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Veröffentlicht am 18.12.2016

Der Funke sprang nicht über...

Im Sommer wieder Fahrrad
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Die lebensfrohe Lea erhält mit dreißig Jahren eine erschütternde Diagnose: Krebs. So muss sie in Behandlung, während ihre Freunde ein unbekümmertes Leben führen, Familien gründen und das Leben einfach ...

Die lebensfrohe Lea erhält mit dreißig Jahren eine erschütternde Diagnose: Krebs. So muss sie in Behandlung, während ihre Freunde ein unbekümmertes Leben führen, Familien gründen und das Leben einfach genießen. Immer wieder werden Leas eigentlicht recht glückliche Gedanken durch Angst, Melancholie und Todesfurcht getrübt, sodass sie nach einem haltbringenden Anker suchen muss. Diesen findet sie ein Stück weit in ihrem Lebensgefährten; ihre verstorbene Großmutter ist es allerdings, die ihr besonders viel Kraft, Hoffnung und Mut schenkt.
Denn bevor Lea erkrankte, hatte sie sich das Ziel gesetzt, "Mütterchens" Leben aufzuzeichnen und ihr somit eine Art letzter Ehre zu erweisen. Großmutter Ellis war Schauspielerin aus Leidenschaft und mutig, lustig, tapfer, abenteuerlustig und nicht klein zu kriegen.
So umfasst dieses Buch zwei mehr oder weniger voneinander unabhängige Erzählstränge - einmal den, des Lebens von Ellis und den, von Leas Therapie.

Bei "Im Sommer wieder Fahrrad" handelt es sich um ein Werk mit autobiografischen Zügen, was zu wissen interessant sein mag. Generell berührt es mich sehr häufig, wenn (ehemalige) Krebspatienten über ihre Erkrankung und Genesung schreiben, in diesem Falle konnte mich die Erzählung jedoch nicht mitreißen oder bewegen...
Zunächst möchte ich auf den Erzählstrang zu Lea eingehen, da dieser meines Erachtens die Geschichte an sich eher bildet als der andere. Selbstverständlich ist eine derart harte Diagnose furchtbar, das möchte ich gar nicht in Abrede stellen, allerdings verliert sich die Autorin meines Erachtens zu sehr in den Ausführungen zu ihrer Leidensgeschichte. Zwar klagt sie nicht permanent weh, jedoch springt der Funke auch nicht wirklich über. Mal sehr betrübt, dann wieder zu gewollt lustig - so wirkte das Gesamtbild nicht stimmig. Darüber hinaus blieben die Figuren für mein Empfinden zu farb- und gestaltlos. Über Lea erfährt der Leser kaum mehr als dass sie ein großer Fan ihrer Großmutter ist, sie als humorvoll beschrieben wird und dass sie sich vornimmt, den Krebs zu besiegen. Was tief in ihr vor geht, bleibt recht schwammig und auch Figuren wie ihr Partner Paul bleiben blass und schemenhaft.
Da diese Handlung stetig unterbrochen wird, kann sich kein zusammenhängendes Bild entwickeln, was sehr schade ist. Dass ich das Erzählte als bruchstückhaft und puzzleteilartig empfand, mag auch darauf zurück zu führen sein.
Der Erzählstrang um "Mütterchen" konnte mich leider nicht mehr begeistern, da die Ausführungen meines Erachtens ins Unbedeutsame abschweifen. Die Großmutter scheint keinen Liebhaber abgewiesen und allgemein viel gelebt zu haben... Die Bezeichnung "Mütterchen", welche ständig gebraucht wurde, war mir irgendwann auch zu viel... Sympathisch wurde sie mir leider ebenso wenig wie die anderen Charaktere, obwohl man hier sicherlich mehr hätte herausholen können. Für mich waren Szenen, in denen das "Mütterchen" der jugendlichen Lea Kondome aus den 80ern geradezu aufzwängen wollte, nicht sonderlich ansprechend...
Allgemein fehlte mir beim Lesen die Spannung, denn es gab keine wirklichen Konflikte die es zu lösen galt oder Ähnliches. Die Krebserkrankung wurde zwar etwas beschrieben, aber nicht erfahrbar, erlebbar oder greifbar gemacht, sodass ich gewissermaßen auf Distanz blieb. Selbstverständlich kann man nicht erwarten, dass man durch ein Buch spürt, wie sich Krebs anfühlt. Nicht wirklich zumindest. Aber es gibt einige Bücher, die einen packen und mit einer Gefühls- und Gedankenwelt konfrontieren, die man nicht ignorieren oder von sich weisen kann, sodass man automatisch mit den Protagonisten mitfühlt. Hier konnte ich mich nicht in die Erzählerin versetzen...
Der Schreibstil ist soweit ganz angenehm, weswegen sich das Buch, wäre es vom Inhalt her packender, sehr schnell lesen ließe. Leider war das Ende auch sehr vorhersehbar, was der Spannung erneut einen Dämpfer setzte... Die Idee, Berliner Mundart mit einfließen zu lassen, hat mich hingegen sehr angesprochen und sorgte für Abwechslung.
Durch das Buch ziehen sich zudem Insider, beispielsweise aus Gesprächen mit der Großmutter, sodass hin und wieder mal ein Element aus den vorangegangenen Erzählungen aufgegriffen wird. Die "Schnipsgummis" werden einem so unter anderem immer wieder begegnen...

