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Veröffentlicht am 06.01.2017

Weckt die Reiselust!

Highlights Kambodscha / Laos
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Als Reiseziele locken Kambodscha und Laos mit ihren Naturparadiesen, einer vielfältigen Tierwelt, wunderschönen Stränden, prächtigen Palästen und Tempeln. Dieser Bildband zeigt 50 Highlights auf, die man ...

Als Reiseziele locken Kambodscha und Laos mit ihren Naturparadiesen, einer vielfältigen Tierwelt, wunderschönen Stränden, prächtigen Palästen und Tempeln. Dieser Bildband zeigt 50 Highlights auf, die man unbedingt gesehen haben sollte und weckt das Fernweh so bereits nach einem kurzen ersten Durchblättern.
Im Inhaltsverzeichnis ganz zu Beginn sieht man bereits, dass Kambodscha und Laos einige Höhepunkte bereit halten. Auf jeden einzelnen werde ich nun nicht eingehen, die groben Stationen lauten jedoch „Phnom Penh – Stadt am Flusskreuz“, „Angkor – im Herzen Kambodschas“, „Kambodschas Süden – Traumstrände am Golf von Thailand“, „Der Osten Kambodschas – wenig bekanntes Bergland“, „Im Süden von Laos – Land am Mekong“, „Vientiane und Vang Vieng – im Zentrum von Laos“, „Luang Prabang – das alte Herz von Laos“ sowie „Bergland im Norden – abenteuerliches Reisen“.
Auf den nächsten beiden Seiten befinden sich eine Karte von Kambodscha und eine von Laos – jeweils mit eingezeichneten Sehenswürdigkeiten. So kann man die Route bestens nachvollziehen und bei eigenen Reiseplanungen darauf zurückgreifen. Auf einen Blick kann man auch die zuvor gelisteten Zwischenziele ausfindig machen, was mir sehr gefällt.
Danach folgt ein Einführungskapitel, in dem Kambodscha und Laos sowie deren Geschichte kurz und bündig nahegebracht werden. Auch steigt dank der wunderbaren Beschreibungen die Neugierde auf weitere Ausführungen und vor allem Farbfotografien.
Im Anschluss daran werden die einzelnen Highlights behandelt, wobei auf eine Vielzahl von Themen eingegangen wird. Zu Beginn steht stets eine Beschreibung oder Erklärung zu dem jeweiligen Ort; zum Beispiel wird bei den Killing Fields eine kurze Einführung zur Schreckensherrschaft der Roten Khmer gegeben. Des Weiteren lässt sich immer auf einem Kartenausschnitt erkennen, in welcher Gegend einen der vorgestellte Anziehungspunkt erwartet. Als nächstes erfährt der Leser äußerst viel zu der Geschichte, der Bevölkerung, der Herrschaft, dem Sehenswerten, der Natur, dem Kunsthandwerk, den Entwicklungen und Traditionen, der Kultur, verschiedenen Ausflugsmöglichkeiten, der Tierwelt, der Landschaft und und und. So kann man in die einzelnen Kapitel sehr tief eintauchen und erfährt außerordentlich viel Neues. Ich war sehr überrascht, derart viel Wissen in einem Bildband vermittelt zu bekommen. Zum Abschluss eines solchen Kapitels gibt es noch eine weitere Art Infobox, in welcher sich Zusatzinformationen und Möglichkeiten weitergehenden Informierens, beispielsweise über bestimmte Internetseiten, genannt werden. Auch über die besten Besucherzeiten erfährt man hier Einiges und darüber, wer und wie viele die verschiedenen Zeiten wahrnehmen.
Sehr ansprechend sind zudem die 230 Fotografien, welche allesamt die Neugierde und Reiselust zu wecken vermögen. Die Auswahl ist sehr gelungen und man erhält einen guten Ein- und Überblick.

So bin ich mit diesem Werk von Kay Maeritz mehr als zufrieden, denn die vielfältigen Highlights, die vorgeschlagene Route, die unzähligen Informationen oder Erklärungen sowie die wunderbaren Bilder wecken die Sehnsucht nach Kambodscha und Laos. Mit großer Freude habe ich mich beim Lesen auf eine faszinierende Reise durch die beiden Länder begeben, vieles dazugelernt und für mich entdecken können. Nun ist jedenfalls der Wunsch geweckt, möglichst viele der vorgestellten Ziele auch mit eigenen Augen in natura zu sehen.

