Gelungener Auftakt
Katalanisches SchweigenTürkisblaues Meer, rote Felsen und Sonne ohne Ende – so kenne und liebe ich Katalonien aus zahlreichen Sommerferien von klein auf. Mit einem Regionalkrimi auch mal einen Blick hinter die Tourismus-Fassade ...
Türkisblaues Meer, rote Felsen und Sonne ohne Ende – so kenne und liebe ich Katalonien aus zahlreichen Sommerferien von klein auf. Mit einem Regionalkrimi auch mal einen Blick hinter die Tourismus-Fassade zu riskieren, reizte mich daher ungemein. Der klangvolle Name der Autorin versprach tiefe Einblicke in die düsteren Abgründe der katalanischen Seele – bis ich las, dass Alba Salvat ein Synonym ist. Zwei deutsche Autorinnen verbergen sich dahinter. Im nächsten Moment war ich aber auch schon wieder damit versöhnt, denn zusammengenommen leben sie immerhin schon seit 24 Jahren in Barcelona – das sollte reichen, um sich für ein katalanisch klingendes Synonym zu qualifizieren.
In diesem ersten Band einer neuen Krimireihe (der zweite Band wurde schon angekündigt) geht es um Hauptkommissar Xavi Puig, der nach einer unfreiwilligen Versetzung von Madrid in seine alte Heimat Sitges (ein Hafenstädtchen nahe Barcelona) zurückkehren darf. Die Kollegen nehmen ihn nicht gerade freundlich auf, denn damals hatte er einige Polizisten der Korruption überführt. Doch er beißt die Zähne zusammen und kniet sich mit vollem Einsatz in seinen ersten Fall um einen Toten am Strand. Auch die junge Ermittlerin Carlota Lozano, ebenfalls neu im Team, ist mit ihrer ehrgeizigen Art eine Außenseiterin. Das schweißt zusammen, obwohl sich die beiden erstmal misstrauisch beäugen.
Mit detektivischem Spürsinn enthüllen sie nach und nach die Identität des Toten und ein mögliches Tatmotiv. Der mäßig spannende Kriminalfall ist dabei nicht das interessanteste. Während Xavi im Bistro seines Kumpels Bruno abhängt, mit dem er auch Pádel spielen geht, sich mit seiner nervigen Mutter auseinandersetzt oder interessant klingende katalanische Gerichte verspeist, bekommen wir als Leser ein stimmungsvolles Kaleidoskop des katalanischen Alltags geboten. Die Atmosphäre stimmt, die Charaktere haben mit ihren Ecken und Kanten noch Entwicklungspotential und so freue ich mich auch schon auf den nächsten Fall von Xavi und Carlo.