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Veröffentlicht am 10.04.2019

Fulminantes Tempo überdeckt vorhandene Schwächen

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Buchmeinung zu Alexander Oetker – Zara und Zoe: Rache in Marseille

„Zara und Zoe: Rache in Marseille“ ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2019 bei Droemer TB erschienen ist.

Zum Autor:
Alexander ...

Buchmeinung zu Alexander Oetker – Zara und Zoe: Rache in Marseille

„Zara und Zoe: Rache in Marseille“ ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2019 bei Droemer TB erschienen ist.

Zum Autor:
Alexander Oetker wurde 1982 in Berlin geboren. Er ist Fernsehjournalist und Autor. Vier Jahre leitete er das Pariser Korrespondentenbüro für die Fernsehsender RTL und n-tv, ist profunder Kenner von Politik und Gesellschaft in Frankreich und berichtete von dort über alle Terroranschläge der vergangenen Jahre. Seit 2012 berichtet er für RTL als politischer Korrespondent aus Berlin. Alexander Oetker lebt in Berlin und verbringt viel Zeit des Jahres in Frankreich.

Klappentext:
Kommissarin Zara von Hardenberg ist die beste Profilerin bei Europol. Weil sie sich alles merkt, alles entdeckt und alles voraussieht. Das Dumme ist nur: Sie kann keine Regeln brechen. Als sie ein junges Mädchen bestialisch ermordet in der Felsenlandschaft Marseilles finden, spürt sie, dass das Verbrechen auf eine drohende Katastrophe hinweist. Sie kennt nur eine, die diese noch aufhalten kann: ihre Zwillingsschwester Zoë – eine Killerin der korsischen Mafia, deren einzige Grenze sie selbst ist. Das Aufeinandertreffen der verfeindeten Schwestern wird zum Kampf um Leben und Tod. Und dann erst beginnt der eigentliche Showdown im nächtlichen Marseille.

Meine Meinung:
Bei diesem Buch hat mich das fulminante Tempo überzeugt, während die Charaktere eher klischeehaft gestaltet waren. Die so unterschiedlichen Zwillinge Zara und Zoe hassen sich, finden dann aber doch zusammen und keiner merkt es. In diesem Buch wird ein Marseille geschildert, das so gar nicht den Tourismusinformationen entspricht. Die agierenden Figuren sind knallhart und konsequent. Es wird deutlich, wie das Leben in den einzelnen Stadtbezirken funktioniert, in denen der Staat so gut wie keinen Einfluss hat. Zara und Zoe sind hier aufgewachsen, aber als Jugendliche haben sich die Wege getrennt. Beide können das Leben des jeweils anderen eigentlich nicht akzeptieren. Dann erkennt Zara, dass es mit ihren Methoden nicht funktioniert, ein großes Unglück zu verhindern und sie sucht Kontakt zu Zoe, die ziemlich skrupellos auf der dunklen Seite agiert. Hier kommt der als politische Journalist tätige Autor in gefährliches Fahrwasser. Wo rechtstaatliche Methoden versagen, wird halt Gewalt angewendet, denn der Zweck heiligt hier die Mittel. Das Dumme daran ist, dass ich fürchte, dass der Autor recht haben könnte. Eine Verknüpfung der Themen Gewalt in den Vorstädten, zwielichtige Politiker und Investoren, korrupte Polizisten, hoffnungslose Jugendliche, organisierte Kriminalität und Terrorismus bringt die Probleme einiger südfranzösischer Städte auf den Punkt.
Diese Dystopie wird in einem atemberaubenden Tempo serviert, das nur selten von ruhigeren Passagen unterbrochen wird. Diese explosive Mischung läßt auch die Beteiligten nicht unverändert zurück. Zoe und Zara mischen das Ganze auf sehr unterhaltsame Weise auf, aber Profil gewinnen sie dabei nur selten.
Die Kapitel werden jeweils aus der Sicht einer Person geschildert, und die Sprache wechselt genauso. Bei Zara ist es eine ruhige gediegene Sprache, während in den Abschnitten aus Zoes Perspektive eine raue Gangart dominiert. Der Stil erinnert mich an viele Romaneaus dem hardboiled Bereich, aber die Figuren sind nur zum Teil typisch für dieses Genre. Zoe passt ohne Zweifel, aber Zara ist ungewöhnlich. Seltsamerweise war Zoe für mich der sympathischere Teil dieses Duos.
Es gibt mehrere Handlungsstränge, die scheinbar wenig miteinander zu tun haben, aber der Autor führt sie dann doch überzeugend zusammen.

