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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2024

Jeder Schritt nach vorne ist ein Schritt in die Vergangenheit

Der König und der Uhrmacher
5

Der isländische Uhrmacher Jón Sívertsen widmet sich Ende des 18. Jahrhunderts mit ganzer Leidenschaft in Schloss Christiansborg in Kopenhagen in einem verstaubten Lagerraum der Restaurierung einer kunstvollen ...

Der isländische Uhrmacher Jón Sívertsen widmet sich Ende des 18. Jahrhunderts mit ganzer Leidenschaft in Schloss Christiansborg in Kopenhagen in einem verstaubten Lagerraum der Restaurierung einer kunstvollen astronomischen Uhr aus dem Jahr 1592.
Dabei leistet ihm König Christian VII gelegentlich Gesellschaft. Der Monarch lässt sich während der Reparatur-Arbeiten von Jón dessen isländische Familiengeschichte erzählen.
Sowohl der König wie auch der Uhrmacher schwelgen in Erinnerungen und arbeiten sehr persönliche Geheimnisse und Gefühle auf. Jedes Wort und jeder Schritt nach vorn ist dabei auch eine Reise in das Vergangene.
Emotional tief berührt philosophieren sie über viel Bewegendes und Menschliches.

Von Beginn an spürt man die Leidenschaft Jóns für die Uhr und kann sich in seine Seele einfühlen.
Auch die weltlichen, gesellschaftlichen Erwartungen und Verpflichtungen werden sehr deutlich.
Die strukturiert aufgebaute Erzählung macht das flüssige Lesen einfach.
Die Wechsel zwischen den Zeiten und Örtlichkeiten fügen sich unkompliziert und fortlaufend.
Insgesamt wird die Geschichte dadurch nachvollziehbar und rund.
Die jeweiligen Formulierungen sind zeitgemäß sprachlich gut gewählt.

Literarisch hervorragend sind Hintergrund-Informationen und Zusammenhänge erzählerisch in die Geschichte eingebaut. Kurz und knapp machen sie neugierig und veranlassen bei Interesse das weitere Recherchieren, was aber für das Verständnis der Geschehnisse nicht notwendig ist.
Der Leser wird aber nicht unnötig mit geschichtlichen Fakten und Verstrickungen konfrontiert bzw. herausgefordert.

Durch viele Formulierungen wird das Gefühl für die Zuneigung des Uhrmachers zu seiner Arbeit sowie die Bedeutung, die das Restaurieren für ihn persönlich hat, deutlich.
Die gefühlvolle und bildhafte Sprache machen die Atmosphäre und die Örtlichkeiten spürbar.
Die Vielfalt der Charaktere und die Persönlichkeiten der Mitwirkenden erscheinen absolut real.
Emotional kann man sich gut in die Personen einfühlen.
Alle Personen, haben ihre Geschichte, mit der sie nach ihrem persönlichen Stil umgehen und ihr Handeln damit begründen.

Mein Fazit:
Der klar strukturierte Aufbau sowie die zeitlich und gesellschaftlich passende Ausdrucksweise nehmen den Leser mit in dieser Geschichte.
Die menschliche, tiefgründige und emotionale Erzählung weckt das Interesse an dänischer und isländischer Geschichte.
Die Restauration bedeutet mehr als das Wiederbeleben der kunstvollen historischen Uhr.
Es ist eine Reise in die Vergangenheit, in die menschlichen Seelen und in die Aufarbeitung der eigenen Historie.
Es ist der Versuch, Etwas entstehen zu lassen sowie etwas Kaputtes wieder ganz zu machen.

Das Buch empfehle ich Allen, die beim Lesen gerne mitfühlen und Jenen, die gerne philosophieren über menschliche und gesellschaftliche Entwicklungen sowie verletzte Seelen der Gesellschaft.

Die Geschichte dieses historischen Romes ist fiktiv, beruht aber auf wahren Begebenheiten.
Das Geschehen und die Charaktere erscheinen jedoch völlig real und in jede Zeit an jeden Ort übertragbar.


  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.05.2024

Schatten der Vergangenheit verdunkeln den Himmel über Périgords Félibrée

Traubenfest
4

Im herrlichen Périgord freut man sich auf die traditionelle Félibrée. So auch die Kommissarin Marie Mercier.
Doch statt das Wochenende im Kreise ihrer Lieben beim Feiern zu genießen wird sie beauftragt, ...

