Profilbild von wampy

wampy

Lesejury Star
offline

wampy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit wampy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2019

Kein Krimi, aber was dann

Ein perfider Plan
0

Buchmeinung zu Anthony Horowitz – Ein perfider Plan

„Ein perfider Plan“ ist ein Kriminalroman von Anthony Horowitz, der 2019 im Insel Verlag in der Übersetzung von Lutz-W. Wolff erschienen ist. Der Titel ...

Buchmeinung zu Anthony Horowitz – Ein perfider Plan

„Ein perfider Plan“ ist ein Kriminalroman von Anthony Horowitz, der 2019 im Insel Verlag in der Übersetzung von Lutz-W. Wolff erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet „The Word is Murder“ und ist 2017 erschienen.

Zum Autor:
Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der englischsprachigen Welt, in Deutschland ist er vor allem durch seine Jugendbuchreihe um Alex Rider bekannt. Neben zahlreichen Büchern hat Anthony Horowitz Theaterstücke und Drehbücher zu verschiedenen Filmen und Fernsehserien (unter anderem Inspector Barnaby) verfasst. Seit seiner Jugend ist er Sherlock-Holmes-Fan. Anthony Horowitz lebt mit seiner Familie in London.

Klappentext:
Keine sechs Stunden, nachdem die wohlhabende alleinstehende Diana Cowper ihre eigene Beerdigung geplant hat, wird sie in ihrem Haus erdrosselt aufgefunden. Ahnte sie etwas? Kannte sie ihren Mörder?
Daniel Hawthorne, ehemaliger Polizeioffizier und inzwischen Privatdetektiv im Dienst der Polizei, nimmt die Spur auf. Aber nicht nur den Fall will er lösen, es soll auch ein Buch daraus werden, und dafür wird Bestsellerautor Anthony Horowitz gebraucht. Der wiederum sträubt sich zunächst, ist jedoch schon bald unrettbar in den Fall verstrickt. Fasziniert von der Welt des Verbrechens ebenso wie von dem undurchsichtigen Detektiv und dessen messerscharfem Verstand.
Ganz im Stil von Holmes und Watson begeben sich Hawthorne und Horowitz auf die Suche nach dem Mörder einer scheinbar harmlosen älteren Frau, in deren Vergangenheit allerdings schon bald dunkle Geheimnisse auftauchen. Eine atemberaubende Jagd beginnt …

Meine Meinung:
Der erste Eindruck und der Klappentext waren vielversprechend. Ganz im Stil von Holmes und Watson wird der Fall aus der Sicht eines bekannten Autors geschildert, nämlich aus der von Anthony Horowitz. Daniel Hawthorne ist der geniale Detektiv, der den Schriftsteller gewählt hat, um zum Fall ein Buch zu schreiben. Der Autor war einverstanden und so kommt es zur Zusammenarbeit. Allerdings ist es in der Praxis schwerer als in der Theorie, gemeinsam zu agieren. Grund dafür sind vor allem fehlende Kommunikation und eine gewisse Antipathie der beiden Hauptfiguren. Die Erzählperspektive ist die Sicht des Schriftstellers auf die Dinge, Hawthorne gibt eher rätselhafte Andeutungen von sich und rügt gerne seinen Partner. Gerade auch Informationen über Hawthorne sind von geringer Aussagekraft, da dieser gerne im Hintergrund agiert. Es werden äußere Merkmale beschrieben, der Charakter bleibt im Verborgenen. So agiert der Detektiv mal freundlich, mal aggressiv und Horowitz kann nicht erklären, warum dies so ist. Die Gedanken des Detektivs bleiben unbekannt. Dafür erfährt man etwas mehr über den erfolgreichen Schriftsteller und seine Arbeitsweise. Er ist wie im richtigen Leben auch als Drehbuchautor tätig und trifft bekannte Persönlichkeiten. Man erfährt einiges über seine Wünsche und beruflichen Hoffnungen. Auch er merkt, dass die Zusammenarbeit mit Hawthorne besser sein könnte, erwägt sogar die Zusammenarbeit zu beenden, aber ihn hat der Fall dann doch gefangen genommen.
Der Fall selber ist durchaus interessant und die Auflösung plausibel. Und doch war ich enttäuscht, weil mir die Figuren nicht nahe gekommen sind. Sie agierten als ob sie auf einer Bühne auftreten würden. Sie wirkten einfach nicht lebendig. Dafür entschädigen auch die zahlreichen Informationen aus dem Medienbereich nicht.

