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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2018

Wichtiges Thema!

Die Geschichte des Wassers
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In diesem Werk werden zwei unterschiedliche Erzählungen miteinander verwoben. Die eine Handlung spielt sich in Norwegen im Jahr 2017 ab, als die beinahe 70jährige Signe versucht – Umweltaktivistin, die ...

In diesem Werk werden zwei unterschiedliche Erzählungen miteinander verwoben. Die eine Handlung spielt sich in Norwegen im Jahr 2017 ab, als die beinahe 70jährige Signe versucht – Umweltaktivistin, die sie ist – versucht, das Klima zu retten. Kurz zuvor ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt und musste erschrocken feststellen, dass ein nahe gelegener Gletscher abgebaut wird um das Eis für perfekte Cocktails feiner reicher Leute zu verkaufen.
Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit David und seiner Tochter Lou, die sich beide auf der Flucht befinden. Denn ihr Zuhause in Südfrankreich ist im Jahre 2041 nicht mehr bewohnbar – jahrelang fiel kein Regen mehr; es herrscht große Wassernot. Ihre restliche Familie haben sie während ihrer Flucht verloren und hoffen, sie bald wiederzufinden.

Die beiden Geschichten werden mit kurzer und prägnanter Sprache erzählt und wechseln sich ab. Manchmal waren diese Wechsel es für mich etwas schwierig, da ich mich gerade in den anderen Erzählstrang eingelesen hatte. Allerdings verleiht diese Verknüpfung an mancher Stelle auch Spannung. Leider konnte ich mit den Charakteren nur schwer warm werden, was meinen Lesefluss stark beeinflusst hat. Sehr gut haben mir auf der anderen Seite jedoch die Beschreibungen der Umweltkatastrophen gefallen: Welche verheerenden Auswirkungen kann unser Konsumverhalten haben? Gerade bei der in der Zukunft spielenden Geschichte, ist die Tragik der Familie stets spürbar und rüttelt einen wach. Außerdem wird sehr einleuchtend wie auch alarmierend beschrieben, wie der Wassermangel zu Kriegen und weiteren Katastrophen führt.

Alles in allem kann ich dieses Buch weiterempfehlen. Manchmal hat mir etwas Spannung gefehlt und die Charaktere konnten nicht alle meine Sympathie gewinnen, doch halte ich die Botschaft des Buches für außerordentlich wichtig und ich denke, dass sich ein jeder mit den Auswirkungen unseres Verhaltens auf die Umwelt auseinandersetzen sollte. Da es sich bei „Die Geschichte des Wassers“ um den zweiten Teil des „Klima-Quartetts“ handelt, bin ich gespannt auf die anderen Bücher, die ich sicherlich noch lesen werde.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Staunen üben.

Das kleine Übungsheft Wieder Begeisterung empfinden
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Staunen üben.

Viele Menschen haben das Staunen verlernt – obwohl der Alltag häufig reichlich Anlass zur Begeisterung bietet, fällt es uns äußerst schwer, nicht desinteressiert alles hinzunehmen. Dabei ...

Staunen üben.

Viele Menschen haben das Staunen verlernt – obwohl der Alltag häufig reichlich Anlass zur Begeisterung bietet, fällt es uns äußerst schwer, nicht desinteressiert alles hinzunehmen. Dabei lohnt es sich, voller Faszination und Neugierde seiner Umweld und seinen Mitmenschen zu begegnen.
Der Wunsch, wieder Begeisterung zu empfinden, ist sogar recht verbreitet. Doch leider mangelt es meist an Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen.
Das interaktive kleine Übungsheft bietet eine Vielzahl an Tests, Übungen, Fragestellungen zum Nachdenken, Denkanstöße in Form passender Zitate, Gedichte, Texte mit zahlreichen Informationen sowie ansprechende Zeichnungen, welche ein abwechslungsreiches Auseinandersetzen mit der Thematik ermöglichen.

Viele Ansätze und Übungen finde ich äußerst gelungen und empfehlenswert. Dank der Zitate werden einem verschiedene Betrachtungsweisen nahegebracht, sodass man Stück für Stück seinen eigenen Blickwinkel zu überdenken und zu verändern vermag. Allerdings schießt der ein- oder andere Abschnitt meines Erachtens ein wenig über das Ziel hinaus, denn wieder Begeisterung zu empfinden und sich allmorgendlich darüber klarzuwerden und zu freuen, dass man noch am Leben ist, sind für mich noch zwei verschiedene Sachen.