Im herrlichen Périgord freut man sich auf die traditionelle Félibrée. So auch die Kommissarin Marie Mercier.
Doch statt das Wochenende im Kreise ihrer Lieben beim Feiern zu genießen wird sie beauftragt, nach der vermissten 16jährigen Winzers-Tochter Emma zu suchen.
Je tiefer Marie und ihre Kollegen Richard und Visla in den Fall eintauchen, desto größer wird das Verwirrspiel.
Immer mehr Verstrickungen von der Gegenwart bis weit in die Vergangenheit der Beteiligten.
Ein zweites Mädchen verschwindet. Als zum Höhepunkt des Festes dann noch der Major der Félibrée tot aufgefunden wird überschlagen sich die Ereignisse.
Während Einwohner, Touristen und auch Maries Familie ausgelassen feiern, drängt für das Ermittler-Team die Zeit. Können Sie die vermissten Mädchen unbeschadet nach Hause zurück bringen?
Und auch ein Mörder befindet sich noch mitten unter ihnen....

"Traubenfest" ist aus meiner Sicht ein sprachlich gut ausgeschmückter Krimi.
Der Schreibstil und die Geschichte selbst machen das flüssige Lesen leicht.
Auch die fortlaufende Erzählung - ohne Sprünge und Wechsel zwischen Szenen, Personen, o.ä. - tragen dazu bei.
Interessant sind auch geographische, historische sowie kulturelle und regionale Informationen.
Neben den Fakten fließen zudem stets die Aspekte des Alltags und er Menschlichkeit mit ein.
Das erweckt den Eindruck des normalen Lebens und lässt die Story und die Personen reell erscheinen.
Der Kriminalfall ist strukturiert aufgebaut.
Für den Leser stellen sich viele offene Fragen. Die Fäden fügen sich trotz vieler Verstrickungen und Verwirrungen Stück für Stück schlussendlich zusammen.
Der Autorin ist der Spagat gut gelungen, ausführlich genug aber keinesfalls langatmig zu schreiben.
Die beteiligten Charaktere sind sehr liebenswerte und interessante Persönlichkeiten.
Man fühlt sich wie zu Hause unter Freunden.
Beim Lesen sind das Herz und die Wertschätzung für die Menschen sowie das bodenständige natürliche Leben fühlbar.

Aus meiner Sicht ist dieser regionale Périgord-Krimi unbedingt lesenswert für alle, die leichte aber dennoch ernste und gut strukturierte Krimis in herzlicher Atmosphäre bei liebenswerten Menschen schätzen.
Auch wenn dies der vierte Fall um Kommissarin Marie Mericer ist, kann ich dieses Buch auch für Alle empfehlen, die die Vorgänger-Krimis (noch) nicht gelesen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 08.04.2024

Verletzte Seelen - Opfer und/oder Täter?

Gefährlicher Sog
5

Am Strand von Sylt wird der durch zahlreiche Messerstiche getötete Sozialpädagoge Timur Roters gefunden.
Das Team um Kriminalkommissarin Liv Lammers wird mit der Klärung des Falls beauftragt.
Im Umfeld ...

Am Strand von Sylt wird der durch zahlreiche Messerstiche getötete Sozialpädagoge Timur Roters gefunden.
Das Team um Kriminalkommissarin Liv Lammers wird mit der Klärung des Falls beauftragt.
Im Umfeld und in der Jugend-Wohngruppe, die das Opfer betreut hat, geben viele verletzte Seelen Anlass für Verdächtigungen. Menschliche Verfehlungen und Prägungen werden deutlich.
Aber auch innerhalb des Ermittler-Teams treten Spannungen auf.
Die Kommissare und der Leser werden schnell in einen gefährlichen Sog gezogen aus Verdächtigungen, Verstrickungen, Interessens-Konflikten und Intrigen.
Wen kann man noch vertrauen?
Wer verfolgt aus welcher Motivation heraus welche Ziele?

Von Beginn an ist man mitten IN dem Kriminalfall.
Der spannende und strukturiert aufgebaute Erzählstil machen das flüssige Lesen einfach.
Literarisch hervorragend sind Hintergrund-Informationen und Zusammenhänge erzählerisch in die Geschichte eingebaut, sodass man trotz zahlreicher Mitwirkender nicht den Überblick verliert.
Durch viele Formulierungen wird das Gefühl für die Zuneigung zu Sylt deutlich.
Die bildhafte Sprache machen die Atmosphäre und die Örtlichkeiten spürbar.
Die Vielfalt der Charaktere und die Persönlichkeiten der Mitwirkenden erscheinen absolut real.
Emotional kann man sich gut in die Personen einfühlen.
Alle Personen haben ihre Geschichte, mit der sie nach ihrem persönlichen Stil umgehen und ihr Handeln damit begründen.

Atmosphärisch hervorragend geschriebener Sylt-Krimi.
Das Hintergrund-Thema eröffnet einen Einblick in viele verletzte Seelen der Gesellschaft.
Für Liebhaber von spannenden atmosphärischen und dennoch realitätsnaher und menschlicher Küsten-Krimis unbedingt zu empfehlen.
Auch für Alle, die bisher noch keine Bücher aus der Reihe um Liv Lammers gelesen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 25.03.2024

Nichts ist wie es scheint....