Fazit:
Trotz eines interessanten Kriminalfalles war ich enttäuscht, weil mir die Figuren fern blieben. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. So vergebe ich nur zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten) und spreche keine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Lange Zeit herausragend, aber ein unterirdisches Ende

Der Gesang der Bienen
0

Buchmeinung zu Ralf H. Dorweiler – Der Gesang der Bienen

„Der Gesang der Bienen“ ist ein Historischer Roman von Ralf H. Dorweiler, der 2019 im Bastei Lübbe Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Ralf H. ...

Buchmeinung zu Ralf H. Dorweiler – Der Gesang der Bienen

„Der Gesang der Bienen“ ist ein Historischer Roman von Ralf H. Dorweiler, der 2019 im Bastei Lübbe Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Ralf H. Dorweiler, geboren 1973 in der Nähe von Frankfurt am Main, hat in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft studiert. Danach ging er, seinen breitgestreuten Interessen und Talenten entsprechend, verschiedensten Tätigkeiten vom Schauspieler bis hin zum Manager von Callcentern nach. Mittlerweile lebt Ralf H. Dorweiler im Südschwarzwald, wo er als Redakteur bei einer großen regionalen Tageszeitung arbeitet. Außerdem hat er mehrere Regionalkrimis veröffentlicht. Er ist mit einer Opernsängerin verheiratet und Vater eines Sohnes.

Klappentext:
A.D. 1152: Als Zeidler streift Seyfried durch den Schwarzwald und erntet Honig und Wachs von wilden Bienenvölkern. Als seine Frau zum Tode verurteilt wird, bricht er auf der Suche nach Beistand zum Kloster Bingen auf. Er findet es in heller Aufregung vor, denn die gelehrte Äbtissin Hildegard hat sich mit ihrer direkten Art Feinde innerhalb und außerhalb der Klostermauern geschaffen. Sie knüpft ihre Hilfe an schier unerfüllbare Bedingungen, die Seyfried bis vor den frisch gekrönten König Friedrich I. führen.

Meine Meinung:
Mein erster Eindruck war sehr positiv – eine interessante Handlung und Figuren mit Ecken und Kanten. Ich lernte viel über die Zeidlerei. Wie die Imkerei mit Wildbienen genannt wird. Zeidler Seyfried trägt ein dunkles Geheimnis mit sich und steht mit Gott auf Kriegsfuß. Hildegard von Bingen ist mit dem Aufbau eines neuen Klosters beschäftigt. Sie ist nicht die nette Nonne sondern eine erfahrene Frau, die sich selbstbewußt den Problemen stellt. Sie korrespondiert mit vielen mächtigen Männern, aber nicht aus der Rolle einer Unterstellten heraus. Im Laufe des Buches wird klar, dass auch sie mit persönlichen Problemen zu kämpfen hat. Dann gibt es die Novizin Adelheyd, die Hildegard bei den Schreibarbeiten unterstützt. Eher die klassische Frauenrolle hat Seyfrieds vierzehnjährige Tochter Anne inne, die mühsam versucht, sich und ihren jungen Bruder am Leben zu erhalten. Ihr werden die Sympathien der Leser zufliegen, zumal sie es mit dem Bösewicht des Buches zu tun bekommt. Die Handlung ist in vielen Fällen nachvollziehbar und hat mich überzeugt. Bis hierhin ein Fünfsternewerk. Dann kam für mich die große Ernüchterung – ein Ende, das so gar nicht zum bisherigen Ablauf passt.

Fazit:
Über weite Teile ein wunderbares Buch, das mir sehr gefallen hat. Für mich ist das Ende so unpassend, dass ich dem Gesamtwerk nur drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) gebe. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, die Geschichte zu verfolgen. Vielleicht kommen andere Leser mit dem Ende besser klar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Stil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 01.03.2019

Gelungene Fortsetzung, die mir viel Lesevergnügen brachte

Gut Greifenau - Nachtfeuer
0

Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Nachtfeuer

„Gut Greifenau. Nachtfeuer“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der zweite Band einer Trilogie um die ...

Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Nachtfeuer

„Gut Greifenau. Nachtfeuer“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der zweite Band einer Trilogie um die Bewohner des fiktiven Gutes Greifenau, die von 1913 bis 1919 spielt.

