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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2023

Flache Charaktere und eine mit Nebensächlichkeiten aufgeblähte Handlung

Das Manuskript
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Bis die Handlung etwas Fahrt aufnimmt dauert es lange, in der ersten Hälfte geht es um Buchhändler Bruce Cable und seine Autorenfreunde, die auf der fiktiven Insel Camino Island vor Florida leben. Spannend ...

Bis die Handlung etwas Fahrt aufnimmt dauert es lange, in der ersten Hälfte geht es um Buchhändler Bruce Cable und seine Autorenfreunde, die auf der fiktiven Insel Camino Island vor Florida leben. Spannend wird es erst als Hurrikan Leo über die Insel zieht und große Verwüstungen hinterlässt. Sobald der Hurrikan vorbei ist und die Aufräumarbeiten eine Weile laufen, verliert sich die Story wieder in Belanglosigkeiten, Protagonist Bruce Cable äußert an einer Stelle, dass er sich langsam langweilt, mir ging es nicht anders.

In der zweiten Hälfte nimmt Bruce dann die Hobbyermittlungen auf - wobei er sich eigentlich mehr Vermutungen aufstellt, aktiv werden. Das macht das Lesen sehr zäh und bringt keine Spannung, ich wäre lieber bei den Handlungen dabei gewesen, als gemeinsam mit Bruce meist nur das Ergebnis zu erfahren. Insgesamt sind auch zu viele Gruppen mit dem Verbrechen beschäftigt, die Erzählung wandert zwischen Bruce und seinen Freunden, dem FBI und einer beauftragten Ermittlungsagentur umher, aber so wirklich steht keine dieser Gruppen im Fokus. Alle machen ihre Arbeit, die mal mehr und (viel zu oft) weniger mit dem Mordfall in Verbindung steht und führen ihr Leben fort. Daraus kann dann auch kein richtiger Spannungsbogen entstehen, man ist letztendlich auch nur milde neugierig was nun die Hintergründe für den Mord sind und fragt sich bei vielen Nebensträngen, warum die eigentlich ihren Platz in der Geschichte gefunden haben. Die Bösewichte bleiben die ganze Zeit über gesichtslos.

Bei den Charakteren bedient der Autor für meinen Geschmack zu viele Stereotypen. Polizei und Ermittler sind faul und unfähig, also werden ihnen Informationen vorenthalten. Der Student ist cleverer als die Polizei, weil er jede Woche fünf Krimis liest. Die Schriftsteller feiern ein Gelage nach dem anderen und stehen alle kurz vor dem großen Bestseller. Auf der Insel leben nur schlanke, braungebrannte Frauen mit einem „tollen Body“.

Fazit
Die Grundidee wäre spannend und die Machenschaften der Bösen erschreckend, die Handlung besteht aber nur aus nüchternen Szenenbeschreibungen. Erst zum Ende hin zieht das Tempo an, auf dem Weg dahin hätte man sich viele Belanglosigkeiten sparen können. Für mich kein Thriller und allenfalls ein mittelmäßiger Roman.

Veröffentlicht am 14.06.2023

Konnte mich nicht wirklich fesseln

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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Ironmongers erstes Buch („Der Wal und das Ende der Welt“) fand ich richtig gut, „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ konnte da leider nicht ganz mithalten. Ich habe mich recht schwer getan in die Geschichte ...

Ironmongers erstes Buch („Der Wal und das Ende der Welt“) fand ich richtig gut, „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ konnte da leider nicht ganz mithalten. Ich habe mich recht schwer getan in die Geschichte zu finden und anschließend konnte sie mich dann nicht so richtig fesseln. Vermutlich lag es an den Zeitsprüngen, die zu Beginn des Buches recht kurz aufeinander folgen und die Handlung etwas chaotisch erscheinen lassen, bevor die Erzählung dann endlich etwas länger auf einer Zeitebene verweilt. Durch den hektischen Einstieg blieben mir auch die Charaktere blieben mir bis zum Schluss seltsam fremd. An einigen Stellen blitzt dann zwar wieder auf, dass Ironmonger sehr bewegend schreiben kann, gerade zum Ende hin steigert sich das enorm, insgesamt hat er mich mit dem Buch aber zu selten fesseln können.

Die Thematik Klimawandel fand ich sehr interessant in die Geschichte eingebaut, Ironmonger schreibt über Ursachen, Auswirkungen und bringt auch Lösungsansätze. An manchen Stellen wird er dabei aber arg belehrend, was das Lesen dann etwas anstrengend macht.

Fazit
Ein durchaus lehrreiches Buch, das eine wichtige Botschaft vermittelt. Mich konnte die Geschichte trotzdem nicht so wirklich abholen, es fehlte die erzählerische Leichtigkeit des Erstlings und die Protagonisten blieben mir zu farblos.

Veröffentlicht am 03.06.2023

Spannend mit genialen Plottwists

Die Assistentin
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Die Geschichte ist aus Florence Sicht erzählt und beginnt eher gemächlich. Florence ist nicht sonderlich charismatisch, unter den Kollegen hat sie kaum Freunde, im Beruf kommt sie nicht weiter. Ganz anders ...

