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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2022

Nichtssagend

Hundert Jahre Lieben
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Meinung

Der Roman beginnt vielversprechend und endet recht bald in einer fragmentartigen Aneinanderreihung von Lebenssituationen, immer im steten Wechsel zwischen Hilde und Klara (Mutter und Tochter). ...

Meinung

Der Roman beginnt vielversprechend und endet recht bald in einer fragmentartigen Aneinanderreihung von Lebenssituationen, immer im steten Wechsel zwischen Hilde und Klara (Mutter und Tochter). In erster Linie handelt die Erzählung, wenn man das überhaupt so nennen kann, von sexuellen Handlungen.
Männer sind durchweg triebgesteuert, Frauen geben sich nur allzu gerne hin. Wer eine tiefgehende Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht. Hilde ist wenigstens zu Beginn noch ein vielschichtiger Charakter. Wir lernen sie und ihre Familie kennen und sie wirkt sehr sympathisch. Doch was genau sie nach Roberts Unfall antreibt, Entscheidungen so zu treffen, wie sie sie trifft, ist für mich nicht nachvollziehbar. 
Klara ging mir von Anfang bis Ende auf die Nerven. Bei ihr drehte sich irgendwie alles um Sex. Dabei gab es durchaus Ansätze, bei denen ich erwartet habe, dass sie endlich selbstbestimmter wird und ihr Leben in die Hand nimmt.
Teilweise tauchen Figuren auf und verschwinden wieder in der Versenkung, ohne das man erfährt, was mit ihnen geschieht. Es entwickelt sich einfach keine ineinandergreifende Geschichte. Am schlimmsten finde ich, dass sich beide Frauen komplett über Männer und Sex definieren. Es ist ermüdend und langweilig, weil sich keinerlei Entwicklung der beiden Figuren abzeichnet. Auch diese detailreichen Sexszenen wurden mir irgendwann einfach zu viel. Ich habe mich gefragt, was das soll?!
Wahre Begebenheit hin oder her, ein bisschen mehr fantasievolle Fiktion hätte dem Roman gut getan.



Fazit

Nichtssagende Geschichte über zwei Frauen, Mutter und Tochter, die null Entwicklung durch machen.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Lebensklug

Offene See
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Meinung

„Offene See“ ist ein Roman über Sehnsucht, Selbstfindung und über eine ungewöhnliche Freundschaft, die aus einer Zufallsbegegnung entsteht. Es macht Freude Roberts Entwicklung von einem schüchternen ...

Meinung

„Offene See“ ist ein Roman über Sehnsucht, Selbstfindung und über eine ungewöhnliche Freundschaft, die aus einer Zufallsbegegnung entsteht. Es macht Freude Roberts Entwicklung von einem schüchternen Jungen, zu einem redegewandten, jungen Mann zu erleben. Durch Dulcie animiert, beginnt er neue Möglichkeiten für sich zu entdecken, er erkennt, dass sein Lebensweg keinesfalls schon vorgegeben ist, wie er annahm. Vor allem diese Erkenntnis, die langsam in seine Gedanken einfließt, macht ihn selbstbewusster.

Benjamin Myers beschreibt die Wanderschaft seiner Figur in einer bildhaften, schönen Sprache. Die Landschaft Englands und der nie enden wollende Sommer sind wundervoll eingefangen. Ebenso hatte ich ein sehr genaues Bild von Dulcie und dem Cottage vor Augen.

Ich konnte mir diesen wissbegierigen, naturliebenden Robert die ganze Zeit nicht als Bergmann vorstellen und war sehr froh, als Dulcie ihm andere Möglichkeiten eröffnete. Die lebenskluge Frau und der junge Mann, der am Anfang seines Lebens steht, ergänzen sich fabelhaft. Robert hilft Dulcie Frieden mit der Vergangenheit zu schließen. Er bringt nicht nur ihr Grundstück und das Atelier in Schuss, sondern gibt Dulcie auch die Sicht auf die Offene See wieder, die sie lange Zeit nicht ertragen konnte. Ich habe es sehr genossen, ihre Gespräche über das Leben zu verfolgen. Auch mich hat Dulcie mit ihren Lebensweisheit und ihrer Lebenslust zum Nachdenken gebracht.