Ich vergebe vier Sterne für dieses Buch, da es sehr ansprechend gestaltet ist und einen aktiv werden lässt. Die Übungen sind im Schnitt schon hilfreich, allerdings mochte ich nicht jedem Aspekt aus dem Buch zustimmen.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Für Anfänger eine Bereicherung!

Vegetarisch - Das Kochbuch
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Mit diesem Buch soll man die vegetarische Küche von Grund auf kennen- und schätzen lernen. Daher finden sich sowohl grundlegende als auch speziellere Anleitungen in diesem umfassenden Werk von 252 Seiten.
Das ...

Mit diesem Buch soll man die vegetarische Küche von Grund auf kennen- und schätzen lernen. Daher finden sich sowohl grundlegende als auch speziellere Anleitungen in diesem umfassenden Werk von 252 Seiten.
Das Buch gliedert sich in die Kapitel „Das Know-How: Küchenhelfer im Einsatz“, „Die Basics: Selbst gemacht“, „Wissenswertes, Küchentipps & Gerichte – von Klassisch bis Außergewöhnlich“ sowie dem Anhang mit Rezeptregister, Glossar, Bezugsquellen und Literaturempfehlungen.
Im ersten Abschnitt werden Entsafter, Dörrautomat, die elektrische Kaffemühle als Hochleistungsmixxerersatz, der Gemüdehobel und die kleine Pfanne vorgestellt. Ich muss gestehen, dass ich jedes einzelne dieser Utensilien durchaus kenne und zu verwenden weiß. Deshalb denke ich, dass dieses Werk besonders für Einsteiger bestens geeignet ist und von Grund auf alle basics vermittelt – wie ja auch versprochen wird. Sehr ansprechend ist meines Erachtens, dass sowohl die Funktionsweise erläutert als auch Rezeptvorschläge für die einzelnen Küchenhelfer gegeben werden. So gibt es zum Dörrer beispielsweise eine Fruchtlederanleitung – so kann man sich bereits mit den Hilfsmitteln vertraut machen.
Das nächste Kapitel behandelt Themen wie die richtige Zubereitung von Hülsenfrüchten oder Milchkefir, die Herstellung veganer Milch, Mayonnaise, von veganem Käse, Joghurt und Ähnlichem. Auch diese Basics kannte ich bis auf wenige Ausnahmen bereits, war jedoch überrascht, welche exotischen Zutaten zum Teil verwendet werden, da ich simplere Rezepte kennengelernt habe. Die allermeisten Rezepte aus diesem Kapitel kommen jedoch mit wenigen und leicht erhältlichen Ingredienzen aus und sind daher meines Erachtens wunderbar anfängergeeignet.
Der sich nun anschließende Part vermochte mich am meisten zu überzeugen, da sich hier wertvolle Tipps zum Umgang mit vegetarischen Zutaten wie Agar-Agar oder Hilfestellungen zum Backen ohne Butter oder Eier finden. Außerdem sind die Rezepte dieses Abschnittes in meinen Augen am hilfreichsten, da sie unglaublich ausführlich und mit vielen Informationen versehen sind. So erhält man nicht lediglich ein fertiges Rezept, welches man dann stupide nachkochen kann, sondern vielmehr ein Rezept und eine Anleitung wie man das entsprechende Gericht selbst kreieren und dementsprechend an die eigenen Wünsche, Vorstellungen und Vorlieben anzupassen vermag. Außerdem werden das Kochen mit Blütenwässern und ätherischen Ölen thematisiert, was ich spannend fand.
Was mich offen gestanden ein wenig überrascht hat ist, dass ich bei diesem Werk eher den Eindruck hatte, ein Einsteigerbuch zur veganen Küche in den Händen zu halten, als ein vegetarisches Kochbuch durchzublättern. Aber auch vegetarische Rezepte sind vorhanden – ebenso wie rohköstliche.
Angesprochen hat mich, dass man sehr viel zu Techniken und Verarbeitungsmethoden erfährt, anstatt eine Rezeptesammlung vorgelegt zu bekommen. Allerdings hätte ich mich dennoch über mehr als 90 Rezeptideen gefreut, denn so hätte es noch mehr Abwechslung gegeben. In diesem Buch gibt es schließlich einige Rezepte, von denen dann Abwandlungsmöglichkeiten vorgestellt werden.
Da die Anleitungen gut bebildert und ausführlich sowie verständlich beschrieben sind, fällt das Nachmachen gar nicht schwer und es kann nichts schief gehen – ein Buch, das zum Nachmachen, Experimentieren und Kreativwerden aufruft.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Ein sehr wichtiges Thema, wenn auch erzählerisch nicht perfekt umgesetzt…

Denunziation
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Mit „Denunziation“ von Bandi, zu Deutsch „Glühwürmchen“, liegt zum ersten Mal ein Werk aus dem totalitären System Nordkoreas vor. In den Erzählungen „Die Stadt der Gespenster“, „Irya Madya, Schatzpferd!“, ...

