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Veröffentlicht am 12.12.2018

Die Geschichte der Rike Thalheim in den ersten Nachkriegsjahren

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
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Buchmeinung zu Brigitte Riebe – Jahre des Aufbaus

„Jahre des Aufbaus“ ist ein Roman von Brigitte Riebe, der 2018 bei Wunderlich erschienen ist. Dies ist der Auftakt der Trilogie „Die Schwestern vom Ku‘damm“.

Zum ...

Buchmeinung zu Brigitte Riebe – Jahre des Aufbaus

„Jahre des Aufbaus“ ist ein Roman von Brigitte Riebe, der 2018 bei Wunderlich erschienen ist. Dies ist der Auftakt der Trilogie „Die Schwestern vom Ku‘damm“.

Zum Autor:
Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Sie hat mit großem Erfolg zahlreiche Romane veröffentlicht, in denen sie die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte lebendig werden lässt. Ihre Bücher wurden in diverse Sprachen übersetzt. "Jahre des Aufbaus" ist der Auftakt ihrer großen 50er-Jahre-Trilogie über drei Schwestern und ihr Kaufhaus am Ku'damm. Band 2, "Wunderbare Zeiten", erzählt die Geschichte der mittleren Schwester Silvie, der dritte Teil, "Tage der Hoffnung", widmet sich Nesthäkchen Florentine. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.

Klappentext:
Berlin im Mai 1945: Es ist die Stunde Null, die Stadt liegt ebenso in Trümmern wie die Seelen der Menschen. Auch das Kaufhaus Thalheim am Ku'damm ist zerstört. Fassungslos stehen die drei Schwestern Rike, Silvie und Florentine vor der Ruine des einst so stolzen Familienunternehmens. Doch Rike, die Älteste, hat einen Traum: Sie will das Kaufhaus wieder aufbauen und mit raffinierten Stoffen und neuesten Modekreationen Farbe in das triste Nachkriegsberlin bringen. Nach der Währungsreform scheint es tatsächlich aufwärts zu gehen, die Menschen hungern nach Konsum und schönen Dingen. Doch die neuen Zeiten bringen neue Probleme. Als ein dunkles Geheimnis zutage tritt, das ein unrühmliches Licht auf das Kaufhaus und seine Geschichte wirft, müssen die Schwestern erkennen, dass die Vergangenheit noch immer lebendig ist…

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich ins Berlin der frühen Nachkriegszeit geführt. Mit viel Sachverstand und historischen Wissen ist diese Geschichte gespickt, ohne aber dabei langweilig zu werden. Der Leser begleitet Ulrike Thalheim, genannt Rike, die mit ihren Schwestern Silvie und Florentine versucht, im Nachkriegsberlin Fuß zu fassen. Sie erweist sich als starke und durchsetzungsfähige junge Frau, der aber auch nicht alles gelingt. Sie muss auch den ein oder anderen Rückschlag verkraften, bleibt aber die Chefin unter den Geschwistern. Die zurückkehrenden Männer wollen später die Führungsrolle übernehmen, was zu einigen Komplikationen führt. Eingefügt in das Schicksal der Thalheim-Schwestern sind eine Vielfalt von Themen und Ereignissen, teils real und teils fiktiv. Ein wichtiges Thema des Buches ist die Frage der Schuld und der Mittäterschaft der deutschen Bevölkerung, welche die Autorin gerade an der Gründergeneration des Kaufhauses festmacht. Erfreulich ist, dass einige Figuren sind deutlich weiterentwickeln und teils einen überraschenden Weg einschlagen. Natürlich spielen auch Zufälle eine Rolle und Rike erfährt Unterstützung von vielen Seiten. Sehr gelungen sind die Beschreibungen der Lebenssituation der Menschen, die deutlich machen, wie schwer es die Menschen damals hatten. An manchen Stellen hat mich das Buch angeregt, mir weitere Informationen im Internet zu suchen, so z. B. zum ersten russischen Stadtkommandanten, der mir völlig unbekannt war, aber für die Stadt Berlin ein unglaublicher Glücksfall gewesen ist. Der Fokus liegt schon auf Rike, aber man erfährt auch viel von Personen aus ihrem Umfeld. Ein weiteres Highlight des Buches sind die Zeittafel und die Anmerkungen der Autorin.
Auch der Schreibstil ist gelungen und ermöglicht eine flüssige Lektüre. Auch ein wenig Herzschmerz ist in die Geschichte eingearbeitet, auch weil sich nicht alle Wünsche und Hoffnungen der einzelnen Menschen erfüllen.

