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Veröffentlicht am 13.08.2023

Sehr spannend, aber auch total überzogene Hauptfiguren

Sommersonnenwende (Wolf und Berg ermitteln 1)
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Buchmeinung zu Pascal Engman & Johannes Selåker – Sommersonnenwende

Sommersonnenwende ist ein Kriminalroman von Pascal Engman & Johannes Selåker, der 2023 bei Ullstein in der Übersetzung von Ulla Ackermann ...

Buchmeinung zu Pascal Engman & Johannes Selåker – Sommersonnenwende

Sommersonnenwende ist ein Kriminalroman von Pascal Engman & Johannes Selåker, der 2023 bei Ullstein in der Übersetzung von Ulla Ackermann erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet Till minne av en mördare und ist 2022 erschienen.

Zum Autor:
Pascal Engman, geboren 1986, war Journalist für Schwedens größte Abendzeitung. Johannes Selåker arbeitete als Nachrichtenleiter als auch als Chefredakteur tätig war. Sommersonnenwende ist der erste Kriminalroman, den er zusammen mit Pascal Engman geschrieben hat.

Zum Inhalt:
Im heißen Sommer 1994 treffen die Journalistin Vera Berg und der Kommissar Tomas Wolf bei der Jagd auf einen Serienmörder von jungen Frauen aufeinander. Beide haben große Probleme und vertrauen einander nicht, aber nur gemeinsam können sie den Täter ermitteln.

Meine Meinung:
Mit den Figuren dieses Buches hatte ich von Beginn an Probleme. Tomas Wolf und Vera Berg leiden unter Problemen, die aus ihrer Vergangenheit herrühren. Vera wird von ihrer Familie für den Tod ihres Bruders verantwortlich gemacht und hat daraufhin jeden Kontakt abgebrochen. Sie will sich um Sigge, den Sohn ihres kriminellen Lebensgefährten, kümmern, damit dieser eine Chance auf ein normales Leben bekommt. Tomas Wolf leidet an posttraumatischen Belastungsstörungen, weil er als Kommissar und als UN-Soldat in Bosnien zu viele grausam verstümmelte Opfer gesehen hat. Obwohl er regelmäßig an massiven Aussetzern leidet, bleibt er unbehandelt im Polizeidienst. Zudem war Tomas Wolf wie seine Brüder ein bekennender Neonazi.
Der Plot ist verwickelt und verknüpft fiktive Elemente mit realen Ereignissen aus 1994, die die Schweden bewegt haben. Er bietet Raum für Entwicklungen und für Überraschungen. Das Tempo ist dank wechselnder Perspektiven hoch. Meist wird die Geschichte aus der Sicht der agierenden Person erzählt. Der Autor beschreibt ein Schweden mit vielen dunklen Seiten, in dem ich nicht leben wollte. Für die beiden Hauptfiguren Vera Berg und Tomas Wolf entwickelte ich sogar eine gewisse Sympathie, weil sie sich bemühten, etwas zu verändern. Die Spannungskurve ist ausgeklügelt und erreicht am Ende ihren Spitzenwert.
Der Plot hat mir sehr gut gefallen, aber leider habe ich eine Reihe von Minuspunkten gesehen. Weder Vera Berg noch Tomas Wolf unternehmen etwas gegen ihre Traumata. Sie leiden einfach vor sich hin und ihr Leidensszenario wiederholt sich immer wieder. Zudem agieren beide Hauptfiguren oft unprofessionell. Tomas Wolf wird sogar als positive Erscheinung in der schwedischen Polizei geschildert. Für mich hat ein Typ mit derartigen Aussetzer nichts im aktiven Polizeidienst mit einer Dienstwaffe zu suchen. Viele der Figuren sind extrem flach charakterisiert und wirken dadurch unrealistisch. Zudem wiederholen sich viele Motive zu oft. Zigaretten- und Alkoholkonsum bis zum Abwinken, Straffreiheit durch Einschüchterung der Opfer und der Zeugen, Veras Besuche beim Motorradclub und die verzweifelten Versuche von Tomas, seine Ehe zu retten. Zwischendurch Lichtblicke durch solide Ermittlungsarbeit, aber dann noch ein total negativer Epilog.

