen können. Und wieso hat er regelmäßig eine Telefonnummer in der Republik Irland angerufen? Eine Nummer, die zu IRA-Funktionären im Exil führt. Duffy lässt sich nicht mit einfachen Lösungen abspeisen und gräbt tiefer. Bis er selbst von allen Seiten unter Beschuss gerät …

Meine Meinung:
Ich mag die Figur Sean Duffy ungemein. Die Mischung aus eher elitären Vorlieben im Musik- und Kunstbereich in Verbindung zu seiner eher rustikalen Ermittlungsweise hat etwas. So kommt er auch mit Leuten alter Schule gut zurecht und sieht in der neuen Generation Polizisten eher etwas Negatives. Dann gibt es seine Familie in Schottland, die er sehr liebt, die aber auch für Ruhe und Beschaulichkeit steht. Ab und zu fehlt ihm die Extraration Adrenalin, die ihm nur in gefährlichen Situationen zukommt. Nun zu Beginn der 90-er Jahre haben sich einige IRA-Funktionäre hinter die Grenze zurückgezogen und üben dort ihr Wirken fast ungestört aus. Den britischen Ermittlern begegnet immer wieder eine Mauer des Schweigens. Es ist bewundernswert, wie die alten Hasen damit umgehen und trotzdem zu Fortschritten kommen. Auch wenn es meist Laufarbeit ist, die geschildert wird, bleibt es durchgehend spannend. Im weiteren Verlauf wird es lebhafter und Duffy muss seine Kämpferqualitäten zeigen. Bei der Auflösung kommt auch eine politische Komponente ins Spiel und die Idee „Patt ist gut, damit können wir schon eine Zeitlang gut leben“ passt zu diesem Buch. Sean Duffy tut, was er tun muss und der Schutz der Familie hat nun oberste Priorität.
Der Schreibstil ist meist umschreibend, wird aber bei Bedarf auch sehr direkt. Die Figuren sind wunderbar komplex mit vielen Grautönen, vielleicht mit Ausnahme der Jungpolizisten. Selbst der Hardliner auf Seiten der IRA hat einige Gemeinsamkeiten mit Sean Duffy.

Fazit:
Dieses Buch lebt von vielen Gegensätzen, einen Plot mit Überraschungen und komplexen Figuren mit vielen Grautönen. Deshalb vergebe ich gerne die Höchstnote fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten). Dazu gibt es eine Leseempfehlung für die Freunde intelligenter Kriminalromane.

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Veröffentlicht am 22.08.2020

Fällt nach ansprechendem Beginn stark ab

Lady Arrington und die tödliche Melodie
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Buchmeinung zu Charlotte Gardener – Lady Arrington und die tödliche Melodie

„Lady Arrington und die tödliche Melodie“ ist ein Kriminalroman von Charlotte Gardener, der 2020 bei beThrilled erschienen ist. ...

Buchmeinung zu Charlotte Gardener – Lady Arrington und die tödliche Melodie

„Lady Arrington und die tödliche Melodie“ ist ein Kriminalroman von Charlotte Gardener, der 2020 bei beThrilled erschienen ist.

Zum Autor:
Nachdem Charlotte Gardener mehr als dreißig Jahre lang in London am Theater gearbeitet hat, ist sie nun an den Ort ihrer Kindheit. In Brighton hat sie auch endlich die Ruhe gefunden, um ihr Hobby zum Beruf zu machen: Das Schreiben von Kriminalromanen. Und wenn sie nicht gerade in einem kleinen Café an einem Roman tüftelt, unternimmt sie mit ihrem Hund Scofield lange Spaziergänge am Strand.

Klappentext:
Mary Elizabeth Arrington freut sich, auf die Queen Anne zurückzukehren! Doch schon beim Eröffnungskonzert wird ihre Freude getrübt. Der Pianist ruiniert den Abend, indem er den Auftritt der Operndiva Anastasia Botticelli mit einem vollkommen falschen Lied übertönt. Noch in derselben Nacht wird der Musiker tot aufgefunden - erdolcht an seinem Klavier! Erneut steckt Krimi-Autorin Mary mitten in einem echten Mordfall - und gerät diesmal selbst ins Visier des Mörders. Zum Glück kann sie sich diesmal nicht nur auf die tatkräftige Hilfe ihres Zimmermädchens Sandra und ihres Lektors Mr. Bayle verlassen - sondern auch auf die des attraktiven Kapitäns.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich in weiten Teilen sehr enttäuscht, zumal der Auftakt durchaus vielversprechend war. Lady Arrington ist eine sympathische Dame in den besten Jahren, die ihr von einer Schreibblockade bedrohtes Autorendasein mit einer Kreuzfahrt bekämpfen will. Leider ist sie die mit Abstand interessanteste Figur. Viele Figuren sind klischeebeladen und arg eindimensional, seien es der Kritiker, die Operndiva, einige Besatzungsmitglieder, die Gouvernante mit ihrem Mündel und insbesondere der Schiffsarzt. Insbesondere die Glaubwürdigkeit und die Logik leiden sehr darunter. Geradezu passend dazu ist die Auflösung, die dem ganzen die Krone aufsetzt. Dabei ist der Schreibstil durchaus angenehm und mit einigen humorvollen Elementen durchsetzt.