Fazit:
Eigentlich gibt es einige Gründe keine Topwertung zu vergeben, aber das fulminante Tempo und die mitreißenden Figuren der Zwillinge lassen mich zu fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) greifen. Für die Freunde von hardboiled Krimis kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 10.04.2019

Unpassende Beschreibung eines Frauenschicksals führt zur Abwertung

Campermord in Bensersiel. Ostfrieslandkrimi
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Buchmeinung zu Rolf Uliczka – Campermord in Bensersiel

„Campermord in Bensersiel“ ist ein Kriminalroman von Rolf Uliczka, der 2019 im Klarant Verlag erschienen ist. Dies ist der sechste Band um die Kommissare ...

Buchmeinung zu Rolf Uliczka – Campermord in Bensersiel

„Campermord in Bensersiel“ ist ein Kriminalroman von Rolf Uliczka, der 2019 im Klarant Verlag erschienen ist. Dies ist der sechste Band um die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens.

Zum Autor:
Rolf Uliczka ist geboren und aufgewachsen am Rande der romantischen Holsteinischen Schweiz und lebt mit seiner Frau seit einigen Jahren im Saterland. Menschen in all ihren Facetten und ihre Geschichten haben ihn schon immer fasziniert. Auch das Schreiben war und ist eine seiner größten Leidenschaften. Ostfriesland, das Land der Leuchttürme, des Wattenmeeres, der grünen Landschaften mit seinen geheimnisvollen Mooren und Inseln, wo jährlich Millionen ihren Urlaub verbringen, bietet ihm viel Stoff für das Unerwartete. Genau das macht auch die Spannung seiner Ostfrieslandkrimis aus.

Klappentext:
Tödliche Schatten liegen über dem ostfriesischen Küstenort Bensersiel. Im Yachthafen schwimmt die Leiche des ermordeten Saisonkellners Gernot Kaldenbach, der auf dem nahe gelegenen Campingplatz wohnte. Fast zeitgleich verschwindet die verführerisch attraktive Saisoncamperin Anna, viel deutet auf eine Entführung hin. Die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens von der Kripo Wittmund stoßen auf ein Geflecht aus Eifersucht, Leidenschaft und Gier. Der Campingplatz offenbart sich als ein Ort der Geheimnisse, und mehrere der Bewohner geraten unter Verdacht. Hat Annas Mann Manuel womöglich ein Verhältnis seiner Frau mit dem selbstbewussten Kellner nicht ertragen? Doch es gibt auch Spuren, die auf ganz andere Zusammenhänge schließen lassen. Je mehr die Ermittler über das Mordopfer erfahren, desto zwielichtiger erscheint der Mann. Hat er das organisierte Verbrechen an die ostfriesische Küste gebracht? Die Kommissare ermitteln in alle Richtungen, als plötzlich eine unerwartete Nachricht eintrifft …