Mit „Denunziation“ von Bandi, zu Deutsch „Glühwürmchen“, liegt zum ersten Mal ein Werk aus dem totalitären System Nordkoreas vor. In den Erzählungen „Die Stadt der Gespenster“, „Irya Madya, Schatzpferd!“, „Die Flucht“, „So nah und doch so fern“, „Pandämonium“, „Die Bühne“ sowie „Der rote Pilz“ begibt man sich auf eine wachrüttelnde Reise in eine so fremde und doch so erschreckend reale Welt. Und auch wenn die 2013 aus dem Land geschmuggelten Texte in der Zeit zwischen 1989 und 1995 entstanden sind, verdeutlichen sie ganz nahegehend, wie das Leben noch heute unter den Kims aussieht.
Besonders zu schockieren vermochten mich einzelne Aussagen, die genau auf den Punkt bringen, was in diesem verachtenden und zu verachtenden System alles alamierend falsch läuft.
„Das bedeutet, dass die Familie laut Beschluss des Zentralkomitees unter Berufung auf den Paragrafen 149 deportiert worden ist. Alle Familienmitglieder werden damit von der Partei als Aufrührer und Verräter eingestuft, weswegen es auch alle nachfolgenden Generationen verdienen, verfolgt zu werden.“ (S.85)
Das Regime ist erbarmungslos, wenn es in leichtester Form angetastet wird. Die Folgen sind verheerend…
„Aber er konnte sich nicht gehen lassen, vor allem, da offen gezeigte Tränen als Auflehnung gewertet wurden und darauf die Todesstrafe stand. So war die Welt, in der er lebte. Ein Vol wurde per Gesetz dazu verpflichtet, ungeachtet allen Leidens zu lachen und jegliche Verbitterung hinunterzuschlucken.“ (S.99)
Die Geschichten handeln nicht wirklich von Helden, denn statt sich Auflehnenden werden eher ganz normale Bürge in einem alles andere als normalen System gezeigt.
„“Von klein auf dressiert. Warum sonst bist du so zahm und folgsam wie ein Schaf?“ (…) „Du könntest doch auch nicht in diesem System leben, wenn du nicht darauf gedrillt wärst?““ (S.103)
Leider sind die Geschichten sprachlich weniger brillant ausformuliert, weswegen man sich weniger auf gut erzählte als auf schockierende Erzählungen einstellen sollte. Es sind die Themen, die berühren, nicht die Worte oder Charaktere. Mir persönlich fiel es schwer, den Figuren ein Stück weit nahe zu kommen, da sie mir hierfür zu fremd waren.
„Zu diesem Staatsereignis Nummer 1, anlässlich dessen von der Bevölkerung absoluter Gehorsam verlangt wurde, würde Kim Il-Sung die Eisenbahn benutzen, was sie sakrosankt machte. Niemand durfte auch nur in die Nähe der Schienen, geschweige denn sich über diese Regelung oder über etwas anderes beschweren, selbst wenn es um die Freilassung eines Mörders ginge.“ (S.124)

Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, aber nicht aufgrund grandioser erzählerischer Leistungen, sondern vielmehr um dem uns auf derart vielen Ebenen so fernen Nordkorea einen ungefährlichen Besuch abzustatten und zu erfahren, was in dem Regime an der Tagesordnung steht.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Leise Töne und ein besonderer Protagonist.

Das Lächeln des Schwertfischs
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„Ich bin wirklich nicht gern mit Erwachsenen, mit Großen zusammen – ich habe das schon längst an mir beobachtet -; ich bin nicht gern mit ihnen zusammen, weil ich sie nicht verstehe.“
Mit diesen Worten ...

„Ich bin wirklich nicht gern mit Erwachsenen, mit Großen zusammen – ich habe das schon längst an mir beobachtet -; ich bin nicht gern mit ihnen zusammen, weil ich sie nicht verstehe.“
Mit diesen Worten aus Dostojewskis „Der Idiot“ wird „Das Lächeln des Schwertfischs“ eingeleitet. Schon recht schnell bemerkt man, wie gut dieses Zitat auf den Protagonisten passt; wie trefflich es ihn beschreibt. Schließlich ist Charlie ein sehr besonderer Mensch. Mit seinen 24 Jahren hat er, wie er es erwähnt, noch keine Erfahrung in Liebesdingen gesammelt, raucht nicht und trinkt Kaffee lediglich „weil man es eben tut“ (S.12). Er arbeitet in einem Kaufhaus als Fischfachverkäufer, was für ihn eine wunderbarere Kombination aus schönen Beruf und gutem Arbeitsplatz ist – immerhin gibt es dort das ganze Jahr über Schnee und Eis.
Manche im Kaufhaus, meistens Anzugtragende, halten Charlie für dumm, doch der mit weißem Polohemd und Schürze Uniformierte hat damit kein Problem. Schließlich zwängen sie ihm auf diese Art kein Gespräch auf. Mit einigen anderen Angestellten kommt Charlie hingegen sehr gut aus; zum Beispiel mit der bildschönen Natascha von der Käsetheke.
Charlie, der weniger ein guter Redner, dafür jedoch ein hervorragender Zuhörer ist, entschuppt, zerlegt und so weiter tagtäglich Fische für seine Kunden. Dabei anfallende Reste bringt er in die „nullte“. Gemeint ist die Etage in welcher die Kaufhausabfälle gelagert werden. Hier lernt er eines Tages Émile, dem die Verwaltung der Abfälle obliegt, kennen, der weggeworfene Bücher rettet und liest. So besucht Charlie seinen neuen Freund immer häufiger und erfährt bald, dass Émile ein Geheimnis hat…

Charlie ist wirklich ein sehr außergewöhnlicher Charakter. Manchmal sind seine Gedankengänge sehr karg, die formulierten Sätze sind kurz und erinnern auf diese Weise an die Sprechart eines Kindes, doch ein andermal merkt man, dass er ein kluger, junger Mann ist. Dabei scheint Charlie sehr sensibel zu sein, sich viele Gedanken zu machen, seinen Beruf mit einer bewundernswerten Hingabe auszuüben und immer alles richtig machen zu wollen.
„Mir reicht es, das alles. Ich fühle mich schuldig, weil wir all dieses Essenszeug wegwerfen, die ganze Zeit über, man müsste einen Weg finden, damit das aufhört.“ (S.152)
Manchmal hatte ich den selben Eindruck wie der ein oder andere Mitarbeiter; nämlich, dass Charlie Autist ist. Der introvertierte, kindlich-naive, sehr gebildete Schweizer, der in einem Waisenhaus aufwuchs, hat eine ganz spezielle Sicht auf die Welt. Dies verleiht dem Buch einen ganz eigenen Charme und macht meines Erachtens seine Besonderheit aus. Charlie ist definitiv ein Charakter, an den ich mich noch länger werde erinnern können.
Besonders ist sicherlich auch der Handlungsort, weil der Leser, da er Charlie stets begleitet, kaum das Kaufhaus verlässt und es somit als eine kleine Welt für sich kennen lernt, die ihre eigenen Geheimnisse birgt und verschiedenste Personen beherbergt.
Dieses Buch zeichnet sich zudem durch ruhige Töne aus; vieles erlebt man wie durch einen milchigen Schleier aus weiterer Entfernung. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es sich hierbei um kein spannungs- oder actiongeladenes Werk handelt. Manchmal schien es mir sogar etwas zu unaufgeregt.

Allein vom Klappentext her wusste ich nicht genau, was mich bei dieser Lektüre erwarten würde. Allerdings hat mich bereits der Titel des Buches so sehr angesprochen, dass meine Neugierde geweckt war. Ich bereue es keineswegs, dieses Werk gelesen zu haben, denn auch wenn es sich manchmal etwas in die Länge zog, habe ich den so außergewöhnlichen Blickwinkel, den so selten gewählten Handlungsort und vor allem den besonderen Protagonisten sehr gemocht. „Das Lächeln des Schwertfischs“ ist anders als ich es mir erwartet hatte, aber nichtsdestotrotz ein lesenswerter Roman.