Alles in allem ein Buch, welches ein schweres Schicksal beschreibt, dieses für den Leser allerdings nicht wirklich greifbar macht. Für ihr Durchhaltevermögen und den Kampfgeist gegen die Erkrankung gebührt der Autorin mein Respekt. Allerdings konnte mich das Buch aufgrund der nicht gerade packenden Handlung nicht sonderlich überzeugen. Der Schreibstil ist hingegen angenehm. Wer Bücher zu dem Thema Krebs sucht, findet wohl eine Reihe einfühlsamerer und spannenderer Werke...

Veröffentlicht am 18.12.2016

Hat einige Schwächen…

Vegan for Fit Gipfelstürmer – Die 7-Tage-Detox-Diät
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„Mit seinem revolutionären Ansatz wird Attila Hildmann die Diätbuchwelt wieder einmal verändern. In Zukunft werden Menschen, die abnehmen wollen, nicht mehr einfach alle die gleichen Portionsgrößen und ...

„Mit seinem revolutionären Ansatz wird Attila Hildmann die Diätbuchwelt wieder einmal verändern. In Zukunft werden Menschen, die abnehmen wollen, nicht mehr einfach alle die gleichen Portionsgrößen und Nährstoffmengen bekommen.“, so die ersten beiden Sätze des Klappentextes. So unglaublich visionär ist dieser Ansatz meines Erachtens zwar nicht, dennoch ist es eine nennenswerte Idee, das ein kostenloser Internetrechner, mithilfe von Angaben zu Körpergröße, Alter, Gewicht und Beruf, ein persönlich auf den Leser zugeschnittenes Bewegungsprofil sowie individuelle Bedarfsmengen errechnet und sogar automatisch Einkaufszettel erzeugt.
Genau deswegen soll sich der Abnehmerfolg ohne mühsames Rechnen erzielen lassen – wobei ich hier doch mühsam eintippen und meinen Computer fragen muss…? Nichtsdestotrotz ist der vorgestellte sicherlich ein interessanter Ansatz. Schließlich wird ebenso wie das leichte Abnehmen auch die „auf den Punkt“ (Klappentext) gebrachte Versorgung mit Nährstoffen als großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Crashdiäten oder Detox-Hungerkuren herausgestellt.
Betrachtet man allerdings die Kalorienangaben, kommt extrem schnell die Frage auf, ob das vorgestellte Gericht zum Abnehmen sonderlich geeignet ist… Ich nenne exemplarisch ein paar Angaben zu einzelnen Gerichten (pro Person!!! und pro Mahlzeit!!! Also kein Tagesbedarf!!!):
„Schnelle Pho-Suppe aus Vietnam mit Kräutern und Tofu“ (S.81) – 724 kcal pro Person
„Banane-Haferpancakes mit Beeren und Blaubeersauce“ (S.92) – 722 kcal pro Person
„Haferflocken-Pfannenbrot mit Rotkohl und Avocado auf Sesammus“ (S.123) – 745 kcal
Und nun mein absoluter Abnehmfavorit: „Rotes Curry mit Reisnudeln“ (S.124) – 1.008 kcal pro Person!