Meine Meinung:
Gut und leicht bin ich in das Buch hereingekommen, die Atmosphäre auf dem Campingplatz war gut getroffen. Die meisten Figuren waren mir sympathisch, aber sie waren alle recht oberflächlich gestaltet. Eindeutig zu kurz kamen mir die Kommissare Bert Linnig und Nina Jürgens, die beide leider blass blieben. Die Hauptrolle übernimmt die verschwundene Camperin Anna, deren Weg hauptsächlich geschildert wurde. Gerade die Beschreibung ihres Schicksals hat mich sehr enttäuscht. Ihr Leidensweg wurde mir viel zu positiv geschildert. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass sie auf einer Urlaubsreise unterwegs sei, obwohl sie sich doch in den Händen von Kriminellen befand. Die Schilderung der Geschehnisse auf dem Campingplatz war durchaus spannend, auch weil das ein oder andere Geheimnis aufgedeckt wurde. Überraschungen gab es bei der Lösung der Kriminalfälle, die logisch erklärt wurden. Aber der dominierende Eindruck war die unsägliche Beschreibung des Schicksals Annas. Dies führt zu einer klaren Abwertung.

Fazit:
Der Genuss eines in Teilen durchaus lesenswerten Krimis wird durch die unpassende Beschreibung eines Frauenschicksals massiv gestört. So kann ich nur zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten) vergeben und keine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Krönender Abschluss der Familiensaga

Gut Greifenau - Morgenröte
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Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Morgenröte

„Gut Greifenau. Morgenröte“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2019 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der dritte und abschließende Band einer ...

Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Morgenröte

„Gut Greifenau. Morgenröte“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2019 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der dritte und abschließende Band einer Trilogie um die Bewohner des fiktiven Gutes Greifenau, die von 1913 bis 1919 spielt.

Zum Autor:
Hinter Hanna Caspian verbirgt sich eine erfolgreiche deutsche Autorin, die ihr Herz ans Rheinland verloren hat. Ihre historischen Liebesromane behandeln spannende Themen der vergessenen deutschen Geschichte. Dabei verwebt sie akribisch tatsächliche historische Begebenheiten mit dem Leben fiktiver Figuren. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften und Sprachen.
Mit ihrem Mann wohnt und arbeitet in unmittelbarer Nähe zum Rhein.

Klappentext:
1918 ist der Frieden mit Russland in greifbarer Nähe.
Nach einem Mordanschlag ist es fraglich, ob Konstantin das noch erleben wird. Immerhin pflegte die Dorflehrerin Rebecca ihn aufopferungsvoll. Graf Adolphis indes ist verzweifelt. Durch den Kauf von Kriegsanleihen ist das Gut hoch verschuldet.
Gräfin Feodora drängt Katharina zur Hochzeit mit dem Scheusal Ludwig, einem Neffen des Kaisers. Diese Verbindung wird zur Überlebensfrage für Gut Greifenau. Doch Katharinas Herz schlägt für den Industriellensohn Julius. Kurz vor der Hochzeit flieht sie. In Berlin gerät sie mitten in die Wirren der Novemberrevolution.
Der Krieg ist zu Ende und der Kaiser selbst geflohen.