Für diesen äußerst gelungenen Bildband vergebe ich 5 Sterne!

Veröffentlicht am 05.01.2017

Von bezirzenden Blüten und lüsternen Insekten... ;)

Das Liebesleben der Pflanzen
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Lange Zeit war die Jungfräulichkeit der Pflanzen unangefochten, wobei der Symbolgehalt der Pflanzen, insbesondere der Blumen, immer zwischen den Extremen der Sexualität schwankte - zwischen jungfräulicher ...

Lange Zeit war die Jungfräulichkeit der Pflanzen unangefochten, wobei der Symbolgehalt der Pflanzen, insbesondere der Blumen, immer zwischen den Extremen der Sexualität schwankte - zwischen jungfräulicher Reinheit und der Wollust.
Heutzutage ist ihre sexuelle Fortpflanzung hingegen selbstverständlich.
In ihrem Buch "Das Liebesleben der Pflanzen" befasst sich Fleur Daugey damit, wie sich Pflanzen vermehren, weswegen dies so vehement abgestritten wurde und wie es letztendlich doch zum Durchbruch kam.

Um eine Basis zu schaffen, auf der sich geschichtliche wie auch symbolische Entwicklungen und Entdeckungen erkennen und begründen lassen, befasst sich das erste Kapitel mit den Fortpflanzungsmechanismen der Pflanzenwelt. Ich war von den detailreichen und höchst informativen Texten schwer beeindruckt, da es der Autorin gelingt viel Wissen, gut verständlich auf wenige Seiten zu bringen. Gestützt wurden die Ausführungen zudem durch zahlreiche Fotografien, Zeichnungen und ähnlichem. So erhält man bereits einen tieferen Einblick in das Liebesleben der Pflanzen - das Erklärte leuchtet ein und wird mithilfe etlicher Fachtermini, auf die man im weiteren Verlauf des Buches größtenteils regelmäßig wieder trifft, untermauert und abgerundet. Dabei sind die Erklärungen auch für absolute Laien geeignet, da vom Grundlegenden ausgegangen wird, sodass ein jeder sein Wissen zu erweitern vermag.
Sehr interessant ist es zudem, wie viele unterschiedliche Techniken sich als vorteilhaft erwiesen haben und welche Vor- und Nachteile sie bergen.
Auf diesen Ausführungen aufbauend wird sich den verschiedenen Schritten hin zum aktuellen Stand der Wissenschaft gewidmet. Begonnen mit der Antike, in welcher die sexuelle Fortpflanzung in der Flora undenkbar war, über die Symbolik der Pflanzen im Mittelalter, das Erwachen der Botanik in der Neuzeit bis hin zur Gegenwart, in welcher die Geheimnisse der Bestäubung enthüllt werden. Dieser chronologische Überblick ermöglicht ein gutes Verständnis und Bewusstmachen der immensen Entwicklung, welche im Verständnis der Menschen stattgefunden hat.
Sehr ansprechend ist, dass die Autorin nicht nur auf wissenschaftliche Schriften und Debatten eingeht, sondern unter anderem auch die Widerstände der Kirche, den Symbolgehalt der Pflanzen, Mythen, Romane, Gedichte, das jeweilige Zeitgeschehen, beziehungsweise neue Errungenschaften oder gesellschaftliche Vorbehalte eingeht. Betrachtet man beispielsweise die weiße Lilie, welche in Zusammenhang mit Maria auftaucht und die Reinheit und Jungfräulichkeit symbolisiert, die sich nun doch sexuell fortpflanzt, hat dies fatale Folgen für die Kirche... Wenn der Vergleich der Jungfräulichkeit in Bezug auf die Blume hinkt, ist dann nicht auch die von Maria anzuzweifeln...?
Da Fleur Gaugey auf zahlreiche unterschiedliche Quellen zurückgreift und so aus Gedichten, Romanen oder wissenschaftlichen Abhandlungen zitiert, bleibt das Buch stets abwechslungsreich. Auch, dass sich der Blickwinkel immer wieder verändert, lässt die Neugierde beim Lesen nicht abflauen.
Besonders ansprechend sind die zahlreichen Farbfotografien, Bilder, Darstellungen, Skizzen oder Gemälde. Dieses Werk ist außerordentlich schön illustriert.
Am Ende des Buches wagt die freie Journalistin mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt einen Blick über den eigenen Tellerrand, denn auch die Sicht auf die Entwicklung der Botanik in der arabischen Welt und der islamischen Kultur sowie in Indien und dem alten China ist vielversprechend spannend und lohnenswert, da sie das umfassende Bild perfekt komplettiert.