An dieser Stelle darf man doch skeptisch werden, oder? Über 1.000 Kalorien, wenn man doch abnehmen möchte, scheinen mir etwas unwahrscheinlich… Dann liegt die Vermutung nahe, dass die Portionen auf einen Mann von guten 2 Metern ausgelegt sind, der beruflich als Leistungssportler unterwegs ist… Daher dachte ich, teste ich den Rechner mal, wobei sich herausstellte, dass mein persönlicher Portionsfaktor bei 0,57 liegt. Für mich gäbe es daher nur eine halbe Portion, was rein vom Volumen her keine sonderlich große Füllmenge ist…
Das Buch umfasst 46 Rezepte auf 160 Seiten, wobei sich einige doch stark ähneln – offenbar ein neuer Trend sind die Haferflocken-Pfannenbrot-Variationen und ganze neun der Rezepte widmen sich Shakes und Smoothies. Darüber hinaus stößt man durchaus auf Schleichwerbung, denn zum Thema „Einkauf“ (S.21) wird erklärt, dass man bei Attila Hildmann auf matchaforfit.de oder “ bei deinem Biodealer“ Biomatcha, den Zucchinischneider oder Açaí-Fruchtpüree kaufen kann. Diese Zutaten werden selbstverständlich für eine Reihe von Rezepten benötigt.
Betrachtet man die Rezepte, so sind sie sicherlich ganz nett, können einen aber nicht wirklich umhauen. Gerade die Zutatenliste kann zudem immer wieder überraschen, denn obwohl doch in den voran gegangenen Bänden zu lesen war, ist die frische vegane Ernährung nicht nur wohltuend für den Körper, sondern auch gut für die Natur, für die Umwelt. Erdbeeren, Himbeeren, Zuchini, Auberginen, Brombeeren, Blaubeeren sind jedoch im Winter nicht nur recht teuer, sondern auch nicht gerade regional. Über die Frische lässt sich hier meines Erachtens genau so gut diskutieren wie über den Vorteil für unseren blauen Planeten… Gerade den Aspekt des Preises möchte ich noch einmal betonen, denn wenn für eigentlich jedes Rezept ein Superfood oder Ähnliches benötigt wird, ist es mit der Finanzierbarkeit nicht ganz so leicht, wie gemeinhin behauptet…
Der Workout-Teil des Buches umfasst einige sicherlich hilfreiche Übungen.
Das Buch ist hochwertig gestaltet, die Rezepte sind sehr übersichtlich. Auch die Strukturierung des Buches ist gut nachvollziehbar und sinnvoll.
Allerdings finde ich es schade, dass die Texte über Attila Hildmann derart viel Platz einnehmen, während gerade einmal 35 Gerichte (darunter auch Süßes wie der „Matcha-Chiapudding mit Himbeeren“ (S.119) als Belohnung) in dem gesamten Band zu finden sind.

Alles in allem bin ich von Vegan for Fit 2 durchaus enttäuscht. Die Rezepte stechen nicht sonderlich heraus, man benötigt viele Spezialzutaten oder sommerliche Lebensmittel, über die Angemessenheit der Portionen kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein und meines Erachtens steht Attila Hildmann und nicht seine Rezepte im Vordergrund. Die Gestaltung des Buches ist hingegen ansprechend und garantiert findet man in „Gipfelstürmer“ auch Rezepte, deren Geschmack einem zusagt.

