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Veröffentlicht am 12.11.2016

Äußerst charmant!

Das Bild aus meinem Traum
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Maître Pierre-François Chaumont lebt als angesehener Anwalt in Paris. Auf Auktionen in dem Auktionshaus Drouot ersteht er immer wieder aufs Neue wunderbare Kunstobjekte, denen er in seiner Wohnung mit ...

Maître Pierre-François Chaumont lebt als angesehener Anwalt in Paris. Auf Auktionen in dem Auktionshaus Drouot ersteht er immer wieder aufs Neue wunderbare Kunstobjekte, denen er in seiner Wohnung mit künstlerisch bemalter Wolkendecke die schönsten Plätze zugesteht. Dies allerdings zum Leidwesen seiner Frau Charlotte, die partout die Seele der vielen alten Kostbarkeiten nicht wahrhaben und sie deswegen am liebsten in Pierre-François‘ Arbeitszimmer verbannen möchte.
Als er eines Tages bei seinen Sammlerstreifzügen auf ein ganz besonderes Ölgemälde stößt, vermag er seinen Blick nicht mehr abzuwenden, denn der gepuderte Mann mit seiner weißen Perücke sieht ihm wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Für den Anwalt ist es daher selbstverständlich, dass dieses Bild – sein Gemälde – den Weg in sein Heim finden muss.
Und so ersteht er das wundervolle Werk aus dem 18. Jahrhundert nach einer gebotreichen Auktion zu einem unglaublichen Preis von 11.760 Euro. Als er dann mit dem gerade erstandenen Abbild seiner selbst voller Freude zu Hause ankommt, folgen Ernüchterung und Verwirrung: Charlotte streitet jegliche optische Ähnlichkeit von Pierre-François zu dem Portraitierten ab und auch als die beiden Freunde zu Besuch einladen, erkennen sie die unübersehbaren Ähnlichkeiten nicht.
Monsieur Chaumont, von dieser ablehnenden Haltung nur zunächst in seiner Begeisterung gemindert, stellt Nachforschungen zu seinem Kunstwerk an. Es beinhaltet schließlich so viel, das es zu erkunden und zu entschlüsseln gilt – was hat es beispielsweise mit dem eigenartigen Wappen auf sich? Damit muss doch etwas anzufangen sein? Und wenn er erst herausgefunden hat, zu wem das Wappen gehört, müsste er doch auch herausfinden, woher diese verblüffende Ähnlichkeit rührt…
Nach einigen Nächten der Recherchearbeit hat der Pariser Anwalt endlich eine Spur gefunden und beginnt dieser zu folgen. Als er schließlich am Weingut in Rivaille angelangt, muss er feststellen, dass ihn eine große Überraschung, eine unvorhersehbare Wendung, ja, sogar ein neues Leben erwartet – sofern er die sich ihm bietende Chance ergreift…
Doch was müsste man bereit sein zu geben, um ein neues Leben leben zu können?

„Das Bild aus meinem Traum“ ist bereits der dritte wunderbare Roman Antoine Laurains, den ich gelesen habe. Wie auch in den beiden vorangegangenen Werken wird auf eindrucksvolle Art und Weise gezeigt, wie ein Gegenstand unser Leben zu ändern vermag.
Wenn man sich beim Lesen in den wunderbar detailreichen Beschreibungen zu Kunstobjekten, welche das Sammlerherz höher schlagen lassen, verliert, spürt man die Faszination des Antiquitätenhändlers Antoine Laurain für Gegenstände, die eine eigener Seele haben.
Denn jeder ältere Gegenstand, so scheint es einem, hat ein Wesen – ob der Mantel, der Erinnerungen von Pierre-François Chaumonts Onkel in sich trägt – oder das Gemälde von dem gepuderten Herrn aus vergangenen Zeiten.
Es war auch bei diesem Buch eine Freude, nach Frankreich abzutauchen, sich mit dem Anwalt auf Spurensuche zu begeben und dann eine Überraschung zu erleben.
Allerdings bin ich der Meinung, dass sowohl „Liebe mit zwei Unbekannten“ als auch „Der Hut des Präsidenten“ noch etwas feiner ausgearbeitet worden sind. Selbstverständlich versprüht auch „Das Bild aus meinem Traum“ sehr viel Charme und weckt die Lust auf Frankreich, jedoch waren die Handlungen der anderen beiden Bücher um einen Hauch stimmiger.
Nichts desto trotz habe ich die Lektüre genossen und warte nun ganz gespannt auf den nächsten Roman von Laurain, der hoffentlich nicht lange auf sich warten lässt.

Für dieses leichte Buch mit ganz viel Charme und Herz vergebe ich eine klare Leseempfehlung und 4,5 von 5 hell und vergnügt funkelnden Sternen!

Veröffentlicht am 12.11.2016

Sehr informativ und verständlich!

Fleischfabrik Deutschland
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Die Massentierhaltung hat deutlich vernichtendere Folgen, als man es spontan vermuten würde. Selbstverständlich ist in der Bevölkerung bereits angekommen, dass diese Art der Produktion für wenig Geld auf ...

Die Massentierhaltung hat deutlich vernichtendere Folgen, als man es spontan vermuten würde. Selbstverständlich ist in der Bevölkerung bereits angekommen, dass diese Art der Produktion für wenig Geld auf Kosten der Qualität geht. Aber damit hat man das eigentliche Problem gerade erst gestreift: Nicht nur unsere Gesundheit wird gefährdet, den Tieren wird gesetzlich eigentlich verbotenes Leid zugefügt, die Umwelt leidet - mit verheerenden Folgen für die Ökosysteme und schlussendlich auch uns Menschen - und Bäuerinnen und Bauern können von ihrer Arbeit kaum mehr als die Kosten decken. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, welche von dem Dumpingfleisch profitieren und mithilfe ihrer Lobbyisten notwendige Schritte in der Politik zu verhindern wissen.
Dabei sollte uns, als einer der größten Fleischproduzenten Europas, unsere Verantwortung gegenüber den Tieren, der Umwelt oder den Menschen bewusst sein.
In "Fleischfabrik Deutschland" zeigt der promovierte Biologe und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, wie viele (globale) Missstände zusammenhängen und wie beispielsweise unser fehlerhaftes System der Fleischerzeugung unter anderem Wasserknappheit verschärfen oder zur Erderwärmung beitragen.

In diesem Werk wird auf derart viele Aspekte eingegangen, dass ich sie hier nicht auflisten möchte. Auf 256 Seiten werden, in die großen Oberkapitel "Das Schweinesystem", "Gefahren aus dem Stall", "Ohne Netz und doppelten Boden", "Eine Frage der Gerechtigkeit", "Globale Verlierer", "Die Schuldfrage", "Löchrige Gesetze", "Falsches Geld", "Europas mächtigste Lobby", "TTIP und CETA", "Aufbruch in die Agrarwende - hin zu einer grünen Landwirtschaft", "Mut zur Veränderung", "Sechs Schritte für eine grüne Agrarwende" und "Was wir davon haben" gegliedert, Zusammenhänge beschrieben, Sachverhalte erklärt, Fragen gestellt, Lösungen geboten,...
Dabei sind die Ausführungen stets sehr verständlich und gut zu lesen. Hofreiter bleibt immer sachlich und verurteilt niemanden, er sucht auch nicht den einen Schuldingen, sondern gibt viel mehr Denkanstöße und ganz konkrete Vorschläge an, um das System zu verbessern. Schließlich liegt der Grund für die vielen Probleme weder einfach nur beim ignoranten Konsumenten, der mehr zu bezahlen nicht bereit ist, noch bei den profitmaximierenden Bäuerinnen und Bauern. Es wird sehr darauf geachtet, keine Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben und nicht alle Probleme und die Verantwortung auf einzelne Personen(gruppen) abzuwälzen.
Sehr hilfreich sind auch die zahlreichen anschaulichen Diagramme, Graphen, Skizzen, Fotografien und so weiter, da diese einem die sonst doch etwas schwer zu begreifenden Fakten verständlicher machen.
Was mir an diesem Buch auch sehr gefällt ist, dass es auch kein Aufruf zum Vegetarismus oder Veganismus ist. Viel mehr wird ein vernünftiger und verantwortungsbewusster Umgang mit unseren Ressourcen gefordert und eine Umstrukturierung der industriellen Landwirtschaft angestrebt.
Dies wäre auch ein Schlüssel, um auf globaler Ebene der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen entgegen zu wirken.

Von mir gibt es für dieses spannende, informative und zum Nachdenken anregende Buch 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 12.11.2016

Ganz nett...

NEIN
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In den ersten Kapiteln dieses Buches wird beschrieben, dass wir in der heutigen Zeit so viele Freiheiten wie noch nie haben, uns jedoch noch immer unfrei fühlen. Dieses Empfinden schleicht sich schon in ...

In den ersten Kapiteln dieses Buches wird beschrieben, dass wir in der heutigen Zeit so viele Freiheiten wie noch nie haben, uns jedoch noch immer unfrei fühlen. Dieses Empfinden schleicht sich schon in den alltäglichsten Situationen ein, wenn wir beispielsweise keine Lust haben, Freunde zu treffen oder die Verantwortung für ein neues Projekt zu übernehmen. Denn obwohl wir so gerne unsere Freiheiten nutzen würden um einfach mal nein zu sagen, folgt stets ein "ja gut". Auch wenn man nach seinem Befinden gefragt wird, antwortet man doch meistens nur mit einem "gut" oder "muss ja".
Im ersten Teil, "Warum Freiheit ein Ladenhüter ist", wird darauf eingegangen, in wie weit sich unser Leben und auch der Grad unserer Freiheit von früher unterscheidet. Als Beispiel hierfür wird Marie Curie angeführt, die nicht bei jedem Hindernis klein bei gegeben hat, sondern für und um ihre Freiheiten hat kämpfen müssen.
Als Erklärungsansatz wird eine Erziehung zum Ja-Sager beschrieben, die deutlich macht, wie wenig in unserer Gesellschaft das Widersprechen gefördert wird. "Wer Zäune um Menschen baut, bekommt Schafe.", so wird es hier beschrieben.
Im zweiten Teil finden sich die Kapitel "Die Sache mit der Wahlfreiheit", "Ein großes Ja, viele Neins" und "Eine Frage der Haltung", welche sich mit der Problematik befassen, dass man, um sich selbstbestimmt für oder gegen etwas entscheiden zu können, immer eine Wahl getroffen werden muss, mit der man sich gleichzeitig gegen zahlreiche andere Möglichkeiten entscheidet.
Teil drei, "Warum wir eine Antwort brauchen" ruft dazu auf, Entscheidungen zu treffen.

Dieses Buch bietet sicherlich einige Ansätze, von denen die meisten aber nicht wirklich neu sind. Beispielsweise ist der Tipp, Zeit statt Geld zu verwenden um Freiheit genießen zu können, keine bahnbrechende Erkenntnis. Wenn man sich bereits ein wenig mit solchen Ratgebern beschäftigt hat, wird man vieles wiedererkennen.
Interessant war in meinen Augen die Gegenüberstellung der Vergangenheit zur Gegenwart, bei der die später getroffene Aussage, man stünde mit einem Fuß in der alten, mit dem anderen jedoch in der neuen Zeit, sodass man immer kurz davor stünde zu leben, seine Erklärung fand.
Diese Darstellung von drei Ereignissen in Marie Curies Leben stellt in meinen Augen den Höhepunkt des Buches dar...
"Tiere verhalten sich, der Mensch aber ist in der Lage zu handeln" (S.107), "Ich will, also bin ich." (S.196) oder ähnliche Weisheiten sind meines Erachtens schon zu genüge in Glückskeksen oder an Teebeuteln zu finden...
Sehr erschreckt hat mich, dass man im Schnitt ganze 223 Minuten pro Tag fernsieht (S.108), wobei ich froh bin, diesen Schnitt zu senken...
Die verschiedenen Ansätze sind verständlich erklärt und auch Beispiele werden gegeben; beispielsweise dient das Milgram-Experiment der Erklärung.
Die Gestaltung des Buches ist ansprechend, was das Lesen angenehmer macht. Einzelne Sätze werden hervorgehoben oder am Seitenrand noch einmal abgedruckt. Auch die Farbwahl ist gut getroffen.
Dieses Buch gibt auch Tipps, wie man selbstbestimmter und selbstsicherer wird, damit man seine Entscheidungen auch souverän treffen kann ohne sie später zu bereuen. Einer von ihnen ist das Schreiben einer Not-to-do-Liste, damit man sich bewusst wird, wie viel man eigentlich gegen seinen Willen mitmacht.

Alles in allem ist "Nein" ein ganzes nettes Buch, welches auch den ein oder anderen hilfreich Ratschlag beinhaltet, generell wird man aber, sofern man sich ein bisschen mit der Thematik befasst hat, eher wenig neue Erkenntnisse gewinnen. Ich war überrascht als ich entdeckte, wie viele Ratgeber Förster und Kreuz bereits auf den Markt gebracht haben und wie groß ihre Leserschaft doch ist.
Mich konnte dieses Buch leider nicht überzeugen, da es jedoch viele begeisterte Leser hat, sollte man vielleicht selbst herausfinden, ob es einem zusagt.

Veröffentlicht am 25.10.2016

Interessant!

»Noch wichtiger als das Wissen ist die Phantasie«
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In "Noch wichtiger als das Wissen ist die Phantasie" stellt der rennomierte Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer 50 Erkenntnisse der Wissenschaft vor. Nach Bestseller »Die andere Bildung« (2001), ...

In "Noch wichtiger als das Wissen ist die Phantasie" stellt der rennomierte Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer 50 Erkenntnisse der Wissenschaft vor. Nach Bestseller »Die andere Bildung« (2001), der Biographie »Der kleine Darwin« (2009) und »Durch die Nacht« (2015) übernimmt er wieder die Rolle des Vermittlers zur populären Naturwissenschaft in einer Art und Weise, die sich leicht verfolgen und sehr gut verstehen lässt.
In den Kapiteln "Erkenntnisse aus Astronomie und Physik", "Erkenntnisse aus Mathematik und Informatik", "Erkenntnisse aus Naturforschung und Biologie", "Erkenntnisse aus Chemie und Medizin", "Erkenntnisse aus Molekularbiologie und Genetik" sowie "Noch mehr Erkenntnisse" stellt der Autor brühmte Wissenschaftler vor und erklärt ihr Wirken. Da die Phantasie meist zu Beginn der Forschung oder des Forschungsergebnisses steht, ruft Fischer selber auch dazu auf, kreativ zu sein, es zu bleiben und das Staunen über die faszinierende Welt und die zahlreichen Rätsel, welche sie bereithält, beizubehalten.
Jedes Unterkapitel beginnt mit einem Zitat des entsprechenden Wissenschaftlers, das bereits eine Vorstellung von den Denkern und Forschern ermöglicht. Dabei stößt man immer wieder auf Aussagen, die zum Schmunzeln bringen oder Ähnliches. Ob Werner von Siemens' "Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern mit den Augen die Türe zu finden.", Robert Kochs "Die Frage ist so gut, dass ich sie nicht durch meine Antwort verderben möchte.", Alexander von Humboldts „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben.“ oder Georg Chistoph von Lichtenbergs "Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durchs Gedränge zu tragen, ohne jemanden den Bart zu sengen." - diese Einleitungen wurden sehr ansprechend ausgewählt.
Die daraufhin folgenden Erklärungen stützen sich teilweise auf das Eingangszitat, befassen sich mit der Biografie des Wissenschaftlers und geben Erklärungen zu Forschungsergebnissen an. Da sowohl mehr als auch weniger berühmte Wissenschaftler behandelt werden, gestaltet sich das Buch auch sehr abwechslungsreich. Da die einzelnen Unterkapitel auch nicht zu ausführlich sind, bleiben sie stehts spannend und verständlich, vermitteln aber auch ein solides Verständnis zu bestimmten Theorien,...

Sowohl um altes Wissen aufzufrischen, Neues dazuzulernen, sich einfach verzaubern zu lassen als auch um junge Leser für die Wissenschaft zu begeistern, ist dieses Buch sicherlich bestens geeignet.

Veröffentlicht am 23.10.2016

Dieses Werk lässt mich zwiegespalten zurück…

Kollisionen
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Die gut verdienende Architektin Carina vermag nicht mehr rechtzeitig zu bremsen, als ihr die sechzehnjährige Mona unerwarteter Weise vor das Fahrrad läuft. Auf ihre Versuche, sie anzusprechen, reagiert ...

Die gut verdienende Architektin Carina vermag nicht mehr rechtzeitig zu bremsen, als ihr die sechzehnjährige Mona unerwarteter Weise vor das Fahrrad läuft. Auf ihre Versuche, sie anzusprechen, reagiert der Teenager ebenso wenig, wie auf ihr immer energischer werdendes Anstupsen. Doch irgendwann bemerkt Carina den Grund für das merkwürdige Verhalten des ihr unbekannten Mädchens: Offensichtlich steht sie unter dem starken Einfluss von Drogen. Nach dieser Feststellung steigert sich ihre Wut jedoch noch weiter, als sie auf die leichte Wölbung des Bauches aufmerksam wird.
Wieso wird ein obdachloser, jugendlicher Junkie schwanger, während sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Tom verzweifelt versucht, eine Familie zu gründen? Diese Ungerechtigkeit ist Carina unbegreiflich.
Und so fasst sie den Entschluss, dass Tom und sie sich untersuchen lassen sollen – länger möchte sie auf ein eigenes Kind nicht warten müssen. Nach den nicht ganz so rosig ausfallenden Untersuchungen entscheiden sich die beiden für eine Kinderwunschbehandlung.
Während das gut gestellte Paar mit aller Kraft versucht, ein Kind zu bekommen, ist Mona, die, von der Kälte in ihrem reichen Elternhaus aus der Bahn geworfen, auf der Straße lebt, Drogen nimmt, ungewollt schwanger geworden.
Es folgen weitere Kollisionen, welche dazu beitragen, dass sich Toms, Carinas und Monas Leben immer weiter verstricken, obwohl sich die Lebensentwürfe der drei zunehmend verändern.

Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war ich auf das Buch sehr gespannt. Zum einen denke ich, dass das Thema des unerfüllten Kinderwunsches sehr viel Potential bietet und Raum für einen bewegenden Roman schafft und zum Anderen war ich der Überzeugung, dass die verschiedenen aufeinanderprallenden Lebenswelten zahlreiche weitere Möglichkeiten bieten, Kontraste darzustellen oder die Charaktere eine (Weiter-)Entwicklung durchlaufen zu lassen.
Als ich dann mit dem Buch begann, konnte ich bereits nach wenigen Sätzen in die Erzählung abtauchen. Der häufig bildhafte Schreibstil ermöglicht ein lockeres Lesen, sodass man bereits nach kurzer Zeit die 337 Seiten durch hat. Aufgebrochen wird dieses unbeschwerte Lesen meines Erachtens durch die ständigen Perspektivwechsel, denn sowohl Mona als auch Carina und Tom berichten aus ihrem Leben. Dabei geschieht Beschriebenes manchmal nacheinander, immerzu jedoch auch zur selben Zeit. Darüber hinaus weiß man nicht, aus welcher Perspektive gerade geschrieben wird, was bei mir des öfteren zu Verwirrung führte.
Sobald allerdings eindeutig wurde, um welchen Charakter und um welche Zeit es sich handelt, wurde der Abschnitt für mich wieder spannend. Da die unterschiedlichen Figuren eine individuelle Sicht auf die Welt haben, konnte man sich so ein besseres Bild von den Protagonisten machen und die Unterschiede in ihrem Leben besser erkennen.
Allerdings stellt mich die Figurengestaltung vor ein weiteres Problem: Auch wenn ich die Wut von Tom und Carina über den unerfüllten Kinderwunsch, auch aufgrund der meist in diese Richtung gehenden Beschreibungen, gut nachvollziehen konnte, wirkten weder ihr Verhalten noch ihre Gefühle so richtig stimmig auf mich. Denn sie verspüren keineswegs nur Wut, sondern ihr Zorn schlägt sich immer wieder sogar in aggressivem, ja sogar gewalttätigem, Verhalten wider. Für dieses gibt es aus meiner Sicht jedoch nie einen wirklichen Grund – keinen Auslöser, welcher ein solches Benehmen rechtfertigen würde.
Darüber hinaus verliert sich ihre Authentizität beim Zurückgreifen auf eine Vielzahl von Vorurteilen: Das glückliche Paar, welches bemerkt, dass es neben der Karriere auch noch etwas anderes, vielleicht sogar wichtigeres, gibt. Der Lebensgefährte, der, von dem unerfüllten Kinderwunsch und der entwürdigenden Diagnose bezüglich seiner Zeugungsfähigkeit, deprimiert, sich in eine Affäre mit einer jungen Kollegin stürtzt – und dann inflagranti von seiner Freundin erwischt wird. Die Liste könnte man noch ein ganzes Stück fortsetzten, darauf verzichte ich an dieser Stelle jedoch. Treten solche Klischees vereinzelt auf, ist das für mich keineswegs ein Störfaktor, häufen sie sich allerdings, verstärkt sich das Gefühl, etwas Konstruiertes zu lesen.
Des Weiteren waren mir sowohl Tom als auch Carina nach einer Weile des Lesens recht unsympathisch. Konnten mich ihre Verzweiflung und ihr Wunsch nach einem Kind am Anfang noch berühren, wurden sie mir irgendwann immer fremder und unverständlicher. Mir wurde zunehmend die karrierebezogene und auf eine gewisse Art unehrliche Weise der beiden zu präsent.
Mona hingegen, die zu Beginn als Junkie auftritt, der bereits im Jugendalter verloren zu haben scheint, gewinnt Seite um Seite. So weiß sie beispielsweise um den Vater, kann ihm davon erzählen und sich Gedanken zu ihrer (vielleicht gemeinsamen) Familie machen. Dabei entwickelt sie sich Stück für Stück zu einer jungen Frau.

So sind die Charaktere durchaus unterschiedlich und wandeln sich auch, aber jeder auf seine Art und keineswegs immer zum Besseren. Manche Handlungen erscheinen mir wie Trotzreaktionen, andere sind mir einfach so unverständlich, wiederum andere hingegen wirken stimmig auf mich. Der Schreibstil ist ansprechend und die Erzählweise bewirkt, dass die Seiten nur so fliegen. Die vielen Kollisionen wirken gekünzelt, da zwischendurch einfach zu dick aufgetragen wird.

Insgesamt lässt mich „Kollisionen“ zwiegespalten zurück, sodass ich auch für meine Bewertung genau die Mitte, also 2,5 Sterne, wähle.