Fazit:
Mir hat die Lektüre des Buches viel Vergnügen bereitet. Gerade die vielen historischen Informationen sind das Salz in der Suppe. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Kommt leise aber gewaltig

Tod eines Weinbauern
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Buchmeinung zu Evelyne Weissenbach – Tod eines Weinbauern

„Tod eines Weinbauern“ ist ein Kriminalroman von Evelyne Weissenbach, der 2018 im Prolibris Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Band um ...

Buchmeinung zu Evelyne Weissenbach – Tod eines Weinbauern

„Tod eines Weinbauern“ ist ein Kriminalroman von Evelyne Weissenbach, der 2018 im Prolibris Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Band um die kauzige Ermittlerin Luise Pimpernell.

Zum Autor:
Evelyne Weissenbach, geboren in Wien, lebt mit ihrem Ehemann, dem Maler Heinz Spicka, seit 2006 im österreichischen Burgenland. Seit Jahrzehnten schreibt und veröffentlicht sie Texte und Bücher zu Themen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Vom Sachbuch bis zur Lyrik. Je nachdem, was sie gerade beschäftigt und wie es sie emotional berührt. Und deshalb eben manchmal sachlich, manchmal poetisch, auch satirisch, experimentell und erotisch. Ihre neueste Schreiblust gilt dem Regionalkrimi. Land und Leute ihrer neuen Heimat geben ihrem Leben besondere Qualität, und sie möchte etwas davon zurückgeben, indem sie ihren liebevollen Blick darauf in authentische, aber vor allem auch humorvolle Krimis packt.

Klappentext:
"Einen Toten haben wir schon länger keinen mehr gehabt. Vielleicht wird's spannend", freut sich die Büroassistentin, als Oberst Doktor Luise Pimpernell zu Ermittlungen in ihren Heimatort am Neusiedlersee aufbricht. Beim Anblick des Opfers erschrickt die liebenswert-schrullige Ermittlerin: Es ist der alte Emser! Sein Weinkeller in den Rieden ist ihr oft Zufluchtsort an anstrengenden Tagen gewesen. Zwei Wochen lag der erschlagene Weinbauer unter den Schneemassen, erst das Tauwetter hat die Leiche freigegeben. Die Pimpernell schaut dem alten Mann noch einmal zärtlich ins Gesicht und verspricht ihm, seinen Mörder zu finden. Sie beginnt die Suche in der Familie, die den Vater und Großvater nicht einmal vermisst hat. Aber nun ist bei allen das Interesse an dem Erbe groß: neben einer großen Summe Bargeld vor allem der Hof und die Weinberge, die der Emser verpachtet hatte. Alle haben schon Pläne für den Nachlass und Luise reiht sie unter die Verdächtigen ein. Dazu gesellen sich der Pächter, dem der Emser sein Land nicht mehr geben wollte. Und die Honoratioren des Ortes, die aus dem Hof gern eine Touristenattraktion machen wollen. Die Pimpernell deckt mit ihrem Scharfsinn die möglichen Motive für einen Mord auf und auch ihre Intuition führt sie schließlich zum Mörder

Meine Meinung:
Dieses Buch ist anders als viele moderne Krimis und das ist gut so. Wer lärmende Handlungen, blutige Gewaltbeschreibungen und atemberaubende Verfolgungsjagden mag, sollte sich ein anderes Buch suchen. Dieser Krimi ist ein ganz leiser, der durch Atmosphäre und Milieubeschreibung besticht. Oberst Doktor Luise Pimpernell, die Hauptfigur, ermittelt am Neusiedlersee. Sie ist ein Kind dieser Region, kennt Opfer und Verdächtige und sorgt sich um ihre Region und die dort wohnenden Menschen. Sie ist eine engagierte und fähige Polizistin, die nicht so sehr auf Technik, dafür aber auf Empfindungen, Beobachtung und ihr berühmtes Bauchgefühl vertraut. Sie ist keine Wunderfrau, manchmal etwas grantig und ganz sicher nicht vollkommen, aber sie ist sehr sympathisch. Sie agiert mit der Kraft einer in sich ruhenden Persönlichkeit, befragt die Verdächtigen und die Verwandten des Opfers. Dies wird in einigen Szenen recht persönlich und fällt der Luise nicht leicht. Im Vergleich zur Ermittlerin sind die übrigen Figuren weniger ausführlich beschrieben und doch sind es komplexe Charaktere. Sie wirken durch die Bank glaubwürdig und manch einer von ihnen wird auf den ersten Blick unterschätzt. Allen voran trifft dies auf das Opfer zu, den Luise Pimpernell schon Jahre kennt, und doch neue Aspekte an ihm während ihrer Ermittlungen bemerkt. Thema ist auch das Aufeinandertreffen gewachsener Strukturen auf moderne Entwicklungen. Das Beziehungsgeflecht ist nicht leicht zu durchschauen, aber Luise Pimpernell ist hartnäckig. Der hintergründige Humor kommt nicht zu kurz und die Liebe zu den alten Traditionen und einer gewachsenen Dorfgemeinschaft wird von der Autorin deutlich gemacht. Dabei werden auch Probleme ländlicher Gebiete aufgezeigt und keine Schönfärberei betrieben. Auch der Plot ist durchaus anspruchsvoll. Der Schreibstil der Autorin hat mich von Anfang an gefangen genommen und die Thematik hat mich angesprochen. Auch ist die Geschichte auf ihre Art spannend. Nicht allein die Mördersuche, sondern auch die vom Opfer eingeleiteten Prozesse sorgen dafür.

