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Veröffentlicht am 30.12.2021

Ein historischer Jugendroman mit vereinzelt fantastischen Elementen

Die Schule der Redner
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Ich habe schon viele historische Romane gelesen, eines über die Macht und Möglichkeiten der Sprache war bisher noch nicht darunter. Der Autor kombiniert dieses Thema geschickt mit einem Abenteuerroman, ...

Ich habe schon viele historische Romane gelesen, eines über die Macht und Möglichkeiten der Sprache war bisher noch nicht darunter. Der Autor kombiniert dieses Thema geschickt mit einem Abenteuerroman, bei dem sich die jugendlichen Protagonisten auf die Jagd nach einem gefährlichen Manuskript machen das schon durch eine Reihe berühmter Hände gegangen ist. Wer diese Schrift studiert, der erhält die Macht mit seinen Worten starken Einfluss auf andere Menschen zu nehmen. Hier sind dann auch etwas fantastische Elemente enthalten, etwa wenn einer der Antagonisten durch ein einziges Wort andere Menschen in eine körperliche Starre verfallen lässt.

Das erste Drittel des Romans erzählt die Flucht Leons nach St. Gallen zur Schule der Redner. Dieser Teil ist sehr spannend, man fiebert mit dem Jungen, wie er seinen Verfolgern durch Schnee und Eis zu entkommen versucht. In der Schule angekommen findet Leon schnell neue Freunde wie auch Feinde. Der Leser begleitet die Jugendlichen durch Unterrichtsstunden und erfährt viel über Rhetorik und die Möglichkeiten der sprachlichen Manipulation. Und natürlich ist nicht jeder der Lehrer und Schüler was er vorgibt zu sein, hier hat der Autor geschickt ein paar Überraschungen eingebaut.

Vom Setting her ist das Buch für mich ein historischer Jugendroman, bei dem sich ruhigere, aber trotzdem sehr interessante Passagen über Rhetorik gut mit actionreicher Spannung abwechseln. Ganz realistisch geht dabei aber nicht immer zu. Mehrmals schaffen es die Jugendlichen, dass sie erfahrene und zahlenmäßig überlegene Kämpfer besiegen. Und da mir historische Korrektheit sehr wichtig ist, muss ich zu diesem Punkt ein wenig „meckern“. Dass die Verlobte eines einflussreichen Fürsten mal eben fremdgeht und die Familie über diese Schmach einfach hinwegsieht mag nicht wirklich zu den damaligen Erwartungen und Rollen passen.

Die verwendete Sprache ist überwiegend modern, ergänzt um einige „alte“ Begriffe. Allerdings sind hier auch Fehler enthalten, so kannte man zur damaligen Zeit die Kartoffel und damit natürlich auch eine „Kartoffelnase“ noch gar nicht.

Fazit:
Es ist kein klassischer historischer Roman, doch wer über historische Abweichungen und ein paar Ungereimtheiten hinwegsehen kann, der erhält einen temporeichen Roman mit sehr interessanten Lektionen zu Rhetorik und Sprache. Die Lehrstunden über die Kunst der Rhetorik waren mein Highlight des Buches und schon beim Lesen habe ich überlegt wie ich diese neuen Kenntnisse am besten ausprobieren kann.

Veröffentlicht am 21.12.2021

Beklemmend und spannend

Never - Die letzte Entscheidung
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In seinem Vorwort schreibt Ken Follett, dass der erste Weltkrieg zum Großteil aus einer Verkettung von Einzelentscheidungen entstand. Der Frage, ob so etwas noch einmal passieren kann, geht er in seinem ...

In seinem Vorwort schreibt Ken Follett, dass der erste Weltkrieg zum Großteil aus einer Verkettung von Einzelentscheidungen entstand. Der Frage, ob so etwas noch einmal passieren kann, geht er in seinem neuesten Werk nach, entstanden ist ein enorm spannender Polit-Thriller.

Das Buch zeigt sehr beeindruckend die weltpolitischen Verflechtungen und welche Auswirkungen diese Abhängigkeiten und Machtinteressen haben können. Dabei sind die Geschehnisse so verständlich dargestellt, dass ich den Zusammenhängen jederzeit folgen konnte. Politisches Vorwissen, etwa welche der Länder miteinander verbündet oder verfeindet sind, war nicht notwendig, denn Follett baut dieses Wissen geschickt in seine Geschichte ein. Obwohl die komplexe Erzählung aus mehreren Handlungssträngen besteht ist sie immer flüssig zu lesen. Es dauert allerdings ein wenig, bis die einzelnen Schauplätze inhaltlich miteinander verknüpft werden. Für mich ist das ein positiver Aspekt, ich mag es, wenn nicht gleich zu Beginn alle Zusammenhänge klar sind und sich eine Geschichte erst entfaltet. Dafür ist aber natürlich auch etwas Geduld notwendig.