Fazit

Ein herausragender Roman über eine ungewöhnliche, aufrichtige Freundschaft.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Unerwartet

In fünf Jahren
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Meinung

Die Geschichte beginnt wie ein Liebesroman. Dannie ist zielstrebig, bekommt den Job, den sie will, sie hat einen gutaussehenden Lebenspartner, der vermeintlich perfekt zu ihr passt. Dann sieht ...

Meinung

Die Geschichte beginnt wie ein Liebesroman. Dannie ist zielstrebig, bekommt den Job, den sie will, sie hat einen gutaussehenden Lebenspartner, der vermeintlich perfekt zu ihr passt. Dann sieht sie sich in fünf Jahren und alles kommt anscheinend anders als sie denkt. Als Leser:in fiebert man mit, wann sie ihren „Traummann“ über den Weg laufen wird. Dieser „Traummann“ entpuppt sich als Freund von ihrer besten Freundin, gleich wittert man das große Drama und dann kommt es anders.

Wer von diesem Buch Liebesverwicklungen erwartet, wird enttäuscht, denn die Geschichte des Romans „In fünf Jahren“ dreht sich vor allem um Freundschaft und die Unberechenbarkeit des Lebens. Leider sprang für mich der Funke nicht wirklich über. Bella, Dannies beste Freundin und die zweite Hauptfigur, bleibt meiner Ansicht nach seltsamerweise zu sehr im Hintergrund und blass. Alles, was wir Leser:innen über sie Erfahren, kommt von Dannie. Auch Bellas Beziehung zu Aaron fehlt das gewisse Etwas. Ich habe nicht verstanden, was die beiden aneinander anzieht. Für mich erschien die Verbindung eher freundschaftlicher Natur, denn als große Liebe.

Rebecca Serle schreibt unterhaltsam und sehr bildhaft, allerdings nervte mich die ständige Nennung von Marken, sei es die Modelabels oder, was auf fast jeder zweiten Seite auftauchte, Lieferdienste/Restaurants. Gegessen wurde wirklich viel und es wurde tatsächlich jedes mal erwähnt, was und von wem. Anscheinend ist es für New Yorker existentiell, wer ihre Speisen liefert, aber mich hat es so gar nicht interessiert und ich empfand es als störend.


Fazit

Auch wenn das Cover etwas anders erwarten lässt, ist es keine klassische Liebesgeschichte, doch führt uns das Buch vor Augen, dass jeder Moment zählt.

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Veröffentlicht am 28.06.2022

deutschsprachige Musikgeschichte

Schmalz und Rebellion
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Meinung

Jens Balzer erzählt die Geschichte der deutschsprachigen Musik ab den 1950er Jahren und bezieht dabei sowohl die DDR Künstler:innen als auch die Musik der Gastarbeiter, die mir bisher völlig unbekannt ...

Meinung

Jens Balzer erzählt die Geschichte der deutschsprachigen Musik ab den 1950er Jahren und bezieht dabei sowohl die DDR Künstler:innen als auch die Musik der Gastarbeiter, die mir bisher völlig unbekannt ist, mit ein. Somit bietet das Sachbuch einen gelungenen Querschnitt deutscher Popmusik und zeigt, wie sich die deutsche Musiksprache in den jeweiligen Jahrzehnten bis heute entwickelte.

Dabei entdeckt man spannende Bands, manche davon waren mir kaum, andere gar nicht bekannt. Besonders hervorheben möchte in dem Zusammenhang die Playlist, die per QR Code im Buch auf Spotify abrufbar ist. Es ist wunderbar die Titel zu hören, weil sie das ganze Thema abrunden und durch die Analysen im Buch eine neue Sichtweise auf die Hintergründe der Texte eröffnen.