Veröffentlicht am 31.12.2016

Ein sehr empfehlenswertes Kochlesebuch!

Lokal
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Was vor nicht einmal vierzig Jahren gang und gäbe war, scheint heute nur schwerlich umsetzbar: Obst, Gemüse, Getreide, Milch oder Fleisch aus der eigenen Region zu beziehen. Das Prädikat „regional“ ist ...

Was vor nicht einmal vierzig Jahren gang und gäbe war, scheint heute nur schwerlich umsetzbar: Obst, Gemüse, Getreide, Milch oder Fleisch aus der eigenen Region zu beziehen. Das Prädikat „regional“ ist schon längst ein viel weiter gedehnter und kommerzialisierter Begriff als früher und nur mühsam zu durchschauen, da vieles als regional Angepriesene gar nicht regional ist.
Die beiden Freunde Georg Schweisfurth und Simon Tress machen sich daher gemeinsam auf die Suche nach dem echten, lokalen Geschmack. Deswegen reisen sie an elf ganz unterschiedliche, über das Internet zuvor vorgeschlagene, Orte in Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz. Nur mit einem Sack guten Salzes ausgestattet haben sie sich die Regel auferlegt, nur Lebensmittel aus einem Umkreis von maximal 15 Kilometern zu verwenden. Auf das Zubereiten folgt das gemeinsame Essen mit einigen Gästen.
Nacheinander werden so Gammertingen, Heilbronn, Berlin, Frankfurt, Lech, Wien, Bremen, Gladbeck, Mühlbach, Arth und Bischofsheim besucht. Das von den Autoren als „Kochlesebuch“ beschriebene Werk beginnt mit einer Einführuing, welche die Beweggründe für die Lokal-Challenge umfasst , die besonderen Momente aufzeigt und eine gute Einstimmung ermöglicht.
Am liebsten würde ich auf jeden einzelnen Halt eingehen und somit zu jedem Kapitel etwas schreiben. Da dies allerdings zu einer äußerst langen und vielleicht zu ausführlichen Rezension führen würde, werde ich darauf verzichten.
Die Kapitel beginnen stets mit einer kurzen Beschreibung der Region, einer Art Reisebericht und verschiedenen Stationen, welche das Duo aufsucht. So beispielsweise den „Heidäckerhof“ in Hohenstein (S.20), wo die euterfrische und unbehandelte Kuhmilch für den Zickleinschlegel (S.44, ff.) besorgt wird. Diese einzelnen Stationen sind sehr interessant beschrieben und es macht Spaß die Autoren auf ihren Entdeckungsreisen zu begleiten. Auffällig ist, dass sowohl in ländlicheren als auch in städtischen Gebieten zahlreiche Möglichkeiten regionaler Nahrungsmittelbersorgung zu finden sind. Die Adressen der Bioerzeuger werden ebenfalls angegeben, sodass man, sofern man in der Nähe wohnt, diese aufsuchen kann. Allerdings liefern diese Anlaufstellen auch Denkanstöße, um selber vergleichbare Möglichkeiten zu finden. Zusammen mit Interviews mit Menschen, die Wert auf gute und nach ökologischen Grundsätzen hergestellte Lebensmittel legen, sind die Kapitel sehr lebhaft und lebensnah gestaltet, sodass selbst das reine Schmökern bereits eine Freude bereitet.
Selbstverständlich folgen danach die Rezepte, wobei stets mehrere Gänge vorgestellt werden. Diese lassen auch nichts zu wünschen übrig, da für wirklich jeden Geschmack sehr reizende Köstlichkeiten zu finden sind. Die Rezepte sind äußerst verständlich geschrieben, auch Abwandlungen werden erklärt, sodass keine Fragen offen bleiben. Man merkt, dass das Duo den guten und hochwertigen Zutaten mit den Gerichten gerecht werden wollte – und dies ist ihnen vorzüglich gelungen.
Äußerst ansprechend ist zudem die Gestaltung des Buches, vor allem da viele Schwarzweiß- und Farbfotos diesem Werk Leben einhauchen und die Lust, nachzukochen, steigern.
Darüber hinaus lässt sich das Buch sehr angenehm lesen, da der Schreibstil locker gehalten ist und viele Beobachtungen, Gespräche und Ähnliches eingebracht werden. Das ist sehr spannend und bleibt stets kurzweilig.
Besonders konnten mich die Rezepte „Kartoffel-Brennnessel-Stampf (mit Pastinaken, Kürbis und Gierschpüree)“ (S.74-77), „Walnussküchlein (mit Kiwanos und Honigbaiser)“ (S.196-198), „Forelle & karamellisierte Radieschen (mit Trauben- und Apfelreduktion, Asiasalat und frittierten Brennnesseln)“ (S.288,f.) sowie „In Honig karamellisierter Rhabarber & Apfel (mit Kastanienmus, Salbei-Minz-Pesto und Apfelringen)“ (S.293-295) begeistern. Allerdings war ich über den doch sehr hohen Fleischanteil überrascht und muss gestehen, dass gerade Rezepte für Innereien nicht meinen Geschmack treffen. Dies ist jedoch meinen persönlichen Vorlieben zuzuschreiben…
Sehr gelungen ist meines Erachtens auch die Idee, dass bei jedem Rezept die Koordinaten angegeben und im Inhaltsverzeichnis auch die Entfernungen in Kilometer jeweils ab München zu finden sind.