Einen Helden der im Alleingang die Probleme der Welt löst gibt es in Folletts Roman nicht. Und auch auf den großen Antagonisten, der sich den Helden gegenüberstellt, verzichtet der Autor. Jede der Figuren hat ihre Beweggründe und auch wenn man nicht jedem Sympathie entgegenbringen kann, sind die Handlungen stets nachvollziehbar. Neben den politischen Aspekten ist auch Platz für das Privatleben der Protagonisten, was die Erzählung auflockert und zusätzlich Sympathien für die Figuren schafft. Ich fand diese Mischung genau richtig.

Fazit:
„Never“ ist ein sehr spannender Polit-Thriller mit einer großartig gelungenen, oft sehr bedrückenden, Atmosphäre. Das Buch ließ mich mit einem sehr nachdenklichen Blick auf das politische Weltgeschehen zurück.

Veröffentlicht am 08.12.2021

Ein solider Krimi mit einer großartigen Atmosphäre

Der geheimnisvolle Mr. Hyde
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Craig Russell „leiht“ sich für seinen Krimi die Figur des Edward Hyde - dieser ist in der Buchwelt kein Unbekannter und stammt aus der Feder des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson. Russell ...

Craig Russell „leiht“ sich für seinen Krimi die Figur des Edward Hyde - dieser ist in der Buchwelt kein Unbekannter und stammt aus der Feder des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson. Russell erzählt Hydes Geschichte aber nicht neu, sondern schreibt in seinem Buch eine andere Geschichte.

Das Buch spielt in einem sehr düsteren Edinburgh, Nebel wallt durch die Straßen und dämpft alle Geräusche, die Gaslaternen bringen kaum Licht - die Atmosphäre ist wirklich sehr gut beschrieben und konnte an einigen Stellen einen wohligen Grusel erzeugen. Die Hauptrolle in der Geschichte spielt natürlich der von Gedächtnisverlusten geplagte Edward Hyde, der zudem die große Sorge hat, dass er während seiner Aussetzer gewaltsame Taten oder gar Morde begangen haben könnte. Auch rätselhafte Träume plagen ihn, irrt er durch eine düstere, von der keltischen Mythologie geprägte Welt. Obwohl mich Mythologie sehr interessiert hat mir dieser Aspekt der Geschichte weniger gefallen, denn für meinen Geschmack wurde zu wenig erklärt, so dass ich bis zum Ende des Buches einfach keinen Zugang zu den beschriebenen Wesenheiten und Bräuchen fand.

Die Charaktere hingegen konnten mich durchweg überzeugen. Aus Edward Hyde wird man lange nicht schlau, im Hinterkopf hat man immer seine Rolle in Stevensons Roman und hat ihm gegenüber stets gewisse Zweifel. An seiner Seite ist mit Dr. Burr eine weibliche Ärztin, die sich in einer Männerdomäne behaupten muss und mir von Beginn an sehr sympathisch war.

Der Spannungsbogen ist solide, im Mittelteil wird die Geschichte zwar etwas träge, dafür entschädigt dann aber das rasante Ende, wo sich die Ereignisse überschlagen und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Motive hinter den Morgen waren für mich dann aber nicht komplett nachvollziehbar.

Fazit
Ein solider Krimi mit einer großartigen Atmosphäre und gelungenen Charakteren. Der mythologische Aspekt hätte für meinen Geschmack aber entweder einer tiefgründigeren Ausarbeitung bedurft oder weniger im Mittelpunkt stehen sollen.

Veröffentlicht am 04.12.2021

Super recherchiert, gut erzählt, lediglich mit den Charakteren konnte ich mich nicht anfreunden

Der Traumpalast
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Das Buch ist sehr aufwendig recherchiert, viele historische Geschehnisse und auch Persönlichkeiten sind in die Geschichte eingeflochten. Die damalige Zeit, die Menschen und ihr Leben, sind toll dargestellt, ...

