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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein Neuanfang in Afrika

Die Löwin vom Tafelberg. Catharina Ustings' kühner Weg in die Freiheit
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Die Geschichte beruht auf einem historisch belegten Hintergrund. Die ersten Siedlungsjahre von Kapstadt waren nicht einfach, sehr entbehrungsreich und oft sogar gefährlich. Das Gebiet war ursprünglich ...

Die Geschichte beruht auf einem historisch belegten Hintergrund. Die ersten Siedlungsjahre von Kapstadt waren nicht einfach, sehr entbehrungsreich und oft sogar gefährlich. Das Gebiet war ursprünglich von den Khoikhoi besiedelt, die vertrieben und ihres Landes beraubt wurden. Da auch eine Ureinwohnerin eine kleinere Rolle spielt, bekommt man hier einen sehr guten Einblick was die Kolonialisierung für sie bedeutete und welche Grausamkeiten sie erdulden mussten.

Gefehlt haben mir allerdings Nachwort und Personenregister. So weiß ich nun gar nicht, welche Ereignisse und Personen historisch belegt sind und wo die Geschichte um fiktive Handlungen ergänzt wurde. Bei einem historischen Roman ist das für mich ein Muss. Auch der Hinweis, dass es noch Folgebände geben wird wäre toll gewesen, das eher offene Ende hat mich zuerst sehr überrascht, macht aber Sinn, wenn man weiß, dass es in den nächsten Büchern weitergeht.

Von diesen Kritikpunkten abgesehen, hat mir das Buch gut gefallen. Schon nach wenigen Seiten ist man in der Geschichte angekommen, die einige Überraschungen und Wendungen bereithält, so dass keine Langweile aufkommt. Das Leben der Menschen und die damaligen Herausforderungen sind sehr gut beschrieben. Auch die Charaktere konnten mich überzeugen, gut wie böse sind sie sehr lebendig beschrieben.

Fazit
Der Roman hat mir gut gefallen, er gibt einen sehr bildhaften Einblick in das Leben der Siedler. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Catharina und all den anderen weitergeht – hoffentlich dauert es nicht zu lange bis zur Fortsetzung.⠀

Veröffentlicht am 06.08.2023

Rasante Action, aber noch Luft nach oben

Seventeen
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Aus dem Thema kann man viel machen, der Klappentext klingt gut, das kann alles werden, vom totalen Flopp bis zum Meisterwerk. Gelandet ist es am Ende im guten Mittelfeld.

Den betont lässigen Schreibstil ...

Aus dem Thema kann man viel machen, der Klappentext klingt gut, das kann alles werden, vom totalen Flopp bis zum Meisterwerk. Gelandet ist es am Ende im guten Mittelfeld.

Den betont lässigen Schreibstil muss man mögen, ich fand ihn ok. Genervt hat er mich bis zum Ende nicht, aber auch nicht übermäßig beeindruckt. Eher gestört hat mich, dass die Geschichte oft recht abgehetzt erzählt wird und die Handlung nie zur Ruhe kommt. Klar, das bringt Tempo rein, fühlt sich aber auch an als ob man mit einer Kanne Kaffee intus lesen würde. Man fliegt zwar durch die Seiten, aber irgendwann hat mich das auch ein wenig gestresst.

Die Handlung erinnert an einen modernen Actionfilm, es gibt wilde Verfolgungsjagden mit dem Auto, es wird viel geballert und natürlich auch gemeuchelt, das alles beschrieben mit dem trockenen Humor des Ich-Erzählers. So weit, so unterhaltsam. Gefehlt hat mir aber eine tiefergehende Erklärung zu diesem Serienkiller-Universum. Man bekommt immer nur Bröckchen hingeworfen, die ganz großen Zusammenhänge und Hintergründe werden aber nicht aufgeklärt.

Fazit:
Ein rasanter Thriller der solide Unterhaltung bietet, die wenigen Logiklücken sind wie bei einem Action-Blockbuster absolut verschmerzbar. So wirklich tief in Erinnerung wird Seventeen bei mir allerdings nicht bleiben. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es als Actionfilm nochmal besser funktioniert – ansehen würde ich mir eine Verfilmung auf jeden Fall!

Veröffentlicht am 05.08.2023

Ich musste mich durchquälen

Achtsam morden am Rande der Welt
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Buch eins war großartig: eine erfrischend originelle Story, gespickt mit trockenem schwarzem Humor.

Buch zwei konnte mich immerhin noch gut unterhalten. Ich habe zwar nicht so oft gelacht wie beim Vorgänger, ...

Buch eins war großartig: eine erfrischend originelle Story, gespickt mit trockenem schwarzem Humor.

Buch zwei konnte mich immerhin noch gut unterhalten. Ich habe zwar nicht so oft gelacht wie beim Vorgänger, aber es konnte mit einigen absurd schrägen Szenen aufwarten.

