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Veröffentlicht am 25.07.2023

Wenig Nordseeflair

Leichenblass im Fass
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Ich lese gern Nordseekrimis aus Ostfriesland, weil ich die Gegend sehr gut kenne und so interessierte mich auch dieser Krimi sehr. Leider wurde ich enttäuscht, denn wirkliches Ostfrieslandflair will hier ...

Ich lese gern Nordseekrimis aus Ostfriesland, weil ich die Gegend sehr gut kenne und so interessierte mich auch dieser Krimi sehr. Leider wurde ich enttäuscht, denn wirkliches Ostfrieslandflair will hier nicht aufkommen.
Es geht um die Bierbrauerin Gesine Felber, die mit ihrem Tüdelbräu den norddeutschen Brauwettbewerb gewinnt. Statt die Auszeichnung genießen zu können, wird ihre kleine Kneipe von auswärtigen Sauftouristen überrannt und ihr Konkurrent von der Dünenhopfen-Brauerei will ihr ein Kooperationsangebot machen. Doch dann liegt der Mann tot in einem Bierfass auf Gesines Hof und sie gerät unter Mordverdacht.
Schon die Lokalität ist falsch, denn es gibt in Ostfriesland keine Dreiseithöfe, sondern langgestreckte Gulfhöfe. Und die sind nur in Ausnahmefällen mit Reet gedeckt, meist einfach mit roten Ziegeln. Die "echten" Orte wie Großheide oder Norden scheinen mir einfach aus dem Straßenatlas herausgepickt zu sein, da kommt nichts von den Orten wirklich rüber. Die Polizeistation liegt z.B. in einem wunderschönen alten Haus am Marktpatz von Norden, aber es wird davon nichts erwähnt. Auch die Rolle der Touristen wird vollkommen falsch dargestellt. Sauftouristen findet man vielleicht an den langen Wochenenden auf Norderney oder sonst am Ballermann, Ostfriesland ist eher ein Feriengebiet für Familien. Und die sind um 20 Uhr von den Straßen verschwunden.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass da jemand auf der Ostfrieslandkrimiwelle mit schwimmen will, doch er geht ganz schnell unter. Um die nächsten Bände werde ich einen großen Bogen machen.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Tiefe Beziehung

Vom Ende der Nacht
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Claire Daverley ist mit diesem Buch ein wunderbarer, nicht kitschiger Liebesroman gelungen, der mich begeistert hat.
Will und Rosie sind unterschiedlich, wie man unterschiedlicher nicht sein kann. Rosie ...

Claire Daverley ist mit diesem Buch ein wunderbarer, nicht kitschiger Liebesroman gelungen, der mich begeistert hat.
Will und Rosie sind unterschiedlich, wie man unterschiedlicher nicht sein kann. Rosie ist brav und angepasst, Will ein Draufgänger, der alles ausprobiert, was man machen kann. Und doch fühlen sie sich über Jahre zueinander hingezogen. Rosies Bruder ist bei Wills Geburtstagsparty gestorben und beide werden von den Schuldgefühlen fast erdrückt, obwohl sie nicht im juristischen Sinne schuldig geworden sind. Für beide ist es schwierig damit umzugehen und es belastet ihre Beziehung.
Daverley beschreibt die beiden jungen Menschen sensibel und berührend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und hoffte immer, dass sie endlich zueinander finden. Aber die Probleme nehmen kein Ende.
Das Buch ist auf jeden Fall sehr lesenswert und kann es allen empfehlen, die gern ungewöhnliche Liebesgeschichten lesen.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Köstlich!

Nincshof
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Das ist wirklich ein seltsamer Ort, in den die Dokumentarfilmerin Isa und ihr Mann Silvano gezogen sind: Nincshof an der österreichisch-ungarischen Grenze.
Ungewöhnliche Geschichten ranken sich um den ...