Fazit:
Dieser Kriminalroman besticht durch Atmosphäre, eine bodenständige und sympathische Ermittlerin und der Liebe der Autorin zu dieser Region am Neusiedlersee. Es ist ein Krimi der leisen Töne, der mich jederzeit gefangen genommen hat. Er ist auf das Opfer und die Ermittlerin fokussiert und entwickelt einen ungewöhnlichen Reiz auf den Leser. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für die Freunde leiser Kriminalromane aus.

Veröffentlicht am 11.12.2018

spannend, aber auch brutal

Rachewinter
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Buchmeinung zu Andreas Gruber – Rachewinter



„Rachewinter“ ist ein Thriller von Andreas Gruber, der 2018 bei Goldmann erschienen ist. Dies ist der dritte Band in der Serie um den Leipziger Kommissar ...

Buchmeinung zu Andreas Gruber – Rachewinter



„Rachewinter“ ist ein Thriller von Andreas Gruber, der 2018 bei Goldmann erschienen ist. Dies ist der dritte Band in der Serie um den Leipziger Kommissar Walter Pulaski und die Wiener Anwältin Evelyn Meyers.



Zum Autor:
Andreas Gruber, 1968 in Wien geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie und fünf Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. Seine Bücher wurden u.a. für den Friedrich-Glauser-Krimi Preis nominiert, mit der Herzogenrather-Handschelle, dem Skoutz-Award, dem Leo-Perutz-Krimi-Preis, dreimal mit dem Vincent Preis und dreimal mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet.



Klappentext:
Mehrere Männer im besten Alter, erfolgreich und vermögend, werden grausam ermordet – und obwohl sie in verschiedenen Städten lebten, haben sich alle kurz vor ihrem Tod mit einer geheimnisvollen dunkelhaarigen Frau getroffen. Doch diese bleibt ein Phantom. Das müssen auch Kommissar Walter Pulaski in Leipzig und Anwältin Evelyn Meyers in Wien feststellen, die beide in die Fälle verwickelt werden. Anders als die Polizei lassen sie sich jedoch nicht entmutigen, erst recht nicht, als sie erkennen, dass sie die Mordserie nur gemeinsam lösen können. Allerdings ist der Täter raffinierter, als sie denken – und spielt auch mit ihnen sein gefährliches Spiel ...



Meine Meinung:
Dieses Buch besticht durch die sympathischen Ermittler, die trotz aller Widerstände ihren Weg geradlinig gehen. Ihre Figuren sind glaubhaft gezeichnet mit Stärken und mit Schwächen. Auch ihre Gegenspieler sind komplex gestaltet, auch wenn sie noch die ein oder andere positive Komponente vertragen könnten. Wie in den Vorgängern üblich entwickeln sich die Dinge zuerst unabhängig voneinander in Wien bzw. in Leipzig. Beide Ermittler erhalten neue Unterstützung. In Wien ist es der neue Assistent der Anwältin, der sich einfallsreich und nicht immer gesetzeskonform einbringt. Seine Figur gefällt mir sehr. In Leipzig wird Pulaski von seiner Tochter und deren Freundin, der Tochter eines Opfers, begleitet. Die beiden jungen Damen sind sich des Risikos nicht bewusst und agieren etwas unbeholfen, aber mit Leidenschaft. Der Plot ist wieder ausgeklügelt und hält bis zum Ende die ein oder andere Überraschung bereit. Nicht gefallen hat mir die ein oder andere Gewaltdarstellung, die meiner Meinung nach nicht in dieser Deutlichkeit nötig gewesen wäre. Auch das Ende mit einem zum Supermann mutierenden Helden war mir zu übertrieben, auch wenn es um seine Tochter ging. Trotzdem war die Spannung während des gesamten Buches gegeben und der Stil des Autors regte zum Mitfiebern an.