Einen erheblichen Kritikpunkt habe ich allerdings betreffend des deutschen Hip Hops in den 90ern. Dieses Kapitel wird meiner Ansicht nach zu kurz und zu ungenau behandelt. Es gab so viele gute Bands, z.B. Freundeskreis, Samy Deluxe, die Beginner oder Moses P. uvm. Am meisten stört mich, dass auf eine Band wie Tic Tac Toe verwiesen wird, weil die Mädels „scheiße“ und „verpiss dich“ singen, aber kein Wort über Sabrina Setlur und „Die neue S Klasse“ verloren wird. Tic Tac Toe war eine gecastete Marketingstrategie, Sabrina Setlur hingegen authentisch. Meiner Ansicht nach hat Sabrina Setlur die weibliche deutsche Sprache ganz neu definiert und sie wirklich mit keiner Silbe zu erwähnen, ist ein absoluter Schwachpunkt des Buches.

Zum Ende hin weist der Autor darauf hin, dass Diversität in der Musik nicht gleichbedeutend mit mehr Toleranz ist, was natürlich auf Texte der sogenannten Gangsta Rapper abzielt. Zudem betont Jans Balzer auch, dass es keine Popmusik ohne Aneignung oder Umdeutung gibt. Sich etwas Fremdes anzueignen ist notwendig, um seine eigene Identität zu finden.

Das Buch bietet einen sehr gut ausgewählten Querschnitt durch die deutschsprachige Musikgeschichte. Es hat mir sowohl Neues eröffnet als auch Vergessenes wieder hervorgeholt. Textbeispiele der Songs und die Playlist ergänzen die musikalische Reise ganz wunderbar.


Fazit

Nicht nur für Musikliebhaber, sondern für jeden, der sich gerne mit Sprache und Musik beschäftigt

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Still, leise, doch mit großer Kraft

Alte Sorten
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Meinung

Ein außergewöhnlicher Roman über eine ehrliche und tiefgehende Freundschaft zwischen zwei Frauen, die auf den ersten Blick nicht nur der Altersunterschied unterscheidet. Innerhalb von ungefähr ...

Meinung

Ein außergewöhnlicher Roman über eine ehrliche und tiefgehende Freundschaft zwischen zwei Frauen, die auf den ersten Blick nicht nur der Altersunterschied unterscheidet. Innerhalb von ungefähr sechs Wochen entsteht zwischen Sally und Liss eine Verbindung, deren Kraft beim Lesen spürbar wird. Ebenso lebhaft spürte ich auch Sallys unbändige Wut auf die Welt und später ebenso die von Liss, wobei bei Liss zeitweise auch eine große Verzweiflung durchbricht. Denn auch in Liss, die erst einmal sehr in sich ruhend wirkt, hat sich einiges aufgestaut, das durch die Begegnung mit Sally wieder hochkommt.

In herbstlicher Kulisse arbeiten die beiden Frauen Seite an Seite. Durch Liss erfährt Sally viel über Entstehung, aber auch über Vergänglichkeit, vor allem begreift Sally, dass alles seinen Platz und seinen Nutzen in der Welt hat. Besonders der wildverwachsene Obstgarten mit den alten Birnensorten hat es Sally angetan, dort fühlt sie die Ursprünglichkeit der Natur. Diese Erfahrungen verändern Sally, was man als Leser:in hervorragend nachvollziehen kann, denn auch man selbst erlebt beim Lesen des Romans eine gewisse Entschleunigung.

Im Verlauf der Geschichte wird klar, dass die Frauen vieles gemeinsam haben, das eine besondere Freundschaft entsteht, die beide ins Leben zurückholt. Beim Lesen beginnt die Erzählung zu leben. Man riecht förmlich die reifen Birnen, sieht den morgendlichen Dunst über den Feldern liegen und hört das leise Summen der Bienen. Ewald Arenz macht seinen Roman zu einem Erlebnis, seine unprätentiösen Beschreibungen erschaffen Bilder, die der Geschichte eine besondere Note geben. Es ist wunderbar Sally und Liss zu erleben und die aufkommende Nähe zu verfolgen. Ein sehr kluger, einfühlsamer Roman mit viel Lebensweisheit.


Fazit

Still, leise und doch mit großer Kraft ist dieser Roman eine absolute Leseempfehlung.

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