Das Buch ist sehr aufwendig recherchiert, viele historische Geschehnisse und auch Persönlichkeiten sind in die Geschichte eingeflochten. Die damalige Zeit, die Menschen und ihr Leben, sind toll dargestellt, ich fühlte mich mitten in die Vergangenheit versetzt. Auch den aufkeimenden Nationalsozialismus fängt der Autor sehr stark ein. Ich hätte mir allerdings einen größeren Fokus auf das Kino gewünscht. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches geht es Großteils um die politischen Entwicklungen der damaligen Zeit, Film und Kino spielen nur eine kleine Rolle.

Die Kapitel sind sehr kurz, oft nur zwei oder drei Seiten lang. Eigentlich bevorzuge ich längere Abschnitte und tat mich mit den recht abrupten Szenenwechseln zu Beginn eher schwer. Der Autor schafft durch den häufigen Perspektivwechsel jedoch eine sehr gute Dynamik und immer wieder auch Spannung, so dass ich mich schnell daran gewöhnt hatte und mir die kurzen Abschnitte mit der Zeit immer besser gefielen.

Leider wurden mir bis zum Ende die beiden Protagonisten Rahel und Tino nicht wirklich sympathisch. Rahels Wunsch nach Selbstständigkeit und dass sie für ihre Träume kämpft gefiel mir gut. Allerdings ist sie einfach zu perfekt um mir richtig ans Herz zu wachsen. Gebildet, redegewandt, stets die Schönste im Raum und unglaublich talentiert auf verschiedensten Gebieten. In der Summe ist mir das zu viel des Guten. Tino ist ein eitler Geck der problemlos und reihenweise Frauenherzen bricht. Seine Eitelkeit ist zwar seinem Charakter geschuldet, er kommt vermutlich genauso rüber wie er durch die Feder des Autors erschaffen wurde, sympathisch wird er mir durch dieses Wissen dennoch nicht.

Fazit:
Ein toll erzähltes Buch, das den Zeitgeist der 1920er Jahre einfängt, ich bin nur leider mit den Protagonisten so gar nicht warm geworden.

Veröffentlicht am 04.12.2021

Ein sehr spannender Fall

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Nele Neuhaus zehnter Krimi steht ganz unter dem Thema Literatur- und Verlagswelt; die Autorin bietet uns eine ermordete Lektorin, interne Machtkämpfe beim Literaturverlag, ein geheimnisvolles Manuskript ...

Nele Neuhaus zehnter Krimi steht ganz unter dem Thema Literatur- und Verlagswelt; die Autorin bietet uns eine ermordete Lektorin, interne Machtkämpfe beim Literaturverlag, ein geheimnisvolles Manuskript und exzentrische Autoren und Verleger. Das sind am Ende dann natürlich eine ganze Menge handelnde Figuren und noch mehr Namen über die gesprochen wird, verpackt in die Hauptermittlung und ergänzt durch einige Nebenplots. Da muss man schon dranbleiben, um die Übersicht nicht zu verlieren. Das Buch ist allerdings so spannend geschrieben, dass man es ohnehin nicht mehr aus der Hand legen möchte. Der Mordfall ist clever durchdacht, die Verdächtigen wechseln sich ab und die Autorin legt immer wieder falsche Fährten für den Leser. Die finale Auflösung konnte mich absolut überraschen und fügt sich gleichzeitig perfekt in die Geschichte ein.

Obwohl ich die Vorgängerbände kenne habe ich ein wenig gebraucht um die immer wieder erwähnten vergangenen Geschehnisse und die Masse an Figuren zuordnen zu können. Für das Personenregister war ich daher sehr dankbar. Wie typisch für die Romane spielt neben dem Fall auch das Privatleben der Ermittler eine Rolle. Im neuesten Buch steht Oliver von Bodenstein im Fokus, der mit krebskranker Ex-Frau, eifersüchtiger Ehefrau und abweisender Stieftochter gerade einiges um die Ohren hat. Neuhaus schafft es, dass diese ganzen Probleme nicht wie eine Seifenoper erscheinen, sondern es den Leser wirklich interessiert wie die Ermittler Privatleben und Mordermittlung überhaupt stemmen können.

Fazit
Ich wurde sehr kurzweilig und spannend unterhalten und kann das Buch nur empfehlen. Wer die Reihe kennt, wird am neuesten Fall seine Freude haben, für Neulinge ist ein Einstieg beim zehnten Buch möglich.