Fazit:
Mir hat das Buch mit zunehmender Dauer immer weniger gefallen und deshalb vergebe ich nur zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten). Eine Leseempfehlung kann ich nicht aussprechen.

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Veröffentlicht am 22.08.2020

Nur die blassen Hauptfiguren verhindern die Höchstwertung

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Buchmeinung zu Maria W. Peter – Eine Liebe zwischen den Fronten

„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist ein historischer Roman von Maria W. Peter, der 2020 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Maria W. ...

Buchmeinung zu Maria W. Peter – Eine Liebe zwischen den Fronten

„Eine Liebe zwischen den Fronten“ ist ein historischer Roman von Maria W. Peter, der 2020 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Maria W. Peter studierte Sprachen, Literatur und Geschichte an der Universität des Saarlandes und der Université de Metz. Nach einem Fulbright-Stipendium an der School of Journalism in Columbia/Missouri begann sie, historische Romane und Theaterstücke zu schreiben. Mehrfach wurde sie mit Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Literaturpreis Homer für ihren Roman Die Festung am Rhein.

Klappentext:
Berlin, 1870: Die Französin Madeleine und der junge deutsche Arzt Paul feiern gerade ihre Verlobung, als eine schreckliche Nachricht ihre Pläne durchkreuzt: Zwischen Preußen und dem Französischen Kaiserreich ist der Krieg ausgebrochen. Überstürzt brechen Madeleine und ihr Vater in ihre Heimatstadt Metz auf. Paul muss als preußischer Militärarzt zurück zu seinem Regiment nach Coblenz. Von nun an Feinde zu sein und auf unterschiedlichen Seiten zu stehen, ist für Paul und Madeleine unerträglich. Kann ihre Liebe den Krieg überstehen?

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich in weiten Teilen begeistert und mir viel Freude beim Lesen bereitet. Zudem habe ich viel Neues über den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 erfahren. Man spürt jederzeit die Begeisterung der Autorin für die Menschen, die durch diesen Krieg viel Leid erfahren mussten. Mit Clement Tellier, dem Bruder Madeleines, hat Frau Peter eine Figur erschaffen, die mich begeistert hat mit all ihren Facetten und Unwägbarkeiten. Leider fallen die beiden Hauptfiguren Madeleine und Paul dagegen deutlich ab. Diesen beiden Figuren fehlen fast jede Grautöne, sie haben einfach nur positive Eigenschaften. Ihre Liebesgeschichte bildet das Bindeglied des Romans. Ihre Liebe schafft es letztendlich auch, den übersteigerten Nationalismus auf beiden Seiten zu überwinden. Auf dem Weg dahin muss vor allem Madeleine eine Reihe gefährlicher Begegnungen überstehen. Ein paar Kapitel sind den algerischen Menschen gewidmet, die auf Seiten der Franzosen in den Krieg gezwungen wurden.
Die Gräuel des Krieges werden deutlich, auch wenn fast vollständig auf die Beschreibung bluttriefender Szenen verzichtet wird. Gerade auch die Zivilbevölkerung erfuhr großes Leid durch die Belagerung ganzer Städte und der Einquartierung der Soldaten. Auf beiden Seiten gab es Einzelpersonen und auch Gruppen, die ohne Rücksicht auf das eigene Wohl versuchten zu helfen. All dies findet seinen Niederschlag in diesem Buch.
In einem umfangreichen Nachwort bezieht die Autorin Stellung zu ihren Gedanken zu dieser Zeit. Ein Glossar, eine Danksagung mit Quellenangaben, ein Personenverzeichnis und Stöber- und Reisetipps zur Region und seiner Geschichte runden das Werk ab.

Fazit:
Ein sehr gelungener Beitrag zur deutsch-französischen Geschichten, der allerdings durch die blassen Hauptfiguren getrübt wird. Von mir gibt es deshalb nur vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten), aber trotzdem eine klare Leseempfehlung.

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