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Veröffentlicht am 01.01.2024

In den Wolken - der Lauf des Lebens

Die Wolkengucker
10

Eher zufällig treffen verschiedenste Menschen aus unterschiedlichen Lebensphasen/-Situationen zusammen, um gemeinsam Wolken zu gucken.
Jeder ist geprägt von seiner persönlichen Historie.
So verschieden ...

Eher zufällig treffen verschiedenste Menschen aus unterschiedlichen Lebensphasen/-Situationen zusammen, um gemeinsam Wolken zu gucken.
Jeder ist geprägt von seiner persönlichen Historie.
So verschieden diese Personen sind, so differenziert ist auch die Bedeutung des Wolkenguckens für jeden Einzelnen.
Dabei entdecken sie allerdings nicht nur den Lauf der Wolkenbilder sondern auch den Lauf des Lebens.
Es ist ein Blick ins Innerste der Elemente und in die menschliche Seele. Das Kommen, Heranwachsen sowie das Verändern und Loslassen wird deutlich.

Zu Beginn treffen sich wirklich fremde Personen, die offensichtlich nichts gemeinsam haben.
Alles erscheint eher noch nüchtern und zweckmäßig.
Doch nach und nach lernt sich Jeder selbst näher kennen und auch die Gruppe als solche entdeckt, wie sie sich in ihren Fähigkeiten, Erfahrungen, Charakteren, Möglichkeiten und Visionen ergänzen und bereichern.
Man kann auch sagen: "Fremde sind Freunde, die sich nur noch nicht kennen."

In der liebevoll geschriebenen, aber dennoch "leise und unaufdringlich" verpackten Erzählung sind ganz tiefe und herzliche Facetten der Menschlichkeit hervorragend dargestellt.
Insbesondere wie aus Verbitterung, Verzweiflung, Trauer, Verlustängsten und Einsamkeit eine tiefe Freundschaft, Vertrauen und Gemeinschaft entstehen kann.
Deutlich wird auch, wie sich Angst und Misstrauen in Vertrauen, dem Finden des Inneren Friedens und die Kraft für das Neue wandeln kann.

Ein ganz tolles Buch, das tief berührt.
Die liebevolle emotionale Geschichte, in einer einfühlsamen und bildhaften Sprache erzählt, machen das Weglegen des Buches schwierig.

Das Buch ist wie das Leben.
Es kommt daher wie Wolken - ganz lautlos und unscheinbar.
Erst formt sich etwas, dann wandelt sich alles und zieht schlussendlich einfach weiter.;
Mal leise, mal mit Donnern und Tosen.
Dabei macht das vergangene Alte immer wieder Platz für das Neue.
Manchmal wird es beachtet und manchmal geschieht es ganz unsichtbar so nebenbei.

Das Buch ist für alle, die mit dem Herzen sehen, unbedingt lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.05.2024

Schatten der Vergangenheit verdunkeln den Himmel über Périgords Félibrée

Traubenfest
4

Im herrlichen Périgord freut man sich auf die traditionelle Félibrée. So auch die Kommissarin Marie Mercier.
Doch statt das Wochenende im Kreise ihrer Lieben beim Feiern zu genießen wird sie beauftragt, ...

Im herrlichen Périgord freut man sich auf die traditionelle Félibrée. So auch die Kommissarin Marie Mercier.
Doch statt das Wochenende im Kreise ihrer Lieben beim Feiern zu genießen wird sie beauftragt, nach der vermissten 16jährigen Winzers-Tochter Emma zu suchen.
Je tiefer Marie und ihre Kollegen Richard und Visla in den Fall eintauchen, desto größer wird das Verwirrspiel.
Immer mehr Verstrickungen von der Gegenwart bis weit in die Vergangenheit der Beteiligten.
Ein zweites Mädchen verschwindet. Als zum Höhepunkt des Festes dann noch der Major der Félibrée tot aufgefunden wird überschlagen sich die Ereignisse.
Während Einwohner, Touristen und auch Maries Familie ausgelassen feiern, drängt für das Ermittler-Team die Zeit. Können Sie die vermissten Mädchen unbeschadet nach Hause zurück bringen?
Und auch ein Mörder befindet sich noch mitten unter ihnen....

