Leider etwas enttäuscht
VoxEine Welt, in der Frauen nur 100 Wörter am Tag sprechen dürfen – was ist das für eine Welt? Wie kann es dazu kommen? Diese Fragen waren es, die mich dazu verleitet haben, ebenfalls mal in diesen Roman ...
Eine Welt, in der Frauen nur 100 Wörter am Tag sprechen dürfen – was ist das für eine Welt? Wie kann es dazu kommen? Diese Fragen waren es, die mich dazu verleitet haben, ebenfalls mal in diesen Roman zu schauen, der gerade in aller Munde ist. Und vielleicht war es genau dieser Hype ums Buch, der meine Erwartungen etwas zu hochgeschraubt hat, denn ich wurde leider beim Lesen etwas enttäuscht.
Aber erstmal zu den positiven Punkten: Antworten auf meine Ausgangsfragen habe ich gefunden und war erschrocken darüber, wie einfach gerade die Antwort auf „Wie kann es dazu kommen?“ ausfiel – und wie realistisch. Die Welt, die Autorin Christina Dalcher hier erschaffen hat, ist unserer nicht besonders fern, genau genommen kann es jederzeit so kommen, wenn wir nicht aufpassen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Jean, eine Mutter von vier Kindern und natürlich – wie alle Frauen – mit dem Wortzähler ausgestattet, der genau darauf achtet, dass sie auch ja die 100 Wörter am Tag nicht überschreitet. Es ist ein irgendwie beklemmendes Gefühl, ihr durch die Geschichte zu folgen, denn wir bekommen mit, wie oft sie sich zurückhalten, zensieren muss, wie oft sie wegen ihrer begrenzten Wortzahl nicht die Mutter sein kann, die sie sein möchte. Ich bin Jean gerne durch ihr Leben gefolgt, habe ihren Geheimnissen gelauscht und die Welt aus ihren Augen gesehen, aber…
Ja und hier kommt das Aber: Jean schweift sehr oft in die Vergangenheit ab, erinnert sich an frühere Geschehnisse, was einerseits richtig und wichtig ist, weil wir so erfahren, wie es überhaupt zu dieser neuen Gesellschaft kommen konnte, die wir da präsentiert bekommen – andererseits aber nicht immer relevant für die Geschichte ist und somit für mich die Spannung gebremst hat.
Das Thema Spannung ist auch mein größter Kritikpunkt, denn für mich blieb das Buch bis auf das letzte Drittel leider relativ zäh. Im letzten Drittel tauchte dann nochmal eine überraschende Wendung auf, die mir richtig gut gefiel (und ich aus Spoiler-Gründen gerade nicht nennen kann), die ich mir aber für das erste Drittel des Buchs gewünscht hätte.
Somit bleibt für mich leider nur das Fazit, dass es ein durchaus spannendes und nachdenklich stimmendes Szenario ist, das Christine Dalcher hier entwirft, jedoch die Umsetzung für mich aufgrund fehlender Spannung nicht ganz gelungen ist.