Fazit:
Ein spannender Krimi mit überzeugenden Figuren, einem ausgeklügelten Plot und einer für mich zu ausführlichen Gewaltdarstellung, die die Höchstwertung verhindert. So vergebe ich gute vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus, sofern man mit der Gewaltdarstellung keine Probleme hat.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Eine Hauptfigur, die mir fern blieb

Harte Landung
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„Harte Landung“ ist ein Roman von Simon Tanner, der 2018 im Unikat Verlag erschienen ist. Es ist der Debutroman des Autors.

Zum Autor:
Simon Tanner studierte Jura und arbeitete als Journalist, bevor er ...

„Harte Landung“ ist ein Roman von Simon Tanner, der 2018 im Unikat Verlag erschienen ist. Es ist der Debutroman des Autors.

Zum Autor:
Simon Tanner studierte Jura und arbeitete als Journalist, bevor er eine Managementkarriere begann.
Er kennt das kunstvolle Geflecht aus Intrigen und Eitelkeiten in den Machtzentralen großer Konzerne aus eigener Anschauung.

Klappentext:
Heiko Anrath, Familienvater, leidenschaftlicher Schachspieler und erfahrener Manager der Nerma AG, ist so sagt man es ihm eine der großen Hoffnungen des Konzerns.
In der Welt des Top-Managements kann das zweierlei heißen: Sein Rausschmiss steht unmittelbar bevor oder man macht sich Sorgen, dass er plötzlich zu einem anderen Unternehmen verschwindet.
Kaum fragt sich Anrath, was von Beidem wohl die bessere Alternative ist, wird sein geordnetes Managerleben mit einem Schlag auf den Kopf gestellt: Da ist seine Kollegin Alexandra Keres, zu der er sich umso stärker hingezogen fühlt, je mehr sie ihn zurückweist. Dazu kommen die dubiosen Anrufe eines Headhunters, der ihm den Job seines Lebens anbieten will.
Anrath ist hin und her gerissen. Eine neue Liebe, ein neuer Job - mit einem Wort ein neues Leben - das klingt fast zu verlockend, um wahr zu sein. Ist er wirklich bereit, sein ganzes Leben umzukrempeln? Anrath ahnt nicht, dass er nicht der König in seinem Spiel, sondern der Bauer in der Partie eines anderen sein wird.

Meine Meinung:
Der Prolog bildet auch den Abschluss des Buches, wird vom Leser aber sicherlich anders interpretiert. Eine interessante Idee des Autors, die mir gefallen hat. Ahnlich ist es mit dem Wechsel zweier Erzählstränge, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spiegeln. Die kürzeren Kapitel spielen zu einer späteren Zeit und in ihnen reflektiert der Protagonist Heiko Anrath das Geschehen der Hauptebene. Zwischen den beiden Zeitebenen liegen einige Monate und das Leben von Heiko Anrath hat sich massiv geändert. Dies klingt spannend, ist es aber leider nicht. Heiko Anrath ist eine Figur, die mich völlig kalt gelassen hat. Die Geschichte wird weitgehend aus seiner Sicht erzählt und doch konnte ich weder Sympathie noch Antipathie entwickeln. Dies liegt zum Teil sicherlich daran, dass viele Aspekte nur angedeutet werden, insbesondere wenn es um die Personen geht, die mit ihm spielen. Gerade hier gibt es nur ein paar Andeutungen und es bleibt sehr vage. Auch die Gefühle Anraths harmonieren nicht mit seinem Handeln. Er trifft Entscheidungen, die schlicht nicht nachvollziehbar sind und auch nicht zu seiner Position im Unternehmen passen. Man spürt, dass Heiko Anrath den Boden unter den Füßen verliert, erkennt aber nicht wirklich warum. In den kurzen Kapiteln der späteren Zeitebene erfährt man mehr über die Figur Anrath. Diese fand ich recht gelungen, weil man versteht, was mit ihr geschieht und wie sie auf die Änderungen reagiert.