Ich vergebe 2/5 Sternen

Veröffentlicht am 18.12.2016

Mir zu exotisch-exquisit…

Easy. Überraschend. Low Carb.
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In diesem Werk von Bettina Matthaei soll die Low Carb High Fat-Ernährung, kurz LCHF, dank abwechslungsreicher und leckerer glutenfreier Rezepte näher gebracht und von der Diätwirkung überzeugt werden. ...

In diesem Werk von Bettina Matthaei soll die Low Carb High Fat-Ernährung, kurz LCHF, dank abwechslungsreicher und leckerer glutenfreier Rezepte näher gebracht und von der Diätwirkung überzeugt werden. Wegen Letzterem finden sich zu jedem Rezept Nährwertangaben, die im Vorwort erklärt und in Bezug auf den Kalorienverbrauch gesetzt werden. Zusätzlich zu den Erklärungen hat der Leser noch die Möglichkeit, alle Rezepte mithilfe des Mengenrechners vom Verlag für den persönlichen Kalorienbedarf und die Personenzahl anzupassen. Darüber hinaus kann man dort alle Einkaufslisten anpassen und sich aufs Smartphone schicken lassen oder sie ausdrucken.
Auf den ersten 13 Seiten findet sich eine kurze Einführung, die Themen wie den Kalorienbedarf umfasst. Im ersten Kapitel finden sich „Aufstriche und Brote“, wobei hier zunächst auf das Brotbacken an sich eingegangen wird. Die Palette verschiedener Brote ist recht groß, wobei die meisten Brotrezepte eins gemein haben: Exotische Zutaten. Wenn ich andauernd von frisch gemahlenen Gold-Leinsamen, gemahlenen Flohsamenschalen, fein gemahlener LC-Sojakleie, geschälten Hanfsamen, Chiasamen und Ähnlichem lese, befremdet mich das durchaus.
Außerdem überrascht, wie viele besondere LC-Produkte verwendet werden: Von LC-Sojakleie, LC-Mandelmehl, LC-Sojamehl über LC-Kokosmehl und LC-Kürbiskernmehl bis hin zu LC-Hanfmehl lässt sich hier eine wirklich eine große Vielfalt finden. Es ist nur einleuchtend, dass, wenn man viele LC-Produkte kauft und mischt, ein LC-Produkt entsteht. Allerdings habe ich die meisten benötigten Zutaten in der Form, trotz Leben in einer Großstadt, noch nie gesehen… Auf exotisch-exquisite Zutaten verzichte ich ehrlich gesagt gerne… Dass man eine derart große Menge an außergewöhnlichen Ingredienzen benötigt, um ein einfaches Brot aus diesem Werk nachzubacken, ist meines Erachtens schade…
Im nächsten Kapitel wird sich dem „Fleisch“ gewidmet, wobei hier die Beilagen immer getrennt behandelt werden, damit man nach Lust und Laune anders kombinieren und sich dennoch der Nährwerttabellen bedienen kann. Es finden sich einige abwechslungsreiche Rezepte, die zum Teil aufwendiger, zum Teil aber auch leichter nachzumachen sind.
Im Kapitel „Fisch“ sollen sowohl leichte als auch frische Rezepte vorgestellt werden. Gerichte wie „Lachs mit Haselnusskruste und Lauchgemüse“ (S.96) oder „Seelachs in Kräuter-Tomaten-Mascarpone-Sauce mit Blumenkohl-Chia-„Polenta““ (S.103) sind recht ansprechend, schrecken aber, wie in den anderen Kapiteln im Übrigen auch, durch sehr viele, zum Teil wiederum beinahe homöopatisch verwendete, exotische Zutaten ab.
Das nächste Kapitel, „Vegetarisch“, wird eingeführt mit den Zeilen: „Auch wenn es sich in diesem Kapitel ausschließlich um vegetarische Rezepte handelt, wollten wir auf unser Veggie-Symbol nicht verzichten, frei nach dem Motto „Sicher ist sicher“. Manchmal schlägt man nämlich ein Buch mittendrin auf und bleibt gleich bei seinem Lieblingsgericht hängen oder man kopiert eine Seite, bevor es in die Küche geht“ (S.118,f.). Auf solche Art und Weise wird ein jedes Kapitel eingeleitet.
In „Schnelle Gerichte“ werden Rezepte wie „Eier im Hackfleischmantel“ (S.152), „Bohnen-Avocado-Salat“ (S.155) oder „Überbackenes Brot“ (S.172) vorgestellt, die sich überwiegend in einer halben Stunde zubereiten lassen sollen.
Es folgen „Frühstücksideen und Desserts“, nicht ganz so viele, aber immerhin.