Fazit:
Der Plot war richtig gut, aber trotzdem hielt sich mein Lesevergnügen in engen Grenzen. Es gab einfach zu viele negative Komponenten. Deshalb kann ich den Titel nur mit zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten) bewerten.

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Nicht der beste Montalbano, aber immer noch ein sehr guter Krimi

Das Karussell der Verwechslungen
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Buchmeinung zu Andrea Camilleri – Das Karussell der Verwechslungen

„Das Karussell der Verwechslungen“ ist ein Kriminalroman von Andrea Camilleri, der 2021 bei Lübbe in der Übersetzung von Rita Seuss und ...

Buchmeinung zu Andrea Camilleri – Das Karussell der Verwechslungen

„Das Karussell der Verwechslungen“ ist ein Kriminalroman von Andrea Camilleri, der 2021 bei Lübbe in der Übersetzung von Rita Seuss und Walter Kögler erschienen ist. Der Titel der italienischen Originalausgabe lautet „La giostra degli scambi“.

Zum Autor:
Andrea Camilleri (1925-2019) ist der erfolgreichste zeitgenössische Autor Italiens und begeistert mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk ein Millionenpublikum. Ob er seine Leser mit seinem unwiderstehlichen Helden Salvo Montalbano in den Bann zieht, ihnen mit kulinarischen Köstlichkeiten den Mund wässrig macht oder ihnen unvergessliche Einblicke in die mediterrane Seele gewährt: Dem Charme der Welt Camilleris vermag sich niemand zu entziehen.

Klappentext:
Im Kommissariat des sizilianischen Küstenörtchens Vigàta gibt eine ungewöhnliche Entführung Rätsel auf: Ein vermummter Täter hat nacheinander zwei weibliche Bankangestellte überfallen, betäubt und kurz darauf unversehrt freigelassen. Dann erfährt Commissario Montalbano, dass ein junger Unternehmer nach einer Urlaubsreise mit seiner großen Liebe vermisst wird. Stehen die Ereignisse in Zusammenhang? Schon bald kommt Montalbano einem perfiden Täuschungsmanöver auf die Spur...

Meine Meinung:
Wenn ich zu einem Roman mit Commissario Salvo Montalbano greife, weißich ziemlich genau, was mich erwartet. So ist es auch hier. Seien es die Assistenten des Kommissars mit ihren Eigenheiten, die ausführliche Beschreibung der meist üppigen Mahlzeiten oder der mediterrane Lebensstil. Der Start ist verwirrend. Montalbano versucht einen Streit zu schlichten und wird von den Carabineri verhaftet. Dann gibt es zwei anscheinend sinnfreie Kurzentführungen. Montalbano ist irritiert, aber auch alarmiert. Mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit verfolgt der sympathische Kommissar seine Ideen und tut alles, was ihm vernünftig erscheint, auch wenn er gegen Regeln verstößt. Die heiteren Momente werden weniger und dunkle Abgründe werden sichtbar. Wie so oft erkennt Montalbano erst auf der Zielgeraden die Wahrheit.
Zu Beginn gibt es etliche Nebenhandlungen, aber mehr und mehr rückt der eingentliche Fall ins Zentrum der Geschichte. Der Leser begleitet den Commissario bei seinen Überlegungen und ist doch überrascht, zu welchen Ergebnissen Montalbano kommt.
Neben Spannung entwickelt sich wie immer die Atmosphäre eines kleinen sizilianischen Küstenstädtchens. Der Schreibstil ist angenehm und verbindet Informationen mit Gefühlen und Atmosphäre.

Fazit:
Auch wenn es sicherlich nicht der beste Roman aus der Serie ist, so sorgt er doch für kurzweilige Unterhaltung. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche ich klare Leseempfehlung für die Freunde ruhiger Kriminalromane aus.

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Dunkle Schatten über Montegiardino

Toskanische Sünden
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Buchmeinung zu Paolo Riva – Toskanische Sünden

„Toskanische Sünden“ ist ein Kriminalroman von Paolo Riva, der 2023 bei Hoffmann und Campe erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für Commissario Luca, ...