Zum Autor:
Hinter Hanna Caspian verbirgt sich eine erfolgreiche deutsche Autorin, die ihr Herz ans Rheinland verloren hat. Ihre historischen Liebesromane behandeln spannende Themen der vergessenen deutschen Geschichte. Dabei verwebt sie akribisch tatsächliche historische Begebenheiten mit dem Leben fiktiver Figuren. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften und Sprachen.
Mit ihrem Mann wohnt und arbeitet in unmittelbarer Nähe zum Rhein.

Klappentext:
August 1914: Der Erste Weltkrieg beginnt, und Konstantin muss an die Front. Sein Vater ist unfähig, das Gut zu führen, das bald hochverschuldet ist. Die Verbindung von Katharina mit dem Kaiserneffen Ludwig von Preußen wird nun zur Überlebensfrage. Doch Ludwig tritt nicht nur seiner Verlobten Katharina zu nahe … Es droht ein Skandal! Katharina setzt ihre ganze Hoffnung auf eine Rettung durch den Industriellensohn Julius. Doch soll eine Ehe mit ihr ihm nur den Eintritt in den Adelsstand ermöglichen? Und dann ist da noch der Kutscher Albert, der sein Geheimnis nur im Dorf Greifenau klären kann.

Meine Meinung:
Vieles, was ich zum ersten Teil geschrieben habe, kann ich nur wiederholen.Ich habe mich in und mit diesem Buch wohlgefühlt. Die Figuren sind erfrischend und zum Teil in erstaunlicher Tiefe mit Ecken und Kanten beschrieben. Neben den Liebesgeschichten der beiden Grafenkinder werden Themen aus der Welt der Bediensteten erzählt. Dazu kommen kriegsbezogene Episoden um Deserteure und Flüchtlinge sowie ein Geheimprojekt, an dem Konstantin beteiligt ist. Politische Ereignisse spielen weiterhin im Leben der Bewohner kaum eine Rolle, wohl aber der allgegenwärtige Standesunterschied und kriegsbedingte Versorgungsengpässe. Es gibt immer noch viele Geheimnisse um die Bewohner des Gutes, die nach und nach an die Oberfläche gebracht werden. Albert Sonntag bleibt meine Lieblingsfigur, auch wenn sich seine Rolle etwas wandelt. Er kann seine Herkunft klären, weiß aber nicht, wie er damit umgehen soll. Er schwankt zwischen Rachefantasien und Glücksgefühlen, die ihm bisher fremd waren.
Einen großen Wandel erfährt Katharina, die von einem jungen Mädchen zu einer selbstbewußten jungen Dame wird, die sehr konkrete Vorstellungen von ihre Zukunft hat, die aber nicht mit den Plänen ihrer Eltern übereinstimmen. Überhaupt sind es weiterhin die kleinen Dramen und Erfolge, die dem Roman Würze verleihen. Manche Figuren sind etwas einseitig gestaltet, aber sie passen dennoch in die Geschichte. Das Leben auf dem Gut wird glaubhaft und realistisch beschrieben und von Zeit zu Zeit passiert etwas aufregendes. Auch diesmal bleiben viele Erzählstränge offen, ja es gibt zwei wesentliche Cliffhänger, die mir nicht gefallen haben, zumindest nicht am Ende eines Buches.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und bei der Vielzahl der Figuren findet sich für jeden Leser etwas. Mit einigen Figuren fiebert man mit, anderen wünscht man weniger Erfolg. Der Leser lernt die Auswirkungen des Krieges auf die Bewohner des Gutes kennen und die kleinen Dramen wirken präsenter als die auch vorhandenen Glücksmomente. Viele der Figuren entwickeln sich weiter und überraschen mit neuen Eigenschaften.

Fazit:
Mir hat dieser Band in weiten Teilen besser gefallen als der erste Teil, aber das Ende mit den beiden großen Cliffhangern fand ich überzogen und so bleibt es bei vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten). Ich spreche eine klare Leseempfehlung für diese gut erzählte Familiensaga aus und bin auf den Abschluss der Trilogie gespannt.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Ein spannender sehr asiatischer Kriminalroman

Der schottische Bankier von Surabaya
0

Buchmeinung zu Ian Hamilton – Der schottische Bankier von Surabaya

„Der schottische Bankier von Surabaya“ ist ein Kriminalroman von Ian Hamilton, der 2018 bei Krug und Schadenberg in der Übersetzung von ...