Veröffentlicht am 29.12.2016

Wie die Lost Gardens of Heligan aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt wurden…

Lost Gardens of Heligan
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Als Tom Smit im Jahre 1997 damit begann, die Lost Gardens of Heligan aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken, war dies ein äußerst ambitioniertes Vorhaben. Wo sich einst prachtvoll angelegte Paradiese ...

Als Tom Smit im Jahre 1997 damit begann, die Lost Gardens of Heligan aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken, war dies ein äußerst ambitioniertes Vorhaben. Wo sich einst prachtvoll angelegte Paradiese erstreckten, hatte sich die Natur unter Anderem mit wuchernden Ranken und reichlich ungezähmten Pflanzen die Landschaft zurück erobert. Auf Streifzügen durch die Wildnis der Jahrzehnte lang vergessenen Gärten, wurde inmitten all der traurigen Atmosphäre immer wieder einzigartige Schönheit entdeckt, die es ans Licht zu ziehen galt.
Brombeerranken galt es zu entfernen, Ruinen wieder aufzubauen, alte Gartenanlagen erneut zu errichten, die einst gesetzten Pflanzen aufzutreiben, sie zu hegen und zu pflegen, Heligan bekannter zu machen sowie etwas über die Vergangenheit dieses Ortes und der Menschen, die hier Zeit verbrachten, zu erfahren.
Reichlich Arbeit, die also zu bewältigen war – es gleicht dem Abmühen von Sisyphos, den verwilderten Garten erneut zum Blühen zu bringen. Dennoch ist es Smit und seinen zahlreichen engagierten Helfer gelungen, diesen prachtvollen Ort mit seinem einzigartigen Charme herzurichten und der Allgemeinheit zu öffnen. So war das Jahr 2002 mit mehr als 450.000 Besuchern das geschäftigste Jahr in der Geschichte Heligans; jährlich werden über 300.000 von ihnen angelockt und fasziniert.