Buchmeinung zu Paolo Riva – Toskanische Sünden

„Toskanische Sünden“ ist ein Kriminalroman von Paolo Riva, der 2023 bei Hoffmann und Campe erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für Commissario Luca, der im beschaulichen Montegiardino ermittelt.

Zum Autor:
Paolo Riva wurde 1977 in Balerna/Tessin in der italienischsprachigen Schweiz geboren. Seine Mutter ist Italienerin, sein Vater Deutsch-Schweizer. Er studierte deutsche Philologie in München und Philosophie in Rom. In Zürich arbeitete er lange als Werbetexter.Riva lebt mit seiner Familie, Hunden und Eseln auf einem Hof in der südlichen Toskana.

Zum Inhalt:
Commissario Luca lernt das Phänomen des Vollmondes der Streitigkeiten kennen. Seine Mitbürger sind auf Krawall gebürstet und streiten sich ohne Ende. Dann verunglückt ein Markthändler schwer und es wird auch noch ein Toter am Ufer des Arno gefunden.

Meine Meinung:
Dieses Buch lebt von seiner Hauptfigur und von der allzeit spürbaren Atmosphäre einer Region, in der ich gerne meinen Urlaub verbringen würde. Dazu kommt ein ordentlicher Schuss Romantik und der stetige Wechsel zwischen Szenen mit Dorfidylle und solchen, wo es hart zur Sache geht. Es zeigt sich, dass die Dorfidylle auch ihre Schattenseiten hat.
Nach dem Tod seiner Frau hat Commissario Luca den Weg zurück in sein Heimatdorf gefunden, um auf einem ruhigen Posten viel Zeit mit seiner Tochter Emma verbringen zu können, die dort die Grundschule besucht. Luca wirkt überaus sympathisch und fühlt sich in seinem Dorf wohl.
Gemeinsam mit Vice-Questora Mair und der Dorfärztin Chiara ermittelt Luca und kommt beiden Frauen näher. Die Vice-Questora gilt als taffe Karrierefrau, offenbart aber auch andere Seiten. Die Dorfärztin ist ein ruhiger Typ, liebt aber wie Luca ihre Heimat. Beide sind an Luca interessiert und auch Luca ist nicht abgeneigt, aber noch kann er sich nicht entscheiden. Die beiden Fälle erweisen sich als vertrackt und bieten etliche Überraschungen. Zur Aufklärung des Mordes muss Luca ein dunkles Geheimnis lüften.
Der Schreibstil ist angenehm, atmosphärisch und vermittelt die Gefühle der Figuren. Viele Perspektivwechsel sorgen für Tempo und erhöhen die Spannung. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar.

Fazit:
Mich hat dieser Roman von Beginn an mitgenommen mit seinen interessanten Figuren, der komplexen Handlung mit Regionalbezug und der atmosphärischen Darstellung. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und fiebere einer Fortsetzung entgegen. Eine Leseempfehlung spreche ich für die Freunde atmosphärischer Krimis aus.

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Ideenreiche Krimikomödie mit Witz und Herz

Liebe oder Eierlikör
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Buchmeinung zu Dora Heldt – Liebe oder Eierlikör

Liebe oder Eierlikör ist eine Krimikomödie von Dora Heldt, der 2023 bei dtv erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von Katja Danowski gesprochen und ...

Buchmeinung zu Dora Heldt – Liebe oder Eierlikör

Liebe oder Eierlikör ist eine Krimikomödie von Dora Heldt, der 2023 bei dtv erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von Katja Danowski gesprochen und ist 2023 bei Jumbo Neue Medien erschienen.

Zum Autor:
Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, ist gelernte Buchhändlerin und lebt heute in Hamburg.

Sprecher:
Katja Danowski, geboren 1974, studierte Schauspiel an der Berliner Hochschule für Künste. Sie war am Berliner Ensemble, am Staatstheater Stuttgart und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg engagiert.
Katja Danowski macht einen herausragenden Job.

Zum Inhalt:
Ernst Mannsen ist irritiert, denn Hilke trägt auf einmal Lippenstift und bunte Kleider. Außerdem nutzt sie die Dating-App Liebe oder Eierlikör. Ernst ist alarmiert und wird samt Freunden aktiv.