Das ist wirklich ein seltsamer Ort, in den die Dokumentarfilmerin Isa und ihr Mann Silvano gezogen sind: Nincshof an der österreichisch-ungarischen Grenze.
Ungewöhnliche Geschichten ranken sich um den Ort und Isa ist neugierig. Sie befragt immer wieder die alte Erna Rohdiebl, die im Geheimen mit drei Männern in Kontakt steht, die sich "Oblivisten" nennen. Deren Ziel ist es dem Ort wieder Frieden zu geben, indem sie ihn von der übrigen Welt abschotten. Da werden Seiten aus Geschichtsbüchern entfernt, Ortsschilder im Kanal versenkt und Radfahrer mit Jaucheduschen überrascht. Aber Isa und der Ziegenzüchter Silvano stören bei diesem Vorhaben...
Es gab lange kein Buch mehr, das mich so zum Lachen brachte wie dieses. Johanna Sebauer hat so obskure Situationen erdacht, dass ich mir das Lachen einfach nicht verbeißen konnte. Dabei hat die Geschichte einen ernsten Hintergrund, nämlich die Überforderung der Menschen von dem täglichen Getöse, den Medien (sozialen und asozialen), den Anforderungen der Verwaltungen und den gesellschaftlichen Verpflichtungen. Einfach in Ruhe leben - mehr wünschen sich die Nincshofer nicht. Eigentlich ein bescheidener und nachvollziehbarer Wunsch!
Das Buch ist ein sehr gelungener Debütroman, wie ich ihn nicht erwartet hatte. Johanna Sebauer findet eine ganz eigene, sehr präzise und oft ungewöhnliche Sprache. "In der Waschküche troff die Revolution von den feuchten Wänden." - einfach köstlich! Und dann diese Irrziegen! Sie sind das Symbol für das ganze Achtsamkeitsgedöns der Städter, die glauben auf dem Land das irdische Paradies zu finden.
Ich kann das Buch ohne Einschränkung empfehlen und bin gespannt auf das nächste Buch der jungen Autorin.

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Gute Familiengeschichte

Elternhaus
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Schon das Cover katapultiert die Leserschaft direkt in die Vergangenheit, die Rosendecke, die Kaffeetasse mit dem Kaffeelöffel aus den 1970er Jahren, das ist Vergangenheit pur.
Und auch der Inhalt des ...

Schon das Cover katapultiert die Leserschaft direkt in die Vergangenheit, die Rosendecke, die Kaffeetasse mit dem Kaffeelöffel aus den 1970er Jahren, das ist Vergangenheit pur.
Und auch der Inhalt des Buches ist eine Reise in die Vergangenheit. Das Elternhaus steht dabei für Geborgenheit in der Kindheit und für viele Erinnerungen. Genau dieses kleine, mehretagige Elternhaus will Sanne, die Älteste von drei Schwestern, nun verkaufen, nachdem sie ihre alten Eltern in einer barrierefreien Wohnung untergebracht hat. Das weckt den Widerspruchsgeist ihrer beiden jüngeren Schwestern, die nicht einsehen wollen, warum die Eltern nicht mehr zuhause leben können. Aber wie das oft so ist, kümmern sie sich nur wenig um die Eltern und reden aus der Ferne mit...
Das Buch bringt die Situation sehr gut auf den Punkt, so wie ich es selbst auch erlebt habe. Allerdings überspitzt Ute Mank auch, als Sanne von ihrem Mann verlassen wird und zu trinken beginnt.
Insgesamt ist das Buch aber sehr realistisch und gut geschrieben. Man fragt sich unwillkürlich, was man selbst in so einer Situation tun würde und welche Bedeutung das eigene Elternhaus hat.
Unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Ungewöhnliches Tema

Die Spur der Aale
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Dass man Drogen oder seltene Tier schmuggeln kann, das war mir bewusst, aber Glasaale? Wie geht das und wozu dient das? Das alles wusste ich nicht.
Die Frankfurter Ermittlerin für Umweltdelikte Greta Vogelsang ...

Dass man Drogen oder seltene Tier schmuggeln kann, das war mir bewusst, aber Glasaale? Wie geht das und wozu dient das? Das alles wusste ich nicht.
Die Frankfurter Ermittlerin für Umweltdelikte Greta Vogelsang bekommt es aber genau mit diesem Thema zu tun, als ein Zollfahnder tot aufgefunden wird. Denn der hatte sie gedrängt in so einem Fall mal näher hinzuschauen, aber Vogelsang hatte es im Stress einfach vergessen. Nun wird sie aufmerksam und nimmt Kontakt zu der Familie des Toten auf. Hinweise führen zu einem chinesischen Restaurant.
Das Buch ist typisch für den ersten Band einer neuen Reihe, es werden viele Personen vorgestellt, die vermutlich in den weiteren Bänden eine Rolle spielen werden, aber es geht auch gleich zur Sache. Umweltverbrechen finde ich als Hauptthema sehr interessant, da geht es nicht nur um Mord und Totschlag. Auch ist es gut lesbar geschrieben.
Man darf gespannt auf die weiteren Bücher sein.

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