Die Gestaltung des Buches ist ansprechend, da auf Übersichtlichkeit geachtet wurde. Auf einen Blick erhält man alle für das Nachmachen relevanten Informationen und kann loslegen – sofern man nicht noch nach Zutaten suchen muss…
Denn hier liegt auch mein größter Kritikpunkt: Die Zutatenlisten sind meist überwältigend und recht ausgefallen. Mir verging deswegen bei vielen Gerichten die Lust aufs Nachmachen…
Ich vergebe für dieses schön gestaltete Buch, mit den nicht ganz so erfreulichen Zutatenlisten und den dafür recht ansprechenden, sehr abwechslungsreichen Rezepten 3 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 17.12.2016

Echt schräg und unterhaltsam!

Schneeschippen in Kanada
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Als Jugendlicher, der hauptsächlich sein Skateboard im Sinn und schon das ein oder andere Mal Unfug gemacht hat, ist es an diesem kalten Tag in Kanada nicht gerade das beste Zeichen, dass seine Mutter ...

Als Jugendlicher, der hauptsächlich sein Skateboard im Sinn und schon das ein oder andere Mal Unfug gemacht hat, ist es an diesem kalten Tag in Kanada nicht gerade das beste Zeichen, dass seine Mutter unbedingt mit ihm reden muss. Allerdings will Alexander Langer partout nicht einfallen, was er dieses Mal angestellt haben soll. Als seine Mutter das Gespräche mit der Feststellung eröffnet, dass es um ihre Finanzen nicht gerade rosig bestellt ist, zermatert ihr Sohn sich sein Hirn, was er wohl derart demoliert haben könnte, dass es nun neu angeschafft werden müsse. Aber dieses Mal scheint es um nichts dergleichen zu gehen; stattdessen stellt seine Mutter in den Raum, er könne doch ein bisschen arbeiten gehen. Vor seinem innreren Auge schon im Geld badend, sagt Alex bereits begeistert zu – dass ihm praktisch schon ein Job besorgt worden ist, ist umso besser. Bis er erfährt, dass er als Kindermädchen bei den Delachaux’s anfangen soll. Denn eine solche Arbeit klingt so gar nicht nach wenig Arbeit mit viel Gewinn. Dementsprechend kurz hält er es auch nur bei diesem Arbeitsplatz aus. Doch dann stellt er fest, dass er dringend einen Job braucht, da er das Rascheln von frisch verdienten Dollarscheinen vermisst.
Es folgen zahlreiche, teils sehr kuriose und auch dubiose Jobs, die er jedoch nach Kurzem wieder aufgibt. Dann macht er sich auf die Suche nach einer neuen Anstellung, einem neuen Abenteuer, denn es fängt immer wieder damit an, dass er mal wieder dringend einen neuen Job braucht – nach einer Weile auch in Deutschland, nachdem er dort zu Verwandten gezogen ist. Ob Schneeschipper in Kanada, Golfplatzwächter mit Gewehr, Jazz-Bassist ohne wirklich Ahnung vom Bass spielen zu haben (wobei das ja zu 80% eh nur die richtige Haltung ist), illegaler Taxifahrer oder Leitplankenmonteur ist nicht so wichtig, da die Erfahrungen und der Weg zählen. Auf der Suche nach kurzer harter Arbeit mit einigem Gehalt sieht er so einiges von der Welt. In seinem Buch stellt er 15 Job-Erlebnisse vor, die sich nur darin gleichen, dass die Arbeitsstellen nicht das gewünschte große Geld bringen und Alexander dementsprechend nicht lange locken können.