Meine Meinung:
Vieles, was ich zu den ersten beiden Teilen geschrieben habe, kann ich nur wiederholen. Ich habe mich in und mit diesem Buch wohlgefühlt. Die Figuren sind erfrischend und zum Teil in erstaunlicher Tiefe mit Ecken und Kanten beschrieben. Wieder geht es um die Liebesgeschichten der beiden Grafenkinder, Themen aus der Welt der Bediensteten, aber auch Entwicklungen, die sich aus dem Kriegsende ergaben. Politische Ereignisse spielen weiterhin im Leben der Bewohner kaum eine Rolle, wohl aber der allgegenwärtige Standesunterschied und immer noch Versorgungsengpässe, die nach Kriegsende verstärkt auftreten. Es gibt immer noch viele Geheimnisse um die Bewohner des Gutes, die nach und nach an die Oberfläche gebracht werden und auch die ein oder andere Figur taucht wieder auf, die das Gut zwischenzeitlich verlassen hatte. Albert Sonntag bleibt meine Lieblingsfigur, auch wenn sich seine Rolle wieder etwas wandelt. Er hat eine Frau gefunden, die er liebt, und einen Vater, der ihn nicht als Sohn kennt. Und dann ist da noch das Ziel seiner Rachegedanken, Pastor Wittekindt.
Katharina, die schon im letzten Band von einem jungen Mädchen zu einer selbstbewußten jungen Dame geworden ist, arbeitet weiter an der Realisierung ihrer Träume. Viele in ihrem Umfeld sind von der Hartnäckigkeit und der Kompromisslosigkeit der jungen Frau beeindruckt. Überhaupt sind es weiterhin die kleinen Dramen und Erfolge, die dem Roman Würze verleihen. Manche Figuren sind etwas einseitig gestaltet, aber sie passen dennoch in die Geschichte. Das Leben auf dem Gut wird glaubhaft und realistisch beschrieben und von Zeit zu Zeit passiert etwas aufregendes. Und diesmal werden alle wesentlichen Erzählstränge zu einem gemeinsamen Ende verwebt. Nach vielen dramatischen Ereignissen endet die Geschichte mit der ersten freien Wahl, bei der auch Frauen abstimmen durften. Dies ist ein überaus passender Abschluss der Geschichte.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und bei der Vielzahl der Figuren findet sich für jeden Leser etwas. Mit einigen Figuren fiebert man mit, anderen wünscht man weniger Erfolg. Der Leser lernt die Auswirkungen des Krieges auf die Bewohner des Gutes kennen und die kleinen Dramen wirken präsenter als die auch vorhandenen Glücksmomente. Viele der Figuren entwickeln sich weiter und überraschen mit neuen Eigenschaften. Nikolaus und Anastasia, die beiden anderen Grafenkinder, spielen eine größere Rolle als bisher, aber auch für die bekannten Figuren stehen Entwicklungen an, die diese fordern und manchmal auch überfordern. Es gibt viel Leid, aber auch für die ein oder andere Figur eine Portion Glück.

Fazit:
Die Autorin hat sich noch einmal gesteigert und die Geschichte hat mich mitgenommen, wie ich es kaum erwartet hatte. Fast immer war die Entwicklung der Ereignisse glaubhaft und es war durchgehend spannend und mitreißend. So vergebe ich fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für diese faszinierende Familiensaga aus.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Ruhiger und besser als die Vorgänger

Das Banner des Löwen
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Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Das Banner des Löwen

„Das Banner des Löwen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2019 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Robin-Hood-Reihe.

Zum ...

Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Das Banner des Löwen

„Das Banner des Löwen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2019 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Robin-Hood-Reihe.

Zum Autor:
Mac P. Lorne ist Jahrgang 1957.
Aufgewachsen in der ehemaligen DDR studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur Veterinärmedizin.
Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
Gemeinsam mit seiner Familie baute er einen Reit-und Zuchtbetrieb in Bayern auf, aus dem sich auch Olympiareiter ihren Nachwuchs sicherten.
Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.
Er ist Co-Autor mehrerer Fach- und Sachbücher aus den Gebieten Veterinärmedizin und Pferdezucht.
Englische Geschichte ist die große Leidenschaft des Autors und seine Romanreihe rund um Robin Hood begeistert zahlreiche Leserinnen und Leser.

Klappentext:
Dem ehemaligen König der Diebe ist auch im Jahre 1218 kein beschauliches Leben vergönnt: Kaum aus England zurückgekehrt auf sein Landgut in der Gascogne, wird Robin Hood Zeuge, wie die Schergen Simon de Montforts ein Dorf niederbrennen. Im Auftrag des Papstes befehligt de Montfort den Kreuzzug gegen die Katharer, der mit äußerster Brutalität geführt wird – und mehr als ein politisches Ziel verfolgt. Gemeinsam mit seiner Frau Marian, seinem Freund Charles d’Artagnan und den alten Gefährten aus dem Sherwood Forest stellt Robin Hood sich erneut auf die Seite der Verfolgten