Zum 25jährigen Jubiläum der Wiederentdeckung der Gärten wird in „Lost Gardens of Heligan – Die Wiederentdeckung eines Gartenparadieses in Cornwall“ gezeigt, mit welcher Mühe und welchen Rückschlägen das grüne Paradies so wurde, wie man es heute kennt.
Die unterschiedlichen Gartensektionen werden beschrieben – vom ersten abenteuerlichen Erkundschaften bis hin zum Fertigstellen der Restaurationsarbeiten und Verschönerung der Anlagen.
Für mich war bereits der Beginn des Buches sehr ansprechend, da hier von den ersten Eindrücken beim Durchforsten der undurchdringlichen Wildnis erzählt wird, was durchaus sehr persönliche Ausführungen sind.
Aber auch im weiteren Verlaufe des Buches gab es immer wieder Anlass zum Staunen: Es ist bemerkenswert mit wie viel Leidenschaft, Arbeit, Engagement und Ausdauer die Lost Gardens of Heligan hergerichtet worden sind. In meinen Augen besonders spannend sind dabei die Vorher-Nachher-Vergleiche, da man auf entsprechenden Fotografien sowohl den verwilderten als auch den mit viel Mühe hergestellten Zustand erkennen kann. Es ist beeindruckend, was die vielen Helfer geleistet haben, wenn man bedenkt, dass aus grünem Dickicht eine bezaubernde Gartenanlage geworden ist.
Sehr schön finde ich es zudem, dass auch Fotografien aus der Blütezeit der Gärten eingebunden worden sind, die zeigen, dass man sich bemüht hat, dem Vorbild des Zustandes vor dem Vergessen zu folgen. Dabei wurden wichtige Elemte übernommen und Details auch, jedoch wurde nicht jeder Aspekt der Gärten eins zu eins so wieder umgesetzt wie vor der Vernachlässigung. Schließlich sollte es niemals zum Stillstand kommen, weswegen nun, auch wenn vieles übernommen wurde, auch Neues sowie Aufregendes mit einfließen sollte.
Beim Lesen spürt man die Begeisterung des Autors für Heligan – wenn beispielsweise davon berichtet wird, wie wunderbar und zauberhaft es doch ist, wenn im Dschungel der Nebel über dem Wasser hängt und die Konturen der Pflanzen nur schemenhaft zu erkennen sind; oder wenn sich einzelne Lichtstrahlen ihren Weg durch das dichte Blätterdach bahnen. Sehr schön sind meines Erachtens auch die Ansichten zur Geschichte Heligans, denn Smit war bemüht auch etwas über diese herauszufinden, um zum Beispiel zu erfahren, was aus den Gärtnern wurde, die dort gelebt und gearbeitet haben bevor der Krieg ausbrach und die Gartenarbeit unmöglich machte.
„Es war die Kombination von den Charakteren dieser Männer, den Pflanzen und den Begleitumständen, die Heligan einmalig machen sollten.“ (S.108)
Spannend waren für mich auch die vielen alten Fotografien, die im Verlauf einiger Jahre der Recherche aufgetrieben worden sind und von längst vergangenen Zeiten zu zeugen. So erfährt man auf diese Art beispielsweise, dass während des Zweiten Weltkrieges Londoner Kinder zur Erholung in das ländliche Heligan reisten. Aber auch, wenn es darum geht, welche Pflanzen- und Tierarten früher zu bestaunen waren, ist dies beeindruckend. „In Heligan gab es zur Jahrhundertwende Pfauen, zahme Emus und Affen, die die Besucher mit ihren Mätzchen unterhielten.“ (S. 158) Heutzutage leben hier im Sinne der nachhaltigen Bewirtschaftung hingegen unter anderem Tamworth-Schweine.
Auch der Stolz ist dem Verfasser anzumerken, wenn er die Pflanzenvielfalt, die wieder aufgebauten Gartenbereiche und Besonderheiten bewundert und erklärt.
„Heligan besitzt vermutlich die größte Sammlung an Baumfarnen in Großbritannien – urtürmliche, schöne Relikte aus einer Zeit, in der Dinosaurier die Erde bevölkerten.“ (S.119)
Wirklich interessant ist es zudem zu lesen, auf welche Anlagen und Ideen man beim Erkunden des Gartens stößt.
„Heute können wir stolz sein, den einzigen funktionierenden, mit Mist beheizten georgianischen Ananasgraben der Welt zu besitzen.“ (S.144)
Am Ende des Buches wird im Nachwort dem örtlichen Baumeister John Nelson, der bei der Restauration der Gärten eine immense Hilfe war, gedacht, da dieser im Januar 2014 verstarb. Er hatte mit unfassbar viel Herzblut unzählige Tage wie auch Nächte durchgearbeitet und als der Alleskönner der er war, eine Eröffnung und das 25jährige Jubiläum überhaupt erst möglich gemacht. Kein Wunder also, dass man ihm beim Lesen andauernd begegnet. Sehr rührend waren daher die Ausführungen in diesem Nachwort – aber auch zum Schmunzeln. „“Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, aber da war ich ja auch nicht der Vorarbeiter!“, sagte er [John Nelson] häufig, mit seinem Piratengrinsen auf dem Gesicht.“ (S.262)

In diesem Werk wird man in die märchenhaften vergessenen Gärten entführt und erforscht sie Stück für Stück. Dabei wird einem eine Vielzahl an Einblicken in die Geschichte Heligans gewährt und man erfährt, wie aus undurchdringbarer Wildnis die sehr gut besuchten und mehrfach ausgezeichneten Lost Gardens of Heligan wurden. Dabei spürt man am Schreibstil und somit an der ganzen Atmosphäre des Buches, wie besonders dieser Ort auf alle Beteiligten wirkte und wirkt, wie unglaublich viel Arbeit die Restaurierung erforderte, wie viel Recherchearbeiten unternommen wurden und und und. Auch dank der zahlreichen Fotografien kann man sich als Leser ein Bild von den prachtvollen Gärten machen und wird bestens durch die einzelnen Gärten geführt. Dank einer Karte zu Beginn und einer kleinen Zeitreise durch die Geschichte Heligans zum Schluss, erhält man schnell und einfach einen Überblick, wenn man gerade nicht noch einmal das Buch lesen möchte.
Ich selbst war bereits einmal dort und habe die Mudmaid noch immer als ein Highlight im Gedächtnis, weswegen es mich sehr freute, dass ich mithilfe dieses Werkes noch einmal in die wunderschöne Welt Heligans abtauchen konnte.