Es ist schon faszinierend, wie man mit echt verrückten Jobs um die Welt kommen und sich nach einer Weile eine Art Sucht nach solchen einstellen kann. Denn jedes Mal, wenn mal wieder das Geld fehlt und dringend ein neuer Job benötigt wird, kann man nur ins Staunen kommen, womit man sich – mehr schlecht als recht, aber immerhin – über Wasser halten kann. Man hat das Gefühl, Alexander Langer habe keine Möglichkeit ausgelassen, verrückte Arbeitsangebote anzunehmen oder ebenso verrückte Geschäftsmodelle zu entwerfen. Was er dabei erlebt und wem er alles begegnet ist schon amüsant – auch aufgrund des lockeren und selbstironischen Schreibstils.
Schön sind dabei auch die „Weisheiten“ seiner Kollegen, die, zum Teil „gerade erst raus“, mal mehr, mal weniger von dem Arbeiten angetan sind.
Alexander scheint ständig Neues ausprobieren zu wollen, wobei das Ergebnis, in Form eines (häufig nicht einmal existenten) Lohnes, doch sehr ernüchternd ist.
Aber, wie es sein Kollege Dustin auf den Punkt bringt: „Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden.“ (S. 170)
Mich haben die kurzen Erzählungen sehr unterhalten können – so viel Improvisationsgeschick muss erst einmal jemand aufbringen… Es ist spannend, Alexander Langer bei seinen 15 Abenteuern, die mit kleinen Running Gags gespickt sind, zu begleiten.

Und wenn er seine letzte Festanstellung bei der Wirtschaftszeitschrift „Business Punk“ nicht gefunden hätte, probierte er noch immer verschiedene Jobs aus… Ich vergebe 5 auch ganz abenteuerlustige Sterne, die aufgeregt am Himmel funkeln.

Veröffentlicht am 04.12.2016

Viel zu unübersichtlich und verwirrend...

Im Wald
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Im Wald bei Ruppertshain steht in tiefster Nacht ein Wohnwagen in Flammen. Das Feuer lässt sich nur schwerlich unter Kontrolle bringen und nachdem eine Leiche geborgen wird. erhärtet sich der Verdacht, ...

Im Wald bei Ruppertshain steht in tiefster Nacht ein Wohnwagen in Flammen. Das Feuer lässt sich nur schwerlich unter Kontrolle bringen und nachdem eine Leiche geborgen wird. erhärtet sich der Verdacht, dass es sich um ein Mordopfer handeln könnte. Oliver von Bodenstein und Pia Sander vom K11 in Hofheim ahnen zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, was für eine Reihe von grausamen Geschehnissen sie noch erwarten wird. Schließlich finden sie die totkranke alte Wohnwagenbesitzerin Resi tot in einem Hospiz auf. Schnell wird klar, dass der Täter sehr intelligent, kalkulierend, eiskalt und unberechenbar sein muss - weder schreckt er vor alten noch vor sehr jungen Opfern zurück.
Mit jedem Detail, das ans Licht gezogen, mit jeder Vermutung, die angestellt, mit jedem Opfer, dass aufgefunden wird und mit jedem Ausweichen bei einer Zeugenbefragung wächst die Befürchtung, dass der Täter Mitwisser zum ewigen Schweigen bringen und eine längst vergangene Tat, über die in der gesamten Ortschaft ein Mantel des Schweigens gelegt worden ist, vertuschen möchte. So führen die Ermittlungen immer weiter in Bodensteins nahes Umfeld, seinen Freundeskreis und seine Kindheit.
Etwas muss im Sommer 1972 geschehen sein. Aus bisher noch unerfindlichen Gründen wurde ein Geheimnis von damals wieder ausgegraben. Irgendwo läuft jemand durch die Gegend ohne vor weiteren Opfern zurückzuschrecken. Doch wäre es falsch, sich nur auf die Vergangenheit zu stürzen, weswegen zahlreiche Ansätze in zig verschiedene Richtungen verfolgt und viele Verdächtigungen erhoben werden.
Bald wissen Pia und Oliver kaum noch weiter, besonders, da sie auf eine Mauer des Lügens und des Schweigens gestoßen sind. Diese zu durchbrechen wird ihnen alles abverlangen. Ob Bodenstein bei all den Verstrickungen noch objektiv bleiben kann, muss immer wieder angezweifelt werden und dem Team macht es zu schaffen, dass dieser achte vorerst auch der letzte Fall mit ihrem Chef sein wird, da dieser eine einjährige Auszeit zu nehmen gedenkt...