"Traubenfest" ist aus meiner Sicht ein sprachlich gut ausgeschmückter Krimi.
Der Schreibstil und die Geschichte selbst machen das flüssige Lesen leicht.
Auch die fortlaufende Erzählung - ohne Sprünge und Wechsel zwischen Szenen, Personen, o.ä. - tragen dazu bei.
Interessant sind auch geographische, historische sowie kulturelle und regionale Informationen.
Neben den Fakten fließen zudem stets die Aspekte des Alltags und er Menschlichkeit mit ein.
Das erweckt den Eindruck des normalen Lebens und lässt die Story und die Personen reell erscheinen.
Der Kriminalfall ist strukturiert aufgebaut.
Für den Leser stellen sich viele offene Fragen. Die Fäden fügen sich trotz vieler Verstrickungen und Verwirrungen Stück für Stück schlussendlich zusammen.
Der Autorin ist der Spagat gut gelungen, ausführlich genug aber keinesfalls langatmig zu schreiben.
Die beteiligten Charaktere sind sehr liebenswerte und interessante Persönlichkeiten.
Man fühlt sich wie zu Hause unter Freunden.
Beim Lesen sind das Herz und die Wertschätzung für die Menschen sowie das bodenständige natürliche Leben fühlbar.

Aus meiner Sicht ist dieser regionale Périgord-Krimi unbedingt lesenswert für alle, die leichte aber dennoch ernste und gut strukturierte Krimis in herzlicher Atmosphäre bei liebenswerten Menschen schätzen.
Auch wenn dies der vierte Fall um Kommissarin Marie Mericer ist, kann ich dieses Buch auch für Alle empfehlen, die die Vorgänger-Krimis (noch) nicht gelesen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 08.04.2024

Verletzte Seelen - Opfer und/oder Täter?

Gefährlicher Sog
5

Am Strand von Sylt wird der durch zahlreiche Messerstiche getötete Sozialpädagoge Timur Roters gefunden.
Das Team um Kriminalkommissarin Liv Lammers wird mit der Klärung des Falls beauftragt.
Im Umfeld ...

Am Strand von Sylt wird der durch zahlreiche Messerstiche getötete Sozialpädagoge Timur Roters gefunden.
Das Team um Kriminalkommissarin Liv Lammers wird mit der Klärung des Falls beauftragt.
Im Umfeld und in der Jugend-Wohngruppe, die das Opfer betreut hat, geben viele verletzte Seelen Anlass für Verdächtigungen. Menschliche Verfehlungen und Prägungen werden deutlich.
Aber auch innerhalb des Ermittler-Teams treten Spannungen auf.
Die Kommissare und der Leser werden schnell in einen gefährlichen Sog gezogen aus Verdächtigungen, Verstrickungen, Interessens-Konflikten und Intrigen.
Wen kann man noch vertrauen?
Wer verfolgt aus welcher Motivation heraus welche Ziele?

Von Beginn an ist man mitten IN dem Kriminalfall.
Der spannende und strukturiert aufgebaute Erzählstil machen das flüssige Lesen einfach.
Literarisch hervorragend sind Hintergrund-Informationen und Zusammenhänge erzählerisch in die Geschichte eingebaut, sodass man trotz zahlreicher Mitwirkender nicht den Überblick verliert.
Durch viele Formulierungen wird das Gefühl für die Zuneigung zu Sylt deutlich.
Die bildhafte Sprache machen die Atmosphäre und die Örtlichkeiten spürbar.
Die Vielfalt der Charaktere und die Persönlichkeiten der Mitwirkenden erscheinen absolut real.
Emotional kann man sich gut in die Personen einfühlen.
Alle Personen haben ihre Geschichte, mit der sie nach ihrem persönlichen Stil umgehen und ihr Handeln damit begründen.

Atmosphärisch hervorragend geschriebener Sylt-Krimi.
Das Hintergrund-Thema eröffnet einen Einblick in viele verletzte Seelen der Gesellschaft.
Für Liebhaber von spannenden atmosphärischen und dennoch realitätsnaher und menschlicher Küsten-Krimis unbedingt zu empfehlen.
Auch für Alle, die bisher noch keine Bücher aus der Reihe um Liv Lammers gelesen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.11.2023

eine irische Geschichte über die Suche nach einer Zukunft und der inneren Heimat

Close to Home
3

Aus Sean's Blickwinkel wird die Geschichte eines nordirischen Heranwachsenden erzählt.
Der Leser wird mitgenommen in Sean's Gefühlswelt mit allen Herausforderungen.
Die irische Geschichte und das gesellschaftliche ...

