Toller Anfang, schwaches Ende
Die Tochter des SeidenhändlersDinah Jefferies entführt ihre Leser ins Vietnam der 1950er Jahre - erzählt wird über das Leben von Nicole, der Tochter eines Franzosen und einer Vietnamesin. Nicole ist schon früh die Außenseiterin in ...
Dinah Jefferies entführt ihre Leser ins Vietnam der 1950er Jahre - erzählt wird über das Leben von Nicole, der Tochter eines Franzosen und einer Vietnamesin. Nicole ist schon früh die Außenseiterin in der Familie, da sie eher vietnamesisch als französisch aussieht, anders als ihre Schwester Sylvie. Aber auch die Vietnamesen akzeptieren sie nicht voll. Nicole lebt zwischen den Welten und muss sich irgendwann entscheiden, in welcher Welt sie will, zumal sie sich insgeheim danach sehnt, aus dem Schatten ihrer Schwester zu treten. Als sie dann auch noch den Amerikaner Mark kennenlernt, gerät ihre Welt endgültig aus den Fugen, als sie merkt, dass auch Sylvie Interesse an ihm hat. Glücklicherweise hat sie in O-Lan eine gute Freundin gefunden, die ihr in allem beisteht, auch als das Leben von Nicole immer mehr gefährdet ist.
Das Buch beginnt ganz fabelhaft - man kann als Leser sofort in eine fremde Welt eintauchen. Dank des bildreichen Schreibstils der Autorin sieht man die Szenerie fast vor sich. Ich war also recht schnell von dem Buch begeistert. Auch die Entwicklung von Nicoles Charakter habe ich mit großem Interesse verfolgt. Leider macht der letzte Abschnitt ziemlich vieles kaputt - Nicole versinkt zunehmend in Naivität, die Geschichte scheint nur noch lieblos zu Ende gebracht worden zu sein, denn auf einmal fehlt jeglicher Zauber, der zu Beginn vorhanden war. Die Charaktere verflachen zum Ende hin zunehmend, obwohl ich mir gerade als Auflösung etwas tiefgründigeres erhofft hatte. Insgesamt wäre für mich ein völlig anderes Ende ebenso denkbar gewesen.
Lange habe ich mit mir gerungen, wieviel Sterne ich dem Buch gebe. Gehe ich von der ersten Hälfte aus, wären es 5 gewesen, der Schluss wäre mir maximal 2-3 Sterne wert gewesen. Mit 3,5 Sternen kann ich ganz gut leben, obwohl ich es unheimlich schade finde, dass bei diesem Buch so viel vorhandenes Potenzial verschenkt wurde!