Veröffentlicht am 28.12.2016

Auf Spurensuche im Wald…

Wohllebens Waldführer
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Peter Wohlleben stellt in diesem Waldführer über 250 Pflanzen und Tiere des Waldes vor, wobei er mit feinem Gespür auf die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Waldbewohnern, den Funktionen des Waldes ...

Peter Wohlleben stellt in diesem Waldführer über 250 Pflanzen und Tiere des Waldes vor, wobei er mit feinem Gespür auf die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Waldbewohnern, den Funktionen des Waldes sowie den Einflüssen von Jägern und Förstern ein. So soll der nächste Waldspaziergang zu einer Entdeckungsreise werden, bei der man sowohl Allerweltsarten als auch seltene Kostbarkeiten bestimmen können soll.
Das Buch ist in die Kapitel „Säugetiere“, „Vögel“, „Amphibien und Reptilien“, „Insekten“, „Spinnentiere“, „Schnecken“, „Pilze“, „Bäume und Sträucher“, „Blumen“, „Farne“, „Schachtelhalme und Bärlappe“, „Gräser“, „Moose“ und „Flechten“ unterteilt, was die Vielfalt dieses Werkes bereits erahnen lässt.
Die einzenen Seiten beinhalten Fotografien des vorgestellten Tieres, zum Teil in verschiedenen Entwicklungsstadien, oder auch Tiere, mit denen man sie verwechseln könnte, besondere (geschlechtssprezifische) Merkmale, wissenschaftlichen Name, die Zuordnung zu einer Familie sowie eine kurze Beschreibung. Bei den Vögeln erfährt man beispielsweise etwas über ihre Rufe und Federfärbung, was äußerst spannend zu lesen war.
Mit jeder Seite lernt man das Ökosystem Wald immer mehr zu schätzen, denn es ist bemerkenswert, wie viele Informationen und Zusammenhänge Wohlleben in diesem Werk erläutert. Auch wenn es um Pflanzen im Wald geht, bleibt es sehr spannend. Man kommt schon ins Staunen, wenn man erfährt, welche Bedeutung die manche Waldbewohner haben.
Auch erfährt man von den Besonderheiten der Waldbewohner – beispielsweise ist weder der blutrote noch der mausgraue Schnellkäfer schnell, sondern kann, wenn man man ihn auf den Rücken legt schlagartig, begleitet von einem Klick-Geräusch, emporschnellen, um kurz darauf auf den Füßen zu landen (S.82,f.). Selbstverständlich wird auch erklärt, wie dies funktioniert.
In dem Kapitel „Hinter den Kulissen“ setzt sich Peter Wohlleben zudem kritisch mit dem Fortbestehen und besonders mit den anthropogenen Einflüssen auf dieses derart wichtige Ökosystem auseinander. „Wildtiere in Angst“ als Unterthema setzt sich sehr mit den fatalen Folgen von zu viel Jägerei und einem Ungleichgewicht im Ökosystem auseinander. Aber auch im nächsten Unterkapitel, „Gefährliche Wildnis“, wird auf das richtige Verhalten im und den richtigen Umgang mit dem Wald und seinen Bewohnern eingegangen.

Alles in allem ein sehr empfehlenswerter Waldführer, der unglaublich viele Informationen bereithält und sowohl zum Schmökern als auch zur gezielten Suche geeignet ist. Beim Lesen war ich ganz fasziniert und denke, dass jeder, der gerne ins Staunen gerät und das Ökosystem Wald (für sich) entdecken möchte, an diesem Werk große Freude haben wird. Dank des gut gewählten Formates lässt sich „Wohllebends Waldführer“ auch sehr gut in einer Tasche mitnehmen. Für Kinder, Kindgebliebene und Erwachsene wärmstens zu empfehlen – der Wald verdient mehr Beachtung und Anerkennung.