Überraschend gute Fortsetzung der epischen Original-Trilogie!
Red Rising 4Asche zu Asche wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Neben Darrow, dem Helden der ursprünglichen Trilogie, gibt es 3 weitere Protagonisten, in deren Leben der Leser Einblick bekommt: Lyria, Lysander ...
Asche zu Asche wird aus verschiedenen Sichtweisen erzählt. Neben Darrow, dem Helden der ursprünglichen Trilogie, gibt es 3 weitere Protagonisten, in deren Leben der Leser Einblick bekommt: Lyria, Lysander und Ephraim.
Lyria ist eine Rote vom Mars, der von Darrows Revolution befreit und dann auf sich gestellt zurückgelassen wurde. Sie hasst den Schnitter und macht ihn für alles Unheil verantwortlich, das ihr und ihrer Familie widerfahren ist. Ihre Geschichte ist aufwühlend, weil man sich eine bessere Welt für die niederen Farben erhofft hätte und die Realität den Leser hart und brutal trifft.
Lysander ist bereits aus der ursprünglichen Trilogie bekannt. Als Octavias Enkelsohn ist er der einzige verbleibende „Erbe“ der au Lunes und der Einzige mit einer Art „Geburtsrecht“ auf eine Machtposition in der neu geschaffenen Republik. Allerdings ist er bei Cassius fernab der Gesellschaft zu einem sehr intelligenten und wortgewandten, jungen Mann herangewachsen. Er fühlt sich Cassius verpflichtet und fügt sich deshalb in das von Darrow geschaffene Konstrukt. Allerdings kann er ihnen den Verrat an seiner Familie nie ganz verzeihen.
Ephraim ist der ehemalige Lebensgefährte von Holidays verstorbenen Bruder Trigg. Er macht die Revolution für Triggs Tod verantwortlich und ertrinkt seinen Kummer in Alkohol und Drogen. Seinen klugen Kopf nutzt er, um sich selbst zu bereichern und den Gewinnern der Revolution eins auszuwischen.
Mit Darrows Sichtweise bleibt dem Leser Einblick in das kontinuierliche Kriegsgeschehen erhalten, allerdings tat ich mir mit seinen Kapiteln zu Beginn etwas schwer. Er befindet sich in einer eher trostlosen und bemitleidenswerten Position, die man ihm so niemals gewünscht hätte. Er ist enormem Druck ausgesetzt, gemeinsam mit Mustang die Welten zu regieren und muss erkennen, dass eine richtige Entscheidung für die Republik nicht notgedrungen die richtige Entscheidung für seine Familie ist und vice versa. Er muss sich eingestehen, dass er Fehler gemacht hat und dass er über Octavia und ihre Sippe nicht vorschnell hätte urteilen dürfen. Genau genommen, ist er nicht besser als sie – aber er möchte es werden und kämpft nach wie vor unbeugsam für seine Vision von einer friedlichen Weltengesellschaft, sehr zu Kosten seiner Familie.
Der Schreibstil ist wie gewohnt, die Thematik mal mehr, mal weniger fesselnd. Ephraims Kapitel konnten einfach nicht richtig mein Interesse wecken. Abgesehen davon war es ein Vergnügen, in das Red Rising Universum zurückzukehren, das doch noch so viel Potenzial bietet.
Insbesondere Darrow und Sevro hatte ich vermisst und es ist schön zu sehen, dass Sevro sich über die Jahre zwar entwickelt hat, sich selbst aber stets treu blieb – ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt.
Wegen einiger Längen in Ephraims Kapiteln und meinem etwas holprigen Einstieg gebe ich dem Buch 4 von 5 Sternen und spreche dennoch eine große Leseempfehlung für alle Red Rising-Fans aus! Diese Geschichte ist keine Wiederholung oder ein billiger Sequel, um Profit zu generieren! Diese Geschichte ist komplex und spannend und verspricht noch so viel mehr!
Liebste Textstellen:
Meine Frau […] ist ein Ozean. Ich wusste von Anfang an, dass sie mir niemals gehören wird, dass ich sie niemals zähmen werde. Doch ich bin der einzige Sturm, der ihre Tiefen in Bewegung versetzt und für Gezeiten sorgt.~S. 43
Nur wenn ich die wenigen Gedichte lese, die meine Mutter in ihren Notizbüchern hinterlassen hat, spüre ich ihr Herz in meiner Brust. Ihre Umarmung. Ihren Atem in meinem Haar. Ich spüre ihre seltsame Magie, die mein Vater so sehr liebte.~S. 85
‚Das ist Vergangenheit. Die Vergangenheit definiert mich nicht.‘ […]
‚Dummer Gahja. […] Nichts ist Vergangenheit. Alles, was war ist.’~S. 394
Sevro grinst. ‚Kinder sind wie Hunde, Thraxa. Manche winseln, manche bellen, manche knurren. Du musst herausfinden, welche Sprache sie sprechen, und in ihr mit ihnen reden.’~S. 401
‚Gnade ermutigt die Bösen.’~S. 576
‚Ehre ist nicht das, was man sagt. Ehre ist das, was man tut.’~S. 709