Aus Sean's Blickwinkel wird die Geschichte eines nordirischen Heranwachsenden erzählt.
Der Leser wird mitgenommen in Sean's Gefühlswelt mit allen Herausforderungen.
Die irische Geschichte und das gesellschaftliche sowie soziale Alltagsleben sind allgegenwärtig.
Und das in offenen klaren Worten.
Der Leser wird mitgenommen in einer rasanten Lebensphase auf der Suche nach der eigenen Zukunft, der persönlichen und beruflichen Orientierung inmitten eines Alltags, der bestimmt ist durch historisches Leid, Armut, Ungerechtigkeit, Alkohol- und Drogen-Exzesse sowie Gewalt.
Immer mit dabei sind Fragen wie:
Wahre oder falsche Freunde?
Flucht, Zurücklassen oder Heimatliebe?
Was kann ich?
Wer bin ich?
Wo gehöre ich hin?

Schon das Buch-Cover ist ein Vorgeschmack auf die Herausforderungen, die schmerzvolle Orientierungslosigkeit und das Gefühl der Ungerechtigkeit ausgeliefert zu sein.
All das durchlebt Sean in diesem Buch beispielhaft für unzählige Heranwachsende, insbesondere in Irland.
Das Cover-Motiv veranlasst dazu, tief in die Seele zu blicken sowie Sorgen, Ängste, Leid sowie Träume, Sehnsüchte aber auch Machtlosigkeit von Menschen zu spüren.

Das Einfühlen in die Personen sowie die bildhafte Vorstellung des Umfeldes werden durch den sprachlich flüssig und rasanten Erzählstil einfach ermöglicht.
Schwierig an diesem Buch könnte lediglich das Weglegen und Unterbrechen des Lesens werden.

In der Erzählung werden die verschiedenen Charaktere mit all ihren Stärken und Schwächen sehr gut dargestellt.
Das ist wie ein Querschnitt aus dem "echten Leben", insbesondere wie ihn wohl Heranwachsende erfahren und kennenlernen müssen. Insbesondere in Regionen mit diesen historischen, sozialen, politischen und gesellschaftlichen Hintergründen wie Irland.
Und das generationsübergreifend.

In diesem Buch wird der Leser hervorragend mitgenommen, mit den Augen und dem Herzen Sean's zu sehen und zu spüren.
Der Leser begleitet Sean in einer Phase seines Lebens bei einer ständigen Zerreißprobe zwischen Gefühl, falschen Vorstellungen, Leid, Hass und der Sehnsucht nach Frieden, Freundschaft und Heimat.

Ein ganz tolles Buch, sowohl menschlich wie auch historisch und gesellschaftlich.
Für alle mit offenen Augen und Herzen unbedingt lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.10.2023

Suche nach innerem Frieden zwischen menschlichen und gesellschaftspolitischen Abgründen

Der Mondmann - Rote Spur
0

In Teil 2 wird der "Mondmann" Lerby von einem mysteriösen Mordfall in Kopenhagen abgezogen.
Verärgert nimmt er sich eine Auszeit und folgt dem Ruf der Inuit-Freunde zurück nach Grönland.
Neben den persönlichen ...

In Teil 2 wird der "Mondmann" Lerby von einem mysteriösen Mordfall in Kopenhagen abgezogen.
Verärgert nimmt er sich eine Auszeit und folgt dem Ruf der Inuit-Freunde zurück nach Grönland.
Neben den persönlichen und emotionalen Wirrungen wird er auch dort in Illokarfiq sofort mit einer Kriminalfall konfrontiert.
Eine blutige Spur aus der Vergangenheit entwickelt sich weiter.
Mit Freunden und gegen alte Feinde ermittelt er, um das Rätsel lösen zu können.
Kann er den gesellschaftlichen Skandal aufdecken?
Wird er Frieden mit sich und alten Widersachern finden können?

Der gut aufgebaute kriminalistische Spannungsbogen sowie die sprachliche Gestaltung machen das flüssige Lesen sehr einfach.
Bildhafte und gefühlvolle Beschreibungen ermöglichen, sich in Situationen und Personen einzufühlen.
Neben dem Kriminalfall erhält man Einblick in den Alltag und die Kultur der Inuit, die Naturgewalten Grönland sowie in soziale, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Abgründe der Kolonialgeschichte.

Dabei werden verschiedenen Charaktere aus der Kultur der westlichen Welt sowie der Inuit mit ihren Stärken und Schwächen gut dargestellt.
Es ist eine ständige Zerreißprobe zwischen Vergebung, Vergessen, Vertuschen, Verzeihen und Vergeltung.
Der Leser wird mit den Fragen konfrontiert:
Kann man Unrecht heilen?
Wo sind ethische Grenzen der Forschung, der Medizin und der Wissenschaft?

Ein gut strukturierter Krimi mit gesellschaftspolitischen, historischen und völkerkundlichen Hintergrund, der auch die Facetten der Menschlichkeit hervorragend darstellt.
Lesenswert weil das Buch nachwirkt und Augen öffnet.

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