Absolute Leseempfehlung
Die Berechnung der SterneIm letzten Jahr habe ich „Space Girls“ gelesen und den Film „Hidden Figurs“ gesehen und war von beiden absolut begeistert. „Die Berechnung der Sterne“ greift das gleiche Thema auf, die Autorin platziert ...
Im letzten Jahr habe ich „Space Girls“ gelesen und den Film „Hidden Figurs“ gesehen und war von beiden absolut begeistert. „Die Berechnung der Sterne“ greift das gleiche Thema auf, die Autorin platziert ihre Geschichte aber in einer alternativen Vergangenheit und vermischt dabei sehr geschickt Historisches mit Fiktion.
Das Grundkonzept der Geschichte basiert dabei auf einer fiktiven Änderung der Geschichte: die USA haben den Wettlauf ins All gewonnen und nach dem Meteoriteneinschlag werden Kooperationen mit anderen Nationen, sogar China und Russland, eingegangen um die Raumfahrt voranzutreiben. Deutlich weniger fiktiv ist die Darstellung der damaligen Gesellschaft. Die Menschen sind sehr konservativ, People of Color werden diskriminiert und die Rolle der Frau ist es Mutter und Ehefrau zu sein.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Elma York erzählt. Ihre Aufgabe beim Raumfahrtprogramm ist es die Flugbahnen der Raketen zu berechnen, was mangels Computern mit Stift und Papier erfolgte. Doch Elma ist nicht nur eine begnadete Mathematikerin, sondern auch Pilotin. Im ersten Weltkrieg flog sie, wie viele andere Frauen, Versorgungsflüge. Ihr großes Ziel ist es am Raumfahrtprogramm teilnehmen und die Kolonie auf dem Mond mitaufzubauen.
Das Raumfahrtprogramm steht stets im zentralen Fokus der Geschichte, Einblicke in das vom Meteoriten zerstörten Washington erhält der Leser nicht. Das wäre natürlich sehr interessant gewesen, war aber auch nie Ziel des Romans. Kowall schreibt klar eine Gesellschaftskritik und kein Katastrophenszenario. Die Handlung bietet also wenig Action, ist aber trotzdem nie langweilig.
Die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen, der Autorin gelingt meist eine ausgewogene Mischung aus Stärken und Schwächen. Elma York ist eine begnadete Mathematikerin, doch sie lebt in einer Welt wo sie durch ihr Geschlecht weniger zählt. Zwar hat sie einen Doktortitel, doch sie wird nur als Mrs York, die Ehefrau eines Ingenieurs, gesehen. Vor Menschen zu reden fällt ihr sehr schwer, ihre körperlichen Reaktionen durch diese Phobie und dass sie bei manchen Gelegenheiten auch mal kneift macht sie sehr menschlich. Elmas stets vorbildlicher Mann hingegen war mir ein wenig zu perfekt und bleibt dadurch meist etwas blass.
Das Ende der Geschichte bleibt offen, denn das Buch ist der erste Band einer Reihe. Auf die Fortsetzung bin ich bereits sehr gespannt und muss hoffentlich nicht zu lange darauf warten, denn im Englischen sind bereits drei Bände erschienen.
Ein großes Lob möchte ich noch für das Nachwort aussprechen, hier erläutert die Autorin an welchen Stellen sie von der Realität abgewichen ist und welche historischen Personen Vorbilder für einige ihrer Figuren waren. Bei einem Roman der manche Ereignisse der Geschichte abändert finde ich das zwingend notwendig und war sehr froh darum.