Der heimliche Beobachter
3

Sechs Freunde verbringen ein Wochenende in einem idyllisch gelegenen Ferienhaus.
Doch aus der geplanten schönen gemeinsamen Zeit mit Wellness, Wandern, gutem Essen und Zeit füreinander wird nichts.
Ein ...

Sechs Freunde verbringen ein Wochenende in einem idyllisch gelegenen Ferienhaus.
Doch aus der geplanten schönen gemeinsamen Zeit mit Wellness, Wandern, gutem Essen und Zeit füreinander wird nichts.
Ein Unwetter zieht auf. Die Versorgung ist in Gefahr. Eine verschwundene Person.
Anspannung und Angst breiten sich aus.
Und dann ist da noch das Misstrauen, genährt aus Vergangenem, das unterschwellig bereits seit Langem zwischen ihnen stand, das nun Stück für Stück herausbricht und alles gefährdet und in Frage stellt.
Wer bin ich selbst uns was ist mir wichtig?
Wen kann ich noch trauen?
Wo lauert die Gefahr?

Der bildhafte und gefühlvolle Erzählstil gibt ein gutes Bild der Handlung und lässt in die Charaktere einfühlen.
Die Kapitel mit verschiedenen Sichtweisen und vergangen Geschehnissen sind interessant und logisch aufgebaut. Wie bei einem Puzzle fügt sich alles Stück für Stück.
Die emotionale Spannung zieht sich durch das Buch und macht das flüssige Lesen sehr einfach.
Eine Gruppe von Menschen, die das Leben verbindet, haben alle ihre Historie.
Nach Außen wahrt jeder den Schein. Doch alle haben ihre Geheimnisse und sind in Wahrheit auf der Suche.
Nichts ist wie es scheint - weder innerlich noch äußerlich.
Alle Personen, haben ihre Geschichte, mit der sie nach ihrem persönlichen Stil umgehen und ihr Handeln damit begründen.

Die Charaktere und die Handlung wirken auf mich allerdings oft sehr unecht, überzogen und etwas zu spektakulär. Daher konnte ich persönlich nur 3 Sterne vergeben. Wer aber gerne amerikanische actionreiche Krimis mag, der wird vermutlich mehr Begeisterung für die Story und stärkeren Zugang zu den Personen empfinden.

Interessanter Hintergrund zu einem bisher selten erzählten Thema, verpackt in einem emotionalen Fall, der persönliche Wurzeln ans Licht bringt und Lebensfragen anspricht.
Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Was mache ich aus dem, was mir gegeben wurde?
Für Liebhaber atmosphärischer Psycho-Thriller, mit Raum zum Nachdenken über das Leben.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 29.01.2024

actionreicher Krimi um Gentechnik, Erhaltung von Lebensräumen und Macht-Gerangel

Der Stich
13

Der Meeresbiologie Student Quito wehrt sich gegen Freilandversuche von gentechnisch veränderten Moskitos.
Er erhebt schwere Vorwürfe gegen ein mächtiges Imperium.
Die Bewohner der Florida Keys sowie Flüchtlinge ...

Der Meeresbiologie Student Quito wehrt sich gegen Freilandversuche von gentechnisch veränderten Moskitos.
Er erhebt schwere Vorwürfe gegen ein mächtiges Imperium.
Die Bewohner der Florida Keys sowie Flüchtlinge aus Kuba sind in einem Kriminalfall verwickelt.
Die Gier nach Macht und Geld bedrohen das gesamte Leben.

Der rasante Erzählstil und der stets gespannte Spannungsbogen nehmen den Leser mit in diesem Kriminalfall um Gen-Manipulation, Wirtschaftskriminalität, skrupellose Machtkämpfe, der Bedrohung der Menschheit sowie von Flora und Fauna.
Weiterhin erhält man einen Einblick in die Welt der Insekten und wird mit den wirtschaftlichen, politischen und menschlichen Dramen um Einwanderer aus Kuba konfrontiert.
Hervorragend geglückt ist das Zusammenfügen eines Krimis mit der menschlichen Zerrissenheit der Vertriebenen, Geflüchteten, Heimatlosen, Fremden sowie der emotionalen Verpflichtung Verantwortung zu übernehmen. Auch viele Facetten menschlicher Charaktere finden Berücksichtigung.

Diese sehr informative und dennoch tiefgründige, gefühlvolle, menschlich schicksalhafte Geschichte ist spannend, bildhaft und nachfühlbar erzählt und bietet viele Denkanstöße.
Das Weglegen des Buches ist schwer möglich.
Lesenswert für alle, die actionreiche Krimis mit Hintergrund mögen.

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