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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2023

Düfte, Liebe, Tragik

Der Duft von Schokolade (Erfolgsausgabe)
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Eine eigenwillige Liebesgeschichte der guten Gesellschaft im kaiserlichen Wien. Vor allem die Figur der Elena sticht durch ihre eigenwillige sowie selbstbewusste Haltung heraus. Sie weiß sehr genau, was ...

Eine eigenwillige Liebesgeschichte der guten Gesellschaft im kaiserlichen Wien. Vor allem die Figur der Elena sticht durch ihre eigenwillige sowie selbstbewusste Haltung heraus. Sie weiß sehr genau, was sie will und im Laufe der Erzählung wurde mir bewusst, dass sie rücksichtslos ist, wenn es um ihre Interessen geht. Anfänglich fand ich Elena sehr amüsant und ich mochte ihr emanzipiertes Verhalten. Zu dieser Zeit war ihr Auftreten schon sehr gewagt. Ich habe verstanden, welche Faszination Elena auf August ausübt. Doch schleichend begann ich dem Charakter Elena zu misstrauen.

Ewald Arenz baut die Geschichte rund um die zwei Verliebten geschickt auf. Zuerst das Kennenlernen, die gegenseitige Abneigung, wie in so vielen Liebesgeschichten. Es folgt die romantische Episode. Und dann schlägt das Schicksal tragisch zu. Bis dahin bedient sich der Autor dem Stereotyp einer Liebesgeschichte, doch im letzten Teil stellt der Autor das Vorangegangene in Frage. Der Roman bleibt fesselnd bis zum Schluss und lässt den Leser mit der Fragen zurück, was Liebe ist und was Liebe darf. Und natürlich spielen auch die Schokolade und Düfte eine große Rolle, denn diese geben der Geschichte eine sinnliche Note.

Die einzigen Kritikpunkte, die ich nicht unter den Tisch fallen lassen möchte, sind historischer Natur. Wenn man sich als Autor für einen historischen Roman entscheidet und dazu noch historische Tatsachen erwähnt, sollte man sicher sein, dass diese stimmen. Der größte Fauxpas ist sicherlich die Erwähnung des Selbstmordes von Kronprinz Rudolf, welcher ebenso wie Mary Vetsera 1881 noch sehr lebendig war (S. 137). Die Tragödie ereignete sich im Januar 1889.
Der zweite, sehr auffällige Fehler, ist die Erwähnung von Neukölln (s. 198) als Stadtteil von Berlin. Neukölln wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg als Berliner Bezirk gegründet, somit fast 40 Jahre später.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Aufschlussreiche Betrachtung

Dickens und Prince
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Auf den ersten Blick haben der viktorianische Romanautor Charles Dickens und die schillernde Popikone nicht viel gemeinsam. Dann kommt Nick Hornby mit den Augen eines Fans daher und deckt verblüffend viele ...

Auf den ersten Blick haben der viktorianische Romanautor Charles Dickens und die schillernde Popikone nicht viel gemeinsam. Dann kommt Nick Hornby mit den Augen eines Fans daher und deckt verblüffend viele Gemeinsamkeiten der Herren auf.

Beide sind Ausnahmetalente ihrer Zeit und voll unbändigem Schaffensdrang. Nick Hornby geht bei seinen Betrachtungen chronologisch vor. Beginnend in der Kindheit hangelt er sich fortlaufend durch das Leben von Dickens und Prince.

Schon die Bedingungen unter denen sowohl Dickens als auch Prince aufwuchsen ähneln sich. Die größte Übereinstimmung findet sich allerdings im kreativen Schaffen, in ihrer Produktivität. Für so ein kreatives Schaffen benötigt man Leidenschaft sowie auch Disziplin, beide Eigenschaften zeichneten Dickens ebenso wie Prince aus.

