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Veröffentlicht am 13.10.2020

volle Punktzahl

Ihr Königreich
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Vielleicht bin ich etwas voreingenommen als Harry-Hole-Fan der ersten Stunde. Für mich ist es einer der besten Krimiautoren im Skandinavischen Raum und einer meiner Lieblingsautoren. Jedes seiner Bücher ...

Vielleicht bin ich etwas voreingenommen als Harry-Hole-Fan der ersten Stunde. Für mich ist es einer der besten Krimiautoren im Skandinavischen Raum und einer meiner Lieblingsautoren. Jedes seiner Bücher ist für mich ein kleines Lesefest.

„Ihr Königreich“ handelt von zwei Brüdern, Roy und Carl, die als Teenager ihre Eltern bei einem seltsamen Autounfall verlieren und nun planen auf ihrem abgelegenen Land in einer bergigen Gegend Norwegens einen großen Hotelkomplex zu bauen und damit jede Menge Geld zu machen.

Von Anfang an ist klar, dass der Tod der Eltern kein wirklicher Unfall war und dass die Söhne irgendwie darin involviert waren. Wie und warum wird erst im Laufe des Romans so richtig klar. Nesbo lässt sich diesmal relativ viel Zeit bis er das Tempo anzieht. Das gefällt nicht jedem. Aber ich finde bemerkenswert, wie er die Figuren beschreibt, wie er ihnen reichlich Facetten und viele Grau-Töne gibt. Roy und Carl sind keine Helden im eigentlichen Sinne und obwohl man mit ihnen mitfiebert findet man ihre Taten gleichzeitig auch erschreckend und oft falsch.

Für mich war das Buch ein Wechselbad der Gefühle und es hat mich teilweise echt aufgewühlt. Wie viele Romane gibt es schon, von denen man das sagen kann. Unter diesem Aspekt vergebe ich die volle Punktzahl, da Nesbo es auf kreative Weise geschafft hat, mich zu fesseln und zum Nachdenken zu bringen. Und der Showdown ist auch nicht von schlechten Eltern.

Veröffentlicht am 07.09.2020

Madame Curie

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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Um mich auf die aktuelle Verfilmung des Lebens der Marie Curie vorzubereiten, habe ich mir dieses Buch gekauft und gelesen. Ich bin etwas zwiegespalten, wie es mir gefallen hat. Der Schreibstil ist sehr ...

Um mich auf die aktuelle Verfilmung des Lebens der Marie Curie vorzubereiten, habe ich mir dieses Buch gekauft und gelesen. Ich bin etwas zwiegespalten, wie es mir gefallen hat. Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut lesbar und man kommt Marie auf zwei Zeitebenen persönlich näher. Das hat mir gut gefallen. Weniger gut fand ich die Aufarbeitung der Fakten und der wissenschaftlichen Arbeit. Da nicht das gesamte Leben von Curie erzählt wurde, manches nur am Rande oder am Schluss erwähnt, fehlten mir wichtige Elemente und interessante Einzelheiten. Ich hatte auf eine vollständige Lebensgeschichte gehofft aber es ging wohl explizit darum, dass zu Lebzeiten ihres Mannes ihr Wirken und Schaffen nicht angemessen gewürdigt wurde. Außerdem mochte ich es mal wieder nicht, dass in zwei Zeiten erzählt wurde. Diese Art des Erzählstils liegt mir einfach nicht besonders.

Ein nettes Buch, aber der faszinierenden Frauengestalt und Wissenschaftlerin wurde es meiner Meinung nach nicht gerecht. Wie der Film übrigens auch nicht ganz.

Veröffentlicht am 07.09.2020

solider Trilogieeinstieg

Das Lied des Wolfes
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Als Fan epischer Fantasy habe ich natürlich alle Bücher von Anthony Ryan im Regal. Und war erfreut und überrascht zugleich, dass die Geschichte um Vaelin Al Sorna weitergeht. Ich unterstelle dem Autor ...

Als Fan epischer Fantasy habe ich natürlich alle Bücher von Anthony Ryan im Regal. Und war erfreut und überrascht zugleich, dass die Geschichte um Vaelin Al Sorna weitergeht. Ich unterstelle dem Autor mal nicht, dass ihm nichts mehr einfällt sondern dass er, ähnlich wie seine treuen Leser, an dieser Figur hängt und noch nicht alles erzählt hat, was er erzählen möchte. So wundert es auch nicht, dass Sherin wieder auftaucht und wir wieder hoffen dürfen, dass unser Held doch noch sein Glück finden könnte. Erst gilt es aber erneut einen fürchterlichen Bösewicht und sein grausiges Heer zu bezwingen.