Meine Meinung:
In diesem Buch wird der Kreuzzug gegen die Katharer thematisiert. Da Marian ihr Landgut in der Gascogne nicht mehr missen mag, bleibt auch Robin dort und plant ein ruhiges Leben. Robin muss miterleben, wie Kreuzfahrer in einem Dorf, in dem auch Katharer gewohnt haben, gehaust haben. Robin greift ein und bestraft einige der Übeltäter und schon ist es mit dem ruhigen Leben vorbei. Zeitweilig wird sogar sein Landgut besetzt. Diesmal nimmt auch Marian an den Kampfhandlungen teil.
Wie gewohnt geht es sehr spannend zu und Robin muss mit seinen Getreuen etliche Gefahren überstehen. Unterstützt wird er diesmal wieder von einigen alten Bekannten aus dem Sherwood Forest und von seinem Ziehsohn Falke. Auch wenn Robin etwas ruhiger agiert als in den Vorgängerbänden, so bleibt doch Raum für die ein oder andere Tat, die seine Fähigkeiten erstrahlen lassen. Mit einer gehörigen Portion Humor mildert der Autor die Grausamkeiten der Geschichte nachhaltig. Er bleibt der, zwar in die Jahre gekommene, sympathische Held, der unerschrocken für die Unterdrückten eintritt. Fast im Vorübergehen wird geschichtliches Wissen vermittelt. Man lernt einige Zeitgenossen, teils auch in Nebenrollen agierend, kennen. So zum Beispiel den Gründer des Dominikanerordens, der recht positiv geschildert wird, auch wenn der Orden später maßgeblich an der Inquisition beteiligt war. Die meisten Figuren sind vielschichtig gestaltet und leider gibt es auch Verluste im direkten Umfeld Robins. Es gibt mehr ruhige Momente als in den Vorgängern, und das tut dem Roman gut. Wie gewohnt gibt es als Beiwerk Karten, Zeittafeln, ein Personenverzeichnis und aufklärende Worte des Autors zur Geschichte. Er erläutert, was historisch belegt und was fiktiv ist, und auch, wann er korrigierend eingegriffen hat. Mich hat dieses Werk noch mehr als die Vorgänger überzeugt.

Fazit:
Wieder eine aufregend gestaltete Abenteuergeschichte mit sympathischen Helden und unglücklich agierenden Bösen. Die Mischung aus Historie und Fiktion ist erneut gelungen. Der etwas ruhigere Grundton hat mich vollends überzeugt. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Etwas zu sehr auf Effekte ausgelegt

Vespasian: Der falsche Gott (1 MP3-CD)
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Buchmeinung zu Robert Fabbri – Vespasian: Der falsche Gott

„Vespasian: Der falsche Gott“ ist ein Historischer Roman von Robert Fabbri, der 2019 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Anja Schünemann ...

Buchmeinung zu Robert Fabbri – Vespasian: Der falsche Gott

„Vespasian: Der falsche Gott“ ist ein Historischer Roman von Robert Fabbri, der 2019 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Anja Schünemann erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet „False God of Rome“ und ist 2013 erschienen. Dies ist der dritte Band um Vespasian. Ich bin der ungekürzten Lesung von Erich Wittenberg gefolgt, die im Audiobuch Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Robert Fabbri, geboren 1961, lebt in London und Berlin. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of London 25 Jahre lang als Regieassistent und war an so unterschiedlichen Filmen beteiligt wie «Die Stunde der Patrioten», «Hellraiser», «Hornblower» und «Billy Elliot – I Will Dance». Aus Leidenschaft für antike Geschichte bemalte er 3 500 mazedonische, thrakische, galatische, römische und viele andere Zinnsoldaten – und begann schließlich zu schreiben. Mit seiner epischen historischen Romanserie «Vespasian» über das Leben des römischen Kaisers wurde Robert Fabbri in Großbritannien Bestsellerautor.