Buch drei fehlt alles was die Vorgänger interessant machte. Die Story ist kaum vorhanden, der Protagonist bleibt blass und der Humor ist flach, klischeehaft und ohne Raffinesse. Auch die erzählerische Leichtigkeit fehlt. Die Geschichte schleppt sich dahin wie ein müder Pilger nach 40 km Tagesmarsch auf dem Jakobsweg. Auch die Morde haben nichts mehr mit dem „Ups ich habe den Mafiaboss getötet“ des ersten Bandes zu tun. Björn zeigt eine Abgeklärtheit die nicht zu ihm passen will.

Der Witz ist weg, die Ideen werden abstrus. Ich würde mir wünschen, dass die Reihe langsam ein Ende findet und der Autor sich einem neuen Protagonisten widmet. Man muss nicht alles bis zum letzten Tropfen ausquetschen.

Veröffentlicht am 31.07.2023

Eine beeindruckende Frau

Die Forscherin. Prinzessin Therese und der Ruf des Amazonas
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Prinzessin Therese von Bayern war ihrer Zeit weit voraus. Sie interessierte sich für Naturwissenschaften, machte Forschungsreisen und bekam die Ehrendoktorwürde, noch bevor Frauen überhaupt studieren durften. ...

Prinzessin Therese von Bayern war ihrer Zeit weit voraus. Sie interessierte sich für Naturwissenschaften, machte Forschungsreisen und bekam die Ehrendoktorwürde, noch bevor Frauen überhaupt studieren durften. Als Zoologin und Botanikerin bereiste sie die Welt, sammelte seltene Pflanzen, die später als Exponate im Museum ausgestellt wurden, und entdeckte neue Tierarten.

Katarina Innig hat der bemerkenswerten Frau einen Roman gewidmet. Mit Mitte 70 macht sich Therese daran ihre umfangreiche Sammlung an Pflanzen, wissenschaftlichen Notizen und Reiseandenken zu ordnen. Unterstützt wird sie von Veronika, die sie vor Jahren nach Brasilien begleitete. Die beiden Frauen erinnern sich an diese 36 Jahre zurückliegende Amazonasexpedition, aber auch aktuellere Geschehnisse, wie der erst vor kurzem beendete erste Weltkrieg, beschäftigen sie.

Den in der Vergangenheit in Brasilien spielenden Teil fand ich großartig und habe, sobald in die Zukunft geschwenkt wurde, darauf gewartet wieder bei den Geschehnissen im Amazonasgebiet dabei zu sein. Die Autorin vermittelt sehr gut, wie anstrengend und gefährlich, aber auch unglaublich faszinierend, das damalige Reisen war. Landschaft, Menschen und Tiere sind so bildlich beschrieben, dass man schnell das Gefühl hat mit dabei zu sein. Entgegen ihres Standes war Therese nicht mit großer Entourage und vielen Annehmlichkeiten unterwegs. Sie reiste inkognito als „Gräfin“, mit nur drei Bediensteten und meist spartanischen Unterkünften. Ich fand es auch sehr spannend zu erfahren, wie damals Forschungsreisen abliefen, Tiere und Pflanzen gesammelt, bestimmt und katalogisiert wurden.

Auf die fiktive Liebesbeziehung hingegen hätte ich gerne verzichten können, dass ich es schlicht unnötig finde so etwas einzubauen liegt aber an meinem persönlichen Geschmack.

Es ist trotzdem ein tolles Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 29.07.2023

Ein Meisterwerk

Sekunden der Gnade
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Schon die Rahmenbedingungen haben es in sich: die Menschen tragen einen lange angewachsenen Rassenhass in sich, sind wütend über die anstehenden Bustransfers, sie demonstrieren, immer wieder kocht Gewalt ...

Schon die Rahmenbedingungen haben es in sich: die Menschen tragen einen lange angewachsenen Rassenhass in sich, sind wütend über die anstehenden Bustransfers, sie demonstrieren, immer wieder kocht Gewalt hoch. Mitten in diesem Wahnsinn ist Mary Pat, Nachfahrin irischer Einwanderer, aufgewachsen in einem Umfeld, in dem man sich mit Gewalt Respekt verschafft. Sie ist nicht zimperlich, weiß sich durchzusetzen, notfalls auch mit den Fäusten. Mit unerbittlicher Mutterliebe geht sie auf einen Rachefeldzug, wie eine Naturgewalt bricht sie über die Menschen herein, die es wagten ihren Liebsten zu schaden.

Dennis Lehane schafft es absolut authentische Charaktere zum Leben zu erwecken, es sind vom Leben gezeichnete Menschen der mittleren und unteren Gesellschaftsschichten. Sie leben unter enormen sozialen Spannungen und tragen einen tief verwurzelten Rassismus in sich. Reines Gut und Böse gibt es hier trotzdem nicht.

Das alles ergibt einen packenden Pageturner der mit überraschenden Wendungen überzeugen kann. Stellenweise geht es auch brutal zu, die Entscheidungen und Handlungen der Protagonisten ziehen schonungslose Konsequenzen nach sich, das Buch ist aber nie gewaltverherrlichend.

Eine absolute Leseempfehlung für dieses großartige Buch!