Mir gefällt, wie Ryan erzählt. Ich mag die Rabenschatten-Welt und Vaelin ist ein Protagonist, wie man ihn sich wünscht. Integer, mutig, sperrig. Dieser erste Band lässt sich Zeit, wodurch auch Quereinsteiger sicherlich reinkommen in die Geschichte. Ich hoffe auf einen baldigen zweiten Band der auch gerne im Tempo noch etwas anziehen darf. Solide 4 Sterne und ein Dankeschön für diese schöne Covergestaltung.

Veröffentlicht am 07.09.2020

Leseempfehlung

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Genug mit irgend welchen Vergleichen. Der Klappentext bemüht ein bekanntes amerikanisches Liebesepos und anfangs hing das noch in meinem Kopf und wollte, dass ich das Buch von Theresia Graw daran messe. ...

Genug mit irgend welchen Vergleichen. Der Klappentext bemüht ein bekanntes amerikanisches Liebesepos und anfangs hing das noch in meinem Kopf und wollte, dass ich das Buch von Theresia Graw daran messe. Aber im Laufe der Geschichte habe ich aufgehört zu vergleichen, denn neben jeden Ähnlichkeiten, die es wohl hat ist es auch etwas ganz eigenständiges und darum geht es in meiner Rezension. Um die Eigenständigkeit von "So weit die Störche ziehen."

Als Vielleserin habe ich schon einiges über die Kriegszeiten des zweiten Weltkrieges gelesen. Hunger und Tod, Flucht und Verzweiflung spielen in diesen Büchern natürlich eine große Rolle und wer so etwas nicht lesen mag, der ist hier falsch, denn die Autorin schont ihre Heldinnen und Helden nicht und lässt sie stellvertretend für Millionen Menschen all das erleben, was wir von dieser Zeit erwarten. Aber wichtig ist für die Story, dass es Personen gibt, mit denen man dies miterleben kann. Und hier schöpft Theresia Graw aus dem Vollen und haucht nicht nur der Familie Tardy und ihren Nachbarn und Verwandten, sondern auch marodierenden russischen Soldaten, deutschen Fahnenflüchtingen und polnischen Fronarbeitern Leben ein. Daraus entsteht ein dickes emotionales Geflecht von Beziehungen und menschlichen Schicksalen, welches mich von der ersten Seite an gefangen genommen hat.

Nebenbei gibt es natürlich noch eine große Liebesgeschichte und eine junge Frau, die im Zentrum des Geschehens steht. Eine, die ich mochte, auch wenn sie erst mal ein naives Prinzesschen ist, auch wenn sie so einige Fehler macht und falsche Entscheidungen trifft. Auch wenn sie mit ihren Männergeschichten oft daneben liegt. Man muss sie einfach mögen, weil sie so optimistisch ist und ein großes Herz für Mensch und Tier hat.

Ganz am Ende darf man nochmal den Vergleich heranziehen. Aber es ist ein rundes und gutes Finale und sehr zufrieden habe ich die Buchdeckel zugeklappt. Und es gibt einen zweiten Band. Ich freu mich drauf. Und hoffe, dass dann die Störche wieder durch die Geschichte ziehen.

Veröffentlicht am 07.09.2020

ein wilder Garten

Das Leben ist ein wilder Garten
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"Das Leben ist ein wilder Garten", dieser Titel ist Programm. Erzählt wird episodenhaft aus dem Leben eines Landschaftsgärtners. Dabei wird mal hierhin und mal dahin gehüpft. Mal in der Gegenwart, mal ...

"Das Leben ist ein wilder Garten", dieser Titel ist Programm. Erzählt wird episodenhaft aus dem Leben eines Landschaftsgärtners. Dabei wird mal hierhin und mal dahin gehüpft. Mal in der Gegenwart, mal in der Vergangenheit. Mal treffen wir die Mutter im Altersheim, mal den Kollegen Agon, der zusammengeschlagen wird, mal die Ex-Frau, die ihm immer noch Vorwürfe macht oder die seltsame Tochter.

Der Hauptdarsteller, Carlo, befindet sich an einem Wendepunkt. Er scheint zu erkennen, dass sich etwas ändern muss in seinem Verhalten, denn irgendwie kommt er an die Menschen, die ihm wichtig sind, nicht so richtig ran. Lange hat er emotional auf Sparflamme agiert und das hat sich gerächt. Jetzt muss er neu lernen, dass Nähe nur durch Aufmerksamkeit und Engagement kommt. Man muss seine Beziehungen pflegen, wie einen Garten. Unkraut jäten, Dünger streuen, regelmäßig Gießen. Sonst verwildern die Beziehungen und verkümmern.

Ein stilles und unaufgeregtes Buch. Mich konnte es irgendwie nicht richtig fesseln auch wenn mir die Sprache gefallen hat.