Fazit:
Dieses Buch hat mich enttäuscht, weil sich kaum Bindung zur Hauptfigur einstellte und auch das Geschehen oft hinter den Kulissen blieb. So kann ich nur zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten) vergeben.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Überzogene Darstellungen mindern das Lesevergnügen

Vier Tage in Kabul
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Buchmeinung zu Anna Tell – Vier Tage in Kabul

„Vier Tage in Kabul“ ist ein Thriller von Anna Tell, der 2018 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Ulla Ackermann erschienen ist. Der Titel der ...

Buchmeinung zu Anna Tell – Vier Tage in Kabul

„Vier Tage in Kabul“ ist ein Thriller von Anna Tell, der 2018 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Ulla Ackermann erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet „Fyra dagar i Kabul“ und ist 2017 erschienen. Die ungekürzte Hörbuchfassung ist im Audiobuch Verlag erschienen und wird durch Svenja Pages vorgetragen.

Zum Autor:
Anna Tell lebt in Stockholm und ist Politologin und Kriminalkommissarin. Sie verfügt über zwanzig Jahre Polizei- und Militärerfahrung und war sowohl in Schweden als auch im Ausland im Einsatz. «Vier Tage in Kabul» ist ihr Debütroman und Auftakt zu einer Reihe um die schwedische Unterhändlerin Amanda Lund.

Klappentext:
Die schwedische Polizeiausbilderin und Verhandlungsführerin Amanda Lund ist für ein Jahr in Afghanistan stationiert, sie soll die Sicherheitskräfte vor Ort schulen. Gerade erst hat die 35-Jährige einen Angriff der Taliban überlebt, da erhält sie einen neuen heiklen Auftrag: In Kabul wurden zwei Diplomaten der schwedischen Botschaft entführt, Amanda soll als Unterhändlerin fungieren. Der Druck ist immens, denn in Schweden erwartet man afghanischen Staatsbesuch …

Meine Meinung:
Dieses Buch ist sehr spannend und gut konstruiert, aber was die Heldin aushalten muss, ist derart übertrieben, dass es den guten Gesamteindruck schmälert. Bei einem Einsatz in Afghanistan erschießt sie wohl einen Angreifer, hat es mit Leuten zu tun, die sie betrügen und stellt dann auch noch fest, dass sie schwanger ist. Der Mann ist verheiratet und zieht sich aus der Verantwortung. Zugesagte Verstärkungen verzögern sich, ihr Vater ist dement und auch ihre Auftraggeber und Ansprechpartner vor Ort haben eigene Interessen. Allein ihr Einsatzpartner in Stockholm ist eine verlässliche Größe. Aber auch in Stockholm gibt es Leute, die nicht an der Wahrheit interessiert sind. Amanda Lund ist eine hochqualifizierte Polizistin, die sich der Wahrheit verpflichtet fühlt und sich auch durchsetzen kann.
Sie ist intelligent und gut vernetzt, so dass sie viele Informationen erhält und diese auch in einen Zusammenhang stellen kann. Es werden viele Punkte thematisiert und auch hier war mein Eindruck, weniger wäre mehr gewesen. Entführung, Rauschgift, sexuelle Ausrichtung, politische Rücksichten und Einmischung in die Ermittlungsarbeit, Vertuschungen und …
So entsteht ein Bild einer unwirklichen Protagonistin, die mehr einer Comicfigur als einer realen Ermittlerin gleicht. Amanda arbeitet in einem dunklen Loch und doch lässt sie sich nicht einschüchtern und ermittelt furchtlos weiter. Das Bild der schwedischen Gesellschaft ist dunkel und das Bild Afghanistan ist noch mehr als eine Spur dunkler. Die Handlung wechselt zwischen ruhigen Phasen und Kommandoeinsätzen ohne dabei an Spannung zu verlieren. Mühsam lüftet Amanda die Geheimnisse und am Ende gibt es noch eine große Überraschung.

Sprecher:
Svenja Page überzeugt. Sie gibt jeder Figur eine erkennbare Stimme und verzichtet auf übertriebene Darstellungen, so dass das Buch auch unterwegs gut verständlich ist. Ihre Stimme ist angenehm und ihre Aussprache lässt keine Wünsche offen.

Fazit:
Eigentlich ist es ein sehr guter Thriller, der sehr spannend und interessant ist. Allein die Übertreibungen hinsichtlich der Hauptfigur und dem Umfeld schmälern das Lesevergnügen deutlich. In beiden Fällen wäre weniger mehr gewesen. So reicht es zu dreieinhalb Sternen (70 von 100 Punkten).