Hornby deckt Parallelen auf und unterhält seine Leser mit Anekdoten und Fakten über diese Genies. Dabei zitiert er aus Interviews und aus Briefen. Der Autor lässt die beiden Leben, die in unterschiedlichen Jahrhunderten und an unterschiedlichen Orten gelebt wurden, abwechselnd Revue passieren. Als Leserin habe ich viel Neues erfahren und mein Bild von den zwei Ausnahmekünstlern ist ein anderes geworden. Ich war nie ein großer Fan von Prince und werde es auch nach der Lektüre nicht werden, dennoch habe ich mich von Hornbys Ausführung gut unterhalten gefühlt. Sein Blick auf Dickens und Prince ist der eines Bewunderers, was man beim Lesen durchaus bemerkt. Aus diesem Grund schafft der Autor es wahrscheinlich, seine Leser auf diese außergewöhnliche Gedankenreise mitzunehmen.

Man muss weder ein Dickens noch Prince Fan sein, um das Buch zu verstehen oder das Interesse zu behalten.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Ein berührender, poetischer Roman

Vom Ende eines Sommers
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Meinung

Eine wirklich berührende Geschichte, die sich langsam, fast zögernd entfaltet. Ich bin regelrecht eingetaucht in eine längst vergangene Zeit, in der die Pferde noch den Pflug zogen und Wäsche ...

Meinung

Eine wirklich berührende Geschichte, die sich langsam, fast zögernd entfaltet. Ich bin regelrecht eingetaucht in eine längst vergangene Zeit, in der die Pferde noch den Pflug zogen und Wäsche waschen noch Schwerstarbeit war. Der Roman erzählt von den arbeitsreichen Tagen auf dem Land, von der Abhängigkeit vom Wetter und den begrenzten Möglichkeiten junger Frauen zur damaligen Zeit.


Edie ist belesen und interessiert an ganz anderen Dingen, als an der Landwirtschaft. Sie erfüllt ihre Aufgaben, weil sie nichts anderes kennt, doch merkt der Leser schnell, dass das junge Mädchen nicht auf einen Bauernhof gehört. Nur ihre alte Lehrerin hat Edies Talent erkannt und versucht ihr eine Stelle zu vermitteln, aber Edie fehlt es an Selbstvertrauen, um allein in die Welt hinaus zu gehen.

Da trifft es sich gut, dass sie Freundschaft mit der Londoner Journalistin schließt, die zunächst einen guten Einfluss zu haben scheint. Bis Edie etwas schreckliches widerfährt. Es zeigt, wie die damalige, ländliche Gesellschaft funktioniert. Die Männer haben die Macht, die Frauen haben sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Eine Frau, die etwas anderes vom Leben verlangt, gilt als exotisch.

Die anfängliche ländliche Idylle bekommt schnell Risse. Der Autorin gelingt es mit ihrem ruhigen, präzisen Schreibstil ihrer Geschichte Tiefe zu verleihen. Allmählich setzten sich die einzelnen Teile zu einem Bild zusammen. Jede der Romanfiguren hat ihren Platz, der wohlüberlegt gewählt ist. Das habe ich erst zum Ende des Buches wirklich erkannt.

Es ist ein außergewöhnlicher Roman, der sich mit diversen Themen beschäftigt und dessen Ende mich auf eine seltsame Art mit einem Gefühl der Zufriedenheit zurückgelassen hat.


Fazit

Ein besondere Roman, mit leisen Zwischentönen, die man nicht überhört.

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Ein weiser Roman über die Sinnfrage des Lebens

Das Buch eines Sommers
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Nicolas ist in der Mitte seines Lebens angekommen, als ihn der Tod seines Onkels wachrüttelt. Aus Pflichtbewusstsein übernahm er das Unternehmen seines Vaters und verlor dabei seine eigenen Vorstellungen ...

Nicolas ist in der Mitte seines Lebens angekommen, als ihn der Tod seines Onkels wachrüttelt. Aus Pflichtbewusstsein übernahm er das Unternehmen seines Vaters und verlor dabei seine eigenen Vorstellungen vom Leben aus dem Blick. Die Verantwortung und der Stress, welche die Leitung einer Firma mit sich bringt, entfremdete ihn auch von seiner Frau und seinem Sohn.