Meine Meinung:
Die meisten Protagonisten kannte ich aus Geld oder Lebkuchen. Der Rentner Ernst Mannsen wittert erneut Unheil für seine Freunde und so einer Dating-App kann man ja nicht vertrauen. Er ist liebenswert und sympathisch gezeichnet, schießt aber gern übers Ziel hinaus. Wieder sind fast alle Figuren positiv und liebevoll gezeichnet. Zum Ende hin wird das Tempo noch erhöht und es kommt zu einem passenden Showdown mit Happy-End. Die Autorin spielt mit Klischees und den Erwartungen der Leser, um dann doch einen anderen Weg einzuschlagen. Mit vielen Humorvarianten von derb bis feinsinnig wird eine kurzweilige Komödie erzählt, bei der es zum erwarteten Ende kommt, aber der Weg ist überraschend. Die Sprecherin haucht den Figuren Leben und Gefühle ein und passt ganz hervorragend zum Stück.

Fazit:
Diese ideenreiche und fantasievolle Krimikomödie hat mich mit ihrem Witz und mit Herz überzeugt. Auch die Sprecherin macht einen herausragenden Job. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Lese- bzw. Hörempfehlung aus. Es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Trotz solidem Plot eine Enttäuschung

Canaria Criminal
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Buchmeinung zu Daniel Verano – Canaria Criminal

Canaria Criminal ist ein Kriminalroman von Daniel Verano, der 2023 im Gmeiner Verlag in der Übersetzung von erschienen ist.

Zum Autor:
Daniel Verano ist ...

Buchmeinung zu Daniel Verano – Canaria Criminal

Canaria Criminal ist ein Kriminalroman von Daniel Verano, der 2023 im Gmeiner Verlag in der Übersetzung von erschienen ist.

Zum Autor:
Daniel Verano ist das Pseudonym von Daniel Wehnhardt. Der Autor wurde 1984 in Fürstenhagen geboren. Nach dem Studium arbeitete er für die evangelische Kirche und unterrichtete Spanisch und Politik an unterschiedlichen Schulen im nord- und osthessischen Raum. Er wohnte selbst eine Zeit lang auf den Kanaren, die er seitdem jährlich besucht - auch zur Recherche für seine zeitgenössischen und zeitgeschichtlichen Spannungsromane, die er inzwischen als hauptberuflicher Autor schreibt. Er lebt und arbeitet in Kassel.

Zum Inhalt:
Der populistische Politiker Francisco Fraude springt mit einem Fallschirm über Gran Canaria ab, doch er zerschellt auf einem Felsen, da sich kein Fallschirm geöffnet hat. Der deutsche Journalist Felix Faber hat dies live im Fernsehen verfolgt und beginnt parallel zur Polizei zu ermitteln.

Meine Meinung:
In diesem Buch wird sich eifrig über die Insel bewegt und viele Orte werden angefahren. Trotzdem wollte sich bei mir kein Inselfeeling oder gar Urlaubsatmosphäre einstellen. Sowohl der Journalist Felix als auch die Ermittler Ana und Ruiz sind fast permanent unterwegs, aber man merkt kaum etwas von Gran Canaria. Die Geschichte selber wird aus mehreren Perspektiven erzählt und ist sauber konstruiert. Meist begleiten wir entweder die Ermittler oder den Journalisten. Trotz seines engagierten Auftretens wollte sich bei mir keine Bindung zum Journalisten einstellen. Zudem fand ich seine Ermittlungsmethoden zum Teil grenzwertig. Interessanter fand ich die Polizeiermittler, die mit ein paar Ecken und Kanten gezeichnet waren. Sie wirkten kompetent und sympathisch auf mich. Da war es fast unglaublich, dass sie die vom Journalisten gemachten Entdeckungen nicht zur Kenntnis nehmen wollten. Am Ende steht dann aber doch ein vollständig und nachvollziehbar aufgeklärter Fall.
Der Erzählstil ist angenehm und leicht verdaulich, ist aber frei jeder Atmosphäre. Der Spannungsbogen ist wenig ausgeprägt. Dies hat mich sehr enttäuscht, da ich vom Autor weitaus besseres gelesen habe.

Fazit:
Dieser Titel hat mich enttäuscht zurückgelassen und nur bedingt unterhalten. Deshalb lautet meine Bewertung zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten).

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