Dieses ist mein erstes Buch von Nele Neuhaus gewesen und nach den zahlreichen positiven Bewertungen war ich auf "Im Wald" sehr gespannt. Auf den ersten Seiten befindet sich ein Personenregister, dessen Fülle mich sehr überraschte. Doch im Verlauf der Lektüre musste ich feststellen, dass es trotzdem bei weitem nicht alle Charaktere beinhaltet und häufig ausschließlich die Namen aufgelisten worden sind, sodass es sehr schwierig war, die Figuren einzuordnen. Über 50 Charaktere, deren Bedeutung stetig schwankt, hemmten permanent den Lesefluss. Dass dann auch noch viele von ihnen (über mehrere Ecken) verwandt sind, früher eine Beziehung hatten, jetzt zusammen leben, früher in einer Bande waren, nun befreundet sind, wohlmöglich ein Verhältnis haben und und und verstärkte dies zudem. Da die Ermittlungen bis über vierzig Jahre in die Vergangenheit reichen, war ich auch immer wieder ob des Alters oder Familienstandes verwirrt. Mich hat das wirklich ausgesprochen gestört und teilweise war ich wegen der ganzen Verwirrung ziemlich genervt... Die Beziehungen sind so verstrickt, dass man sie nur schwerlich zu durchschauen vermag.
Dann folgen die Ermittlungen auch keinem richtigen Plan. Hier und da wird mal herumgestochert, ein paar Fragen werden gestellt und man verliert sich in großen Spekulationen, während sich in der Gerichtsmedizin die Leichen stapeln. Häufig folgt nach einer Theorie dann ein "So könnte es gewesen sein." und kurz darauf ist bereits die nächste Möglichkeit gefunden. Dennoch wird kaum eine dieser Spekulationen weiter verfolgt, stattdessen lässt man sie links liegen und phantasiert weiter - ziemlich kontraproduktiv, da aufgrund von Schlafmangel nicht immer so schlüssig kombiniert wird.
Irgendwann kommen die Ermittler dann aber doch noch mal auf ihre Vermutungen zurück, überprüfen diese und gerade in dem Moment als man sich wieder in den Gedankengang hineingefunden hat, wird er wieder einfach so fallen gelassen. Recht störend war das für mich.
Zudem ziehen sich die 560 Seiten sehr in die Länge. Immer wieder hatte ich das Gefühl, das Ganze eiere nur so herum, ohne wirklich auf den Kern zu treffen. So wurde das Lesen immer anstrengender.
Man erfährt beim Lesen so einiges über das Privatleben der Ermittler, was besonders für Leser der gesamten Reihe von Interesse sein dürfte. Mir haben die Passagen mit Bodensteins Tochter, die unbedingt auch mal eine Leiche sehen möchte, sehr gefallen; war er jedoch wieder in einer Phase der Schuldgefühle, war ich nicht mehr ganz so begeistert. Tariq, der neu im Team ist, war hingegen ein Sympathieträger, der in meinen Augen gerne häufiger hätte Erwähnung finden können.
Mit dem Täter hätte ich so nicht gerechnet, allerdings konnte ich auch nicht so gut miträtseln, da ich die einzelnen Figuren nicht wirklich auseinander halten konnte.
Der Schreibstil ist ganz angenehm, die Sätze sind flüssig formuliert und weder zu lang noch zu kurz. Jedoch ziehen sich die Kapitel zum Teil über hundert Seiten und generell ist das Buch etwas langatmig. Darüber hinaus erscheinen mir einige Zusammenhänge und Ereignisse arg konstruiert.