wenig spektakulär aber fesselnd
Sonntags in TrondheimBuchmeinung zu Anne B. Ragde – Sonntags in Trondheim
„Sonntags in Trondheim“ ist ein Roman von Anne B. Ragde, der 2017 in der Übersetzung von Gabriele Haefs bei btb erschienen ist. Das norwegische Original ...
Buchmeinung zu Anne B. Ragde – Sonntags in Trondheim
„Sonntags in Trondheim“ ist ein Roman von Anne B. Ragde, der 2017 in der Übersetzung von Gabriele Haefs bei btb erschienen ist. Das norwegische Original erschien 2017 unter dem Titel „Alltid tilgivelse“.
Zum Autor:
Anne B. Ragde wurde 1957 im westnorwegischen Hardanger geboren. Sie ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten Autorinnen Norwegens und wurde mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt mit dem Norwegian Language Prize und dem Norwegischen Buchhandelspreis. Mit ihrer Serie »Das Lügenhaus«, »Einsiedlerkrebse« und »Hitzewelle« schrieb sie sich in die Herzen der Leserinnen und Leser; ihre Romane erreichten in Norwegen eine Millionenauflage. Anne B. Ragde lebt heute in Trondheim.
Klappentext:
Neues von den Neshovs
Blut ist dicker als Wasser. Das lässt sich zwischen Sonntagsbraten und Familienquerelen leicht aus den Augen verlieren. Bei den Neshovs ist das nicht anders. Einst auf einem Schweinezüchterhof in Tondheim zu Hause, lebt die Sippe inzwischen weit verstreut. Margido widmet sich mit fast religiöser Hingabe seinem Bestattungsunternehmen und tröstet sich mit Saunabesuchen über seine Personalprobleme hinweg. Sein Bruder Erlend, ein schwuler Schaufensterdekorateur, ist zwar seit Jahren glücklich in Kopenhagen verheiratet, aber ein wenig hysterisch, was problematisch wird, als sein stark übergewichtiger Lebensgefährte eines Tages zusammenbricht. Torunn wiederum, die Nichte der beiden, vergeudet ihre Zeit mit einem Mann, der Schlittenhunde züchtet – zu denen sie eine bessere Beziehung unterhält als zu ihm. Als Torunn jedoch an einem Sonntagmorgen beschließt, Margido einen Besuch abzustatten, setzt sie damit ganz erstaunliche Entwicklungen in Gang ...
Meine Meinung:
Die Autorin führt die Familiengeschichte der Neshovs fort. Der schwule Erlend lebt mit seinem Mann in Dänemark und die beiden haben mit einem lesbischen Paar drei Babys. Eindrucksvoll werden ihre Erlebnisse, ihre Sorgen und auch ihre Hoffnungen dargestellt. Sie leben finanziell unabhängig und sehr bewußt. Man fiebert mit Erlend mit und wird von seiner Liebe zu Krumme und den Kindern einfach gefangen genommen. In Rückblicken wird auf ganz normale Situationen während der Schwangerschaft eingegangen, die sich aber auf sein normales Leben auswirken. Was geschieht ist wenig spektakulär, aber es ist doch interessant erzählt.
Erlends Bruder Margido lebt ein einsames, aber auch zufriedenes Leben als Bestatter. Sein Leben verläuft in geregelten Bahnen und die Bestattungsfirma steht im Mittelpunkt. Er lebt diesen Beruf mit Haut und Haaren und versucht das Beste für seine Kunden zu erreichen. Auch hier gefällt die Auswahl der beschriebenen Situationen. Sie verdeutlichen wie sehr Margido in seinem Beruf aufgeht.
Seine Nichte Torunn lebt in einer unglücklichen Beziehung und beschließt aus dem Nichts heraus, ihr Leben von Grund auf umzukrempeln. Sie kehrt auf den Stammhof der Familie zurück, von dem alle Familienmitglieder irgendwann geflohen sind. Geschickt vermischt die Autorin starke Emotionen mit ganz banalen Tätigkeiten. Man fiebert mit Torunn und wünscht ihr, dass der Neubeginn gelingen wird. Unterstützt wird sie dabei von Margido, dessen Leben dadurch aus den festen Abläufen herausgerissen wird und der sich auch als ein Mensch erweist, der sich öffnet und Gefühle entwickelt.
Obwohl wenig Spektakuläres geschieht und meist nur ganz banale Dinge beschrieben werden, hat mich das Buch gefangen genommen. Die Gefühle der Personen werden sehr deutlich, da alle Familienmitglieder als Ich-Erzähler auftreten und der Erzählstil sehr eindringlich ist. Die Figuren werden sehr detailliert beschrieben und einzig ihre Entwicklung hält den Leser bei der Stange.
Fazit:
Anne B. Ragde zeigt in diesem Buch, dass sie eine gute Erzählerin ist. Man verfolgt gerne und interessiert die Geschehnisse um die einzelnen Personen, die wenig Außergewöhnliches bieten und doch fesseln. Ich bin sehr gut unterhalten worden und vergebe viereinhalb von fünf Sternen (90 von 100 Punkten), die ich gerne aufrunde. Ich kann das Buch all jenen empfehlen, die einfach einer gut erzählten Geschichte folgen wollen.