Die Geschichte ist aus Florence Sicht erzählt und beginnt eher gemächlich. Florence ist nicht sonderlich charismatisch, unter den Kollegen hat sie kaum Freunde, im Beruf kommt sie nicht weiter. Ganz anders sieht das Leben von Maud Dixon aus: ihr Buch war ein Weltbestseller, sie ist selbstbewusst, elegant und oft auch rücksichtslos. Schon das Aufeinandertreffen der beiden gegensätzlichen Charaktere fand ich sehr unterhaltsam. Bald wird Maud für Florence zum großen Vorbild, die sich immer mehr wünscht das Leben der erfolgreichen Autorin führen zu können.

Für das Buch benötigt man etwas Geduld, denn es dauert eine Weile bis der folgenschwere Autounfall passiert. Ohne diese Herleitung würde die Geschichte aber nicht so gut funktionieren. Bei vielen Situationen denkt man sich zunächst nicht viel, später merkt man dann wie sich alles fügt. Etwa ab der Hälfte nimmt die Geschichte enorm an Fahrt auf und das Buch wird richtig spannend, bietet jede Menge Nervenkitzel und großartige Wendungen. Kaum denkt man, die Figuren durchschaut zu haben kommt es nochmal ganz anders.

Fazit
Eine klare Leseempfehlung! Zuerst auf eher unspektakuläre Art fesselnd, wird die Geschichte immer komplexer, bis hin zum einem sehr gelungenen Ende.

Veröffentlicht am 31.05.2023

Die Geschichte eines Sommers

Gidget. Mein Sommer in Malibu
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Das Buch ist eine Neuauflage aus dem Jahr 1957 und die Geschichte der Tochter des Autors, die zu einer Ikone der Surfkultur wurde. Im Sommer 1956 schließt sich die 15-jährige Franzie, alias Gidget, am ...

Das Buch ist eine Neuauflage aus dem Jahr 1957 und die Geschichte der Tochter des Autors, die zu einer Ikone der Surfkultur wurde. Im Sommer 1956 schließt sich die 15-jährige Franzie, alias Gidget, am Malibu Pier einer Gruppe erfahrener Surfer an. Zuerst wird sie nicht ernst genommen, doch Franzie hat sich in den Kopf gesetzt entgegen aller Widerstände und als einzige Frau am Strand Surfen zu lernen.

Die 176 Seiten sind sehr schnell gelesen, die Geschichte hat zwar keine sonderlich tiefgreifende Handlung, transportiert aber eine wunderbare Sommerstimmung. Auch das Lebensgefühl der Surfer-Kultur und die damalige Zeit kommen sehr gut rüber.

Da Gidget zu einer Ikone der Surfkultur wurde, hatte ich allerdings erwartet, dass sie sich einen Namen macht, vielleicht auch bei Wettbewerben mitmacht und man auf sie aufmerksam wird. Erzählt wird aber nur der eine Sommer in dem sie surfen lernt, das fand ich etwas schade.

Sprachlich ist es sehr flapsig geschrieben, immer wieder mit Ausdrücken aus der Jugendsprache. Da sich die Geschichte aber sehr flüssig liest, ich habe mich aber recht schnell daran gewöhnt.

Fazit
Die Geschichte eines Sommers, leicht und schnell zu lesen, das perfekte Buch für einen Nachmittag am Strand.

Veröffentlicht am 31.05.2023

Kurzweilige Unterhaltung

Das Dickicht
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Joe R. Lansdale liefert einen unkonventionellen Spät-Western, der spannend, blutig, skurril und humorvoll zugleich ist. Gestorben wird viel und oft sehr brutal. Gleichzeitig ist das Buch stellenweise so ...

Joe R. Lansdale liefert einen unkonventionellen Spät-Western, der spannend, blutig, skurril und humorvoll zugleich ist. Gestorben wird viel und oft sehr brutal. Gleichzeitig ist das Buch stellenweise so witzig, dass ich laut lachen musste.

Die Geschichte wird aus Sicht von Jack erzählt, er berichtet rückblickend über seine damaligen Erlebnisse als 16-jähriger. Die Charaktere sind durchgängig verschroben und eigenwillig, Jack und seine skurrilen Begleiter schließt man gerade deshalb sehr schnell ins Herz. Eine hochtrabende Sprache sucht man vergebens, Lansdale schreibt schnörkellos und pfeift auf jegliche politische Korrektheit.

Insgesamt fand ich die Geschichte sehr gut erzählt, mit einem meist sehr konstanten Spannungsbogen. An einzelnen Stellen wurde mir etwas zu viel geredet, da hat sich das Buch dann etwas gezogen. Den großen Showdown fand ich ein wenig kurz geraten, dafür dass ich die verrückte Gruppe eine ganze Weile auf ihrer Reise begleitet habe ging mir das am Schluss dann zu schnell.

Fazit
Ein schräger Coming-of-Age-Trip bei dem man heroische Westernhelden vergeblich sucht. Es ist kein literarisches Meisterwerk, aber ein Buch mit hohem Unterhaltungswert, mir hat es gut gefallen.