Erst in der Villa seines Onkels kommt er zur Ruhe und denkt über sein bisheriges Leben nach. Viele Erinnerungen an seinen Onkel kommen wieder hoch. Oftmals tut eine erzwungene Auszeit gut, um zu erkennen, dass man sich auf dem falschen Weg befindet. Genau das versucht der Roman zu vermitteln, inne zu halten und sich zu fragen, ob man auf dem richtigen Weg ist.

Nicolas erkennt seine Stärken, aber viel wichtiger ist, dass er erkennt, wie er diese Stärken optimal für sich und seine Umgebung einsetzen kann. Er ändert zwar sein Leben, jedoch nicht radikal. Auch das ist eine Aussage des Romans, manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die verändert werden müssen, um ein erfüllteres Leben zu haben.

Aus diesen Gründen habe ich die Erzählung gerne gelesen und empfand sie als Bereicherung, denn sie hebt nicht den Zeigefinger und suggeriert man müsste sein Leben auf links drehen, nur weil man seinen früheren Idealen nicht gefolgt ist. Das Buch erzählt vom Leben, wie es passiert und wie man es dennoch gestalten kann. Mit diesem Roman hat der Autor einen weisen Roman über die Frage des Seins verfasst.


Eine wunderbare Sommerlektüre.


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Veröffentlicht am 27.06.2023

Bemüht, aber nicht überzeugend

Fahrtwind
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Inhalt

Ein junger Mann nimmt seine Gitarre und lässt sein Elternhaus in einer spießigen Kleinstadt hinter sich. Er will etwas erleben, er will Musik machen. Es zieht ihn nach Süden. Auf seiner Reise trifft ...

Inhalt

Ein junger Mann nimmt seine Gitarre und lässt sein Elternhaus in einer spießigen Kleinstadt hinter sich. Er will etwas erleben, er will Musik machen. Es zieht ihn nach Süden. Auf seiner Reise trifft er verschiedene Menschen, er schließt Freundschaften und findet auch die Liebe.


Handlung

Es sind die 70er Jahre in der Bundesrepublik. Ein junger Mann sieht sein Leben schon vor sich; In die Firma seines Vaters einsteigen, diese eines Tages übernehmen, ein Haus mit Garten.
Bevor es soweit ist, zieht es ihn gen Süden. So packt er einige Sachen und seine Gitarre ein, um macht sich auf den Weg. Er trifft dabei auf unterschiedliche Menschen. Zwei Frauen nehmen ihn mit in ein luxuriöses Hotel in Österreich. Dort wird ihm ein Job als Musiker angeboten. Zunächst einmal nimmt er an, da er sich in die jüngere der zwei verliebt hat. Doch dieser Job als Hotelmusiker entspricht so gar nicht seiner Vorstellung vom Musiker Dasein. Deshalb zieht er weiter und wird in eine dubiose Sache verwickelt. Er soll sich für jemand anders ausgeben und eine Woche lang in einer italienischen Villa wohnen.


Meinung

Angelehnt an Eichendorffs „Taugenichts“ erzählt der Roman „Fahrtwind“ von einem jungen Mann, der auszieht, um etwas zu erleben. Leider bleibt dies die einzige Gemeinsamkeit mit Eichendorffs Werk.

Aus meiner Sicht kommt die Geschichte nicht richtig in Schwung und bleibt allzu oft an der Oberfläche kleben. Auch zu der Figur des jungen Mannes konnte ich keinen Zugang finden. Seine Beweggründe blieben mir größtenteils verschlossen. Ebenso verhält es sich mit den weiteren Figuren, sie wirken recht oberflächlich, die Erzählung an sich sehr konstruiert.


Mich konnte der Roman leider nicht überzeugen.

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