Buchmeinung zu Ian Hamilton – Der schottische Bankier von Surabaya

„Der schottische Bankier von Surabaya“ ist ein Kriminalroman von Ian Hamilton, der 2018 bei Krug und Schadenberg in der Übersetzung von Andrea Krug erschienen ist. Der Titel der kanadischen Originalausgabe lautet „The Scottish Banker of Surabaya“ und ist 2013 erschienen. Dies ist bereits der fünfte Band der Serie um Ava Lee.

Zum Autor:
Ian Hamilton, 1946 in Toronto geboren, hat als Journalist für verschiedene Zeitungen gearbeitet, bevor er für die kanadische Regierung und als Geschäftsmann in verschiedenen Branchen tätig war. Über zwanzig Jahre lang bereiste er beruflich die ganze Welt, vor allem den asiatischen Raum, und diese internationalen Erfahrungen und Einblicke in andere Kulturen verleihen den Schilderungen seiner Romanschauplätze ihr überzeugendes Flair. Heute lebt Ian Hamilton mit seiner Frau in Burlington, Ontario, und schreibt weiter an seiner erfolgreichen, mehrfach preisgekrönten Reihe, in der die faszinierende Ava Lee im Mittelpunkt steht.

Klappentext:
Eine faszinierende Heldin: Ava Lee, die kanadische Wirtschaftsprüferin mit chinesischen Wurzeln, ist so schön wie scharfsinnig und verfügt über ein Charisma, das Frauen wie Männer in Bann schlägt. Sie ist in der Welt des großen Geldes zu Hause und darauf spezialisiert, veruntreutes Vermögen wiederzubeschaffen. Der anfangs wenig lukrativ erscheinende Auftrag einiger Geschäftsleute aus der vietnamesischen Community in Toronto führt die toughe Ermittlerin nach Surabaya und entwickelt sich dort rasant zu ihrem bislang persönlichsten Fall ...

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich in eine Welt chinesischer Moral und Verhaltensweisengeführt, die mir weitgehend fremd war. Vieles fand ich auf den ersten Blick seltsam, wie zum Beispiel die permanente Nennung der Markennamen der Kleidung, die Ava Lee anlegt. Es geht dabei um angemessene Kleidung für den Menschen, mit dem man sich trifft. Vieles war für mich als Westeuropäer befremdlich, wenn nicht gar unverständlich. Bei den im Raum stehenden Summen wurde mir schnell klar, dass es kein normaler Kriminalroman sein kann. Es sind etliche Elemente zu finden, die man in Spionageromanen findet. Ava Lee arbeitet an der Wiederbeschaffung von Geldern, die sie sich mit 30 Prozent vergüten lässt. Somit ist es ein knallhartes Geschäft und Ava Lee ist eine Figur mit vielen Eigenschaften eines hardboiled Ermittlers. Faszinierend ist der Unterschied zwischen der beruflichen und der privaten Frau. Ihre Methoden sind manchmal kriminell aber doch kommt sie als Gute bei mir an. Sie muss eine Menge einstecken, es verdauen und dann weitermachen. Sie wirkt sympathisch, weil ihre Gegenspieler noch eine gute Portion böser sind. Auch ihr privates Auftreten weckt Sympathien. Sie sorgt sich um ihren langjährigen Geschäftspartner Onkel, einem Triadenchef, der im Alter mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. Zu den Pluspunkten zählt der gelungene und fundierte Plot, die zurückhaltende Schilderung von Gewalt und die Beschreibung chinesisch geprägten Lebens, welches dem Leser aber nahe gebracht werden muss. Onkel verfügt über jede Menge verlässlicher Kontakte und bei Bedarf stehen qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung. Als Leser hat man den Eindruck, einem Titanenkampf beizuwohnen.
Die Geschichte wird aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt und so erlebt man auch ihr Gefühlsleben. Es ist jederzeit spannend, auch wenn es mal nicht um den Fall geht. Für Ava stehen Veränderungen an, die sie beunruhigen und man nimmt eng an ihrem Entscheidungsprozess teil. Ava Lee ist eine Hauptfigur mit vielen Ecken und Kanten, die sich zudem noch weiterentwickelt.

Fazit:
Ein jederzeit spannender Kriminalroman mit Elementen aus Spionagethrillern, der manchmal etwas überzogen wirkt, aber mit ausgefeiltem Plot und einer eindrucksvollen Hauptfigur punktet. Gerne vergebe ich gute vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Gelungener Auftakt mit lebendigen Figuren

Gut Greifenau - Abendglanz
0

Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Abendglanz

„Gut Greifenau. Abendglanz“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der Auftaktband einer Trilogie um die ...

Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Abendglanz

„Gut Greifenau. Abendglanz“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der Auftaktband einer Trilogie um die Bewohner des fiktiven Gutes Greifenau, die von 1913 bis 1919 spielt.

Zum Autor:
Hinter Hanna Caspian verbirgt sich eine erfolgreiche deutsche Autorin, die ihr Herz ans Rheinland verloren hat. Ihre historischen Liebesromane behandeln spannende Themen der vergessenen deutschen Geschichte. Dabei verwebt sie akribisch tatsächliche historische Begebenheiten mit dem Leben fiktiver Figuren. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften und Sprachen.
Mit ihrem Mann wohnt und arbeitet in unmittelbarer Nähe zum Rhein.

Klappentext:
Mai 1913: Konstantin, ältester Grafensohn und Erbe von Gut Greifenau, wagt das Unerhörte: Er verliebt sich in eine Bürgerliche, schlimmer noch – in die Dorflehrerin Rebecca Kurscheidt, eine überzeugte Sozialdemokratin. Die beiden trennen Welten: nicht nur der Standesunterschied, sondern auch die Weltanschauung. Für Katharina dagegen, die jüngste Tochter, plant die Grafenmutter eine Traumhochzeit mit einem Neffen des deutschen Kaisers – obwohl bald klar ist, welch ein Scheusal sich hinter der aristokratischen Fassade verbirgt. Aber auch ihr Herz ist anderweitig vergeben.
Beide Grafenkinder spielen ein Versteckspiel mit ihren Eltern und der Gesellschaft. So gut sie ihre heimlichen Liebschaften auch verbergen, steuern doch beide unweigerlich auf eine Katastrophe zu...

Meine Meinung:
Von Beginn an habe ich mich in und mit diesem Buch wohlgefühlt. Die Figuren sind erfrischend und zum Teil in erstaunlicher Tiefe mit Ecken und Kanten beschrieben. Neben den Liebesgeschichten der beiden Grafenkinder werden Themen aus der Welt der Bediensteten erzählt. Zusätzlich bringt der Wechsel an der Spitze des Gutes durch den Unfalltod des alten Grafen viel Unruhe auf das Gut. Politische Ereignisse spielen noch im Leben der Bewohner kaum eine Rolle, wohl aber der allgegenwärtige Standesunterschied. Es gibt viele Geheimnisse um die Bewohner des Gutes, die nach und nach an die Oberfläche gebracht werden. Meine Lieblingsfigur wurde Albert Sonntag, der als Waisenkind aufwuchs und nun als Kutscher seinen Dienst versieht. Nebenbei möchte er seine Herkunft klären. Er ermittelt in eigener Sache und unterstützt auch schwächere Bedienstete, wenn er glaubt, dass ihnen unrecht geschehen ist.
Deutlich wird auch der Unterschied zwischen den Söhnen und den Töchtern der Grafenfamilie. Während die Söhne relativ frei aufwachsen, werden die Töchter an der kurzen Leine gehalten. Etwas unglücklich ist das Alter Katharinas gewählt, die mit ihren zwölf Jahren zu jung wirkt. Ihre Mutter behandelt sie wie eine Ware, die sie möglichst günstig auf dem Heiratsmarkt unterbringen will. Überhaupt sind es die kleinen Dramen und Erfolge, die dem Roman Würze verleihen. Manche Figuren sind etwas einseitig gestaltet, aber sie passen dennoch in die Geschichte. Das Leben auf dem Gut wird glaubhaft und realistisch beschrieben und von Zeit zu Zeit passiert etwas aufregendes. Etwas bedauerlich finde ich, das zum Ende des Buches kaum ein Erzählstrang abgeschlossen ist.
Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und bei der Vielzahl der Figuren findet sich für jeden Leser etwas. Mit einigen Figuren fiebert man mit, anderen wünscht man weniger Erfolg. Der Leser weiß von kommenden Weltkrieg, auf den das Gut nicht wirklich vorbereitet ist. So ziehen düstere Wolken am Horizont auf und ich bin auf die Folgebände gespannt.

Fazit:
Mich hat dieser Roman positiv überrascht und vor allem hat er mich gut unterhalten. Es gibt aber auch Punkte, bei denen Luft nach oben ist. So vergebe ich gute vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für diese gut erzählte Familiensaga aus.