Klappentext:
Das Jahr 34 n. Chr.: Vespasian dient am Rande des Imperiums, bis er endlich nach Rom zurückkehren darf. Unerwartet ereilt Kaiser Tiberius der Tod, und Caligula ergreift die Macht – doch die leuchtende Hoffnung Roms verkommt zu einem unkontrollierbaren Despoten, der sich als Gott huldigen lässt. Verschwenderische Bauten, endlose Spiele, ein verängstigter Senat verblassen neben Caligulas gewagtestem Plan: eine Brücke über die Bucht von Neapel, über die er dekoriert mit dem Brustpanzer Alexanders des Großen reiten will. Kein anderer als Vespasian soll die legendäre Rüstung rauben …

Meine Meinung:
Selten habe ich von einer Hauptfigur gelesen, der so viele schlechte Eigenschaften zugeordnet wurden. Vespasian ist Offizier in der römischen Armee und ist im Osten des Reiches unterwegs. Der Autor serviert einen sehr eigenen Blick auf die ersten Christen und Paulus wird als hasserfüllter Prediger gegen das Christentum dargestellt. Vespasian bremst ihn aus, auch um die Ruhe in den Städten wiederherzustellen. Vespasian wird vom Krieger Magnus unterstützt, der das Verhalten seines Chefs immer wieder erklären darf. Vespasian dehnt seine Möglichkeiten immer weiter aus, muss dabei aber feststellen, dass er immer wieder über de Tisch gezogen wird. Politisch vertritt er das Lager Antonias und wenn ein Mord zur Erreichung der Ziele notwendig ist, dann wird es halt gemacht. Noch hat Vespasian Gewissensbisse, aber die vergehen mit der Zeit. Als dann auch noch Caligula die Macht übernimmt, lernen wir einen ängstlichen, ja furchtsamen Vespasian kennen, der zu allem ja sagt, um seine Haut zu retten. Und doch hat mich diese Figur fasziniert. Auch wenn Vespasian viele Mängel hat, so sind die herrschenden Politiker doch noch um ein gutes Stück übler. Die Sprache ist recht derb und die Schilderung der Taten ist oft mehr als deutlich. Am Anfang ist es vor allem ein Abenteuerroman mit vielen auch grausamen Kampfszenen. Aber gerade dies verdeutlicht die glaubhafte Einstellung der Krieger. Als es nach Rom geht, wird es etwas ruhiger, aber die Welt der politischen Intrigen ist noch weitaus gefährlicher als ein Schlachtfeld. Wir lernen in Rom auch einen in eine Sklavin verliebten Mann kennen, der aber nach einer angemessenen Partnerin für eine Familiengründung sucht. Die Schilderung der Ausschweifungen unter Caligula lässt an Deutlichkeit keine Zweifel aufkommen und Caligula findet Gefallen daran, andere Leute zu demütigen. Beachtlich ist, dass Fabbri dabei im Rahmen der historischen Fakten bleibt. Manchmal ist es mir aber zu laut und zu sehr auf Außenwirkung ausgerichtet.

Sprecher:
Mein erster Eindruck war, dass es der Vorleser etwas theatralisch angeht. Dies führt oft im Auto zu Verständnisproblemen. Doch meine Befürchtungen erwiesen sich als grundlos und der Vortrag war nicht nur gut zu verstehen, sondern er war auch noch pointiert. Chapeau für Herrn Wittenberg.

Fazit:
Eine spannende auf Abenteuer ausgerichtete Geschichte, die doch sehr auf Effekte ausgerichtet war. Der Autor präsentierte auch eine ungewöhnliche Sicht auf die Geschichte des Christentums. Die oft derbe Sprache passt aber zur Handlung. Die Hauptfigur Vespasian erfüllt kaum ein Klischee eines Helden und doch hat sie mich überzeugt. Auch der Vortrag Erich Wittenbergs führt zu einer positiven Bewertung mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten).