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Veröffentlicht am 15.09.2016

Recht einseitig…

Kokosöl
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Dieses Buch widmet sich sehr umfassend dem Kokosöl, welches gut für Gesund- und Schönheit sein soll.
In der Einleitung wird die Geschichte der Kokosnuss nachvollzogen, von sich um sie rankenden Mythen ...

Dieses Buch widmet sich sehr umfassend dem Kokosöl, welches gut für Gesund- und Schönheit sein soll.
In der Einleitung wird die Geschichte der Kokosnuss nachvollzogen, von sich um sie rankenden Mythen wird berichtet und ihre Bedeutung als Handelsgut seit mehr als 2000 Jahren herausgestellt. Selbst der Sonnenorden der Kokosesser, welcher mir zuvor gänzlich unbekannt war – wird angeführt.
Im Kapitel „Bausteine der Ernährung“ wird beschrieben, welche Fette unser Organismus braucht und welche Bestandteile sie haben. Dieses Kapitel konnte mich nicht so ganz packen, da mir die Mengenangaben verschiedener Säuren, Spurenelemente oder Vitamine gegeben ehrlich gesagt nicht wirklich weiter geholfen hat… Jedenfalls stellt sich bei diesen Betrachtungen heraus, dass, auch wenn andere wertvolle Inhaltsstoffe in anderen Fetten in höherer Dosis zu finden sind, der Anteil an Laurinsäure bei Kokosöl vergleichsweise hoch ist.
Diese Erkenntnis bildet gewissermaßen das Grundgerüst für das sich nun anschließende Kapitel „Gesundheit und Wohlbefinden“, in dem die schier unglaublichen Anwendungsbereiche von Kokosöl beleuchtet werden. Ob beim Abnehmen, Hauterkrankungen und -verletzungen, Infektionen, Schwangerschaft, Stillzeit, Mundhygiene oder Tierwohl vermag Kokosöl zu helfen, so die Autorin. Allerdings stehe ich diesen Ausführung kritisch gegenüber, besonders nachdem ich zu der Stelle gekommen bin, in der behauptet wird, dass Kokosöl bereits Demenz vollkommen geheilt hat und Krebspatienten beinahe vollständig genesen ließ. Wenn 2 EL Kokosöl am Tag eine derart gute Therapie wären, würde man wohl kaum noch auf teure Medikamente mit starken Nebenwirkungen zurückgreifen… Werden Produkte derart hochgelobt, erscheint mir das bedenklich… Zumalen Kokosöl – in geringster Dosis beispielsweise lediglich zum Braten verwendet – hier als wahrer Alleskönner dargestellt wird.
Im nächsten Kapitel geht es darum, wie man „Kosmetik für Haut und Haar“ aus Kokosöl herstellen kann. Die Rezepte und Anleitungen reichen hier von Hautlotionen über Sonnenschutz bis hin zu Deos und Zahnpasta.
Anschließend findet man im Kapitel „In der Küche“ zahlreiche Rezepte, wobei meist ein bis zwei Esslöffel Kokosöl zum Braten genommen werden, sodass selbstverständlich die Bandbreite enorm ist – was man nicht alles in Kokosöl anbraten kann! Dennoch ist es sicherlich lobenswert, dass für jede Mahlzeit mehrere leicht zuzubereitende Gerichte, verständlich erklärt, angeführt werden. In verschiedene Unterthemen gegliedert finden sich so vegane, Paleo-, asiatische, Geflügel-, Backrezpte und vieles mehr. Sehr übersichtlich, jedoch nicht bebildert, findet man Speisen ganz unterschiedlichen Geschmacks.

So bin ich mir nicht ganz sicher, was ich von diesem Buch halten soll. Sicherlich hat die Autorin viel Recherche betrieben, um an die ganzen Informationen zu kommen, allerdings wirkt das Ganze auf mich nicht so richtig authentisch. Beim Lesen hatte ich immer wieder den Eindruck, Franziska von Au müsse schlank, faltenfrei, absolut gesund und umwerfend sein – so wie sie die Wirkungen des Kokosöls hochlobt. Nach kurzer Suche und dem Betrachten eines Fotos beschleicht mich das Gefühl, dass sie ihre 2 EL am Tag nicht so wirklich konsumiert… Andere ihrer Titel wie „Rote Bete: Die heilsamen Kräfte der Wunderknolle“ lassen mich vermuten, dass man die großen Wirkungen einer einzelnen Pflanze nicht so ganz wörtlich nehmen und stattdessen das wertvolle in einem jeden Naturprodukt suchen sollte.
Des Weiteren finde ich einige der angeführten stichhaltigen Beweise von höchst zuverlässigen Erhebungen nicht ganz so überzeugend: Zum Beispiel bezweifle ich, dass Insulaner in abgelegenen Gebieten deswegen seltener Herzinfarkte erleiden, weil sie vermehrt Kokosöl zu sich nehmen. Sind nicht vielmehr die anderen Lebensumstände (weniger Stress als in einer Leistungsgesellschaft) die Ursache? Diese Frage monokausal zu beantworten, finde ich nicht hinreichend...
Außerdem werden immer wieder die gleichen Passagen wiederholt - zum Beispiel ist der gleiche Text sowohl auf Seite 104 als auch auf Seite 92,f. zu finden oder über Zecken auf den Seiten 97 und 106.

Sicherlich ist Kokosöl ein tolles Naturprodukt, welches der Gesundheit nicht unzuträglich ist und Haut und Haare zu pflegen vermag. Die in den Inhaltstoffen liegenden Gründe hierfür werden ausführlich in diesem Werk behandelt und der große Rezeptteil ist sehr vielfältig, jedoch auch nicht gänzlich überzeugend. Das Fazit, welches ich aus dem Buch ziehe, ist, dass es sicherlich nicht schaden kann, mehr Kokosöl zu verwenden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schwierig...

The Girls
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Nachdem die enge und langjährige Freundschaft zu ihrer besten Freundin Connie in die Brüche gegangen ist, fehlt der vierzehnjährigen Evie Boyd zunehmend der Halt. Das sich so nach Liebe verzehrende Mädchen ...

Nachdem die enge und langjährige Freundschaft zu ihrer besten Freundin Connie in die Brüche gegangen ist, fehlt der vierzehnjährigen Evie Boyd zunehmend der Halt. Das sich so nach Liebe verzehrende Mädchen hat nun niemanden mehr, mit dem es verzweifelte Versuche, Haut und Haare in eine möglichst ansprechende Form zu bringen, somit beispielsweise durch kaltes Wasser ihre Poren zu verkleinern, unternehmen kann oder salzige Cracker essen kann, um dann schnell 10 Hampelmänner aus schlechtem Gewissen machen zu müssen. Da ihre Eltern seit einer Weile getrennt leben, stößt sie auch Zuhause nicht auf Zustände, die sie glücklich machen würden – denn was sie am meisten braucht wäre Beachtung.
Doch wer soll ihr die geben? Etwa ihr Vater, der mit seiner neuen Freundin weit fort in eine Wohnung gezogen ist, die durch die Dekoration alleine – wächsern glänzendes Obst in einer Schale auf dem Küchentisch – von einer ausschließlich für Erwachsene gedachten Zone zeugt? Oder Evies Mutter die, auf einem niemals enden wollenden Selbstfindungstrip, mit über Flammen erwärmten Kajalstiften Balken in das geschminkte Gesicht zaubert, bei denen Kleopatra vor Neid erblasst wäre? Kurz bevor sie sich ein Horoskop erstellen lässt und sich auf die Suche nach einem neuen Lebensgefährten macht? Wohl kaum.
Und so streift Evie durch den Ort – irgendwo in Kalifornien – bis sie eines Tages eine alles verändernde Begegnung hat. Vielleicht wäre „Begegnung“ das falsche Wort, aber immerhin sieht sie jemanden, der etwas in Evie bewegt: Im Müll nach Essbarem suchend, die schwarzen Haare lang und an den Rändern ganz ausgefranzt, trägt sie schmuddelig wirkende Kleidung und sieht selber auch nicht gerade wie frisch gewaschen auf. Diese Frau, wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als Evie, vielleicht 19 Jahre alt, stolziert mit so einer Freizügigkeit in Begleitung anderer, ebenso sonderbar wirkenden Mädchen, durch die Welt, dass Evie direkt in ihren Bann gezogen wird. Aber auch lange nach diesem Ereignis lässt die Erinnerung Evie nicht los.
Als sie dann ein paar Tage später wieder auf die Schwarzhaarige trifft, fühlt sie sich wie magisch angezogen und spricht das erste Mal mit ihr, Suzanne.
Um ihr noch näher sein zu können, folgt Evie Suzanne und den anderen Mädchen auf eine Ranch, die der behüteten Welt ihres Heims so fern scheint: Inmitten von Müll, in armen Verhältnissen, wohnen eine Reihe Hippies und fröhnen dem unbeschwerten Leben: Freie Liebe und eine Gemeinschaft, die zusammenhält – das sind die Gegebenheiten, die Evie ausschließlich wahrnimmt. Für sie ist die Ranch ein wunderbarer Ort.
Da sie zuvor immer wieder sexuelle Kontakte gesucht, jedoch nie das bekommen hatte, was sie wollte, beginnt sie sich von den Konventionen zu lösen, die sie von ihren Eltern kennt.
Beim Klang einer verstimmten Gitarre am lodernden Lagerfeuer, umgeben von Ausreißern bekommt sie das, was sie sich so sehr wünscht: Beachtung – und Liebe. Mit dem exessiven Konsum von Drogen scheint jedem alles möglich, die Welt steht ihnen offen.
Bald verfällt Evie nicht nur Suzanne und der Idee von Freiheit, sondern auch dem Anführer, Russell, dem seine Anhänger schier grenzenlose Kräfte nachsagen.
Aber hinter der Fassade nicht enden wollender Freiheit verbirgt sich etwas Dunkles, eine brutale Tat, die die ohnehin schon von den „normalen“ Bürgen verachtete Gruppe in ein noch schlechteres Licht rückt. Etwas, dass Evies Leben nachhaltig verändern und die Menschen in Angst versetzen wird…
Auch heute noch, als erwachsene Frau, ist Evie von der Vergangenheit gefangen. Gerade jetzt, als sie in dem leeren Haus eines Freundes Unterschlupf finden konnte und sein Sohn zusammen mit seiner Freundin auftaucht. Schließlich stellen Julian und Sasha unangenehme Fragen zur Vergangenheit, zu der Sekte – und den Morden…

Schon auf den ersten Seiten des Buches erfährt man beinahe den gesamten Inhalt, welcher dann aber, in vier Teile gegliedert, ausführlicher behandelt wird. Zu Beginn kam mir Evie wirklich armselig vor, wie sie hinter der Aufmerksamkeit von Männern her war und sich unter Einfluss zu vieler Teenie-Magazin genährten Phantasien (und Drogen) unglaublich viele Hoffnungen machte und den Druck auf sich verstärkte. Auch die Beschreibungen an solchen Stellen, wenn beispielsweise ein Raum beschrieben wird, der nach Masturbation riecht (S.50), oder das große Verlangen Evies nach körperlicher Nähe thematisiert wird, konnten mich wenig reizen.
Dazu kommt noch, dass ich von dem Anfang sehr verwirrt war: Irgendeine Person lebt in einem geliehenen Haus und hat etwas mit einer Sekte zu tun, wenn man zwei völlig zugedröhnten Jugendlichen, welche plötzlich auftauchen, Glauben schenken darf. Dabei springt die Erzählungen alle paar Zeilen, weil ein neuer Abschnitt beginnt. Aus den paar so erhaltenen Fetzten, konnte ich mir kein stimmiges Bild machen… Und fragte mich, wovon das Buch eigentlich handeln soll…
Nach und nach werden dann die Verhältnisse beschrieben, in denen Evie als Kind lebte. Manchmal war sie mir dabei so fremd, dann tat sie mir ein wenig Leid und als nächstes hätte ich sie am liebsten durchgeschüttelt… Immer wieder haben ihre Taten bei mir Entsetzten ausgelöst oder ich habe mich gefragt, wie man nur so verblendet sein kann… Eine Sympathieträgerin ist die Protagonistin in meinen Augen nicht…
Dem Buch diente die Manson-Family rund um Charles Manson als Vorlage. Vor dem Buch hatte ich noch nichts über Manson gehört oder gelesen, weswegen ich mich nach den ersten (äußerst verwirrenden) Seiten etwas über das Thema informierte. Das half mir beim Zusammenfügen der Fragmente ungemein, denn zuvor hatte ich den Zusammenhang der Hippie-Gruppe und kaltblütigen Morden nicht so ganz nachvollziehen können.
Allerdings muss ich sagen, dass ich mir mehr Inhalt erhofft hatte, denn im Prinzip bleiben noch viele Fragen offen: Wie konnte Russell – Charles Manson gleich – so viele Leute in seinen Bann ziehen, ihre Brieftasche öffnen oder was war die Lehre, auf die immer wieder angespielt wurde? Aus dem Buch jedenfalls geht das nicht hervor…
So bleibt es beim Lesen dieses Werkes wohl nicht aus, etwas über Manson zu lesen, um überhaupt nachvollziehen zu können, womit man es genau zu tun hat.
Auch wunderte ich mich beim Lesen darüber, wie schnell sich ein Mensch wandeln, wie schnell er seine Gewohnheiten und seine Manieren ablegen kann, um seinen neuen „Freunden“ besser zu gefallen…

Alles in allem lässt mich „The Girls“ zwiegespalten zurück: Zu Beginn war ich verwirrt und ärgerte mich beinahe durchgehend über Evie. Dann verbesserte sich allmählich die Sprache, denn der Schreibstil wurde bildhafter, kraftvoller und verlor etwas von der ständig mitschwingenden sexuellen Komponente. Diese tauchte später allerdings immer wieder auf, drängte sich in den Vordergrund und löste bei mir Genervtheit aus. Irgendwann ist ein Thema für mich auch zu genüge behandelt und muss nicht noch einmal aufgegriffen werden. Außerdem finde ich das Ganze, bedenkt man Evies junges Alter, extrem bedenklich, beachtet man auch, dass sie sich innerhalb von drei Monaten so „radikalisiert“. Auch stößt mir Übel auf, wie verbreitet Drogenkonsum in den beiden Erzählsträngen (1969 und Gegenwart) ist: Ob nun bei der 14 Jahre alten Evie und ihrer Freundin, dem gerade volljährigen Brunder Connies, auf der Ranch sowieso, bei dem zwölfjährigen Teddy (von Evie runtergemacht, weil sein Gras ja so minderwertig sei), bei der neuen Freundin von Evies Vater oder bei Julian und Sasha, die eigentlich nonstop unter dem Einfluss irgendwelcher Substanzen stehen.
Mir erscheinen die Charaktere nicht wirklich glaubhaft, viele Stellen wurden für meinen Geschmack zu sehr ausgearbeitet, andere hingegen nicht ausreichend behandelt. Dennoch ist das Buch wegen des (meist) sehr ansprechenden Schreibstiles sehr packend…

Und nun weiß ich, obwohl ich das Buch ganz gelesen habe, nicht so recht, was ich von ihm halten soll…

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schwäbisch schlemmen.

Schwäbisch vegetarisch
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Dieses wunderschöne Buch von Joanna Karon behandelt die schwäbisch-vegetarischen Küche in all ihrer Vielfalt. Die Autorin, welche sich selbst als „Back- und Kochbuch auf zwei Beinen“ bezeichnet, betreibt ...

Dieses wunderschöne Buch von Joanna Karon behandelt die schwäbisch-vegetarischen Küche in all ihrer Vielfalt. Die Autorin, welche sich selbst als „Back- und Kochbuch auf zwei Beinen“ bezeichnet, betreibt den Blog http://www.kuechenzuckerschnecke.de.
Zu Beginn des Buches wird die schwäbische Küche vorgestellt und die Autorin beschreibt, wie viel Herzblut in dem Buch steckt, dabei erscheint sie sehr sympathisch. Und tatsächlich bemerkt man die Mühe, welche in das Buch geflossen ist, von Anfang an: So finden sich bespielsweise bereits im Buchdeckel hilfreiche Informationen zu Werkzeug und Technik für selbstgemachte Spätzle.
Es folgt das besonders schöne Inhaltsverzeichnis, bei dem sich zu jedem Kapitel eine Art Zusammenfassung finden lässt, sodass man schon große Freude auf das weitere Durchblättern bekommt.
Die Kapitel, „Vesper und pikant Gebackenes für den großen und kleinen Hunger zwischendurch“, „Salate und Leckeres aus der Suppenschüssel“, „Alles zum Sattessen“, „Für Süßmäuler und Kuchenliebhaber“ und „Süßes Happy End – das Dessert“, lassen schon erahnen, dass sich in diesem Werk für jede Mahlzeit und jeden Geschmack das Richtige finden lässt.
Dann folgt noch ein Info-Böxchen mit Tipps und Anmerkungen zu den Rezepten, sodass eigentlich nichts mehr schiefgehen kann.
Jedes Kapitel wird durch eine sehr schön gestaltete Doppelseite eingeleitet, auf der beschrieben wird, was einen nun erwartet. Dann folgen schon die super leckeren und abwechslungsreichen Rezepte.
Diese sind auch jeweils sehr ansprechend aufgebaut, denn verschiedene Symbole am Seitenanfang zeigen bereits auf einen Blick bestimmte Eigenschaften des Gerichts, also: „gelingt leicht“, „braucht etwas Zeit“, „mögen Kinder gerne“, „vegan“, „aus eins mach zwei“ (verbunden mit einer Seitenzahl, damit man das Rezept, welches man auf dem Gericht aufbauen könnte, finden kann), „super für to go“ und „prima Fingerfood“. Daneben ist immer die Zubereitungsdauer zu finden, wobei hier auffällt, dass viele Rezepte mehr Zeit in Aspruch nehmen, einige gehen aber auch überraschend schnell von der Hand.
Außerdem werden die Rezepte durch eine genauere Vorstellung des Gerichtes von der Autorin eingeleitet, was den persönlichen Charme des Buches unterstützt. Darüber hinaus erhält man immer wieder wertvolle Hilfestellungen durch „Mein Tipp“-Boxen.

Ich bin von diesem Buch sehr angetan! Mir fiel es – auch der appetitanregenden Farbfotos wegen – zunächst schwer, ein Rezept auszusuchen – schließlich ist dieses Buch sehr abwechslungsreich und vielseitig, sodass von herzhaft bis süß jeder Geschmack vertreten ist, wobei glücklicherweise auf Schicki-Micki-Kram verzichtet wird. Dennoch – oder gerade deswegen – werden die mehr als 50 schwäbisch-vegetarischen Rezepte nicht langweilig; außerdem sind viele beispielsweise vegane Variantionsmöglichkeiten erklärt, sodass man ein Gericht immer noch abwandeln und anpassen kann. Besonders gut gefallen mir auch die Tipps, wie man aus einem Rezept zwei Gerichte zaubern kann, da dies besonders praktisch für die Planung der Mahlzeiten der nächsten Tage ist.
Außerdem sind die Rezepte so verständlich geschrieben, dass eigentlich nichts schief gehen kann – selbst bei anspruchsvolleren Rezepten. Was mich sehr beeindruckt ist, dass mich tatsächlich jedes Rezept anspricht, denn sonst findet man meist eine Reihe von Rezepten, welche man gar nicht erst ausprobieren möchte – hier habe ich mir jedoch vorgenommen, alles nachzukochen und -zubacken.
Meine beiden besonderen Highlights sind die „Laubfrösche mit Kartoffel-Chamignion-Füllung“ (S. 76) sowie der „Nuss-Hefekranz“ (S. 108)!
Bemerkenswert ist auch die wunderbar ansprechende Gestaltung: Der Hintergrund der Seiten ist ganz süß gepunktet und wobei die Farbe der Punkte bei jedem Kapitel sehr stimmig wechselt, sodass man auch schnell erkennt, wo welches Kapitel beginnt und endet.

Es macht sehr viel Spaß in diesem Buch zu stöbern und Rezepte nachzumachen, da man von der ersten Seite an merkt, wie viel Liebe in das Buch geflossen ist. Darüber hinaus gelingen die Gerichte dank der verständlichen Anleitungen problemlos, manchmal dauert die Zubereitung zwar länger, diesen Aufwand ist es aber stets wert. So zufrieden, kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schöne Gestaltung, solide Rezepte!

Leb wohl, Supermarkt
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Nicht mehr auf die „minderwertigen und denaturierten Zutaten“ angewiesen zu sein und sich durch besseres Essen wohler zu fühlen, war das Ziel von Judith Anger. Die gelernte Köchin und Permakultur-Praktikerin ...

Nicht mehr auf die „minderwertigen und denaturierten Zutaten“ angewiesen zu sein und sich durch besseres Essen wohler zu fühlen, war das Ziel von Judith Anger. Die gelernte Köchin und Permakultur-Praktikerin ist der Auffassung, dass sich viele Unverträglichkeiten, Mngelerscheinungen oder Krankheiten durch Nahrung aus eigenem Anbau – ganz ohne Chemie – vermeiden ließen.
Zu Beginn des Buches erklärt sie die Grundbegriffe „Permakultur“, „Wildniskultur“ und „essbare Landschaften“. Danach erklärt sie anhand des Leitspruches „Jedem Erdenbürger seine Erde!“, wie sich auch ohne Garten gärtnern lässt, denn mit ein bisschen Kreativität lassen sich auch Terrassen, Balkone oder Hauswände bepflanzen. Aber auch Projekte wie die sogenannten „Essbaren Gemeinden“ stellen eine Option dar.
Sehr interessant waren für mich auch die Erklärungen zum Hügelbeet, die sich dank einer Zeichnung gut nachvollziehen ließen.
Im darauf folgenden Kapitel gibt die Autorin ein paar Beispiele für alternative Bezugsquellen an, da sich schließlich nicht alles im eigenen Garten anbauen lässt.
Danach geht es schon mit den Grundrezepten los. Da die Autorin selber nach Gefühl kocht, sind die Mengenangaben Richtwerte, weswegen Judith Anger auch zum Experimentieren und Ausprobieren aufruft. Außerdem erklärt sie, auf welche Produkte sie lieber verzichtet und wie sie diese problemlos ersetzt. Beispielsweise verwendet sie vorzugsweise Ziegenmilch, da Ziegen die einzigen milchgebenden Tiere sind, die nicht gemestet werden könnten, weswegen die Produkte verträglicher seien. Von Rind- oder Hühnersuppe, Kräuteröl, Tomatenketchup bis hin zu verschiedenen Pestos werden hier Ideen gegeben. Wild gemischt folgen als nächstes weitere Grundrezepte – „Eingelegtes“, „allerlei Süßes“, „Säfte & Hochprozentiges“, „Brot & Nudeln“, „allerlei Pikantes“, also „Süß-saure Gurken“ (S.36), Chutney, verschiedene Sirup-Variationen oder Pasta.
Das nächste Kapitel ist dem Frühling gewidmet: Vorspeisen wie „Sauerampfersuppe“ (S.55) werden gefolgt von Hauptspeisen wie „Blätterteigtaschen mit Bärlauch-Malabarspinat-Füllung“ (S.58) oder „gefüllten Senfblättern“ und Salaten als Beilagen und abgerundet durch Desserts.
Auch Sommer, Herbst und Winter kommen mit soliden Rezepten wie den „Maislaibchen“ (S.108) daher. Sehr haben mir Seiten innerhalb der Rezeptkapitel gefallen, in denen beispielsweise Hinweise zu besser vertretbaren „Fleischanbietern“ zu finden sind.

Das Buch ist schön gestaltet: Zeichnungen zieren die Seiten und Farbfotos lockern die Texte auf, manchmal gibt es einleitende Texte zu Rezepten oder Tipp-Boxen. Das alles gibt dem Buch einen persönlichen Charme. Auch wenn viele Rezepte in meinen Augen nicht besonders aufregend sind (Mayonnaise selbstzumachen ist bei uns zum Beispiel schon lange üblich), stellen sie doch ein solides Grundgerüst dar, wenn man auf die Lebensmittelindustrie verzichten möchte. Doch auch neue Ideen und Impulse finden sich in diesem Buch.
Alles in allem zeigt dieses Buch einige solide Rezepte, um auf Industrienahrung mit lauter E-Stoffen verzichten zu können. Wenn man sich jedoch mit dem Thema bereits etwas beschäftigt hat, wird man einige Rezepte bereits kennen. Dennoch ist dieses Werk, um ans Ausprobieren und Anbauen gebracht zu werden, mit seinen 100 Rezepten mit Zutaten aus dem eigenen Garten und von Wildpflanzen, zu empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Äußerst interessant!

Was sagt mir meine Kindheit?
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Die Bedeutung der Kindheit in Bezug auf die eigene Entwicklung – auch im Erwachsenenalter – wird oftmals unterschätzt. Wie wir beispielsweise durch unsere ersten Lebensjahre bereits geprägt werden, ist ...

Die Bedeutung der Kindheit in Bezug auf die eigene Entwicklung – auch im Erwachsenenalter – wird oftmals unterschätzt. Wie wir beispielsweise durch unsere ersten Lebensjahre bereits geprägt werden, ist eine spannende Frage, der die Gesundheits- und Arbeitspsychologin Dr. Julia Umek in ihrem Buch „Was sagt mir meine Kindheit“ auf den Grund geht.
Dazu wird erst betrachtet, welche Einflüsse bereits während der Schwangerschaft auf das Kind einwirken und wodurch der Säugling nach der Geburt gestärkt werden kann. Dabei werden mehrere Faktoren, welche Resilienz begünstigen, erläutert. Auch auf Bindungen wird ausführlich eingegangen, wobei ebenfalls erklärt wird, was gute Bindungen auszeichnet. Wie an vielen Stellen im Buch, wird der Leser dazu angehalten, ein paar Fragen zu beantworten, um sich bewusst zu machen, wie er mit Bindungen umgeht, usw..
Im Folgenden wird darauf eingegangen, wie Kinder Selbstsicherheit, Verantwortungsbewusstsein, Anpassungsfähigkeit und Kreativität ausbilden – Fähigkeiten, die, bereits so früh erworben, einen meist das ganze Leben lang begleiten – und wie Eltern, traumatische Ereignisse oder die Umstände, in die ein Mensch hineingeboren wird, nicht nur das Verhalten und damit auch die Persönlichkeit, sondern auch das Erbgut beeinflussen können.
Sehr interessant geht es dann mit der Frage weiter, in wie weit man noch das Kind von damals ist, bedenkt man doch, dass sich alle sieben Jahre „die Zellen des Körpers vollkommen erneuert“ (S.50) haben.
Danach wird die Bedeutung von Gefühlen für die Entwicklung heraus gearbeitet und sehr verständlich erklärt, aber auch der „rote Faden im Leben“ kommt nicht zu kurz. Spannend waren meines Erachtens auch die Ausführungen zum Familienmotto, welches meist ein ganzes Leben lang unbemerkt in einem schlummert und die Handlungen beeinflusst.
Aber auch Erkenntnisse der modernen Hirnforschung werden aufgezeigt und miteinander verknüpft.
Der zweite Teil des Buches befasst sich damit, wie man sein Verhalten ändern kann. Um diese Frage beantworten zu können, wird zunächst erklärt, was Verhalten ist und welche Tendenzen sich irgendwie zu verhalten bestehen, sodass man sein Handeln etwas einordnen und auf Grundlage dessen auch hinterfragen kann. Von Unselbstständigkeit über Schuldgefühle und Rastlosigkeit bis hin zu Misstrauen ist hier alles vertreten. Auch Verbesserungsvorschläge und Hilfestellungen, wenn man sein Verhalten verändern möchte, werden gegeben. Dabei spielt ein gutes Selbstwertgefühl eine zentrale Rolle und wird deswegen ausführlich behandelt.
Im Anschluss daran wird darauf eingegangen, wie man sich der Vergangenheit stellt, sein Verhalten – falls gewünscht – dauerhaft ändert und letztendlich entspannter und glücklicher mit sich selber umgeht.

Was mir an diesem Werk sehr gut gefällt ist zum einen, dass immer wieder bereits Beschriebenes aufgegriffen und neu verknüpft wird, sodass man sich ein viel umfassenderes Bild von bestimmten Zusammenhängen machen kann, als es ohne erneutes Zurateziehen wäre, und zum anderen, dass Dr. Julia Umek unglaublich viele Fallbeispiele anführt, die ihre Erklärungen viel lebensnaher und verständlicher machen. Außerdem ist sowohl durch die kurzen Abschnitte als auch die abwechslungsreichen Fallbeispiele gewährleistet, dass beim Lesen nie Langeweile aufkommt. Ebenso ist das Verhältnis von Informationen und Erklärungen sehr schön ausbalanciert, sodass dieses Buch angenehm zu lesen, aber dennoch mit viel Inhalt gefüllt ist.
Viele der Betrachtungsweisen waren für mich sehr interessant und ich war beeindruckt, wie viele Einflüsse auf ein Kind wirken und welche Reichweiten sie haben können. Gleichzeitig schenkt dieses Werk aber auch Zuversicht, dass man ungewünschtes Verhalten immer ändern und immer glücklicher werden kann. Sehr schön passen dazu auch die zahlreichen Zitate, mit denen die Autorin die Texte auflockert, da so oftmals auch Ausführungen als Resümee noch einmal genau auf den Punkt gebracht werden.
Sehr hilfreich sind darüber hinaus auch die „Fragebögen“, dank derer man sich eingehend mit der eigenen Kindheit befasst, um die Antworten dann, stets gut angeleitet, in ein anderes Licht rücken kann, um sie auch besser zu verstehen.

Mir hat „Was sagt mir meine Kindheit – Die eigene Entwicklungsgeschichte erkennen und beeinflussen“ sehr gefallen, da hier viele Aspekte behandelt und gekonnnt verknüpft werden. Das Buch liest sich sehr angenehm und flüssig, sodass es sich nie in die Länge zieht. Alles in allem kann ich es daher sehr weiterempfehlen!